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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 19. Oktober 2020 um 8:20 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (CR/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Lesen Sie dazu bitte auf den NachDenkSeiten: Covid-19-Impfstoffentwicklung – eine Debatte ist dringend nötig, findet aber nicht statt und Corona-Impfstoffentwicklung – zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie lieber erst gar nicht.
Anmerkung Christian Reimann: Der Zustand der SPD-Spitze ist offensichtlich noch schlimmer als ihn Oskar Lafontaine hier beschrieben hat. Auch der Ko-Bundesvorsitzende der SPD richtet Vorwürfe gegen Russland ohne einen Beweis für eine Beteiligung oder gar Täterschaft des russischen Staates im Fall Nawalny vorzutragen. Er „vertraue (…) zu 100 Prozent den Untersuchungsergebnissen der Mediziner und Analysten in Deutschland“. Die haben offenbar lediglich eine Vergiftung, jedoch nichts über die Täterschaft feststellen können. Nehmen Herr Walter-Borjans und die Bundesregierung – insbesondere Bundesaußenminister Maas – die Sorgen der russischen Regierung ernst? Das könnte bezweifelt werden. Vielmehr verfestigt sich der Eindruck, dass das Spitzenpersonal der SPD sich von der Ost-Politik der Brandt-Ära längst verabschiedet hat.
Anmerkung Christian Reimann: Zu befürchten ist auch, dass ein Präsident Biden den Konflikt mit Russland forciert – und von der deutschen Bundesregierung Beistand erwarten könnte. Und den würde er mit den transatlantisch orientierten Einflussagenten und Scharfmachern in und um die Bundesregierung wohl auch erhalten.
Dazu: 6000 Insolvenzen oder mehr: Bundesbank warnt vor Pleitewelle
Deutschlands Notenbank rechnet 2021 mit einem heftigen ersten Quartal. Bundesbank-Vize Buch fordert die Banken auf, die Firmen trotz höherer Kreditausfälle weiter mit Kapital zu versorgen.
Quelle: Handelsblatt
Dazu: Spahn will Befugnisse gegen Reisen während Corona
Zu diesem Zweck könnte eine digitale Einreiseanmeldung eingeführt werden. Das RKI würde die Daten an die jeweils zuständigen Behörden an den Zielorten der Reisenden weiterleiten, heißt es in dem Entwurf, der “ThePioneer” nach eigenen Angaben vorliegt.
Fluglinien sowie Bus- und Bahn-Unternehmen wären verpflichtet, Passagierlisten und Sitzpläne an das RKI weiterzugeben. Ihnen könnte zudem die Personenbeförderung aus Risikogebieten untersagt werden, soweit die Rückreise deutscher Staatsangehöriger weiterhin gesichert ist.
Der Gesetzentwurf wurde bekannt, nur wenige Tage nachdem das RKI darauf hinwies, dass Reisen an sich nur ein geringes Risiko mit sich bringe, sofern die typischen Regeln zu Abstand, Hygiene und Maskennutzung befolgt würden. Auch der Verein der Akkreditierten Labore kritisiert die neuen Reisebeschränkungen ungewöhnlich deutlich und nennt Reisen eine “Pseudo-Gefahr”.
Quelle: airliners.de
Anmerkung Christian Reimann: Geht es Herrn Spahn tatsächlich um den Schutz der Bürgerinnen und Bürger oder nicht doch vielmehr um deren Daten – Stichwort: CommonPass? Bitte lesen Sie dazu auch Der Türöffner: Wie Jens Spahn den gläsernen Patienten herbeiregiert. Bedauerlich ist, dass der Widerstand der SPD sehr bescheiden ausfällt. Der Lobbyismus wird offenbar nicht erkannt. Schlimmer noch: Es sollen dafür „im Infektionsschutzgesetz eine präzisere Rechtsgrundlage und gesetzlich geregelte Standardmaßnahmen“ geschaffen werden.
Obwohl (oder weil?) Herr Spahn kein Mediziner oder Naturwissenschaftler ist, fordert er stets volle Befugnisse für sein Ministerium.
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Die Clips sind wirklich ultrapeinlich. Aber was will man von einer Bundesministerin erwarten, die ihren Gesetzen kindische Namen gibt und alle wirklichen Probleme wegzulächeln versucht? Die strukturellen Probleme – viel zu wenige Pflegekräfte pro zu pflegendem Menschen, die schlechte Bezahlung – werden angesprochen und könnten in der laufenden Tarifrunde gelöst oder zumindest behandelt werden. Stattdessen werden die Pflegekräfte weiterhin mit Applaus und warmen Worten wie “systemrelevant” abgespeist, aber mehr Geld ist angeblich nicht vorhanden. Das Ziel ist also die Verwaltung des extremen Mangels und die Zuführung von noch mehr Frischfleisch zum Verheizen, nachdem diese Strategie (??) schon die letzten 10 Jahre nicht funktioniert hat. Mehr Verachtung für die Pflegekräfte als dieser Müll geht kaum. “Fack ju, Pflege” und “fack ju, Pflegekraft”.
