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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Leserbriefe zum Artikel Kontrollverlust von Jens Berger und zu den grundsätzlichen Anmerkungen zum Umgang der NachDenkSeiten mit strittigen Problemen von Albrecht Müller.
Datum: 14. März 2020 um 11:45 Uhr
Rubrik: Aufbau Gegenöffentlichkeit, Gesundheitspolitik, Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
Der Artikel „Kontrollverlust“ wurde von unseren Lesern sowohl positiv als auch negativ kommentiert. Einige Leser bezeichneten den Artikel als „Panikmache“. Dazu und zum Umgang der NachDenkSeiten mit strittigen Problemen hatte NachDenkSeiten-Herausgeber Albrecht Müller gestern ein paar grundsätzliche Anmerkungen verfasst, auf die ebenfalls Leserbriefe eingegangen sind. Zusammengestellt von Jens Berger.
Leserbriefe zu „Ein paar grundsätzliche Anmerkungen zum Umgang der NachDenkSeiten mit strittigen Problemen“
1. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für diese offene Stellungnahme. So agieren nicht viele Herausgeber. Ihre unstrittige Liste teile ich bis auf die Skepsis beim BGE. Mit Herrn Bergers Artikeln zu Corona stimme ich nicht überein. Die Absagen Ihrer Veranstaltungen halte ich für unnötig. Ich vermisse bislang einen Artikel zu unseren Grundrechten, die staatlicherseits oder vorauseilend freiwillig beschnitten werden. Auf welchen Rechtsgrundlagen geschieht dies? Wenn Sie das erläutern würden, hätten die NDS mal wieder ein Alleinstellungsmerkmal. Ich höre oder lese das nirgends. Wie weit gehen wessen Befugnisse? Vielleicht ist ja schon einer aus Ihrem sehr geschätzten Team an der Arbeit. Ich habe Angst. Nicht vor dem Virus, sondern vor Zwangsmaßnahmen eines schon vorher immer totalitärer werdenden Staates.
Viele Grüße sendet
Thorsten Peitzmeier
2. Leserbrief
Hallo,
habe gerade den aktualisierten Artikel von A. Müller über die “strittigen Probleme” gelesen:
Natürlich ist wichtig für “Meinungsbildung und dabei vor allem für den Blick hinter die Kulissen von Manipulationen und Kampagnen” das regelmäßige Update über verschiedenen Quellen, getreu dem Grundsatz, daß verschiedene Betrachtungswinkel ein Gesamtbild ergeben. Das war früher mal Standard im Journalismus und hätte die NDS überflüssig gemacht. Eine augenscheinlich vernünftig belegte Aussagen hat ein Recht gehört zu werden, aber das gleiche Recht, mit Fakten widerlegt zu werden!
“Mit diesem Glaubwürdigkeitspfund kann man wuchern, man muss aber vor allem damit sorgfältig umgehen.” Auch das wurde Journalisten früher beigebracht!
“In der Praxis bedeutet das: wenn wir bei der Betrachtung und Analyse eines Problems unserer Einschätzung sicher sind, dann lassen wir das in unseren Texten erkennen.” Ich habe den – von mir auch weiter verbreiteten – Artikel von Jens Berger als abwägend empfunden. Sein Kritik – und die teile ich – zielte v.a. auf die desaströse Politik über die Parteigrenzen hinaus .
Wer sich ein wenig umschaut, stößt auf sehr viele Aussagen, die nicht umsonst “Infodemie” genannt werden. Also heißt es: Genau hinschauen:
Nicht “Quod licet Jovi, non licet Bovi” ist die Devise, sondern wie stellen wir “Muddiland 4.0” (netter Leser-Kommentar aus der Achse des Guten) vom Kopf wieder auf die Füße!
Gruß
Ulrich Lehmkühler
3. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
ich bin gerade in Deutschland – und kann Marco Wenzel nur beglückwünschen, dass er (fast) in Sicherheit ist.
Dass die NDS sich bisher nicht am hiesigen Panik-Nichtstun-Szenario beteiligen und weiterhin unser Politleben beobachten, ist gut so.
Was ich inzwischen jedoch vermisse, ist eine kritische Beobachtung der Corona-Medien-Aussagen, die sich m.E. derart eingeschliffen haben, dass sie von niemandem in Frage gestellt werden.
Zur Erklärung meiner – zumindest teilweisen – Kompetenz und Beschäftigung mit dem Thema: lange vor meiner Zeit als Diplomat war ich u.a. in der Krankenpflege tätig (mit staatlichem Diplom als Krankenpflegehelfer) und habe mich bis heute weitergebildet (seit 45 Jahren), besonders in Tropenmedizin, worüber ich früher u.a. in der „Therapiewoche“ schrieb.
An erster Stelle meiner Kritik steht die Aussage „Gesichtsmasken bringen nichts“, die auch von ganzen Medizin-Kohorten und Politikern gebetsmühlenhaft wiedergegeben wird.
Ich war schlicht geschockt, als ich letzte Woche mit dem ICE von Frankfurt nach Bonn fuhr. Der freundliche Zugbegleiter, der tausende von Passagieren quer durch Deutschland betreut, spricht mit diesen ohne jeglichen Mundschutz – als ob es das Wort „Tröpfcheninfektion“ nicht gebe – und seltsamer Weise unser Krankenhauspersonal solche Masken an allen kritischen Stellen trägt.
Wissenschaftlich betrachtet korrekt: selbst N95-Masken mit hohem Schutz auch gegen 2.5 ppm Feinstaub lassen viele der bis zu drei mal kleineren Corona-Viren noch mit der Luft passieren. Doch dieser Infektionsweg ist nur ein kleiner Teil. Vor allem direkter Hautkontakt, aber auch die bekannte „Tröpfcheninfektion“ (Aerosol-Übertragung, Spucke, Niesen, „feuchte Aussprache“ etc.) sind bisher bekannte „logische“ Übertragungswege.
Dass diese NICHT durch Gesichtsmasken zumindest gehemmt, reduziert und aufgefangen werden, halte ich inzwischen fast für eine “Verschwörung”. Ich habe meine Masken aus Asien natürlich mitgebracht und werde sie anziehen, wenn ich wirklich eng mit Menschen zusammen komme – Bus/Bahn im Berufsverkehr, oder in höher gefährdetem Umfeld – wie beim Hausarzt.
Was bei Grippe und anderen Infektionen hilft (nicht mehr, nicht weniger), ist auch hilfreich gegen den C-Virus im beschriebenen Rahmen.
