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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 15. Juli 2010 um 8:53 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante aktuelle Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen. Heute u. a. zu folgenden Themen: die spanische Reconquista im 21. Jahrhundert, Leiharbeit: FDP bewegt sich, Klinikum verletzt Sorgfaltspflicht, Herzprobleme durch Diabetesmittel Avandia, Finanzüberwachung im Binnenmarkt, Planspiel Börse, Oberste Richter zwingen Senat zu mehr Transparenz, das Sparen kommt bei den Bürgern an, OB rechnet mit mehr Protesten, SPD räumt Mitverantwortung für soziale Schieflage ein, IMK: Nicht nur öffentliche, auch private Verschuldung zählt, “Der bisherige Mechanismus kann Krisen nicht verhindern”, Ballverlust – Südafrika nach dem Abpfiff, NRW hat neue Regierung, Stadt Köln will umstrittene Messehallen zurückkaufen, wider die Tarifeinheitsfront, die falschen Versprechen der Atompolitik, Länder dürfen über Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen entscheiden, Ohnmachtserklärung aus Brüssel, SPD: Konsequenzen aus den Missbrauchsfällen in Institutionen , eine Frauenquote für Aufsichtsräte, Bertelsmann: Das heimliche Ministerium, Linksextremismus, Übrigens, zu guter Letzt. Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert. (RS/WL)
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung unseres Lesers G.K.: Für die wachsende Zahl der Leiharbeiter steht zu befürchten, daß der FDP-Vorschlag tatsächlich nur “weiße Salbe” bedeutet. Da die höhere Leiharbeitnehmer-Entlohnung erst nach der Probezeit und einer von der FDP noch nicht näher spezifizierten Übergangszeit gelten soll, steht zu vermuten, daß wegen der häufig sehr kurzen Beschäftigungsverhältnisse (mehr als die Hälfte dauert nicht einmal drei Monate) nur wenige Leiharbeitnehmer von einem höheren Lohn profitieren würden. Zudem besteht die Gefahr, daß die Zeitarbeitsbranche diese Regelung durch ein häufigeres Rotieren der Leiharbeitnehmer zwischen unterschiedlichen Unternehmen unterlaufen würde. Dieses Hintertürchen zu Gunsten der Zeitarbeitsbranche wurde von der FDP möglicherweise mit voller Absicht offen gelassen. Das ganze Sinnen und Trachten der FDP zielt auf die Verhinderung eines Mindestlohns für die Leiharbeitnehmer.
Anmerkung: Dahinter steckt der Deutsche Sparkassenverlag.
Anmerkung WL: Da wird oben von „mehr Netto vom Brutto“ gesprochen und beim Bürger und vor allem bei den Eltern fallen höhere Gebühren an.
Dazu:
Anmerkung WL: An die Kritik der Hartz-Gesetze, als die strategische Weiche hin zu Lohndruck und prekärer Beschäftigung und damit auch zur Umverteilung von unten nach oben traut sich Gabriel mit seiner Selbstkritik aber immer noch nicht heran.
IMK: Euro-Stabilitätspakt funktioniert nur auf neuer methodischer Grundlage
Die dringend notwendige Reform des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts (SWP) kann nur gelingen, wenn die Verengung auf die Staatsfinanzen durch einen neuen methodischen Ansatz abgelöst wird. Statt sich wie bisher lediglich auf zwei isolierte Kenngrößen – die Defizitgrenze von drei Prozent und die öffentliche Schuldenstandsquote – zu stützen, muss die Finanzsituation von Staat und Privatsektor in einem EU-Land künftig gemeinsam analysiert werden. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung in einer neuen Untersuchung. Ein guter Indikator dafür ist die nationale Leistungsbilanz, deren Saldo sich in einem Korridor zwischen plus zwei und minus zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bewegen sollte (mehr zum IMK-Reformvorschlag oben). Die Wissenschaftler warnen davor, an den “falschen Regeln des gescheiterten aktuellen Pakts festzuhalten”, diese nur verbindlicher durchzusetzen und damit alle EU-Länder gleichzeitig auf einen Sparkurs zu verpflichten: “Kurzfristig drohten dem Euroraum ein konjunktureller Rückschlag und ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit. Längerfristig wäre ein Auseinanderbrechen der Währungsunion zu befürchten”, schreiben die Ökonomen im heute veröffentlichten IMK Report. Die aktuellen Reformvorschläge aus EU-Kommission und Europäischer Zentralbank gingen in die falsche Richtung.