Anmerkung unseres Lesers H.M.: Eine “Reform” a la Julia Klöckner: Kontrollen werden an das vorhandene (unterbesetzte) Personal angepasst, nicht das Personal an die Notwendigkeiten.
Dazu: Und die Upload-Filter kommen doch
Während einer Pandemie und kurz vor der US-Wahl gehen andere Themen leicht unter. Erst recht, wenn sie so sperrig daherkommen wie das “Gesetz zur Anpassung des Urheberrechts an die Erfordernisse des digitalen Binnenmarktes”. Doch der Referentenentwurf des Bundesjustizministeriums verdient einen zweiten Blick. Denn die EU-Urheberrechtsrichtlinie, die Deutschland damit umsetzen will, zählt zu den kontroversesten Gesetzgebungsverfahren der vergangenen Jahre.
Vor anderthalb Jahren brachte die Reform Hunderttausende Menschen auf die Straße. Ihre Proteste drehten sich vor allem um den Begriff Upload-Filter. Wenn Facebook und Youtube erst einmal jeden Inhalt, den Nutzerinnen und Nutzer hochladen, von einer fehleranfälligen Software prüfen lassen müssten, sei die Meinungsfreiheit in Gefahr, kritisierten sie.
Wer damals gewarnt hatte, wird sich heute bestätigt fühlen: Der Referentenentwurf lässt den meisten Plattformen kaum eine andere Wahl, als Upload-Filter einzusetzen. Ausgenommen wären etwa Wikipedia, junge Start-ups und Unternehmen, die weniger als eine Million Euro pro Jahr umsetzen.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Dazu: “Wir sind überall”
In Thailand sind erneut Tausende Regierungskritikerinnen und -kritiker auf die Straße gegangen – trotz eines Versammlungsverbots. Medien berichten von mehr als 20.000 Teilnehmenden. In der Hauptstadt Bangkok forderten sie den Rücktritt von Premierminister Prayut Chan-o-cha.
Die Orte für die Proteste wurden von den Organisatoren erst eine Stunde vor Beginn bekannt gegeben, um Absperrungen durch die Behörden zu verhindern. Auf den Schildern der größtenteils jungen Demonstranten standen Slogans wie: “Ihr könnt uns nicht töten, wir sind überall” und “Hört auf, Menschen zu verletzen”. Mehrere hatten Helme und Gasmasken dabei. (…)
In dem südostasiatischen Land gibt es seit Monaten Massendemonstrationen. Die pro-demokratische Protestbewegung will Neuwahlen und umfassende Reformen erreichen. Darüber hinaus fordert sie eine offene Debatte über die Rolle der Monarchie. Das war dort lange ein Tabu – bei Majestätsbeleidigung droht eine Gefängnisstrafe. König Maha Vajiralongkorn ist derzeit in Bangkok – lebt aber die meiste Zeit in Bayern.
Quelle: tagesschau.de
Guten Morgen,
wir hatten Besuch von Franziska Giffey und Raed Saleh – im Gespräch wird deutlich: Die designierten SPD-Landesvorsitzenden setzen sich von der Politik des amtierenden Senats ab. „Wir entwickeln ein pragmatisches bürgernahes Programm“, sagt Giffey, und: „Wir sprechen mit unseren Themen die Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner an.“ Mit anderen Worten: Ihre Politik soll sich weniger aus der Summe von Partikularinteressen zusammensetzen – für Befindlichkeiten ist da kein Platz. In nahezu allen Bereichen, besonders aber bei den Themen Verkehr und Sicherheit, stellen sich Giffey und Saleh gegen die Politik von Grünen und Linken.
Hier die wichtigsten Punkte im Überblick (das komplette Interview finden Sie heute im Tagesspiegel):
+ Bauen, Wohnen, Mobilität und Verkehr (bisher zwischen Grünen und Linken aufgeteilt) wollen Giffey und Saleh zu einer Superverwaltung zusammenfassen – und bei Verhandlungen für sich beanspruchen. Saleh: „Das ist für uns ein Schlüsselressort.“
+ Als Metropolenregion soll Berlin auch „in die Breite“ wachsen. Giffey sieht Parallelen zur Entwicklung Berlins vor 100 Jahren, als die Stadt U-Bahnverbindungen „auf dem freien Feld“ plante: „Und genau das Gleiche müssen wir heute tun.“ Damit, so Giffey, würde auch der Wohnungsmarkt in den Innenstadtbezirken entlastet. Saleh fordert zudem, Berlin müsse jetzt „bauen, bauen, bauen“. Den Mietendeckel wollen beide nach fünf Jahren durch einen neuen Mietspiegel ersetzen.
