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Titel: Verglichen mit einer schlimmen Corona-Epidemie ist der nächste Krieg um viele Potenzen schlimmer.
Datum: 20. März 2020 um 17:00 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Friedenspolitik
Verantwortlich: Albrecht Müller
Bitte bedenken Sie das und nutzen Sie die Corona-bedingte Zwangspause für Gespräche über die notwendige Wiederbelebung der Ostpolitik. Informieren Sie sich bitte darüber, warum wir vor einem Scherbenhaufen der Friedenspolitik stehen: Statt Vertrauen in Russland aufzubauen, ist Vertrauen zerstört worden. Von westlicher Seite wird ständig und systematisch Misstrauen gesät. Jetzt tritt das ein, wovor ich in diesem Text gewarnt hatte: „Tödlicher Wandel durch Konfrontation – Was uns vermutlich ins Haus steht“. Damit Sie sich schnell informieren können, weise ich auf einige Dokumente hin. Albrecht Müller.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Platzeck sieht Deutschlands Ostpolitik “vor einem Scherbenhaufen”
Weil sich Deutschland und Russland entfremdet haben, fordert Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck eine neue Ostpolitik. Im Interview erklärt er, wie es dazu kam – und wie seine Lösung aussieht.
…
Alle Militärexperten bestätigen, dass die Gefahr einer Eskalation in den vergangenen Jahren gewachsen ist. Die Situation ist heute explosiver als im Kalten Krieg. Auch die Stimmung in Russland selbst ist nicht pro-westlicher, sondern eher nationalistischer geworden. Wenn man diese Befunde nimmt, dann frage ich mich: Kann es so weitergehen? Wollen wir nicht einmal überlegen, ob wir vielleicht andere Ansätze finden, die uns wieder ein Stück näher zusammenbringen?
Die in den sechziger Jahren vor allem von Willy Brandt und der SPD begonnene und dann später von Helmut Kohl fortgeführte Ostpolitik hat uns in Europa und in der Welt insgesamt vorangebracht. Wir hatten die große Chance, in einem vereinten Europa einschließlich Russlands zu leben. Wir hatten die Chance, in einer politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit das wirtschaftliche und soziale Leben in Europa, in Deutschland, in Russland und in anderen Ländern wesentlich zu verbessern, alle Ressourcen zu nutzen und nichts für Militär zu verschwenden.
Beim Aufräumen habe ich ein Dokument gefunden, das diese Einschätzung dokumentiert: ein Spiegel-Interview mit Gorbatschow aus dem Jahre 1995. Es ist unten angehängt. Ich habe wichtige Teile angestrichen und ein bisschen kommentiert.
Wenn Sie dieses Interview lesen, was ich dringend empfehle, dann verstehen Sie, warum Gorbatschow persönlich so enttäuscht ist von der weiteren Entwicklung. Er muss sich betrogen fühlen. Russland muss sich insgesamt betrogen fühlen.
Gorbatschow hat die Chancen einer gemeinsamen wirtschaftlichen Verbindung und Zusammenarbeit gerade zwischen Russland und Deutschland beschrieben. Aber er war offensichtlich viel zu optimistisch. Er hat die Gemeinheit und die Koofmich-Mentalität des Westens unterschätzt. Übrigens hat er diese Untugend in dem Interview zufällig auch schon angesprochen. Da ging es um die Idee mancher westlichen Zeitgenossen, die Wiedervereinigung Deutschlands zu „kaufen“. Aber das ist nur eine Nebensache. Aber sie ist typisch für einige meinungs- und politikführende Personen in Deutschland und im Westen.
Wenn Vertrauen weiter zerstört wird, wenn die Eskalation gegenseitig hochgeschaukelt wird, dann wächst die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung. Und diese wird furchtbar.
Sie wird vor allem für Mitteleuropa und Europa insgesamt furchtbar, weniger für die USA. Das macht die Gefährlichkeit der jetzigen Entwicklung in besonderer Weise aus. Die einschlägigen Eliten in den USA könnten der Meinung sein, dass ihnen ein Krieg in Europa nicht so sehr schadet, dass sie aber auf diese Weise noch einmal zeigen könnten, dass ihr Imperium das eigentliche und einzige in der Welt ist. Das entspräche der angelegten Politik der Eindämmung Russlands und Chinas.
Hier nun das Interview Michail Gorbatschows mit dem Spiegel.
Titelbild: zef art / Shutterstock
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