Kaum zu glauben übrigens, wenn ich nun rund um die Uhr im Fernsehen beobachte, wie tausendfach die Mikrofone der Medienvertreter bei Interviews an die Gesichter der Sprecher/Innen gehalten werden, durch offene Autofenstern besonders nah, – und jede Person seine persönlichen „Tröpfchen“ auf die Mikrofone abgibt. Ich frage mich, ob die Medienvertreter schon mal daran dachten, diese „Nahkampfwaffen“ für virale Übertragungen nach jedem Interview korrekt zu desinfizieren.
Ich frage mich auch bei – sagen wir 100.000 – infizierten von 18 Millionen Einwohnern der Region Hubei/Wuhan, wie die 60-70-prozentige Durchseuchung dann ablaufen soll, die uns Deutschen ja angeblich bevorsteht. Derzeit stabilisiert sich die Lage in Wuhan und ganz China, obwohl noch über 12 bzw. 1.000 Millionen (!) Chinesen „durchseucht“ werden müssten ?!
Ein weiteres Thema, für Fachleute, jedoch von deutschen Medien völlig ignoriert: in Wuhan, wo sich die Infektionsraten – hoffentlich – bereits stark abgeschwächt haben, wurden unter dem Druck der Epidemie an Tausenden Patienten unterschiedlichste Medikamente in vivo getestet.
Bei den Reihentests (natürlich auch als Doppel-Blind-Studien) zeigte sich u.a., dass Chinin-Präparate (Quasi-Monopol für Chloroquin-Phosphat in Deutschland hat Bayer mit „Resochin“) in recht vielen Fällen zu einer schnelleren Heilung und/oder einem flacheren Verlauf der Erkrankung führten – nicht mehr, nicht weniger.
Deutschen (Tropen-)Ärzten früherer Jahre war bekannt, dass das besagte Resochin als Standard eines Anti-Malariamittels nicht immer völlig vor Malaria schützte, jedoch in fast allen Fällen den Verlauf erleichterte und Todesfälle fast immer verhinderte. In Deutschland hat Bayer den Vertrieb von Resochin vor kurzem eingestellt, (ich konnte es auch nicht online bestellen) mit der Begründung, den Rohstoff nicht mehr in ausreichender Menge und Qualität beschaffen zu können.
Faszinierend nun, in pakistanischen und chinesischen Tageszeitungen nachzulesen, dass (anscheinend ein Bayer-Lizenzprodukt, s. Anlage) Pakistan den Chinesen mit einer großen Lieferung von „Resochin“ unter die Arme griff. Dass dies mit einem Medikament geschah, dass in Deutschland entwickelt und Jahrzehnte lang genutzt wurde, könnte uns stolz machen – zumal die Nebenwirkungen überschaubar sind. Und egal, wie wirksam sich Chloroquin-Phosphat zur Therapie erweist – auch chinesische und pakistanische Ärzte sind nicht nur Dummköpfe.
Ich maße mir nicht an, die tatsächliche Wirksamkeit solcher Medikamente abschließend zu beurteilen. Doch dass man von alledem in Deutschland nichts hört, wundert mich fast nicht. Lieber gut dokumentiert und rund um die Uhr medial begleitet leiden und ggf. sterben, als nur einen Hauch „aus der Box“ zu denken, und die Frage nach Masken und bereits bekannten – wenn auch ggf. nur teilweise wirksamen – Medikamenten zu stellen. Lieber Panik haben – berechtigt – dass es in den Krankenhäusern und bei Medikamenten nun eng wird, oder – noch schlimmer – möglicherweise hilfreiche Medikamente deutscher Provenienz nicht in Deutschland erhältlich sind.
Ich wünsche Ihnen, den Mitarbeiter/Innen und Leser/Innen der NDS gute Gesundheit und verbleibe mit einer Bitte: auch wenn es noch so beliebt und üblich ist: bitte fassen Sie beim nächsten Einkauf in Supermarkt nicht wieder alles Obst Gemüse, Eier, aber eigentlich auch alle Verpackungen häufiger an, als irgend nötig – der nächste Käufer wird es Ihnen danken.
Da solche Ratschläge – und viele andere aus dem Bereich „gesunder Menschenverstand“ – nicht von den klassischen Medien verbreitet werden (von Politikern ganz zu schweigen), stelle ich anheim, meine Gedanken dazu in eigenen Ermessen (und Prüfung) beliebig zu verwenden.
Mit gesunden Grüßen,
H. Rudolf – z.Zt. Bonn
4. Leserbrief
Hallo, Herr Müller,
mir scheinen die NDS noch immer in vielen Punkten zu dogmatisch-stromlinienförmig. Bei etlichen Themen könnte man zur gegebenen Überschrift den “zugehörigen” NDS-Artikel auch selbst verfassen. Das muss nicht sein. Daher sollten Sie auf Meinungsdiversität genau so achten wie auf Distanz zur Sache. Herr Berger hat Letztere in Sachen linker Missionierung zum Beispiel nicht immer.
Schöne Grüße
Großenbaum
Berlin
5. Leserbrief
Liebe NDS-Redaktion,
ich verstehe, dass Sie vor Panikmache bzgl. Corona warnen und auch nicht weite Teile der Leserschaft verlieren wollen, die die Besorgnis bzgl. Corona für überzogen halten.
Die Artikel von Jens Berger waren mir persönlich noch zu zahm, ich bin also sehr besorgt, wenn Sie so wollen. Es ist mir schleierhaft, wie man glauben kann, dass es uns nicht mindestens so hart treffen wird wie in Italien, obwohl in Deutschland bisher keine drastischen Maßnahmen getroffen wurden…
Ich möchte aber noch einen neuen Aspekt einführen, der einige “Corona-Zweifler” unter den NDS-Lesern vielleicht überzeugen könnte:
Wenn diese ganze Panik nur bewusst geschürt wird und eigentlich weit übertrieben ist, frage ich: Cui bono? Wer hätte daran ein Interesse?
Abgesehen von sehr gewagten Verschwörungstheorien (z.B. Errichtung der Eine-Welt-Regierung) denke ich, dass folgende Kreise profitieren könnten:
Der Sicherheitsapparat, denn Datenschutz und persönliche Freiheitsrechte werden durch Corona in Frage gestellt.
Meine Einschätzung: Überzeugt mich nicht. Denn in China, dem Ursprungsland des Virus, interessiert sich dafür sowieso fast niemand.
Die Medien, denn Corona ist gut für die Auflage.
Meine Einschätzung: Hätten chinesische Medien das nötig? Sie haben doch sowieso quasi ein Monopol.
Die Pharmaindustrie, denn mit einem Impfstoff werden sich Milliarden verdienen lassen.
Meine Einschätzung: Naja. Dann sollten sie sich aber so langsam beeilen. Denn wenn das gesamte Finanzsystem zusammenkracht, kann man sich von Geld irgendwann nichts mehr kaufen… Im übrigen benötigt man für derartige Verschwörungen kein wirklich wirksames Medikament. Bei der Schweinegrippe gab es eine solche Verschwörung ja offenbar tatsächlich. Denn man schaffte es, ein völlig nutzloses Medikament (Tamiflu) in rauen Mengen an Staaten zu verkaufen.