+ Zu alternativen Wohnprojekten sagt Giffey: „Wer eine Stadt für alle will, der muss gegenseitigen Respekt zur Grundlage für das Zusammenleben machen. Und nicht alles, was die Bezirksbürgermeisterin der Grünen in Friedrichshain als alternatives Wohnprojekt verteidigt, ist einem respektvollen und guten Zusammenleben zuträglich.“
+ Der Szene rund um die Rigaer Straße will Saleh „Intervention, harte Regeln, harte Maßnahmen“ entgegensetzen, und Giffey sagt: „Wer durch die Stadt marodiert, alles vollschmiert, Scheiben zertrümmert, Autos anzündet, Menschen verletzt, kann das nicht damit rechtfertigen, sich für faire Mieten oder bezahlbaren Wohnraum einzusetzen.“
+ Ein „sozialdemokratischer Sicherheitsbegriff“ soll sich durchsetzen, und das bedeutet für Giffey und Saleh: „Wir schaffen Sicherheit für diejenigen, die sie sich nicht kaufen können.“
+ Der Wirtschaft wird der rote Teppich ausgerollt: „Unser Signal, unsere Botschaft an die Wirtschaft ist: Ihr seid uns herzlich willkommen.“ (Saleh) „Es geht uns insgesamt darum, eine Entwicklung voranzutreiben, in der die Wirtschaft nicht als Gegner, sondern als Partner betrachtet wird.“ (Giffey)
+ Zu den Karstadt-Plänen am Herrmannplatz: „Der Neubau nach historischem Vorbild wäre einfach großartig für die Stadt. Wir setzen uns dafür ein, dass so ein Projekt nicht als störend für den Kiez gesehen wird, sondern unter den richtigen Bedingungen eine echte Chance für den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Entwicklung des ganzen Stadtteils darstellt.“ (Giffey)
+ Zur Diskussion über eine Verwaltungsreform: Giffey hält nichts von einer Zentralisierung, Saleh nichts von einem Vetorecht der Bezirksbürgermeister. Die designierte Spitzenkandidatin hält vor allem eine bessere Bezahlung der Bediensteten und eine bessere Ausstattung der Diensträume für nötig: „Wenn Sie sich anschauen, wie die Jobcenter, die Bürgerämter und die Polizeistationen teilweise aussehen, da sagt niemand: Wow, cool hier zu arbeiten.“
+ Zur Mentalität der Verwaltung sagt Giffey: „Ich kenne unglaublich viele Menschen, die in der Berliner Verwaltung hochmotiviert sind und hervorragende Arbeit leisten.“ Aber natürlich gibt es ein Aber: „Die ehernen Grundsätze der Verwaltung ‚Das haben wir doch schon immer so gemacht‘ und ‚Da könnte ja jeder kommen‘ müssen überwunden werden. Und das ist eine Frage von Führung und Haltung.“
+ In der Bildungspolitik gibt Giffey das Ziel aus, dass Berlin „die Nummer 1 bei der digitalen Schule wird – und zwar sowohl bei der Ausstattung als auch bei der Medienkompetenz.“
Das alles birgt jede Menge koalitionäres Konfliktpotenzial, auch in der eigenen Partei, vor allem aber mit den Grünen. Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann kommentierte die jüngsten Äußerungen Giffeys zur Wirtschaft so: „Dieser deutlich neoliberale Spin ist durchaus überraschend für eine sozialdemokratische Spitzenkandidatin.“ Sie meint Vorbereitungen für eine neue rot-schwarze Koalition zu erkennen. Eine klare Abgrenzung zu den Grünen wird auch deutlich im aktuellen Podcast von Saleh – sein Gast diesmal, unter dem Titel „Klartext“: der Abgeordnete Sven Kohlmeier. Die autofreie Innenstadt ist jedenfalls kein Ziel von Giffey und Saleh, eine City-Maut lehnen sie ab. Stattdessen setzten sie sich, auch hier im Einklang mit der CDU, für einen massiven Ausbau der U-Bahn außerhalb des S-Bahnrings ein – der wiederum von Grünen und Linken abgelehnt wird. Dazu würde uns auch Ihre Meinung interessieren: […]
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