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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Reaktionen auf „Das Schwenken der Fahnen – eine Einübung in Gleichschaltung für alles Mögliche“
Datum: 30. Juni 2010 um 16:40 Uhr
Rubrik: Medien und Medienanalyse, Strategien der Meinungsmache, Wertedebatte
Verantwortlich: Albrecht Müller
Auf meine Thesen – siehe hier und Anhang am Ende – gab es heftige Reaktionen, kritische und unterstützende. Wir geben das Echo wieder und beginnen mit einer kritischen Mail meines Herausgeberkollegen Wolfgang Lieb, ansonsten chronologisch. Am Ende folgt auch eine kleine Replik von mir.
Entgegnungen zum Beitrag von Albrecht Müller
Was man erlebt ist der radikale ungebildete Mittelstand, hündisch und ohne jede Moral in seiner Ausprägung als ehemals exzellent verdienender Angestellter.
Nazi wenn es wieder gefordert wird. Da beißt die Maus keinen Faden ab.
Zu bequem sich zu informieren. Internet ist nicht , Spiegel und Focus normal, die sich besonders klug halten, rühmen die Zeit…
Die Ungeheuerlichkeit ist schon lange die Sportgleichschaltung der Medien, das hat man bei den Nazis eben auch gelernt, bis zu den Sportarten hin:
ZDF und ARD bringen am Sonntag hintereinander zu 90 % exakt dasselbe. Fußball und Motorsport. Das wird häufig von sportfremden Moderatoren präsentiert, für ein unsportliches Publikum. Die guten Moderatoren, denen man unterstellt, daß sie eine anständige Arbeit machen wollen, dürfen offensichtlich nicht.
Die Masse muß erreicht werden.
Die Moderatoren werden reich. Der Weizenbierschullehrer Waldmann hat seine Firma in Zürich und macht mit der ARD Geschäfte. Beckmann wird Millionär sein, Kerner sicher auch. Der Netzer, der bei ISL Höchstgelder von der ARD (erreichte), wird Mitschwätzer, der Gebührenzahler löhnt. Unwürdigst für alle Gremien. Und natürlich gewollt im Sinne der Verjauchung. Angeblich haben die Öffentlich Rechtlichen 550 Leute in Südafrika. Sky aus England für alle Spiele 70.
Höchstattraktive Sportarten kommen nicht mehr vor – Tischtennis z.B., Badminton gar nicht.
Sendungen wie früher der Sportspiegel die hinter die Kulissen schauten, gibt’s seit vielen Jahren nicht mehr. Auch die Dritten haben Claqueure immer dabei.
….
Der Rechnungshof monierte die hohen Gagen … – 10 Mio wenn ich es recht weiß und die größte Sauerei ist, daß von meinen Gebühren, Profiboxen finanziert wird, da sind wir noch näher an dem, was Sie schrieben.
…
Lieber Albrecht Müller,
wenn eine Gesellschaft für immer mehr Menschen so wenig Möglichkeiten für identitätsstiftende Lebenszusammenhänge bereithält, bleibt im Rahmen mentaler Verelendung nur die Identitätsfindung durch Selbstaufblähung mit einer großen Idee, der Nation oder dem Fußball (oder es wird mehr gesoffen oder es werden mehr Psychopharmaka konsumiert). Vor rd. 40 Jahren hat Gerhard Vinnai dies in seiner Studie “Fußballsport als Ideologie” mit dem Satz: “Die Tote auf dem Fußballfeld sind die Eigentore der Beherrschten” auf den Punkt gebracht.
Wir machen übrigens mit ihm am (fußballspielfreien) Montag, den 5.7. in Dortmund die nächste Veranstaltung im Rahmen des NachDenkTreff.
… und einen schönen Gruß
Sehr geehrter Hr. Müller !
Ich habe große Zweifel an Ihrer These, dass die Fähnchenschwenker sich vermutlich auch beim Krieg am Hindukusch und u.a. der Wirtschaftspolitik an den Regierungszielen orientieren.
Die Fußballbegeisterung großer Teile der Bevölkerung macht bekanntlich auch vor den politisch Interessierten nicht halt. Sie hat für viele Menschen vor dem Hintergrund ihrer Lebensverhältnisse und der Perspektiven eine Ventilfunktion. Das ein großer Teil der Fähnchenschwenker im Normalleben Bildzeitung liest und sich leider nicht für Politik interessiert ist sicherlich richtig. Doch man sollte die Menschen nicht unterschätzen. Die Umfragen zu den in Rede stehenden Themen zeigen doch deutlich, dass das Gros der Bevölkerung die Regierungsvorhaben ablehnt. Die Menschen können hier sehr gut differenzieren. Ich fürchte viel eher, dass die Regierung versuchen wird in der Zeit der Weltmeisterschaft,an den Fähnchenschwenkern vorbei, Fakten zu schaffen.
