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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 13. März 2020 um 8:12 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
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dazu: Virologe Drosten zum Coronavirus: „Veranstaltungsstopps und Schulschließungen in Kombination sind extrem effizient“
Der Virologe Christian Drosten zieht Schlüsse aus einer Studie aus den USA. Zudem rät er Feierfreudigen, im kleinen Kreis daheim zu bleiben.
Quelle: Tagesspiegel
dazu auch: Ältere besser vor Corona schützen – Personalersatz in Pandemiepläne aufnehmen
„Besonders gefährdete Gruppen wie ältere und mehrfach erkrankte Menschen müssen sofort vor einer Infektion mit dem Coronavirus geschützt werden. Viele pflegende Familien und Pflegekräfte arbeiten bereits jetzt am Limit, um das zu erreichen. Dafür gebührt ihnen nicht nur Dank. Sie brauchen vor allem konkrete Unterstützungsmaßnahmen. Zusätzliches Personal fehlt nicht nur in Kliniken, sondern auch in Altenpflegeeinrichtungen. Ergänzende oder ehemalige Fachkräfte, die gegenwärtig nicht in der Versorgung sind, müssen dringend angesprochen werden. Diese Frage gehört in die Pandemiepläne der Länder und aller Einrichtungen“, erklärt Achim Kessler, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. Kessler weiter:
„Mehr Schutzkleidung und Desinfektionsmittel brauchen neben den Kliniken und Arztpraxen auch Pflegeheime und ambulante Pflegedienste. Die Mehrkosten dürfen nicht auf die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner abgewälzt werden. Die Bundesregierung muss sofort wirksame Maßnahmen gegen die Preistreiberei mit Schutzkleidung und Atemmasken ergreifen.
DIE LINKE befürwortet einen Notfallfonds – nicht nur für die Intensivversorgung. Die Kommunen müssen vor Ort unterstützt werden, um alleinstehende ältere Menschen im Alltag zu begleiten. Wenn Nachbarschaftsprojekte verstärkt Einkäufe übernehmen oder einfach Kontakt halten, werden Menschen ruhiger und Infektionen frühzeitig bemerkt. Der Entlastungsbetrag von monatlich 125 Euro nach §45b SGB XI sollte frei verwendet werden dürfen, um selbstbestimmt Nachbarschaftshilfe zu organisieren. Denn pflegebedürftige Menschen bleiben trotz allem Hilfebedarf mündige Bürgerinnen und Bürger.“
Quelle: DIE LINKE. im Bundestag
dazu: Der Irrsinn mit den Kräften in der Pflege. Oder: Folge dem Geld, dann wird aus dem offensichtlichen Irrsinn ein betriebswirtschaftlich durchaus rationales Vorgehen
Am 9. März 2020 (Stand: 15:00 Uhr) wurden vom Robert Koch Institut (RKI) für Deutschland 1.139 COVID-19-Fälle gemeldet. Die Zahlen steigen, aber dennoch wird der eine oder andere denken, dass das in einem Land mit deutlich mehr als 80 Mio. Einwohner irgendwie eine überschaubare Größenordnung ist. Noch. Die Experten sprechen mittlerweile von einer Pandemie und man muss davon ausgehen, dass die Zahlen noch durch die Decke gehen werden. Und neben der Tatsache, dass nicht alle Infizierten auch behandlungsbedürftig sind, muss man plausibel annehmen, dass die Inanspruchnahme der Gesundheitseinrichtungen und darunter vor allem der Krankenhäuser in den kommenden Wochen und Monaten erheblich ansteigen wird. Und das trifft auf Kliniken, unter denen viele bereits unter der „Normallast“ immer öfter in die Knie gehen, vor allem aufgrund des grassierenden Mangels an Pflegekräften.
Quelle: Aktuelle Sozialpolitik
dazu auch: In den Händen überforderter Ämter
In der größten Gesundheitskrise nach dem Krieg hat nicht der Gesundheitsminister das letzte Wort, sondern unterversorgte Gesundheitsämter entscheiden. […]
Die Gesundheitsämter aber seien schon jetzt heillos überfordert, ihren hoheitlichen Aufgaben nachzukommen, beklagt Teichert. Und das liege keineswegs an mangelndem Willen, an Schnarchnasigkeit oder Unkenntnis, die den Beschäftigten vor Ort mitunter zu Unrecht unterstellt werde. „In Folge eines stetigen Personalabbaus und nicht besetzter Stellen ist die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern in den vergangenen 20 Jahren um etwa ein Drittel zurückgegangen“, sagt Teichert. „Der öffentliche Gesundheitsdienst läuft Gefahr, seine bevölkerungsmedizinischen Aufgaben nicht mehr zu bewältigen.“
Mit ihrer Kritik steht Teichert keineswegs allein da. Die Stadt Lübeck etwa sendete bereits vor zwei Jahren ein öffentliches SOS, weil für die Schuleingangsuntersuchungen der Abc-Schützen schlichtweg keine Ärzte mehr zur Verfügung standen. „Die personelle Ausstattung ist unter Corona zunehmend schwierig“, sagte ein Sprecher der Stadt am Dienstag der taz.
Quelle: taz
dazu: Coronavirus: Warum Europa jetzt einen Shutdown braucht
Ernstzunehmender, weil vielleicht grundsätzlicher, ist die Kritik von Dr. Wolfgang Wodarg, der im Rahmen der Schweinegrippe sich mit Verstrickungen der WHO mit der Pharmaindustrie beschäftigt hatte – sicher verdienstvoll. Aber wie kohärent sind seine Argumente? Coronaviren gebe es viele, sie seien prinzipiell nichts Neues. Aber warum steigen dann die Fallzahlen so rapide an? Wodarg suggeriert, dass dafür falsch-positive Resultate des PCR-Tests verantwortlich sein könnten, die auch auf andere Corona-Arten reagieren könnten.