“Wir führen keine abgehobene Methodendebatte”, sagt Prof. Dr. Gustav A. Horn, der Wissenschaftliche Direktor des IMK. “Es geht um unser Geld, um die Zukunft unserer gemeinsamen Währung. Wir stehen vor den Trümmern eines Stabilitätspakts, der die dramatische Krise der Eurozone nicht verhindern konnte. Und das lag nicht daran, dass er nicht streng genug ist, um eine unsolide Haushaltspolitik zu bremsen. Dieser populäre Eindruck bildet allenfalls ein Nebenproblem ab, das in einzelnen Ländern bestand. Das Hauptproblem ist ein ganz anderes: Wir haben Stabilität und Wachstum der Eurozone mit einem Mechanismus absichern wollen, der dazu gar nicht in der Lage ist, weil er entscheidende wirtschaftliche Ungleichgewichte ausblendet. Der Euro-Wachhund ist blind. Das muss sich ändern, sonst ist die nächste Krise vorprogrammiert.”
– Das populäre Bild vom “Schuldenstaat” trifft nicht zu –
Hintergrund: Die Wissenschaftler können bei einer umfangreichen Analyse der jüngsten Euro-Krise und ihrer Vorgeschichte “keinerlei systematischen Zusammenhang” entdecken zwischen dem Staatsdefizit oder der öffentlichen Schuldenstandsquote eines Mitgliedslandes und dem potenziellen Risiko, das dieses für die Stabilität der Währungsunion darstellt. Schon das vermeintlich klare Bild von den “Schuldenstaaten” stimmt nicht, zeigen die Forscher.
So sanken in Spanien und Irland – an den Finanzmärkten gegenwärtig als Risikostaaten gehandelt – zwischen dem Beginn der Währungsunion und dem Ausbruch der Finanzkrise die öffentlichen Schuldenstände deutlich: In Irland ging die Quote zwischen 1999 und 2007 zurück von 49 Prozent des BIP auf 25 Prozent. In Spanien sank sie von 62 Prozent auf 36 Prozent. Dementsprechend erzielte der irische Staat mit Ausnahme des Jahres 2002 stets Haushaltsüberschüsse, der spanische immerhin von 2005 bis 2007. Dieses nach den Regeln des Euro-Pakts “gleichsam mustergültige Verhalten” der Fiskalpolitik wurde aber begleitet von einer wachsenden Verschuldung des Privatsektors und einer sinkenden internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Unter dem Strich wuchsen in Irland und Spanien, wie auch in Griechenland und Portugal, die Leistungsbilanzdefizite. Die akute Krise der Staatsfinanzen brach sowohl in Spanien als auch in Irland los, als der Staat in der Finanz- und Wirtschaftskrise auf das Platzen von Kreditblasen und einen Nachfrageeinbruch im Privatsektor reagieren musste. “De facto wurden private in staatliche Schulden umgewandelt, so dass die öffentlichen Schuldenstandsquoten rasant in die Höhe schnellten”, analysiert das IMK.
– Chronische Überschüsse sind Teil des Problems –
“Das Beispiel von Spanien und Irland zeigt: Entscheidende Fehlentwicklungen hat der Stabilitätspakt gar nicht erfassen können, weil er sich einseitig auf Defizite in den Staatsfinanzen konzentriert und Defizite im Privatsektor außen vor lässt”, sagt IMK-Direktor Horn. “Das ist aber nicht der einzige Fehler. Wenn ein Stabilitätspakt wirklich funktionieren soll, darf er nicht nur auf problematische Defizit-Entwicklungen reagieren, sondern er muss auch dauerhafte einseitige Überschüsse als Problem wahrnehmen. Die Überschüsse der gesamten Volkswirtschaft, privat und staatlich, sind in einer Währungsunion die Kehrseite der Defizite einer anderen Volkswirtschaft.”
