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Titel: Wo Recherche draufsteht, sind nicht immer Recherchen drin. Der Rechercheverbund schreibt bei Markus Lanz und dem Hamburger Abendblatt ab.

Datum: 22. April 2020 um 9:01 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Gesundheitspolitik, Medienkritik
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Im Handelsblatt Morning Briefing lese ich heute: „Am Anfang noch riet das Robert-Koch-Institut davon ab, Covid-19-Tote zu obduzieren, das sei zu gefährlich. Aus Basel in der Schweiz, wo man weniger Bedenken hatte, kommen nun erste Ergebnisse einer Untersuchung von 20 am Coronavirus Verstorbenen. Sie litten unter Bluthochdruck und Übergewicht, vor allem aber lag eine schwere Störung der Mikrozirkulation der Lunge vor – der Sauerstoffaustausch klappte nicht mehr. Auch der Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel ließ nach einem Bericht von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ 100 Virus-Opfer untersuchen. Ähnlich wie in Basel sei auch hier keiner der Toten ohne Vorerkrankungen gewesen.”  Die in den beiden letzten Sätzen enthaltene Information konnte man am 9. April einem Interview von Markus Lanz mit seinem Gesprächspartner Klaus Püschel entnehmen. Das wird jetzt als neu verkauft. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Gestern ist die gleiche Nachricht schon von der Tagesschau um 17:00 Uhr verkauft worden. Siehe hier:

Obduktion von Corona-Opfern

Von den Toten lernen

Stand: 21.04.2020 17:00 Uhr

Nach einigem Zögern werden nun mehr am Coronavirus Verstorbene obduziert. Erste Ergebnisse liegen NDR, WDR und SZ vor. Die Debatte, ob jemand “am” oder “mit” dem Virus gestorben ist, hält ein Pathologe für unergiebig.

Von Christian Baars, Markus Grill und Georg Mascolo, NDR/WDR

Dann erschien ein entsprechender Text auf Twitter und selbstverständlich in der Süddeutschen Zeitung. Die Süddeutsche Zeitung zitiert eine Meldung von dpa, in der es heißt:

“Hamburg (dpa) – Obduktionen bei 65 gestorbenen Corona-Patienten durch den Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel haben ergeben, dass alle Vorerkrankungen hatten. 61 von ihnen seien an, die übrigen vier mit dem neuartigen Coronavirus gestorben, berichten NDR, WDR und “Süddeutsche Zeitung” unter Berufung auf einen Bericht des Institutsleiters.”

Der Rechercheverbund von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung versucht offensichtlich, sein Ansehen auszubauen – in diesem Fall auf Kosten eines anderen Teils des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks, auf Kosten von Markus Lanz vom ZDF.

Auf seine Sendung vom 9. April, in der auch der Bonner Professor Streeck interviewt worden war, sei noch einmal hingewiesen. Damals, also gestern vor zwölf Tagen, wurde bei Lanz ausführlich darüber gesprochen, dass in Hamburg pathologische Untersuchungen gemacht wurden, die zeigten, dass die Corona-Toten von Hamburg Vorerkrankungen hatten. Ähnliches war sogar schon eine Woche vorher in einem Interview des Hamburger Abendblattes mit dem Pathologen Püschel nachlesbar. Siehe hier.

Diese Information wurde damals offensichtlich nicht ernst genommen. Der Rechercheverbund verkauft sie jetzt als neu und reihenweise fallen andere „Qualitätsmedien“ darauf herein. Sie beten nach, was der Rechercheverbund über dpa gestreut hat.

Das wäre doch mal ein tolles Thema für die Faktenfinder vom NDR. Es geht ja bei diesen Meldungen nicht um nichts. Es geht zum Beispiel um die Frage, ob mehr Obduktionen notwendig und sinnvoll wären. Und es geht um die Frage, wie in diesem Zusammenhang die früheren abwehrenden Empfehlungen des Robert Koch-Instituts zu bewerten sind.


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