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Müller,
ich lese seit einiger Zeit die NDS, habe auch Ihr Buch “Meinungsmache” gelesen und stimme Ihnen in vielem zu, z.B. was die neoliberale Ideologie angeht oder die Volksverdummung in den Medien.
Bei einigen Beiträgen (z.B. allzu unkritischen gegenüber der Ex-SED) stand ich jedoch schon kurz davor, eine Mail an Sie zu schreiben, um mein Unverständnis zu äußern.
Heute ist es nun soweit: Dass ein Volk mit seiner Nationalmannschaft fiebert und feiert und dabei deren Trikots und Farben trägt, ist keine “gefährliche nationalistische Uniformierung” wie Sie schreiben, sondern (endlich wieder) unverkrampfter Patriotismus.
Diese Freude und Geselligkeit als “Gleichschaltung” (ein belasteter Begriff aus der Nazi-Diktatur) zu bezeichnen, ist – pardon – absurd und passt nicht zu dem Bild, das ich mir bislang von Ihnen gemacht habe.
Von einem “großen Sprung […] von Gleichschaltung” “im Zusammenhang mit der
Fußball-Weltmeisterschaft” hab ich jedenfalls nichts bemerkt.
Im Übrigen glaube ich, können wir beruhigt davon ausgehen, dass spätestens ab dem 12. Juli der “Uniformierungsgrad” in der Bevölkerung wieder drastisch abnehmen wird.
Bitte nehmen Sie diesen Artikel wieder zurück. Er ist Munition für Ihre Gegner.
Mit den besten Grüßen
Das Kurzzeitgedächnis oder auch RAM-Gedächtnis, ist bei vielen Deutschen noch sehr gut intakt, wenn es um den kurzfristigen Erfolg oder dem eigenen Überleben geht. Das Langzeitgedächtnis vieler Deutscher wird von den Meinungsmachmedien derzeit formatiert wie eine Festplatte. Alle Daten werden unwiderruflich gelöscht. Die Generation, die auf uns zukommt, wird bedingt durch eine informative Reizüberflutung, alles außer Kontrolle geraten lassen. In diesem Gesellschaftsstadium befinden wir uns zur Zeit. Wir werden im Chaos enden. Was ich mit Chaos meine, möchte ich hier nicht beschreiben.
Versetzen Sie sich mal in einen 18- jährigen deutschen Jugendlichen von heute. Sie kennen keinen Krieg, Sie kennen kein authoritäres Elternhaus. Vielen wird im Elternhaus kein Respekt gegenüber Autoritäten gelehrt. Vielleicht wissen Sie noch nicht einmal, daß Sie ein Wahlrecht haben. Stattdessen kennen Sie das Internet mit ihren sozialen Netzwerken. Chatten. Handy. Sie kennen nur noch Spaß und Fun. Die WM ist für Sie nur ein Mittel um Fun zu haben. Viele wissen noch nicht einmal, was ein Abseits ist. Deutschland muss gewinnen. Dann können wir uns auf den Strassen mehr erlauben.
Nach dem Deutschland – England (4:1) musste ich durch einen Kreisverkehr. Ich kam erst sehr spät rein. Mit Ihren Fahnen kreisten sie ununterbrochen im Kreis. Der Spaß, den sich diese Generation leistet, wird immer größer. Auch ein “Erfolg” dieser Meinungsmachmedien.
Und dann frage ich mich: Wie wäre ich heute, wenn ich 18 wäre? Kann ich den Jugendlichen von heute dies übel nehmen?
Meine Antwort: Nein! , weil sie die harten Realitäten, die von den Meinungsmachmedien geschönt werden, noch nicht richtig kennengelernt haben. Ein klein wenig harte Realität brauchen wir wieder. Und sie wird kommen, wenn es an der Zeit ist; wenn harte Realitäten keine Meinungsmache mehr zulassen.
Mit freundlichen Grüßen
und machen Sie weiter so.
Sehr geehrter Herr Müller,
ich stimme Ihrer Analyse weitestgehend zu.
Dennoch bleibt eine entscheidende Frage vorerst unbeantwortet:
“Wie wirkt die Macht der Interessengruppen (Banken, Regierung, etc.) konkret in die Berichterstattung der Öffentlich – Rechtlichen hinein?”
Will heißen: Wie und mit wem geschieht das?
Reicht es, Personalentscheidungen zu manipulieren wie im Falle ZDF-Koch-Brender?
Wird direkt auf verantwortliche Redakteure und Programm-Direktoren Einfluss genommen?
Oder: Was das Schlimmste wäre:
Hat sich die Herrschaft der Eliten bereits so tief in den Gehirnen der Medienmacher verankert, dass die dazu gehörigen Personen gar nicht mehr manipuliert zu werden brauchen?
Was meinen Sie, Herr Müller?
Und: Wer in Deutschland könnte so etwas solide erforschen?
Mit freundlichen Grüßen
weiterhin danke für Eure Website.
Das Fahnenschwenken als, nunja, wiedereinüben von nationalem Uniformieren findet schon statt – ich persönlich sehe das weniger kritisch, im Zeitalter der EU, sofern es uns beschert bleibt, ist das mit ein bißchen Glück alles Folklore.
