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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Corona-Kanzlerin ratlos.
Datum: 11. Dezember 2020 um 9:00 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Gesundheitspolitik
Verantwortlich: Redaktion
Ein treffender Kommentar von Oskar Lafontaine.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Angela Merkel hat im Bundestag eine emotionale Rede gehalten. „Wenn wir jetzt vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und anschließend es das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, dann werden wir etwas versäumt haben.“ Die Journalisten waren begeistert: Ihre Stimme habe sich überschlagen. So kannten wir sie ja noch nie, hieß es. Aber diese emotionale Rede hilft uns nicht weiter. Wir müssen aus den Erfahrungen lernen und für ein halbes Jahr planen.
Merkel und ihre Corona-Paladine von Spahn und Söder bis Lauterbach, sie können es offensichtlich nicht.
Was wurde versäumt und ist sofort in Angriff zu nehmen?
Das Gegenbeispiel ist Tübingen. In neun Altenheimen mit 1000 Pflegeplätzen gibt es „seit Mai nicht einen einzigen Corona-Fall“, sagt Oberbürgermeister Boris Palmer. Beschäftigte, Bewohner und Besucher von Altenheimen werden dort regelmäßig und kostenlos getestet, und die Einrichtungen mit sicheren FFP2-Masken versorgt. Warum wird außerhalb Tübingens über diesen Weg seit Monaten nur geredet? Und warum haben Merkel, Spahn, Söder und die anderen Entscheider diesen Weg nicht konsequent umgesetzt? Weil es aufgrund dieses Versäumnisses in Deutschland zu immer mehr Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen kommt, sterben auch hier Menschen, mit denen wir nach den Worten der Kanzlerin nicht mehr Weihnachten feiern können.
Und hätten wir solide repräsentative Zahlen darüber, wo sich die Leute anstecken, dann könnte man auch den Lockdown soweit notwendig auf der Grundlage von Daten steuern und begrenzen. Die liegen aber unverzeihlicherweise bis heute nicht vor. Dass die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten von falschen Zahlen und Voraussetzungen ausgehen, zeigt der gescheiterte Lockdown „light“. Sie glaubten wohl, das Virus würde sich saisonal anders verhalten als die Erkältungsviren.
Emotionale Reden helfen nicht.
Nachtrag Donnerstag, 21.30 Uhr:
Mittlerweile hat der Landkreis Tübingen mitgeteilt, dass es in der Stadt Tübingen doch Corona- Fälle bei den über-75-Jährigen gibt, so wurden in dieser Woche sieben Fälle gemeldet, wie der “Tagesspiegel” berichtet.
Titelbild: photocosmos1 / Shutterstock
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