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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Leserbriefe zu „„Heute Show“ und „Extra 3“: Ganz vorne gegen Russen und LINKE“
Datum: 18. September 2020 um 14:21 Uhr
Rubrik: Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Leserbriefe, Medienkritik, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich: Redaktion
In diesem Beitrag hat sich Tobias Riegel mit öffentlich-rechtlichen Satiresendungen – namentlich „Heute Show“ und „Extra 3“ – befasst und kritisiert deren Umgang mit Russland sowie mit Politikern der Partei Die Linke. Er stellt fest, dass diese Sendungen die Definition ihrer Kunstform auf den Kopf stellen. Anstatt die Herrschenden zu kritisieren, wirken sie wie Unterstützer von Kampagnen der Regierung und großer Medienkonzerne.
Zahlreiche Leserinnen und Leser der NachDenkSeiten haben uns eine Email mit ihren Eindrücken und Wahrnehmungen gesendet. Die Meinungen gehen auseinander. Für die Antworten bedanken wir uns sehr. Hier folgt nun eine Auswahl der eingereichten Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Liebes Team der Nachdenkseiten, hallo Herr Riegel,
bezüglich Ihres Artikels „„Heute Show“ und „Extra Drei“: Ganz vorne gegen Russen und LINKE“ ergibt sich für mich ein merkwürdiges Phänomen bzw. Paradoxon. Ich kritisiere ebenso sehr scharf unsere Regierung in Anbetracht dessen, wie sie den angeblichen Oppositionellen Nawalny instrumentalisieren und damit gegen Russland hetzen. Da wird mithilfe dieser Person Stimmung gemacht und gleichzeitig auf jeden eingedroschen, der dazu eine differenziertere Meinung hat, was gerade jetzt auch die Linke zu spüren bekommt. Aber jetzt zum Paradoxon. Ich gehöre ebenso zu einem sehr starken Gegner der Corona-Maßnahmen unserer Regierung, war auf diversen Demonstrationen und war mehrfach extremen Einschüchterungen der Antifa ausgesetzt, die ich äußerst befremdlich empfand! Und es sind gerade linke Gruppierungen (SPD, die Linke u.a.) die gegen jedweden hetzen, der eine kritische Meinung zur Corona-Krise hat und dabei extremes und tlw. hasserfülltes Vokabular gegen die Kritiker und Demonstranten äußern, von „harmlosen“ Begriffen wie Verschwörungstheoretiker oder Aluhut-Träger bis hin zu herabwürdigenden und die Persönlichkeit verletzenden Worten wie Corona-Leugner, Covidiot, Rassist, Nazi und sogar Massenmörder! Gerade die Partei die Linke, die jetzt beim Fall Nawalny starken Anfeindungen ausgesetzt ist, praktiziert das Gleiche aber gegen jeden Kritiker der Corona-Maßnahmen und gegen die Demonstranten. Und gerade linke Bewegungen sollten doch aus der Geschichte heraus bestens Bescheid wissen, was es heißt, angefeindet, unterdrückt und bekämpft zu werden. Ich würde mir da so sehr wünschen, dass die Linke, die sich so engagiert im Falle Nawalny äußert, auch den Mut aufbringen würden, auch mal mit den Leuten auf den Querdenken-Demos bzw. mit Corona-Maßnahmen-Kritikern zu reden. Ich als langjähriger Wähler der Partie „die Linke“ würde mir das so wünschen und auch gerne mit den Leuten von „die Linke“ in Kontakt treten.
Viele Grüße
Torsten Miertsch
2. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Riegel,
wir bekommen ein Verblödungsprogramm vorgesetzt, das immer unerträglicher wird! Menschen, fern jeden Anstandes, die ihre Dummheit, ihre Dreistigkeiten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen absondern, gefeiert, schamlos entlohnt werden oder eine kleine Aufwandsentschädigung bekommen, wenn sie zu den Ausgenutzten gehören; von den Privaten will ich gar nicht reden.
Nun zu den Satire-“Erfüllern“, die ganz im Sinne der gleichgeschalteten Fernsehmacher von ARD und ZDF ihre Show abliefern.
Es war einmal und kam nicht wieder! Aus einer Satirelandschaft wurde eine Satireödnis, farblos, hirnlos, weichgespült bis schamlos manipulativ! Urban Priol, Hagen Rether, die zähle ich nicht dazu.
