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Titel: Leserbriefe zu „Haben die Befürworter des Merkel-Lockdowns bedacht, was daraus für die folgende Politik folgt?“

Datum: 4. Juni 2020 um 15:30 Uhr
Rubrik: Demoskopie/Umfragen, Gesundheitspolitik, Innen- und Gesellschaftspolitik, Leserbriefe
Verantwortlich:

Albrecht Müller hat in diesem Beitrag auf die politischen Folgen der Lockdown-Politik aufmerksam gemacht. Er hält es für möglich, dass Unterstützerinnen und Unterstützer dieser Merkel-Politik nicht alle Konsequenzen bedacht haben könnten. Die aktuellen Umfragewerte bescheren den Unionsparteien einen Zuwachs. Die Fortsetzung der neoliberalen Umverteilungspolitik zugunsten reicher Personen sowie Aktionären und ihrer Unternehmen ist zu befürchten. Sehr schnell haben einige unserer Leserinnen und Leser auf diesen Beitrag reagiert. Für die eingereichten Antworten bedanken wir uns. Im Folgenden eine Auswahl der Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.

1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

“Die Bewunderer der Corona-Politik von Angela Merkel haben diese Folgen mitzuverantworten.”
Dieser Satz ist elementar und eine Erlösung. Danke, dass Sie ihn ausgesprochen haben.

Herzliche Grüße
Viktoria Hammon


2. Leserbrief

Sehr übersichtlich kann man die Entwicklung in dem Monatsdurchschnitt aller Umfragen verfolgen, die dankenswerterweise ein Nutzer von Wikipedia regelmäßig aktualisiert hier einstellt.

Allerdings habe ich so meine Zweifel, ob rot-rot-grün (oder eher grün-rot-rot, die Grünen liegen ja seit Oktober 2018 vor der SPD) jemals eine realistische Option war. Die gab es zwar rechnerisch in den letzten 12 Monaten immer mal wieder (auch hier sehr schön aufbereitet bei Wikipedia), aber genauso und noch deutlicher eine schwarz-grüne Mehrheit; die FDP hätte sich auch kein zweites Mal getraut, zur Not Jamaika einzugehen.

Hätten die Grünen im jetzigen Zustand sich für R2G entschieden? Es hätte für sie den Vorteil einer Kanzlerschaft Habecks gebracht. Aber politisch sind sie der Union viel zu nah, als dass sie sich auf eine Kanzlerschaft unter Stützung der Linken eingelassen hätten.

A.P.


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

ich habe gerade Ihren o.g. Artikel gelesen und bin über einige Ausführungen (nicht nur in diesem Artikel) doch etwas erschrocken. Ich sehe die Folgen der Corona-Maßnahmen der Regierung ähnlich kritisch, aber teile nicht in allen Punkten Ihre Auffassung. Ein wenig habe ich die Befürchtung, damit werde bereits ich als “Merkel-Bewunderer” abgestempelt. Es geht aber doch nicht um die Person Merkel. Dass einer Haltung in diese Richtung sogar noch eine Mitverantwortung an den vermuteten politischen Folgen angehängt wird, und es so auf den Nachdenkseiten zu lesen, tut mir ehrlich gesagt im Herzen weh. Denn was genau denn nun die bessere Reaktion auf das Virus gewesen wäre, können wir meines Erachtens jetzt noch nicht vollumfänglich beurteilen. Ich könnte provokant dagegen fragen: Haben die Kritiker der Maßnahmen sich mal überlegt, was eine mögliche zweite Welle ausgehend von z.B. vor kurzem 20.000 oder aktuell 9000 aktiv Infizierten bedeutet hätte oder bedeuten würde? Bei einem Virus, über das wir vieles noch nicht wissen. – Allerdings halte ich auch das für zu spekulativ.
Ich kann nur versuchen, mir auszumalen, was jetzt noch alles auf uns zukommt und finde es verheerend. Aber ich kann und will Sie beruhigen: Selbst wenn die bisherigen Maßnahmen die Virusgefahr erfolgreich ad acta legen sollten und sich rausstellen sollte, dass das wirklich nur mit diesen und keinen anderen Mitteln möglich gewesen wäre, wird meine “Bewunderung” in Grenzen bleiben. Und ich werde weiterhin keine der Parteien CDU, SPD, FDP, Grüne, AfD wählen. Trotz meiner Haltung zu den Maßnahmen.