Die wichtigste Frage ist für mich: Hat jemand derart viel Macht, eine solche weltweite Aktion durchzuziehen und einen Hype um einen Virus zu entfachen, das eigentlich gar nicht so gefährlich ist?
Meine Einschätzung: Nein! Denn (fast) die gesamte Weltwirtschaft leidet massivst darunter – mit unabsehbaren Folgen. Es gibt also riesige, mächtige Interessen gegen einen ungerechtfertigten “Corona-Hype”.
Danke für Ihre unermüdliche Aufklärungsarbeit!
Herzliche Grüße
Benjamin Siegler
Leserbriefe zum Artikel „Kontrollverlust“
6. Leserbrief
Liebe Macher der Nachdenkseiten,
ich danke für den Artikel Kontrollverlust vom 11. März 2020
Eine wenig aufgeregte Auseinandersetzung mit der Krise um die grassierende Krankheit Covid-19, ohne viel unnötiges Beiwerk, aber informativ.
Ich möchte in dem Zusammenhang mit der nicht vorhandenen Bereitschaft, Entbehrungen oder auch nur Einschränkungen hinzunehmen, Ihnen meinen Leserbrief zukommen lassen:
Coronavirus und Egoismus bis hin zum Nationalismus
Sehr geehrte Autoren und Leser der Nachdenkseiten,
im Folgenden möchte ich meine Gedanken zu den Vorgängen und den bisherigen Verlauf der aktuellen Krise im Zusammenhang mit der grassierenden Viruserkrankung Covid-19 in Worte fassen. Ich verstehe diese Ausführungen als wichtige Ergänzung zu den Publikationen in den „großen“ Medien einerseits und als Grundlage für eine weitere auch kontroverse Diskussion andererseits.
Zu Ende der Faschingsferien am 1.3. und in den Tagen danach war ich noch überzeugt, dass es in Europa gelingen würde, angemessen und erfolgreich mit der Krise umzugehen. Doch dann kam alles ganz anders. Das sage ich am 12.3. in einem Stadium, als die Krise ihr Maximum noch gar nicht erreicht hat! Im Folgenden dazu einige sehr wichtige Vorgänge aus dem privaten Umfeld und dem öffentlichen Leben.
Diese Vorgänge offenbaren egoistische oder gar rassistische sowie nationalistische Tendenzen, die extrem bedenklich sind!
1. Trennung in „betroffene“ und „nicht-betroffene“ Menschen
Am Freitag 6.3. wurde durch das Robert Koch Institut publiziert, dass Südtirol ab sofort als Risikogebiet einzustufen sei, und es wurden zugleich Empfehlungen veröffentlicht, was die Konsequenzen eines Aufenthalts in einem Risikogebiet sein sollten. Nämlich zwei Wochen lang Kontakte einschränken. Ohne dass dabei Vorschriften erlassen worden wären. Daraufhin wurde im privaten Umfeld eines Sportvereins vor dem geplanten gemeinsamen Besuch eines DEL-Eishockeyspiels mit erwarteten 7000 Zuschauern schnell von „Betroffenen“ und „Nicht-Betroffenen“ fabuliert. Und es wurden Erwartungen geäußert, dass sich jeder strikt an die Empfehlungen zu halten hätte.
Dabei dachte ich: „Geht’s noch?“ Nach meiner Überzeugung gab (und gibt) es keine „Nicht-Betroffenen“ und ich appellierte daran, nicht Gruppen von Menschen mit abstrakten Begriffen in Anführungszeichen zu bezeichnen. Nicht nur aus diesem Grund dachte ich schon zu der Zeit (6.3.), dass eher ein kompletter Shutdown in Deutschland die richtige Maßnahme wäre.
Am Sonntag 8.3. fand dieses Eishockeyspiel statt, und alle „Nicht-Betroffenen“ gingen hin. Die „Betroffenen“ nicht. Ich hatte am Vormittag desselben Tages per e-Mail noch gemahnt, dass jeder einzelne (ohne Unterschied!) für sich prüfen möge, ob dieser Besuch der Großveranstaltung nun sinnvoll sei oder nicht. Es gab kein einziges Feedback hierauf. Das Spiel war noch gar nicht beendet, da verkündete die bayerische Landesregierung ein Verbot für alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen.
Nur einen Tag später entschied der Sportverein, für zumindest eine weitere Woche den Beginn des Trainingsbetriebs auszusetzen, welcher in der Woche zuvor nach den Faschingsferien ohnehin wie normal geplant ruhte. Dies wurde von denjenigen als völlig überzogen kritisiert, die zuvor „in Ruhe“ zum Eishockeyspiel gehen wollten.
2. Risikogebiete – rückwirkend, nutzlos – interessanterweise nur im Ausland, nationalistisch!
In Bayern wurde kurz nach der Festlegung von Südtirol als Risikogebiet angeordnet, dass der Schulbesuch für Kinder, die in einem Risikogebiet waren, währen der folgenden 14 Tage untersagt ist. Dies gelte insbesondere rückwirkend, also auch für diejenigen Kinder, die während der Faschingsferien in Südtirol waren. Die hatten aber schon eine Woche lang die Schule besucht! Und im weiteren Verlauf fährt nun kaum jemand unnötig nach Südtirol. Mit komplettem Shutdown würde sich diese Frage nicht stellen.
Es wurden weitere Risikogebiete ausgerufen, unter anderem die Region Grand-Est in Frankreich, zu der unter anderem Elsass und Lothringen gehören. Wieder wurde der Schulbesuch untersagt, wieder rückwirkend. Warum dachte in diesem Zusammenhang niemand an Oberbayern oder Nordrhein-Westfalen? Warum wurden die Besucher des Karnevals nicht angewiesen, vom Schulbesuch abzusehen?
Im eigenen Land doch nicht! Das Ausland auf diese Weise zu denunzieren ist billig und unglaublich schädlich. Ein Kind fragte mich, ob ich künftig nach Italien fahren wolle. Ich sagte: „Ja, klar!“ und versuchte, das zu erklären. Das offenbart ein gewaltiges Problem mit Nationalismus in Deutschland und Europa.
Das mit den Risikogebieten und Schulverbot wurde meiner Kenntnis nach in keinem anderen Land so gemacht! Am 12.3. wird von generellen Schulschließungen gesprochen, die nun wohl notwendig würden. Hätte man doch nur gleich den kompletten Shutdown angeordnet. Man hat doch die Erfahrungen aus Italien zur Verfügung!