Meine Generation schätzte noch bissiges politisches Kabarett z.B.: „Münchner-Lach und Schießgesellschaft” oder später „Scheibenwischer“. Der Bayerische Rundfunk, der sprach ein Sendeverbot aus, das sagt doch alles! Hier ein Zitat von Dieter Hildebrandt: Die ARD macht sich in jede Hose, die man ihr hinhält, dem kann ich nur zustimmen!
Der ZDF-Slogan: „Mir dem Zweiten sieht man besser“, da kommen mir die Tränen!
Wo bleibt da die Verantwortung der Macher – Bildungsauftrag etc.? Kümmern sie sich um die Zukunft der nächsten Generation?
Nur am Rande, wenn überhaupt!
Und ich muss den „Schrott“ finanzieren – mit meinen Fernsehgebühren!
Mit freundlichen Grüßen
M.R.
3. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Riegel,
bei Extra 3 geht das mit dem Holzhammer auf Russland leider schon mindestens seit 2015. Ich hatte vor ein bis zwei Jahren mal alle Sendungen von 2015 bis 2019 in der Mediathek gesehen und in der Zeit ist es auch öfter vorgekommen das in den Sendungen über Russland in unlustiger Art und Weise hergezogen worden ist. Nicht nur durch die Figur der Katja Kreml, sondern ganz allgemein. Die LINKE wird auch schon länger bei Extra 3 in einer Art und Weise diffamiert, die nicht lustig ist.
Das einige Kabarettisten, wie Sie schreiben, als Unterstützer von Regierung und großen Medien fungieren, finde ich ziemlich traurig, wenn nicht sogar bedenklich.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Haack
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Riegel,
so sehr ich Ihre Kritik an der besagten Heute-Show nachvollziehen kann. Aber damit war es ja noch nicht zu Ende. In der anschließenden Kultursendung “Aspekte” ging das immer noch weiter, und es wurde auch gleich noch die kulturelle Zusammenarbeit mit Rußland in Frage gestellt.
Und äußern durfte sich dazu unter anderem Marie-Luise Beck, die uns aber aus naheliegenden Gründen nicht als Mitglied der “Integrity Initiative” vorgestellt wurde.
zdf.de/kultur/aspekte/aspekte-vom-11-september-2020-100.html
C. Meyer
5. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Riegel,
ich habe in den NDS Ihren Beitrag zu den o.g. Satire-Sendungen gelesen.
Zumindest die „Heute Show“ vom 11. September habe versucht mir anzuschauen. Musste dann aber meinen Fernseher ausschalten. Was Herr Welke da von sich gegeben hat, war nicht zum Ansehen.
Ich bin also zur gleichen Einschätzung zum Inhalt dieser sogenannten Satire Show wie Sie gekommen, noch bevor ich Ihren Artikel gelesen hatte. Im Übrigen kann bei dieser Sendung und auch bei Extra 3 nicht mehr von Qualitätsjournalismus Gesprochen werden.
Was mich aber auch sehr interessiert ist die Frage, ob Sie die Macher dieser oder anderer Sendungen (z.B. Tagesschau), oder auch Politiker anschreiben und mal eine Art Diskussionen mit diesen führen.
Ich habe schon mehrfach Fernsehsender oder Verantwortliche bestimmter Sendungen, oder auch Politiker angeschrieben und um eine Stellungnahme zu geäußerten Meinungen gebeten. Antwort bekomme ich nur sehr selten.
(Anmerkung: außer von Herrn Röttgen, muss ich sagen, wenn ich auch seine Meinung zu Nord Stream 2, oder zur US-Diktatur nicht teile)
Ich frage das deshalb, weil ich meine, dass die Leser der NDS auch nur ein „kleiner Kreis“ interessierter Personen ist.
Mir fehlt irgendwie eine Außenwirkung der guten und sehr guten Analysen gesellschaftlicher Zusammenhänge und Anderes die auf den NDS zu lesen sind.
Mit Freundlichen Grüßen
Ulrich Kleinecke
6. Leserbrief
Liebes Nachdenkseiten-Team,
vielen Dank für den Beitrag „Heute Show“ und „Extra 3“: Ganz vorne gegen Russen und LINKE.