Ganz anders jedoch die Fans. Neben der Hetze der englischen (nett zusammengestellt hier) und deutschen Medien vor dem Spiel (die dt. Nationalmannschaft habe gegen Ghana “SS-Uniformen” getragen z.B.) und den erstaunlich fairen Kommentaren danach (siehe z.B. hier), so machten doch die Fans interessant:
Während des Spiels zeigten die Kameras mehrfach englische Fans in Fliegeruniformen und am Ende die deutsche Antwort: Fans mit aufblasbaren englischen Spitfire-Modellen, die sie abstürzend darstellten.
Was zum Geier soll das? Und wo soll das denn hinführen? Dahin???
Aber die interessanteste Frage ist: Wem nützt sowas?
beste Grüße und alles gute,
D. H.
Kreisvorsitzender
Jusos
zunächst möchte ich mein allgemeines Wohlwollen Ihrem Projekt gegenüber zum Ausdruck bringen. Ich bin erst vor wenigen Tagen auf Ihre Seite gestoßen, aber finde die Idee und ihre Ausführung großartig.
Nichtsdestotrotz habe ich einige Fragen zum Artikel von Albrecht Müller vom 28 Juni, bei denen Sie mir hoffentlich weiterhelfen können. Es werden dort die Thesen geäußert: “Wer gemeinsam Fahnen für den Sieg Deutschlands bei einem Fußballspiel schwenkt, ist vermutlich auch gemeinsam eher bereit zu glauben, Deutschlands Sicherheit werde am Hindukusch verteidigt.
Wer gemeinsam in einem Flaggenmeer jubelt, der ist vermutlich auch eher bereit, sich bei einem Disput über den richtigen Weg in der Wirtschaftspolitik an dem zu orientieren, was die Mutter der Nation von sich gibt.
Wer kollektives Denken und Fühlen im Fußball-Wettstreit mit anderen Nationen eingeübt hat, ist auch bereit, sich bei anderen Fragen kollektiv und auf der Linie der Mehrheitslinie der eigenen Führung zu orientieren und dem so genannten Mainstream zu folgen.”
Den Gedanken über die Gleichschaltung der Medien kann ich nachvollziehen, bei den zitierten Thesen stellt sich mir jedoch die Frage, woher sie kommen. Können Sie mir dort weiterhelfen? Literaturhinweise oder ähnliches würden mir schon völlig ausreichen.
Vielen Dank für Ihre Mühe.
Mit freundlichen Grüßen
Kurze Replik von AM auf die Mails:
Anlage:
Auszug aus dem Beitrag vom 28.6.2010:
Das Schwenken der Fahnen – eine Einübung in Gleichschaltung für alles Mögliche
Ein Beitrag über Gleichschaltung wie jener vom 26. Juni löst Fragen aus: Ist das wirklich so? Wie wird die Gleichschaltung erreicht? Wie bei den Medien? Wie bei vielen Menschen? Zurzeit erleben wir im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft einen großen Sprung von getätigter und potentieller Gleichschaltung großer Menschenmassen. Fahnenschwenken im Kollektiv scheint mir der erste Schritt zur Uniformierung, im konkreten Fall noch dazu einer gefährlichen nationalistischen Uniformierung. Der erste harmlose Schritt. Albrecht Müller. Mehr.
Mit dem Fahnenschwenken beim Fußball wird vermutlich auch die Gleichschaltung zu anderen existenziellen Fragen programmiert
Wer gemeinsam Fahnen für den Sieg Deutschlands bei einem Fußballspiel schwenkt, ist vermutlich auch gemeinsam eher bereit zu glauben, Deutschlands Sicherheit werde am Hindukusch verteidigt.
Wer gemeinsam in einem Flaggenmeer jubelt, der ist vermutlich auch eher bereit, sich bei einem Disput über den richtigen Weg in der Wirtschaftspolitik an dem zu orientieren, was die Mutter der Nation von sich gibt.
Wer kollektives Denken und Fühlen im Fußball-Wettstreit mit anderen Nationen eingeübt hat, ist auch bereit, sich bei anderen Fragen kollektiv und auf der Linie der Mehrheitslinie der eigenen Führung zu orientieren und dem so genannten Mainstream zu folgen.
Alles was wir hier in den NachDenkSeiten an Aufklärungsarbeit über das erfolgreiche Sparen und die richtige Wirtschaftspolitik schreiben, wird schon deshalb schwer vermittelbar sein, weil es im speziellen Fall die Vorstellungen einer anderen Nation, der USA, unterstützt und deshalb im Widerstreit zu der nationalen Position, der Meinung von Frau Merkel, liegt. Im Beitrag vom 26. Juni war darauf hingewiesen worden, dass hier ein Konflikt, im konkreten Fall ein Konflikt mit der Regierung einer andere Nation, genutzt wird, um Meinung zu machen.
… usw.
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