4. Italien: das „am stärksten betroffene Land“ – und in Deutschland ist alles besser?
Immer wieder wird von Italien als dem „am stärksten betroffenen Land“ gesprochen, vor allem in den Medien. Und dies wird überall kritiklos übernommen. Das hemmt die Möglichkeit, mit zeitlichem Vorsprung dieselben Maßnahmen zu ergreifen, wie in Italien. Für die Aussage gibt es auch keinen Beleg, allerhöchstens Mutmaßungen. Was sicher ist, ist, dass Italien das am frühesten betroffene Land in Europa ist, und dass in den anderen Ländern sich vergleichbare Entwicklungen etwa eine Woche später ereignen. Es wird also eine unvollständige Information als Grundlage verwendet (aktuelle Fallzahlen, aber Weglassen der zu erwartenden weiteren Entwicklung mit zeitlicher Verzögerung von etwa einer Woche in Deutschland und anderen Ländern).
Das ist als diskriminierend zu kritisieren! Warum tut dies aber niemand?
Dann wird auch noch empfohlen, ein „europäisches Robert Koch Institut“ zu gründen. Als gäbe es in anderen Ländern keine adäquate Organisation, wird hier die deutsche Lösung propagiert.
5. Trump ordnet Einreiseverbot für Europäer in die USA an – scheinheilige Empörung
Die Anordnung ähnelt Anordnungen, die vielen anderen Ländern erlassen wurden. Personen aus China oder Italien oder anderen europäischen oder asiatischen Länder kommend wird vielerorts nun die Einreise nicht gestattet. Innerhalb Europas ist dies zudem an der Grenze zwischen Österreich und Italien und zwischen Tschechien und Deutschland die Einreise stark erschwert. Die Empörung aus der Europäischen Kommission ist scheinheilig.
Nun hoffe ich immer noch, dass einiges besser wird, aber der Weg ist sehr weit und beschwerlich. Möge der Schaden, den die Akteure anrichten nicht noch größer werden und sich wieder beheben lassen. Vor allem möge die Krise bald vorübergehen und möge sich die Zahl der Opfer in Grenzen halten.
Mit herzlichen Grüßen aus Nürnberg
Steffen Beeth
7. Leserbrief
Liebes Nachdenkseiten-Team, lieber Jens Berger,
danke, dass es Euch gibt.
Ich erlaube mir eine kritische Anmerkung zum Artikel Kontrollverlust, Jens Berger 11. März 2020
Es hätte den Nachdenkseiten gut gestanden, nicht in den medialen Terror einzustimmen, der im Zuge der Corona-Epidemie auf uns niedergeht. Mutig und meiner Meinung nach fachlich völlig richtig beurteilt das Ganze z.B. Multipolar.
Corona ist eben nicht das Monster, das die Alten dahin rafft. In Italien sterben jährlich 10.000 Menschen an Lungenentzündung. In Deutschland sind Erkrankungen der Atemwege mit knapp 70.000 Toten die Nummer drei nach Herz-Kreislauf-Krankheiten und Krebs in der Sterbestatistik.
Die Frage, die zu beantworten sein wird ist die, ob sich an den genannten Zahlen nichts ändert, oder ob die Sterbefälle durch Covid-19
tatsächlich zum normalen Gang der Dinge hinzu zu addieren sind. Ich wage schon seit Längerem die These, dass Ersteres der Fall sein wird. Denkt man sich für einen Moment das “neue” Coronavirus weg, so verbleiben tausende andere Erreger, die Risikopatienten das Leben kosten können und das leider auch tun werden. Unter ihnen sind vermutlich sogar etliche “neue” Coronaviren, weil diese Viecher zur Polymorphie neigen.
Mein Argument hat einen zusätzlichen, psychologischen Sinn. Europa gleicht im Zuge Corona einem Hühnerstall, in den jemand einen
Knallfrosch geworfen hat. Die Panik ist unermesslich. Die stündlichen Bilder aus Zeitung und Fernsehen haben eine ungeheure Wucht.
Ich will dem entgegen treten. Meine Nachbarn, speziell die Älteren unter ihnen, brauchen nicht noch jemanden, der Öl ins Feuer gießt, sondern gemäßigte und beruhigende Töne. Beschwichtigung um jeden Preis soll das natürlich auch nicht werden – eine etwas realistischere Einordnung ziehe ich aber jeder reißerischen Überschrift vor.
Zuletzt sehe ich die Verantwortung für die Ansteckungsvermeidung auch nicht bei Herrn Spahn. Es genügt, sich in Grippezeiten die Hände zu waschen, die Finger vom Gesicht fernzuhalten und Massenveranstaltungen meiden. In einigen Wochen ist der Spuk vorbei. Mehr Staat und Pandemiepläne brauchen wir nur, wenn wirklich die Pest kommt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Andreas Schell
Vilgertshofen
8. Leserbrief
Hallo
Zu Ihrem Artikel “Kontrollverlust” möchte ich nur anmerken, dass es bei uns nicht in zwei bis drei Wochen zu
Fallzahlen wie in Italien kommt, sondern in 8 – 9 Tagen, hier eine Tabelle erstellt vom Tagesspiegel der seine Daten von der Johns Hopkins bezieht, Stand vom 12.03. ist von 17. Uhr.:
Italien | Deutschland | ||
---|---|---|---|
18 | 25.02. | ||
21 | 26.02. | ||
26 | 27.02. | ||
53 | 28.02. | ||
66 | 29.02. | ||
117 | 01.03. | ||
150 | 02.03. | ||
188 | 03.03. | ||
240 | 04.03. | ||
25.02. | 322 | 349 | 05.03. |
26.02. | 453 | 534 | 06.03. |
27.02. | 655 | 684 | 07.03. |
28.02. | 888 | 847 | 08.03. |
29.02. | 1128 | 1112 | 09.03. |
01.03. | 1694 | 1565 | 10.03. |
02.03. | 2036 | 1966 | 11.03. |
03.03. | 2502 | 2512 | 12.03. |
04.03. | 3089 | ||
05.03. | 3858 | ||
06.03. | 4636 | ||
07.03. | 5883 | ||
08.03. | 7375 | ||
09.03. | 9172 | ||
10.03. | 10149 | ||
11.03. | 12462 |
Und in Spanien und Frankreich sieht es ähnlich aus, die marschieren mit uns mit. Anzumerken ist auch, dass in Wuhan mit 11 Millionen Einwohnenr bei 444
Fällen ein Lockdown durchgeführt worden ist, wodurch in der Hubeiprovinz das ganze nahezu contained wurde und sie jetzt aus dem gröbsten raus sind.
Berlin hat heute 123 Fälle bei 3,5 Millionen Einwohnern und vierstellige ermittelte Kontaktpersonen.