Es ist höchst bedenklich, dass in Unterhaltungssendungen ein einseitiges Bild zu Russland, China und Querdenken-Protestbewegung vermittelt wird. Noch bedenklicher aus meiner Sicht ist allerdings, dass vermeintlich seriöse Medien diese Einseitigkeit an den Tag legen.
Auf der Suche nach kritischen Berichten zu Navalny bin ich auf folgenden Beitrag des Deutschlandfunk gestoßen.
Putin und die erwachende Opposition
Russland will Veränderungen
Von Gesine Dornblüth, Deutschlandfunk
Dieser Beitrag stammt vom 31.12.2011, ist aber auf der Webseite des DLF leider nicht mehr abrufbar. Immerhin gibt es ihn noch im Internet-Archiv.
Die Autorin berichtet über Nawalny folgendes:
“Nawalny wurde als kremlkritischer Blogger und Kämpfer gegen Korruption bekannt. Er prägte den Spitznamen der Putin-Partei “Einiges Russland”, der da lautet: “Partei der Gauner und Diebe”. Aber: Nawalny ist ein Nationalist. In einem Internetvideo wirbt er für die Legalisierung von Waffen und vergleicht Kaukasier mit Kakerlaken. Mehrfach schon nahm Nawalny an dem alljährlich stattfindenden “Russischen Marsch” der Rechtsextremen teil. Faschisten preisen Navalny als den ihren. Dieser Mann hat gerade angekündigt, eine Partei zu gründen und um den Posten des Präsidenten zu kämpfen, noch nicht bei der Wahl im kommenden März, aber später. Er hätte gute Chancen. Der Slogan “Russland den Russen” ist längst salonfähig.
Auch bei den Protesten in Moskau am 24. Dezember waren die schwarz-gelb-weißen Fahnen der Nationalisten unübersehbar. Eine Umfrage des renommierten Levada-Instituts unter den Teilnehmern ergab: Jeder fünfte würde Nawalny zum Präsidenten wählen. Mehr Sympathien erhielt niemand, weder Politiker aus dem liberalen Spektrum noch Künstler oder Intellektuelle. Es steht zu befürchten: Wenn dieser Rassist Macht bekommt, dann werden die Opfer keineswegs nur die “Gauner und Diebe” in den Amts- und Parteistuben sein, sondern es wird auch Andersdenkende und anders Aussehende treffen.”
Der Artikel bedient zwar das typische Framing über Putin, liefert aber ein m.E. ein differenziertes Bild des russischen „Oppositionsführer“ als man es derzeit in den Mainstream-medien gewohnt ist.
BTW: Es ist nicht das erste Mal, dass der Deutschlandfunk Artikel löscht bzw. ändert.
Der 2017 im Deutschlandfunk erschienene Beitrag „Unabhängigkeit der Weltgesundheitsorganisation gefährdet: Was gesund ist, bestimmt Bill Gates“ heißt nun „Unabhängigkeit der Weltgesundheitsorganisation: Das Dilemma der WHO“.
Auf die Änderung der Überschrift wird der Leser mit folgendem Hinweis informiert: “Anmerkung vom 07.05.2020: Wir haben die Überschrift präzisiert.“
Immerhin ist der kritische Text nicht verändert worden, der im Wesentlichen zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie Rudolph Bauer in dem Nachdenkseiten-Artikel “Sind Bill Gates und Warren Buffett Sozialisten?“ kommt.
Mit freundlichen Grüßen
Kai Schmerer
7. Leserbrief
Guten Tag Herr Riegel,
Vorab möchte ich sagen, dass ich noch nie einen Fernseher besessen habe.
Meine Abende habe ich früher mit Büchern und in den letzten Jahren mehr und mehr mit dem Internet und dabei hauptsächlich den Mediatheken gestaltet und dabei haben Sendungen des politischen Kabaretts immer eine recht große Rolle gespielt.
Aber in der letzten Zeit verschwinden immer mehr solcher Sendungen ‘aus dem Angebot’:
Und: Ja, sie ist prinzipiell ein Hoffnungsschimmer.
Und was bleibt? …… noch?