Daher müsse auch die Debatte über das deutsche Wirtschaftsmodell fortgesetzt werden, betont das IMK. Die Bundesrepublik ist das einzige EU-Land, dessen Staatsausgaben zwischen 1999 und 2007 real sanken. Gleichzeitig stiegen die nominalen Lohnstückkosten lediglich um 1,8 Prozent und damit weit unterdurchschnittlich. Der Leistungsbilanzüberschuss stieg auf knapp acht Prozent im Jahr 2007. Dies führte zu einer – gemessen am Stabilitätsziel der EZB – zu niedrigen Inflationsrate und hohen Realzinsen. Binnennachfrage und Wirtschaftswachstum entwickelten sich nur schwach: “Anders als viele in Deutschland meinen, ist diese Konstellation weder vorbildlich noch nachhaltig. Sie setzt unsere wichtigsten Handelspartner unter permanenten Druck und destabilisiert die Währungsunion”, so Horn. Auch in diesem Jahr wird der Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands mit knapp fünf Prozent hoch sein.
– Leistungsbilanzsaldo statt Haushaltsdefizit als Kriterium –
Die Wissenschaftler schlagen vor, in einem reformierten Pakt die Obergrenze für das Haushaltsdefizit durch eine Obergrenze für die nationalen Leistungsbilanzsalden (Überschüsse und Defizite) zu ersetzen. Sie sollten einen Wert von plus beziehungsweise minus zwei Prozent vom BIP nicht überschreiten. “Dies wäre ein geeigneter Indikator für mangelnde Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung.” Die staatliche Haushaltsentwicklung würde dabei weiter berücksichtigt, auch wenn das Budgetdefizit nicht mehr als explizites Kriterium verwendet wird, betont das IMK: “Nur eine nachhaltige Fiskalpolitik ist kompatibel mit dem neuen Stabilitätspakt.”
Liegt die Leistungsbilanz eines Euro-Landes außerhalb des Zwei-Prozent-Korridors, sieht das IMK-Modell ein mehrstufiges Verfahren vor. Länder mit Leistungsbilanzüberschüssen werden zunächst aufgefordert, ihre Binnennachfrage zu stimulieren. Dazu müsse die Regierung einen geeigneten Mix aus expansiver Fiskalpolitik sowie Investitionsanreizen und Strukturreformen entwickeln, die etwa eine höhere Beschäftigung, ein kräftigeres nominales Lohnstückkostenwachstum und eine gleichmäßigere Einkommensverteilung unterstützen und so den privaten Konsum befördern. Defizitländern wird dagegen empfohlen, einen Mix aus restriktiver Fiskalpolitik und Anreizen zu verstärktem Sparen im privaten Sektor zu verfolgen. In diesen Ländern muss gegebenenfalls die Wettbewerbsfähigkeit durch Reformen erhöht werden.
Die Europäische Kommission prüft jährlich, ob die Empfehlungen befolgt werden und sich die Leistungsbilanzsalden in Richtung des Zielkorridors bewegen. Ist der innerhalb von drei Jahren erreicht, endet das Verfahren. Falls das nicht gelingt, greifen Sanktionen: Den Regierungen der betroffenen Länder werden von der Eurogruppe verbindliche Pfade für ihre Staatsausgaben vorgegeben. Defizitländern könnte dann bindend vorgeschrieben werden, Einsparungen oder Steuererhöhungen umzusetzen. Chronische Überschussländer müssten hingegen beispielsweise eine Stärkung der Binnennachfrage durch mehr öffentliche Investitionen vornehmen. Defizitländer, die von den vorgegebenen Ausgabenpfaden abweichen, riskieren in letzter Konsequenz ihre Insolvenz, für die nach dem IMK-Modell ein geordnetes Verfahren entwickelt werden soll.
