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Titel: Medienzar Murdoch entschied gleich mehrmals, wer in GB regiert, außerdem gegen den Euro, für den Brexit u.a.m. – das nennt man Demokratie (Nr. 3)
Datum: 17. Februar 2021 um 8:50 Uhr
Rubrik: Aktuelles, Audio-Podcast, Erosion der Demokratie, Lobbyismus und politische Korruption, Medienkonzentration, Vermachtung der Medien, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich: Albrecht Müller
Unsere Serie Leben wir wirklich in einer Demokratie? (Nr.1) und (Nr.2.) bekommt zusätzlich neues Material – durch eine 3-teilige Serie von Arte über den Aufstieg der Murdoch-Dynastie. Wer angesichts dieses Materials und vieler anderer Belege noch von westlichen Demokratien spricht, hat nicht verstanden, in welcher kaputten Welt wir leben. Die Videos
sind noch bis 17.3. verfügbar. Ich habe mir letzte Nacht die Nummer 1 angesehen und will in Stichworten berichten. Albrecht Müller.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
Podcast: Play in new window | Download
Der ursprünglich australische Medienzar hat mit seinem auch in Großbritannien aufgebauten Medienimperium die Konservative Margaret Thatcher unterstützt und sie ihn. Das war ein für beide Seiten wirkungsvolles Geschäft und wegen der neoliberalen Agenda beider Personen von Relevanz nicht nur für Großbritannien, sondern auch für den Rest der Welt.
Murdoch hat dann 1997 umgeschaltet, sich mit Tony Blair getroffen, von ihm vor der Unterstützung ein Bekenntnis gegen den Euro verlangt, ihn einschließlich der Labour Party mit seinem ganzen Medien-Imperium unterstützt. Dazu gibt es spannende Passagen bei Minute 22 und Minute 23, auch darüber, wie direkt die Befehle zur politischen Einflussnahme von Murdoch erteilt und von den Redaktionen befolgt wurden.
Tony Blair wurde Premierminister und befolgte Murdochs Wunsch für ein Referendum über den Euro. Es wird sichtbar, dass Blair durchaus wusste, dass er seinen parteipolitischen und persönlichen Erfolg Rupert Murdoch verdankt, Murdochs 3 Millionen Zeitungen und 10 Millionen Lesern pro Tag und zugleich einer ausgefuchsten Meinungsmache in diesen Blättern.
Bildquelle: Thomas Dutour / Shutterstock
Die Auswirkungen dieses Einflusses haben wir nicht nur im Einfluss von Blairs New Labour auf Gerhard Schröders Verständnis von Sozialdemokratie zu spüren bekommen. Murdochs Boulevardblatt Sun hat sich bekanntermaßen auch in die innerparteilichen Personalangelegenheiten der SPD eingemischt und das politische Ende des SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine eingeleitet:
Die “Sun” widmet Oskar Lafontaine eine Titelseite: “Der gefährlichste Mann Europas”
Berliner Zeitung, 26.11.1998 – 00:00 Uhr
Der Film zeigt auch wichtige Hilfspersonen im wirtschaftlichen und politischen Geschäft des Medienzars, herausragend seine Tochter, seine 2 Söhne, Rebekah Wade und Murdochs junge zweite Frau aus China.
Bildquelle: Rena Schild / Shutterstock
Ab Minute 35:50 wird über die enge Beziehung, über die Verflechtung von Politik und Medien philosophiert.
Die enge Verflechtung mit Tony Blair wird dann 2003 bei der Entscheidung Großbritanniens für die Mitwirkung am Irakkrieg sichtbar. Murdoch hat Tony Blair massiv vermittelt, dass Großbritannien an der Seite der USA stehen und in den Krieg eintreten muss, obwohl der britische Premier wissen musste, dass Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen eine gelogene Erfindung waren. Alle Murdoch-Medien unterstützten den Krieg. Die Folgen dieses Krieges im Zeichen der Demokratie sind sogar nach Wikipedia schrecklich.
Alleine die Umstände der Entscheidung für diesen Krieg zeigen, dass wir es nicht mit Demokratien zu tun haben. Von der Mehrheit des Volkes bestimmte Entscheidungen würden anders aussehen. Aber die mit Manipulation zurechtgetrimmte Meinung des Volkes sieht halt auch in sogenannten Demokratien so aus wie die Entscheidung für den Irakkrieg, die Entscheidung für den Krieg in Libyen, in Afghanistan und all den anderen Orten der westlichen Vernichtungsmaschinerie, und ganz aktuell wie die Kampagne gegen Russland.
Der Arte-Beitrag geht auch auf Bestechungsgelder ein. Solche wurden gezahlt. Und es passierte nichts. Murdochs Blätter stehen über dem Gesetz. Sie konnten machen, was sie wollen. Minute 48.
Das Fazit bei Minute 49: Beängstigend für die Demokratie. Die Medien haben die Politik in der Hand.
Und dann reden wir, liebe NachDenkSeiten-Leserinnen und -Leser, von „westlicher Demokratie“ und kommen uns ganz groß vor. Obwohl sonnenklar und belegt ist, dass wichtige Entscheidungen darüber, wer ein Land regiert und ob es zum Beispiel der Eurozone beitreten soll oder aus der Europäischen Union austreten soll, nicht vom Volk, sondern von den Eigentümern der Meinungsmach-Industrie getroffen werden. Das gilt für Großbritannien, für die USA, für andere Länder und auch für uns – in Variation.
Zur Info: In den Teilen Nummer 2 und Nummer 3 der Arte-Serie geht es ähnlich weiter. In Teil 2 steht der Wechsel von Brown (Labour) zum Konservativen Cameron an. Auch dieser Machtwechsel wird von Murdoch gefingert. Alle Macht geht vom Volke aus – dieser schöne Spruch stimmt einfach nicht.
Bildquelle: Maria Sbytova / Shutterstock
Im Teil Nummer 3 geht es wohl um die Unterstützung für Trump. (Das habe ich noch nicht gesehen.) Murdoch ist nicht nur in Australien und Großbritannien tätig. Er bestimmt auch in den USA, in Asien und sonstwo das Geschehen mit.
Der Widerstand des Volkes lässt Murdoch kalt.
Bildquelle: Holli / Shutterstock
Es folgt demnächst „Leben wir wirklich in einer Demokratie? (Nr. 4)“.
Titelbild: Holli / Shutterstock
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