Denn es sind die aktiv umgesetzten Konzepte alle dieser Parteien, die uns überhaupt erst mit in diese Lage gebracht haben. Konzepte, die den Raubbau und Zerstörung unserer Mitwelt weiter vorantreiben, entgegen aller Warnungen aus Wissenschaft und Aktivismus. Konzepte, die selbst in dieser Lage keine anderen Antworten liefern als “Bitte schnell zurück zum Weiter-so”. Konzepte, die uns gesellschaftlich, gesundheitspolitisch und wirtschaftlich alles auf Kante nähen lassen. Konzepte, die viele von uns bereits bei einer -wohlgemerkt nur teilweisen- “Pause” von 2 Monaten vor den Ruin bringen. Zudem der von Ihnen genannte auf Krawall gebürstete Kurs mit Russland, vielleicht auch bald mit China, der beharrliche Verbleib in der NATO, der Weiterbetrieb der Airbase Ramstein, das Sparen und Privatisieren bei Pflege, Bildung, Rente und Infrastruktur, uvm…
Ich habe verdammt viele gute Gründe, diese Parteien nicht zu wählen. Bitte stilisieren Sie mich nicht zu deren “Mitläufer” (meine Empfindung), weil ich die aktuell verhängten Beschränkungen, unter denen ich auch leide, (jetzt noch?) nicht mit der Positionierung dagegen begleiten will.

Ich traue mir zu, diese Dinge voneinander trennen zu können, fühle mich jetzt nach dem Lesen Ihres Artikels aber irgendwie ausgegrenzt und abgeschrieben, sollte ich meine Meinung nicht ändern.
Und das empfinde ich als Methoden, wie sie eigentlich auf den Nachdenkseiten zurecht scharf kritisiert werden (vgl. das Wording in der Mainstream-Berichterstattung). Ich vermute und will Ihnen zugute halten, dass das aus frustrierenden Gesprächen in Ihrem Bekanntenkreis rühren könnte. Ähnliches widerfährt mir auch, wenn auch mit mehr oder minder umgekehrten Haltungen, und gerade in meinem vertrautesten Kreis macht mir das auch zu schaffen. Daher will ich Ihnen einige der in Ihrem Text verwendeten Begriffe als “entglitten” verzeihen und nun einen etwas anderen Aspekt zum Blick in die Zukunft beleuchten.

Und zwar am Beispiel der quasi schon eingetüteten “Abwrackprämie” für PKW, inklusive Verbrennern. Diese halte ich für eine katastrophale Rolle rückwärts bei der Verkehrswende. Nebenbei bemerkt zeigt das, dass unsere Automobilidustrie den Zwischenschritt zur Elektromobiltät überhaupt nicht machen will, vermutlich auch garnicht kann. Man betrachte sich nur mal die Lieferzeiten für Elektroautos, die immerhin allmählich erschwinglich werden. Denn das Elektroauto ist der nächste Zwischenschritt weg vom “eigenen Auto für jeden”. – Aber ich schweife ab.

Da enttäuscht mich jedenfalls die Regierung einmal mehr maßlos. Aber wissen Sie was?
Es gibt so viele Dinge, die schief laufen (z.B. dass jetzt so entschieden wird) und gegen die ich nicht viel tun kann. Da fühl ich mich regelrecht ohnmächtig, egal wie viele kritische Artikel ich dazu lese oder teile oder an Debatten darüber teilnehme. Aber spätestens bei meinem Konsum hab ich doch Spielräume:

  • Kein Mensch zwingt mich, mir jetzt und deshalb ein neues Auto zu kaufen.
  • Kein Mensch zwingt mich, dafür einen uns Steuerzahlern entwendeten Bonus in Anspruch zu nehmen.
  • Kein Mensch zwingt mich, jedes Jahr dreimal in Urlaub zu reisen, geschweige denn von Düsseldorf nach Frankfurt zu fliegen.
  • Kein Mensch zwingt mich, mich privat zu krankenversichern (und mich aus der Solidargemeinschaft auszunehmen).
  • Kein Mensch zwingt mich, jeden Tag Fleisch zu essen.
  • Kein Mensch zwingt mich, wegen der geschlossenen Grenzen nun Ressentiments gegenüber Franzosen zu hegen.
  • Kein Mensch zwingt mich, über die Nachdenkseiten die Nase zu rümpfen.
  • usw usw…

Da bin ich weitestgehend unabhängig von dem, was die Politik entscheidet oder vermutlich “gerne von mir hätte”. – Hier kann ich mich doch ermächtigen, vermutlich effektiver als mit jeder Wahl, jeder Demonstration, und ohne Gesetze oder Verordnungen zu verletzen, ohne zu polarisieren. Damit komm ich auch mal aus meiner kuscheligen Opferrolle raus, immer “denen da oben” die Schuld zu geben. Immerhin diese Freiheiten hab ich; und ich nicht allein. Wenn auch einige mit besseren oder schlechteren Spielräumen.

Zusammengefasst: “Stellen Sie sich vor, es ist Abwrackprämie, und keiner geht hin”…
Im Ernst: Was würde dann passieren?
Das löst sicher nicht alle Probleme und spricht die Regierenden nicht frei. Aber ich finde, es gehört mit betrachtet.