– Weiter notwendig: Krisenmanagement durch expansive Finanzpolitik –
Unabhängig von der Reform des Stabilitätspakts halten es die Wissenschaftler für unabdingbar, dass in der Euro-Zone über 2010 hinaus das erfolgreiche Krisenmanagement durch eine expansive Finanzpolitik fortgesetzt wird. Der beginnende Aufschwung in Europa sei noch zu fragil, um in praktisch allen Ländern parallel einsetzende “massive Konsolidierungsprogramme” zu überstehen, warnt das IMK. Daher empfehlen die Ökonomen eine “asymmetrische” fiskalpolitische Reaktion, bei der Länder wie Griechenland, deren Haushalte übermäßig verschuldet sind und die erhebliche Leistungsbilanzdefizite aufweisen, auf Sparkurs gehen, während Länder wie Deutschland, die Niederlande und Österreich, die eher niedrige Defizite und vor allem Exportüberschüsse aufweisen, weiterhin ihre Binnennachfrage stimulieren. Dadurch steigen nach der Analyse des IMK die Chancen auf einen kräftigen, selbst tragenden Aufschwung. Mit dem Rückenwind einer starken Konjunkturentwicklung ließen sich die zusätzlichen expansiven Maßnahmen zügig über höhere Steuereinnahmen gegenfinanzieren und damit auch die Konsolidierung rascher voranbringen.
Anmerkung Volker Bahl: Wenn Rot-Grün nur dazu da ist – wie bisher praktiziert – ihre Verursacher-Rolle an der jetzigen Krise durch Finanzmarkt- und Arbeitsmarkt-Deregulierungen zu verdrängen statt “aufzuarbeiten”, wird dieser politischen Konstellation sicher kein “langes Leben” beschieden sein.
Anmerkung WL: Achtung, nach dem neuen Rundfunkstaatsvertrag ist dieser Bericht nur kurze Zeit zugänglich und muss dann aus dem Netz gelöscht werden. Wenn Sie daran interessiert sind, müssen Sie ihn speichern.
Gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission “Momentaufnahme zu den erneuerbaren Energien”: 2020 könnten 40% des Stroms aus erneuerbaren Quellen kommen
Aus dem Bericht geht hervor, dass schon im vergangenen Jahr 608 Terawattstunden des europaweiten Strombedarfs über erneuerbare Energiequellen erzeugt wurden. Das waren 2009 insgesamt 19,9% des gesamten Stroms, das sind 6% mehr als noch 2005.
Der größte Teil wurde über Wasserkraft (11,6%) produziert. Schon deutlich dahinter lagen die Windkraft (4,2%) und die Biomasse (3,5%). Abgeschlagen bleibt weiterhin die Solarenergie, die nur 0,4% zur Stromproduktion beitrug.
Großes Potential wird weiter in der Windenergie gesehen. Es wird davon ausgegangen, dass alleine über den Wind bis 2020 etwa 20% des gesamten EU-Strombedarfs gedeckt werden kann, wie es Spanien bisweilen schon leistet.
Quelle: Telepolis
Dazu:
Anmerkung WL: Gerade beim Anbau gentechnisch veränderten Pflanzen auf das Subsidiaritätsprinzip zu setzen, wird dazu führen, dass angesichts des grenzüberschreitenden freienVertriebs von Nahrungs- und Futtermittel die Verbraucher den Überblick verlieren und früher oder später die Barrieren vollends fallen werden.
Niederschwellige Beratungsangebote und Anlaufstellen sind für Kinder und Jugendliche, die Opfer sexueller Gewalt wurden, aber auch für Eltern und pädagogische Fachkräfte, besonders wichtig. Zwar gibt es zahlreiche Beratungs- und Hilfsangebote für Betroffene. Diese sind jedoch nicht überall vorhanden und haben häufig mit finanziellen und personellen Engpässen zu kämpfen.
Notwendig ist eine bedarfsgerechte und flächendeckende Infrastruktur an niedrig schwelligen Beratungsstellen und Hilfsangeboten überall in Deutschland, um dem Anspruch von Betroffenen auf Beratung gerecht zu werden. Die Angebote müssen ausgebaut und finanziell abgesichert werden. Dies ist nur mit einer dauerhaften institutionellen Förderung möglich.
Quelle: SPD Bundestagsfraktion [PDF – 320 KB]
Anmerkung WL: Lesen Sie dazu Vieles mehr in unserer Rubrik Sachfragen „Krake Bertelsmann“ und „Hochschulen & Wissenschaft“.
Siehe auch die Dossiers zu Rehtsextremismus, Islamismus und Antisemitismus
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung
Quelle: fr-online
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