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Titel: Mäßigung im Ton wäre schön. Über eine unnötig scharfe Abrechnung mit Impfkritikern
Datum: 13. Juli 2020 um 13:00 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Gesundheitspolitik, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Medienkritik
Verantwortlich: Redaktion
Gut, man kann das machen: alle Menschen, die bei den Grünen sind, als Rudolf-Steiner-Anhänger etikettieren, man kann auch alle Menschen, die sich Gedanken über die Sinnhaftigkeit einer Corona-Impfung machen, als Esoteriker oder sonst irgendwie nicht von dieser Welt etikettieren und man kann eine ganze Stadt und deren Bewohner in einen Topf werfen, den großen Quirl herausholen und Stuttgarter, Grüne, Impfgegner, Anthroposophen, Querdenker, Antisemiten, Nazis kräftig durchmischen. Irgendwas Negatives wird da an irgendwem schon hängenbleiben. Anette Sorg.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Kann man machen. Sollte man aber als Journalist unterlassen. Dietrich Krauß hat in einem Artikel, der am Donnerstag letzter Woche bei der Kontextwochenzeitung erschienen ist, genau das versucht.
Obwohl ich Dietrich Krauß sehr schätze, insbesondere auch für seine Verdienste um die Aufklärung über die falschen Weichenstellungen in der Rentenpolitik der letzten Jahrzehnte, kann ich seinen Artikel nicht unwidersprochen lassen. Diese (neuen) Differenzen überraschen und verwirren, scheinen aber Ausdruck einer tiefgreifenden Spaltung zwischen ehemals sich politisch nahestehenden Menschen zu sein.
Auch andere Fachleute , wie Prof. Stefan Hockertz, kann man bei der inhaltlichen Auseinandersetzung ignorieren, wie YouTube das wieder einmal (sich auf immer noch unbekannte Community-Richtlinien berufend) getan hat und Dietrich Krauß es ebenfalls tut. Hier das Interview mit Prof. Hockertz.
Er ist kein Impfgegner, kein Verschwörungstheoretiker. Er ist Immunologe und Toxikologe und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit den segensreichen Wirkungen von Impfungen, aber auch mit Risiken und Nebenwirkungen. Wer das Gespräch angehört hat und immer noch auf die RNA-Impfung als Erlösung aus der „Pandemie“ hofft, der wird bereits eine hohe Immunität besitzen. Gegen Fakten.
Auch die Einlassungen dieser Gruppierung für „individuelle Impfentscheidung“ sollten doch mindestens nachdenklich machen.
Deren Positionspapier zur COVID-19-Impfung wird zur Lektüre empfohlen.
Und wem das alles zu wenig „öffentlich-rechtlich“ ist, der findet zum Thema RNA-Impfungen auch einen erhellenden Beitrag bei Quarks (WDR): Darum sollten wir nicht auf einen Impfstoff warten.
Doch zurück zum Kontext-Artikel: Wenn Dietrich Krauß beispielsweise über die Lebensreformerbewegung abwertend schreibt:
„Die modernen Arzneien heißen Luft, Sonne, Wasser und giftfreie Diät, schrieb Heinrich Molenaar, der Präsident des Impfgegner-Bundes. Als Gift erscheinen dagegen Schmutz und Lärm der Stadt, Rausch- und Genussmittel, Medikamentensucht der Schulmedizin, kurz alles Künstliche der Moderne“
stellt sich die Frage, ob er das tatsächlich für kompletten Blödsinn hält. Das wäre äußerst schade, denn damit befände er sich ja im Widerspruch zu den meisten Medizinern, die all das entweder als das Immunsystem stärkend (Luft, Sonne, Wasser, gesunde Ernährung, Bewegung,….) oder als das Immunsystem schädigend (Medikamente, Lärm, Schmutz, Rausch- und Genussmittel,…) darstellen. Ist es nur deshalb falsch, weil es die „falschen“ Menschen aussprechen?
Ein Leserbriefschreiber von „Kontext“ kritisiert:
„Dass es einen engen Zusammenhang zwischen Immunsystem und Seele gibt, zeigt übrigens die Psychoneuroimmunologie, deren Erkenntnisse Herr Krauß ebenfalls lieber unter den Tisch fallen lässt – mitsamt der Tatsache, dass es sehr wohl sinnvoll ist, sich zur Stärkung des Immunsystems »dem Sonnenlicht auszusetzen«, weil dadurch nämlich Vitamin D im Körper gebildet wird und die T-Zellen aktiviert werden. Sachliche Informationen dieser Art könnten die Leser freilich nur verwirren.“
Selbst als Mensch, der Rudolf Steiner und seine Theorien durchaus mit kritischer Distanz betrachtet, möchte man sich nach Lektüre des Artikels schützend vor die angegriffene Gruppierung stellen. Ich bin keine Psychologin und kann das nicht vernünftig einordnen, aber derartig hasserfüllte Tiraden machen mir Angst. Weil sie meines Erachtens ein Symptom sind. Ein Symptom für das, was derzeit in unserer Gesellschaft abgeht. Toleranz? Ja, gerne. Aber nur mit den Richtig-Gläubigen. Und wer die Richtig-Gläubigen sind, das entscheidet hier Dietrich Krauß und anderswo die Tagesschau oder der Antisemitismusbeauftragte Klein, Frau Kahane, Correctiv oder andere selbsternannte oder institutionalisierte Faktenchecker.
Wie viele Steiner-Anhänger gibt es in Deutschland? Wie viele echte Impfgegner? Wie viele Verschwurbelte? Und vor allen Dingen: Welchen politischen Einfluss nehmen sie in Stuttgart und Berlin? Stuttgart 21 mag man teilweise den Grünen anlasten, die Anthroposophen sind daran sicher ziemlich unschuldig. Wie groß muss die Angst der vermeintlich Richtig-Gläubigen sein, wenn schon so übersichtliche und einflussarme Gruppierungen derartige Beißreflexe auslösen?
Bekennende Anthroposophen wie der Kinderbuchautor Michael Ende, der Konfliktforscher Friedrich Glasl sowie der Begründer der dm-Drogeriemarktkette Götz Werner werden sich wahlweise im Grab umdrehen oder verständnislos mit dem Kopf schütteln, wenn sie diesen Rundumschlag gegen die Rudolf-Steiner-Ideologie zur Kenntnis nehmen.
Ich verlasse mich beim Thema „Impfen“ gerne auf Immunologen wie Herrn Professor Hockertz, auf meine Hausärztin und auf meinen (hoffentlich) gesunden Menschenverstand und natürlich in Teilen auch auf mein Immunsystem.
Es wird interessant sein, zu beobachten, ob diejenigen, die jetzt das Hohelied der Impfung singen, die Ersten sein werden, die sich oder ihre Kinder freiwillig gegen das Corona-Virus impfen lassen, wenn ein wie auch immer gearteter Impfstoff auf dem Markt sein wird.
Titelbild: solarseven / Shutterstock
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