Es geht doch nicht nur darum, ob wir uns für die nächste Wahl einlullen lassen, sondern auch darum, wie wir uns zwischen den Wahlen im Alltag verhalten. Dafür brauchen wir unter anderem Aufklärung, mehrere Sichtweisen. Und ich denke da liegt vieles Brach. Die Nachdenkseiten gehören zu den Anlaufstellen, die uns dabei unterstützen können. Dafür haben Sie meinen aufrichtigen Dank und meine Zusicherung, dass ich Ihr Portal anderen ans Herz lege. Ich freue mich auch jedes Mal, wenn sich Leute als Leser der Nachdenkseiten “outen”. – Was wir aber nicht brauchen, sind plakative Abstempelungen aus der Aufregung. Das hab ich u.a. hier bei Ihnen plausibel gemacht bekommen. ;-)

Bitte verzeihen Sie mir die Ausschweifungen, und vielen Dank, wenn Sie sich die Zeit zum Lesen genommen haben.

Freundliche Grüße
T. P.


4. Leserbrief

Sehr geehrter Albrecht Müller,

was „die Befürworter gedacht haben“, das weiß ich nicht!

Bereits im Januar, spätestens Anfang Februar, da war mir klar, wir befinden uns in einer Pandemie. Die Berichterstattung hat für mich keine andere Schlussfolgerung zugelassen! Deshalb habe ich mich – ich gehöre zur Risikogruppe- sofort in Quarantäne begeben.
Meine Kritik richtet sich unter anderem gegen den Beschluss, Rosenmontagszüge in meinem Land NRW stattfinden zu lassen! Durch diese Leichtfertigkeit konnte sich das Virus ausbreiten und hat vielen Menschen das Leben genommen und nimmt es auch noch jetzt!

Was danach panikartig beschlossen wurde, das sehe ich sehr kritisch! Mir war aber auch da schon bewusst, dass die politischen Akteure nach der Corona-Krise keine neue Gesellschaftsform – im Sinne einer Gemeinwohlökonomie anstreben würden!

Allerdings: Ich glaube, die erfolgte Ausgangsbeschränkung, es war ja keine Ausgangssperre, die war zwingend notwendig; weil politisches Versagen – Pandemiepläne wurden nicht aktualisiert und kontrolliert – nichts anderes mehr zuließ, um Lebensschutz, wenn auch nur mangelhaft zu gewährleisten. Von den fehlenden Masken, Schutzanzügen für ÄrzteInnen, Pflegepersonal und für die Bevölkerung, davon will ich gar nicht reden – unverzeihbar -auch wenn Herr Spahn das Verzeihen bereits anmerkte, sicherlich nicht uneigennützig!

Und damit bin ich wieder bei Ihrer Frage: Haben die Befürworter des Merkel Lockdowns…..?

Ja, die „verantwortlichen Akteure“, die wussten genau was sie taten!
Söder, Spahn, Scholz, Laschet, Altmeyer, Schäuble, wahrlich keine Gegner des Neoliberalismus, sie werden so weitermachen, egal, es war nach der Finanzkrise so und es wird so weitergemacht! Und wer die Finanzlast trägt, das weiß jeder Steuerzahler!

Es trifft wieder die Billiglöhner, Hartz IV Bezieher, Armutsrentner, Alleinerziehende usw.!

Diejenigen, die Cumex Geschäfte machen, Panama- flüchtige Steuerzahler und Aktionäre, die tangiert nichts, rein gar nichts, ihr Vermögen wächst und wächst und wächst!
Mit Betrug lässt sich gute Geschäfte machen, siehe VW – ein Werbeslogan: und läuft und läuft und läuft!

Der DAX steigt und steigt und alles ist wieder gut!?

Ich habe meine Zweifel und wenn ich die Gelegenheit bekomme, dann gehe ich keiner Kontroverse aus dem Weg, um meine Kritik an der derzeitigen Krisenbewältigung zum Ausdruck zu bringen; einschließlich meiner Wut, die sich gegen die richtet, die Demonstrationen für Ihre rechtsradikale Gesinnung, linksradikale Randale und schlichte Mitläufer, die die Gefahr der Demokratiezerstörung nicht sehen wollen!
„Wir sind das Volk“ zu brüllen und nur Komplotte zu vermuten, das reicht mir nicht; es ist geradezu naiv! Differenzierung, das ist das Gebot der jetzigen Krise!

Und eine Diktatur, die würde Demonstrationen erst gar nicht zulassen!

M.R.


5. Leserbrief

Eh, Herr Müller, schauen sie schon in die Zukunft ‘Weiter so’?

Wo bleibt die Forderung nach Aufarbeitung aller Schäden?
Ist wirklich Schaden vom deutschen Volk abgewendet worden?
Das wäre doch wohl zu klären.

So wie es aussieht, ist unser postfaktisches Seuchen-Regime sowieso bis zur Wahl im Amt und kann dann auch gleich weitermachen. Sie wachen weiter über unsere Gesundheit, und das ist doch nett. Möchten Sie etwa mit der 5.Welle sterben?

Bleiben Sie gesund!
A.Hellmann


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