Prinzipiell wäre dies möglich, ich kann es nicht beurteilen (Forum?), und sicher ist es vielleicht wünschenswert, wenn der derzeit in aller Welt verwendete Test der Charité unabhängig repliziert würde. Allerdings wäre es äußerst merkwürdig, dass der Test in Italien (tamponi) bis zu 14 Prozent positive Resultate ergibt, in Asien aber nur im Promillebereich. Wodarg fand auf kurzfristige Nachfrage keine Zeit, dies zu beantworten.
Auffällig ist schließlich, dass Italien relativ viele Todesfälle und Intensivpatienten hat, und Deutschland sehr wenige, andere Länder (Südkorea, Frankreich, Spanien) liegen dazwischen. Ich weiß nicht, ob es Therapieunterschiede gibt (Forum?). Tatsächlich waren unter den Verstorbenen in Italien viele mit schweren Vorerkrankungen, was die Statistik verzerren kann. Umgekehrt gibt es aber in Deutschland möglicherweise Anreize, Lungenkranke und Tote nicht zu testen. Die Ärzte verkennen (kein Vorwurf bei Überlastung), wie wichtig es wäre, zur Beurteilung der epidemiologischen Gefährlichkeit verlässliche Daten zu erheben.
Die medizinische Gefährlichkeit des Virus wird wohl noch eine Zeit lang ungeklärt bleiben, weil es unter ca. 2500 natürlichen Todesfällen am Tag in Deutschland nicht so einfach ist, den korrekten Anteil von COVID-19 zu ermitteln. Eine günstige Evidenz sind die Erkrankungen auf dem Kreuzfahrtschiff Princess Diamond, die in wohl hoher Altersgruppe relativ glimpflich verliefen (6 Tote, 32 kritisch von 696 Infizierten).
Quelle: Telepolis
Hinweis: Lesen Sie dazu bitte auch die Anmerkung des NachDenkSeiten-Herausgebers Albrecht Müller zum Umgang der NachDenkSeiten mit verschiedenen Positionen zu Themen wie “Corona”.
dazu: Wie Singapur das Virus in den Griff bekommt und Panik vermieden hat
Zu den Erfolgsfaktoren gehört die schnelle Reaktion. Bereits am 3. Januar, also drei Wochen vor dem ersten Infektionsfall auf heimischem Boden, sind am Flughafen Changi Ankommende aus Wuhan auf ihre Körpertemperatur überprüft worden. Bereits Ende Januar wurden Sanitätssoldaten für gewisse Kontrollaufgaben an der Grenze und am Flughafen sowie zur Verteilung von Material wie Schutzmasken eingesetzt. Seit der Sars-Krise gibt es auch Vorräte von anderen medizinischen Produkten, die zu den strategischen Reserven gehören. Zur raschen Reaktion gehörte die Errichtung einer Website des Gesundheitsministeriums, auf der sämtliche neuen Entwicklungen, Warnungen, Empfehlungen und Stellungnahmen von Fachleuten einsehbar sind.
Quelle: NZZ
Anmerkung JK: Hier hat Ignoranz und blanker Opportunismus der Politik die fatale Entwicklung zu verantworten, da es auf Seiten des politischen Personals offenbar niemanden mehr gibt, der das persönliche Rückgrat besitzt, für eine Absage aller Faschingsveranstaltungen oder ähnlich unpopuläre Maßnahmen einzustehen. Besonders erschütternd, dass in der Anfangsphase offenbar Verdachtsfällen ein kostenloser Corona-Test verweigert wurde. Das Versagen von Politik und Behörden in Deutschland ist total.
Anmerkung des Lesers S.A.: Natürlich kein Wort von den Sanktionen welche die USA gegenüber dem Iran verhängt haben.
Anmerkung André Tautenhahn: Was die Regierung unterdessen sehr gut kann. Spuren verwischen…
Anmerkung JK: Wieder schöne Meinungsmache. Der Vorsprung Bidens wird nun Sanders als persönliches Versagen angelastet. Dabei ist völlig klar, dass das Parteiestablishment der Demokraten wieder alles getan hat, um Sanders auszubooten. Alle bisherigen Bewerber haben sich zurückgezogen und geschlossen hinter Biden, als Wunschkandidaten der Parteiführung und gegen Sanders gestellt. Wie aus amerikanischen Publikationen zu lesen ist, scheint Biden aber mental überhaupt nicht in der Lage, wie zahlreiche Ausfälle in Diskussionsrunden und Wahlveranstaltungen zeigen, gegen den Demagogen Trump zu bestehen. Aber darum ging es auch nie. Es ging und geht nur allein darum zu verhindern, dass Bernie Sanders das Rennen zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten macht. So wird die Hoffnung unzähliger amerikanischer Bürger mit Füßen getreten auch zur Freude deutscher “Qualitätsjournalisten”. Besonders absurd dabei die Unterstellung Sanders hätte die Absicht, “die gesamte wirtschaftliche, politische und soziale Ordnung” der USA umkrempeln zu wollen. Wie auch auf den NachDenkSeiten schon des Öfteren betont, vertritt Sanders aus europäischer Perspektive nicht einmal besonders radikale sozialdemokratische Positionen. Oder wie würde etwa eine allgemeine Krankenversicherung die amerikanische Gesellschaftsordnung auf den Kopf stellen? Sie würde aber sehr wahrscheinlich die Profite der privaten Versicherungsanbieter schmälern. Für deutsche “Qualitätsjournalisten” in ihrer gesellschaftlichen, sozialen und ökonomisch privilegierten Position offensichtlich ein Unding.
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