Laut einer Berechnung und Analyse hier sind die echten, unentdeckten Fälle rund 20 bis 40 mal höher, auch aufgrund der langen Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen. Italien hat das erst bei 10000 Fällen im Land gemacht, warum und worauf hier bei uns gewartet wird erschließt sich mir nicht.
Mit freundlichen Grüßen, G. S.
9. Leserbrief
Hallo Herr Berger – Hallo NDS Team
Es wird zum Großteil nicht das Covid-19-Virus, genannt Coronavirus, sein, daß die Menschen tötet.
Sie werden zwar daran erkranken, aber Opfer werden sie durch die gravierenden Fehler der politischen Führung der letzten Jahrzehnte. Die werden viele Menschen letztendlich unnötig das Leben kosten.
btw: Ist man immer noch der Meinung, daß man durchaus die Zahl der Krankenhäuser verringern kann und müßte? Oder haben sich all diejenigen, die das letzt erst großartig propagiert haben, lieber verkrochen – frei nach dem Motto “Niemand hat die Absicht…”
Man kann im Namen der zu erwartenden unnötigen Opfer nur hoffen, daß es dann auch den einen oder anderen der Verursacher der Misere (nicht nur) im Gesundheitswesen trifft, und nicht nur Unschuldige, dem System hilflos ausgelieferte Bürger dieses Landes. Das mag radikal klingen, ist doch aber bitte nicht mehr als gerecht, wenn es doch schließlich jeden treffen kann.
In diesem Sinne verbleibe ich (als Angehöriger der “Risikogruppe”) wie immer mit freundlichen Grüßen (in der Hoffnung, auf daß es bald wieder Toilettenpapier, Spaghetti und passierte Tomaten gibt)
Ihr Lutz Last
10. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
ich beziehe mich auf Ihren Artikel Kontrollverlust vom 11. März. Ich vermisse in diesem Artikel konkrete Vorschläge. Was würden Sie denn als Entscheidungsträger machen?
Wie weit würden Sie gehen? Würden Sie es verantworten sämtliche Schulen zu schliessen? Es ist immer einfach Entscheidungen einzufordern, wenn man sie selber nicht treffen muss. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass wir sehr wohl die Ausbreitung des Virus gebremst haben. Jedenfalls nach dem, was ich in den Medien lese. Ich erinnere an den Fall in Heinsberg, bei dem relativ schnell fast alle Kontaktpersonen ausfindig gemacht wurden. Auch im Rhein-Sieg-Kreis sind relativ schnell die Kontaktperson ausfindig gemacht worden und unter Quarantäne gestellt. Also es läuft nicht alles schief. Ich gebe Ihnen recht wenn sie sagen dass am Anfang der Krise einiges verschlafen wurde. Man hätte z.b. direkt zu Beginn sämtliche Passagiere die aus Asien kommen überprüfen müssen. Hätten Sie das zu dem Zeitpunkt sofort eingefordert?, ich denke es ist ein sehr schwieriger Drahtseilakt zwischen Überreaktion und keiner Reaktion. Ich sehe aber auch ganz viel, was katastrophal schief läuft in den Wochen seit Ausbruch. Und ich finde die Aussagen mancher Politiker zynisch und beschämend, wenn z.b. der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Laumann vor Schulschließungen warnt, weil die Eltern dieser Kinder dann zu Hause bleiben müssten wo sie doch in Krankenhäusern oder auf der Arbeit gebraucht werden. Natürlich muss die Gesundheit der Bevölkerung an aller erster Stelle stehen. Und dass das Gesundheitssystem kaputt gespart wurde ist natürlich eines so reichen Landes nicht würdig.
Wir werden in einigen Monaten schlauer sein. Vielleicht vertue ich mich ja auch komplett.
Mit freundlichen Grüßen
C. Müller
11. Leserbrief
Sehr geehrtes NachDenkSeiten-Team,
haben Sie vielen Dank dafür, dass Sie auch in einer Situation wie dieser darum bemüht sind, einen besonnen Blick zu bewahren. Das tut sehr gut, wo doch andere nur dabei sind, ereignisgeil die Zahl der Infizierten, Genesenen und Toten zu zählen.
Ich schreibe Ihnen, weil mir etwas zu Jens Bergers Corona-Artikeln aufgefallen ist. Es scheint so, als würde Herr Berger davon ausgehen, als wäre in Deutschland der politische Wille, die Infektionsketten des Virus zu unterbrechen, noch nicht ganz da, aber schon auf dem Weg. Mit Verlaub, aber ich denke, hier traut er der deutschen Politik zu wenig Zynismus zu. In der derzeitigen Gemengelage hat das scheibchenweise Vorgehen bei der Bekämpfung aus Sicht neoliberaler Politiker viele Vorteile.
1. Die Corona-Rezession verzögert sich
Deutschland ist eine Nation mit einem Exportüberschuss. Die Nachfrage aus China dürfte in den kommenden Wochen einbrechen, falls sie das noch nicht ist. Nach dem Einreisestopp für Europäer in die USA ist hier selbiges möglich. Zusätzlich ist noch nicht klar, wie sehr die andere EU-Staaten Reise- oder gar Einfuhrbeschränkungen festlegen werden. Somit bleibt nur der (zugegebenermaßen durch Lohnerhöhungsverzicht geprägte) Binnenmarkt. Der muss so lange wie möglich offen gehalten werden – oder zumindest so lange, bis die Ausweitungen zur Kurzarbeit den Bundestag passiert haben. Erst dann kann quasi direkte Staatshilfe das Wegbrechen der Löhne durch Kurzarbeit ersetzen. Die Unternehmen sind gesichert, die Mitarbeiter können zusehen, wie sie von ihrem Kurzarbeitergeld hamstern gehen. Ich warte eigentlich nur noch drauf, dass diese Maßnahmen hauptsächlich für Firmen, die “im internationalen Wettbewerb stehen”, umgesetzt werden, damit sich BlackRock und Co. direkt an den Staatskassen bedienen können. (Der Gedanke dahinter ist, dass die Firmen im “internationalen Wettbewerb” in der Regel AGs sind, die ihren Aktieninhabern Dividenden auszahlen.)
2. Privat vor Staat
Wenn tatsächlich die große Infizierungswelle kommt, dann werden die Krankenhäuser und Praxen nicht nur an den Rand ihrer Belastung geführt sondern darüber hinaus. Dass das durch staatliches Missmanagement entstanden sein wird, ist Ihnen, den NDS-Leserinnen und -Lesern sowie mir bewusst. Dennoch lässt sich an dieser Stelle mit Hilfe williger Medien sehr leicht ein Spin kreieren, der dem Credo “Privat vor Staat”, weil die Privaten es besser könnten, Vorschub leisten wird. Warum nicht die Pandemievorsorge an privatisierte Krankenhäuser auslagern und diese dafür bezahlen? Warum nicht weitere staatliche Krankenhäuser privatisieren oder mithilfe öffentlich-privater Partnerschaften betreiben? Der wirtschaftsliberalen Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
3. “Sozialverträgliches Frühableben”
Diese Phrase war das Unwort des Jahres 1998 und das zu Recht. Aber das Denken, dass ihr innewohnt, hat sich bis heute gehalten. Wie Jens Berger es schon ganz richtig herausgestellt hat, werden diejenigen, die am Coronavirus sterben, höchstens ein Rauschen in der Statistik sein. Die Rentenkassen werden entlastet und man kann hier weiter fröhlich an der Abschaffung oder zumindest Reduzierung des Umlagesystems weiterarbeiten, ohne dass die Rentenversorgung allzu schnell zusammenbricht.
