Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Das Merkel-Söder-Prinzip: Je weniger der „Wellenbrecher“ wirkt, umso mehr davon!
Datum: 3. Dezember 2020 um 10:26 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Gesundheitspolitik, Innen- und Gesellschaftspolitik, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich: Albrecht Müller
Gestern wieder, inzwischen in wöchentlichem Abstand, gibt es neue Beschlüsse zur Verlängerung des Teil-Lockdowns. Am 28. Oktober waren die ersten Beschlüsse gefasst worden – gültig für den November. Sie waren als „Wellenbrecher“ bezeichnet worden. 14 Tage später wurden die nächsten Beschlüsse angekündigt und gefasst und dann wieder welche. Und gestern wieder welche. Aufgescheucht von angeblich alarmierenden Todeszahlen des aktuellen Tages und den nicht gebrochenen Inzidenzen. Die angebotene Lösung zum „Wellen brechen“: Verlängerung der Schließung von Restaurants und Hotels und Kultureinrichtungen bis zum 10. Januar. Um wirkliche Probleme zum Beispiel der Gesundheitsämter und ein teures und unfaires Missmanagement im Umgang mit den Intensivbetten kümmert man sich nicht. Um zu erkennen, was gespielt wird, muss man nach dem Motiv fragen. Albrecht Müller.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
Podcast: Play in new window | Download
Verbesserung der Ausgangsposition für die Bundestagswahl 2021
Merkel will im Interesse der CDU/CSU und Söder will im gleichen Interesse und zusätzlich im Interesse seiner Chancen, Kanzlerkandidat der Union zu werden, im Wahljahr sagen können:
Wenn man dieses billige Wahlkampfkalkül in die Analyse des Verhaltens von Merkel, Söder und übrigens auch Laschet nicht einbezieht, dann wird man ihre Corona-Politik nicht richtig verstehen können.
Um die wirklichen Probleme kümmern sich die genannten Führungspersonen viel zu wenig.
Zum Beispiel:
- Die Zahl der im Intensivregister als frei gemeldeten Betten ist immer noch viel zu hoch. Von Krankenhäusern werden freie Intensivbetten gemeldet, die jedoch wegen Personalmangels nicht wirklich genutzt werden können.
- Die von der Bundesregierung ausgelobten Zuschüsse für neu geschaffene Intensivbetten und für freigehaltene Betten haben zu Fehlanreizen geführt.
- Krankenhäuser, die viele Covid-Patienten behandelt haben, hatten dagegen Mehraufwendungen, die nicht vollständig kompensiert wurden.
50.000 € Zuschuss gab es pro Bett. Rund 626 Millionen € hätten die Krankenhäuser seit Beginn der Subvention für Intensivbetten erhalten. Die Freihaltepauschale für Intensivbetten zugunsten von Corona-Erkrankten betrug bis zu 760 € pro Bett und Tag. Insgesamt flossen bis Ende September 2020 knapp 9 Milliarden €. Und dieses Geld floss auch an Krankenhäuser, die die Intensivbetten gemeldet hatten, obwohl sie nicht das Personal verfügbar hatte, um diese Betten zu betreiben.
Auf der anderen Seite wurden Krankenhäuser, die sich intensiv um Corona-Kranke kümmerten, nicht ausreichend unterstützt. Plusminus berichtete, dass darüber ein Streit mit dem Bundesgesundheitsminister Spahn entstanden ist.
Ein weiteres in der Sendung abgehandeltes Problem betrifft junge Menschen, die gerade mit ihrer Berufsausbildung anfangen wollen. Gerade die finanziell weniger gut ausgestatteten jungen Menschen, die Ausbildungsplätze suchen, werden quasi zwangsläufig von ihrer Ausbildungseinrichtung und/oder dem Ausbildungsunternehmen hingehalten. Das wird enorme menschliche und gesellschaftliche Folgen haben. Die „hohe“ Politik hat das nicht im Blick, obwohl das eigentlich eine der dringlichen Aufgaben wäre.
Am kommenden Montag, am 7. Dezember erscheint übrigens die NachDenkSeiten-Dokumentation mit 70 Zeitzeugen zu den Folgen. Hier das Cover:
Dass die Folgen der Corona-Politik bei den politischen Spitzen so wenig beachtet werden, während sie in der Öffentlichkeit immerhin schon mehr und mehr besprochen werden, hat auch etwas mit der zu Anfang formulierten Feststellung zu tun: Angesichts des mit großer Angst besetzten Themas werden die führenden Politikerinnen und Politiker maßgeblich von den zu Anfang dieses Beitrags notierten Motiven bestimmt sein: Was und wie helfen mir die Entscheidungen und Äußerungen zur Corona-Politik bei den kommenden Bundestagswahlen und den zuvor noch anstehenden Landtagswahlen.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=67624