Herr Schleich, naja und witziger Weise einige andere Sendungen des Bayrischen Rundfunks. Ausgerechnet der Sender, der vor Jahrzehnten die Austrahlung einer Kabarettsendung (Thema Tschernobyl) verboten hatte.
Sind politisches Kabarett & Co dabei in Rente zu gehen, bzw. gegangen zu werden?
Wird es einen Werner Finck des 20ten Jahrhunderts geben? Es wäre schön denn ich werde das Gefühl nicht los, dass wir ihn brauchen würden.
Danke für Ihren Artikel, der mir ‘aus dem Herzen gesprochen hat’
Mit freundlichen Grüßen
Angelika Fassauer
8. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Riegel,
dass Sie mit Satire Ihr Problem haben, hatten Sie ja schon mit der Kritik an Florian Schröders angeblich „irrtümlicher“ Einladung zur Querdenker-Demo in Stuttgart offenbart. Und daher schreiben Sie „Satire“ und „Kabarettisten“ in Anführungszeichen – so wie einst die Bildzeitung die „DDR“.
Was darf die Satire?, fragte schon Kurt Tucholsky, und seine schlichte Antwort: „Alles“.
Typische Stilmittel der Satire – das sollte ein normaler Bildungsbürger eigentlich erkennen – sind Übertreibung oder Bagatellisierung, die bewusste Steigerung ins Lächerliche oder Absurde.
Ob Sie sich persönlich durch Extra 3 oder Heute Show diffamiert fühlen, kann ich natürlich nicht beurteilen und bleibt Ihrer Empfindsamkeit überlassen. Aushalten sollte man das aber schon. Dass Sie aber von öffentlich-rechtlichen „Satirikern“ schwadronieren, lässt bei mir die Vermutung ihres Glaubens an eine gleichgeschaltete Verschwörung aufkeimen. Da ist es bis zu einer Forderung nach Streichung der öffentlich-rechtlichen „Zwangsgebühren“ nicht mehr weit. Und dann fordern Sie die Rückkehr zu Logik und „gesundem Menschenverstand“. Wirklich? Damit hatten wir in Deutschland historisch ja schon immer so unsere einschlägigen Erfahrungen.
Und was die Sache mit Nawalny angeht: Warum versucht der Umkreis der „Nachdenkseiten“ den Vorgang der Vergiftung zu relativieren? Alles nicht bewiesen; außerdem sei er ja politisch unbedeutend, ja sogar ein Nationalist (der lupenreine Demokrat Putin natürlich nicht) usw. Macht es das dann weniger schlimm?
All die Opfer von Politkowskaja bis Nawalny nur unglückliche, dumme Zufälle?
Um es abschließend klar zu stellen: Ich habe überhaupt nichts gegen Russland oder gar gegen das russische Volk. Ich befürworte sogar die Ostpolitik einer Verständigung mit Russland. Aber ich erlaube mir getreu dem Motto der „Nachdenkseiten“ meinen eigenen Verstand zu nutzen, alles zu hinterfragen – sogar die Nachdenkseiten – und ich bin kein naives Opfer einer gleichgeschalteten Kampfpresse.
Mit freundlichem Gruß
Klaus-Ulrich Blumenstock
9. Leserbrief
Lieber Herr Riegel,
Ihr Artikel spricht mir aus der Seele. Die Anbiederei der Herren Welke und Ehring an die Mächtigen und den „gut-bürgerlichen“ Mainstream kann ich kaum noch ertragen.
Hat das politische Kabarett früher die Missetaten der Herrschenden offen gelegt und diese verspottet, so werden in diesen Sendungen die Gegner der Herrschenden verspottet.
Da ist nicht Satire oder politisches Kabarett sondern nur dumpfe Regierungs-Propaganda.
Vor Jahren hatte bereits Volker Pispers erwähnt, dass zahlreiche Menschen nicht „Krieg gegen die Paläste, sondern Krieg gegen die Hütten führen.“ Zu mehr reicht es bei Ihnen nicht.
Besonders die plumpe Verunglimpfung der Teilnehmer der Grundrechte-Demonstrationen seitens Herrn Ehring in der letzten Woche war (wieder) ein besonderes Beispiel dafür.
Die ritualisierte Russen-Hetze ist ja praktisch immer dabei.
Grüße
Hermann Jahns
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