4. Abhängige Polit-Karrieren
Die beiden wichtigsten Personen in dieser Krise sind die Kanzlerin und ihr Gesundheitsminister. Die Kanzlerin ist das, was im us-amerikanischen Sprachraum “lame duck” genannt wird. Sie bringt ihre Amtszeit noch zu Ende und dann war es das mit ihrer politischen Karriere. Aufgrund der Ruhegelder und diverser Vorträge, die nach ihrer Kanzlerschaft sicherlich noch kommen werden, dürfte sie ausgesorgt haben. Verlieren kann Merkel hier nichts.
Ähnliches gilt auch für Jens Spahn. Seine Karriere ist zwar lange noch nicht am Ende, dennoch kann er kaum verlieren. So hat er seinen Platz als Vize Armin Laschets sicher, sollte ihm die Krise angelastet werden. Und selbst wenn das passiert, wird er sich immer darauf berufen, dass er ja getan hat, was er konnte, aber das aufgrund Deutschlands föderaler Struktur nicht mehr möglich gewesen sei.
Das nur ein paar Überlegungen zu Corona und dem Umgang der Politik damit. Ich hoffe, ich habe Unrecht, aber ich fürchte, dass zumindest ein Teil dieser Überlegungen stimmen.
Mit freundlichen Grüßen
Florian Engel
12. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
Sie sind ein kluger Journalist. So durfte ich viel Erhellendes von ihnen lesen. Das Corona-Virus scheint jedoch auch ihnen den Kopf vernebelt zu haben. Deutschland ist in jeder Hinsicht weit davon entfernt, ein Failed State zu sein. Genauso weit, wie es davon entfernt ist, eine Diktatur wie China zu sein. Deshalb genießen sie auch die Freiheit zu schreiben. Ja, auch die Freiheit, Unsinn zu verbreiten.
Sie machen der deutschen Regierung den Vorwurf, das öffentliche Leben des Landes nicht längst still gelegt zu haben, wie das China getan hat. Und unterstellen ihr, Tote in Kauf zu nehmen. Was ist eigentlich mit den zigtausenden vorerkrankten und krankheitsgeschwächten Menschen, die jährlich an der Grippe sterben. Ist an diesen auch die Regierung schuld? Denken sie bei der Grippe nun auch an ein künftiges Verbot jeglichen öffentlichen Lebens alljährlich im Winter? Nein? Warum nicht? Sie könnten mit der Grippe noch viel grauslichere Rechenspiele veranstalten. Interessiert aber niemanden. Niemand hat Angst vor der Grippe.
Es gibt einen wichtigen Grundsatz, auch in der deutschen Verfassung. Den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Die Zahlen der lebensgefährlichen Corona-Krankheitsverläufe sind schwer vorauszusagen und weitgehend unklar. Verfügen sie über verlässliche Daten zu den Vorerkrankungen der Coronatoten? Die völlige Stilllegung des öffentlichen Lebens und Quarantänemaßnahmen haben hingegen gravierende Auswirkungen auf das Leben und die Freiheit der großen Mehrheit der Bürger. Auch sehr tragische Auswirkungen und seien diese auch “bloß” wirtschaftlicher Natur. Diese Auswirkungen stehen von Anfang an fest. Eine vernünftige Regierung hat sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen, Güter gegeneinander abzuwägen und letztlich Entscheidungen zu treffen. Das die Zahl der Beatmungsbetten im Fall einer Epidemie in jedem Land zu gering ist, dafür kann keine Regierung etwas, wie sie selbst zugeben. Deshalb aber mit Kanonen auf Spatzen zu schießen und den totalen Staat präventiv auszurufen, müsste doch auch Schriftstellern wie ihnen sauer aufstoßen. Oder habe ich hier etwas falsch verstanden und sehnen sie sich nach der starken Hand (statt der unsichtbaren)?
Mit freundlichen Grüßen
Christian Steinberger
PS: Nicht ganz ernst gemeinter Lesetipp für den Fall ihrer baldigen Quarantäne: Gustave Le Bon, Psychologie der Massen
13. Leserbrief
Ihr Artikel „Kontrollverlust“
Sehr geehrter Herr Berger,
vorab möchte ich den NDS generell und Ihnen im Besonderen für Ihre wertvolle journalistische Arbeit danken.
Was die Bundesregierung betrifft, gibt es aus meiner Sicht nicht viel, was man an Ihrer Arbeit nicht kritisieren kann und muss. Beim Thema „Coronavirus“ lese ich jedoch von Ihnen die gleichen Stereotypen (Pandemie, Chaos, Russisches Roulette, Pest, etc.), die Sie ansonsten bei den üblichen Verdächtigen der „Meinungsmache“ feststellen.
Allein Ihre Aussage „auch die Pest oder die Spanische Grippe hatten zu einem bestimmten Zeitpunkt nur 631 Todesfälle“ zeugt von einer Angst die wohl Sie selbst befallen hat. Ihre anprangernden Argumente um der Gefährlichkeit des CV sind anscheinend doch sehr von den martialischen chinesischen Bildern und der Kassandra-Schreie der deutschen Qualitätsmedien beinflusst. Hätten Sie diese nicht in Ihrem Kopf und würden wir die gesamte, fast schon ans wahnsinnig grenzende Berichterstattung weglassen, würden weder Arztpraxen noch Krankenhäuser – in dieser jedes Jahr stattfindenden „Grippezeit“ – weder über einen erhöhten Krankenstand noch über eine höhere Sterblichkeit gegenüber den üblichen Todesfällen klagen. WAS SOLL DAS ALSO?
Haben Sie die groteske Panikmache bei der sogenannten „Vogelgrippe“ schon vergessen, oder das betrügerische Vorgehen der Pharmaindustrie in Komplizenschaft der WHO, als niemand von der „berühmt berüchtigten Schweinegrippe“ dahinrafft wurde, damit sie den Ladenhüter „Tamiflu“ an den Steuerzahler bringen konnten. Ha, ha, wäre das zum Lachen, wenn es sich aktuell nicht um eine so traurige zivilisatorisch-degenerative Angsthasenmentalität handeln würde.
Herr Berger, ich kann Ihnen nur raten, greifen Sie zu den statistischen Zahlen über die Grippekranken, TBC-kranken und deren Todesfälle, und vielleicht sogar zur Todesfallrate aufgrund von Krankenhauskeimen. Sie könnten sich da ganz schnell selbst beruhigen. Und die Alten und Schwachen, deren Gesundheit angeschlagen ist, waren auch schon immer da.
Und dann wäre noch zu erwähnen, dass Sie, und auch jeder andere Mensch, umso krankheitsanfälliger sind, desto angstvoller sie durchs Leben gehen. Keime, Bakterien und Gifte (lat. Viren) sind STÄNDIG um uns, sie gehören zu unserem Leben. Bitte lesen Sie was kompetente Ärzte, wie z. B. Dr. Wolfgang Wodarg, aber nicht nur er, dazu sagen, bevor Sie, ich hoffe ungewollt, das Sprachrohr der apokalyptischen Darreichungen mediengeiler, sogenannter Virologen werden.
Mit besten Grüßen und Wünschen
Ralf Meißner
(Bin gespannt, ob Sie diesen Leserbrief veröffentlichen :-)
14. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
danke für Ihre sehr differenzierte Betrachtung zu den Folgen der Corona-Virus-Pandemie. Sie warnen vor einer Massenhysterie, nehmen aber die zu erwartenden dramatischen Folgen im Gegensatz zu unseren politisch Verantwortlichen sehr ernst. Ernste Folgen haben ältere Menschen sowie organisch Vorgeschädigte zu erwarten. Sie berufen sich auf den deutschen Virologen Christian Drosten, der bei über 70jährigen Personen eine Sterblichkeitsrate durch Coronavirus-Infektion von 20 – 25% annimmt.
Eine andere, weit gefährlichere Epidemie findet dagegen kaum Beachtung. Bei Rauchern liegt das Risiko eines vorzeitigen Todes bei etwa 50%. Etwa die Hälfte davon stirbt noch vor Erreichen des Rentenalters. Dem Tod geht in den meisten Fällen eine schwere, leidvolle Krankheit voraus. Hier gibt es keinen Jugendbonus wie bei Corona. In Italien sind bisher ca. 700 Tote zu beklagen, in Deutschland mit Stand vom 11.03.20, 13:00 Uhr drei. Das Tabakdrogen-Virus befällt in Deutschland nur etwas über 30% der Bevölkerung. Dennoch sterben daran hierzulande jährlich bis zu 140 000 Personen vorzeitig. Die Politik gerät darüber keineswegs in Aufregung. Sie befördert das Massensterben eher noch, indem sie sich sträubt, die von der WHO beanstandeten Maßnahmen zur Verkaufsförderung von Tabakerzeugnissen zu unterbinden.
Zwischen Tabak- und Corona-Toten gibt es eine enge Verbindung. Die Vorschädigungen, die letztlich zum Tod führen, sind zum großen Teil durch das Rauchen verursacht. COPD und Lungenkrebs haben zu 90/85% ihre Ursache im Rauchen, Herz-Kreislauf-Krankheiten zu etwa 33%. Rauchen vermindert zudem die Abwehrkräfte des Körpers deutlich. Warum werden diese Zusammenhänge bei der Corona-Diskussion ausgeblendet? Können Sie mir darauf eine Antwort geben?
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Schwarz, Dresden
15. Leserbrief
Liebes NDS-Team,
etwas etwas widermarktwirtschaftliches müsste passieren: In die Gesundheit der Bevölkerung investieren und wissen, dass es sich nicht in Geld rechnet. Es gibt jedoch bei einer extrem langsamen Ausbreitung dem Virus die deutlich bessere Möglichkeit zu mutieren – mit unberechenbaren Folgen.
Ihr Leser I. Drechsel
16. Leserbrief
Hallo Herr Berger
Das ist ja alles richtig was sie schreiben, nur leider fühle ich mich weniger von dem Corona Virus bedroht, als vielmehr durch unsere Gesellschaft.
Ich bin 72 Jahre alt, und leider im Notlagentarif einer PKV gelandet.
Die existenzielle Frage bei mir stellt sich ganz anders, Bezahle ich die Krankenversicherung und schlafe dafür auf der Straße. Da sich für diese Problematik aber leider kaum jemand interessiert,
sehe ich mich schon seit 5 Jahren als ausgegrenzt an.
Da sich diesem Problem rechnerisch noch viel besser nachgehen ließe, wäre es an der Zeit, mal sich darüber Gedanken zu machen.
Was wäre im Falle einer Viruserkrankung in meinem Fall, muß ich dann auch den 2,4 Fachen Satz für einen Arztbesuch aufbringen, oder sieht man in diesem Fall dann Notschlachtungen vor.
Ich als Rentner versuche mich möglichst nicht in engen U-Bahnen Fußballstadien oder sonstigen Großveranstaltungen auf zu halten, die Bedrohung erfolgt doch eher durch Mitmenschen, die sich ja auf der sicheren Seite wähnen, und dadurch leichtfertiger mit dem Erreger umgehen.
Dem Briefträger oder Zeitungsboten kann ich nicht so leicht ausweichen, und auch dem netten Fräulein am Bankschalter nicht, wenn ich meine magere Rente abhole.
Also die Besorgnis um uns Rentner sollte schon unabhängig von einem Virus, vorhanden sein.
In zwei oder drei Wochen wird die nächste Sau durchs Dorf getrieben, an meinem Problem wird sich aber nichts ändern.
Mit freundlichen Grüßen
H B
17. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
Sehr geehrte Damen und Herren,
Haben Sie gestern, Frontal 21 geschaut? Diese ständigen Wasserstandsmeldungen, zerstören mehr als die bisher 3 Toten in Deutschland . Wir hatten 2018/19 mehr als 25 000 Grippe Tote alleine in Deutschland, darüber wurde wo berichtet? zum Vergleich von 3 Opfern.
Das Corona Virus ist schon seit 2010 bekannt, und seitdem wird daran geforscht, da wie bei allen Viren, sich diese verändern, so wie auch die Grippe jedes Jahr sich verändert und jedes Mal eine andere Zusammensetzung des Impfstoffes. Wäre mehr Rationalität wichtiger denn je, denn bisher habe ich meinn 70 Jahren noch nie erlebt, dass obwohl tausende Jedes Jahr an der Grippe alleine in Deutschland sterben, halbstündliche „Neuigkeiten“ in allen Medien verbreitet wurden und werden.
Mit Stand heute, haben wir auch schon wieder in diesem Jahr 200 Grippe Tote, an Hand der Todesfälle, müsste nicht der Corona Virus sondern die Grippe in den Schlagzeilen sein, sind es aber nicht? Warum ist das so?
Die aus meiner Sicht übertriebene, Aufmerksamkeit für en Virus, welches bisher in Deutschland weniger Opfer zu verzeichnen hat, als die Grippe, ist mit Rationalität nicht mehr zu erklären.
Ganz zu schweigen von den jährlichen Maserntoten über 100 000 Weltweit, wo hört oder liest man darüber in den Medien was? Oder nehmen Sie Malaria, welche jährlich über 400 000 Opfer fordert, ganz zu schweigen, die Tuberkulose mit 1,5 Mio. jedes Jahr. Fazit um so höher die Opferzahlen, umso geringer das Interesse der Öffentlichkeit? Diese Aufmerksamkeit zerstört mehr, als die bisher 3 Opfer, auch lass es am Ende vielleicht mehr als ein paar hundert in Deutschland sein, erreicht aber immer noch nicht die jährlichen Opferzahlen bei der Grippe, welche auch in erster Linie über 80% bei Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen gefährlich ist.
Mit dem Corona Virus, kann man so schön ablenken, von dem Völkerrechtswidrigen Kriegen, den Manövern an der russischen Grenze, usw. Ich habe heute mehr Angst vor der Panik im Land, als vor dem Corona Virus, und vor das Schweigen über die wahren Ursachen der illegalen Sanktionen und Kriege auf dieser Welt. Wie viele Unternehmen werden in den Ruin getrieben, verlieren wie viele Menschen ihre Arbeitsplätze. Noch nie habe ich erlebt, dass stündlich ja halbstündlich in den Medien über die täglichen Grippe Fälle ganz zu schweigen von den Opferzahlen mit Karten usw. in Deutschland panikartig berichtet wurde?
Mit freundlichen Grüßen
H.Ewerth
18. Leserbrief
Hallo Herr Berger,
am Schluss Ihres Artikels nehmen Sie wieder zurück, was Sie vorher – zutreffend – gesagt haben: »Und hier muss man leider die „Augen zu und durch“ Strategie der Bundesregierung als vorsätzliche Inkaufnahme von Opfern werten.« Und am Ende sagen Sie, dies sei der Politik nicht wirklich klar, denn anders sei ihr Fatalismus nicht zu erklären. –
Als Nachdenkseiten-Leser weigere ich mich, der politischen Führung unseres Landes eine Art von Naivität zu unterstellen, nämlich die Risiken und Chancen dieser Epidemie nicht auf Heller und Pfennig bereits ausgerechnet zu haben. Die ehemalige Positionierung, dass es nicht angemessen sei, einem 85-jährigen Patienten auf Kosten der Solidargemeinschaft noch ein neues Hüftgelenk einzuoperieren, ist jetzt 17 Jahre alt. Ein Tabubruch damals, insofern ein großer Teil der Öffentlichkeit sich empört zeigte. Dem jungen CDU-Abgeordneten ist damals vermutlich nicht bewusst gewesen, welche Perversion des Begriffs »Solidargemeinschaft« er mit seiner Forderung produziert hatte. Die Perversion bestand darin, dass eben nicht allen Mitgliedern der »Solidargemeinschaft« genannten Gemeinschaft medizinisch geholfen werden sollte, sondern nur denen, die noch gesellschaftliche Rendite abwerfen würden. –
Jetzt müsse man den Schwächsten helfen, lauten die Sätze heute aus Berlin und anderswo. Diese Haltung spaltet, selbst ohne ihre geraunte Fortsetzung: »Das ist teuer!«; und sie wird wiederholt, weil sie spalten soll. –
Wenn die Oma auf dem Motorrad als Umweltsau durch den Hühnerstall fährt, dann ist es ein volkswirtschaftlicher Gewinn, wenn das letzte verfügbare Beamtmungsgerät ihrem kranken Enkel angelegt wird, statt ihr. Doch diese Oma würde dasselbe von sich aus tun, nämlich die Beatmungsmaske ihrem Enkel auf’s Gesicht drücken, damit er überleben kann. Sie würde ihrem schwächer werdenden Körper unter Tränen befehlen, jetzt stark zu sein und das Leben ihres Enkels zu retten. Ihre Verzweiflung wäre grenzenlos, und nur ein Wunsch würde sie beseelen, dass das Schicksal ihr Leben nehme und dem Enkel gebe. –
Dieses Handeln der lebenserfahrenen Oma ist ethisch und moralisch begründet, denn sie richtet ihre Entscheidung danach aus, was für sie fraglos richtig und was eindeutig falsch wäre. Und sie wüsste sich damit im Einklang mit ihrer Kultur. Die Politik jedoch stiehlt der Oma ihre natürlich-solidarische Haltung, indem sie sich – durch ihre ständigen Solidaritätsappelle an die Jüngeren – als Samariter der Alten aufspielt. –
Doch auch eine andere Perspektive hat sich geändert durch das Voranschreiten des Coronavirus: Die Solidarität der Jüngeren wird erbeten, erfleht, ja erwinselt von denen, die den Anliegen von Fridays for future und anderen Bewegungen durch die Bank weg die kalte Schulter gezeigt und auf ihr vermeintliches Recht auf Selbstverwirklichung mittels Ressourcenverschwendung nicht verzichtet haben und es auch nicht wollten. Nach uns die Sintflut – zu Lasten der Jüngeren. Hab ich irgendwo einen Hohn der Jüngeren gehört, der die Peinlichkeit des Winselns um jetzige Solidarität thematisiert? Im Gegenteil, sie verhalten sich vorbildlich, ertragen die Ungewissheiten ihrer Schullaufbahnen und Ausbildungsabschlüsse, ohne Regress zu nehmen bei denen, die ihre Zukunft bedrohen. Insofern zeigen sie sich, auf die virulente Gegenwart bezogen – weit von den Hüft-OP-Verweigerern entfernt –, als verantwortungsbewusste, solidarische Mitglieder unseres Gemeinwesens. –
Wie erbärmlich und frivol ist es, wenn die Politik dieses Wunder jener Ur-Solidarität der Umweltsau-Oma glaubt berechnen zu können und zu müssen in barer Münze. Wie wunderbar ist die Erkenntnis, dass die Jüngeren die Älteren achten, ohne dass es dazu der peinlichen Appelle der Politiker und videopräsenter Gesundheitsexperten bedarf. –
Dafür zu sorgen, dass solche Entscheidungssituationen in einem der reichsten Länder gar nicht erst denkbar sind, ist Aufgabe der Politik – und nicht, aus der Angst Kapital zu schlagen, wie sie es im Augenblick versucht. Und das, Herr Berger, ist kein Zufall. Sonst müsste ich Herrn Mausfeld und die NDS gründlich missverstanden haben.
Heino Oertel (Jg. 1949)
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