Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Videohinweise am Samstag
Datum: 11. Januar 2020 um 9:00 Uhr
Rubrik: Videohinweise
Verantwortlich: Redaktion
Hier finden Sie in der Regel am Mittwoch und am Samstag einen Überblick über interessante Videobeiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie anschauen wollen. Die Videohinweise sind auch auf unserer YouTube-Seite als spezielle Playlist verfügbar. Auch für die Rubrik „Musik trifft Politik“ (erscheint in der Regel mittwochs) gibt es eine eigene Playlist (CG)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Beiträge einverstanden sind. Sie können uns bei der Zusammenstellung der Videohinweise unterstützen, indem Sie interessante Fundstücke an die Adresse [email protected] schicken. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Lesen Sie hierzu auch auf den NachDenkSeiten von Jens Berger “Manipulation durch Verschweigen – die deutschen Medien und das Attentat auf Soleimani“, von Max Blumenthal “Soleimani-Attentat – Trumps Fake News und das Schweigen der Medien” und von Emran Feroz “Mittäter Deutschland“.
Natalie Amiri [transkribiert, ab Minute 8:40]: “Der General [Qasem Soleimani] kam gerade aus Syrien zurück, ist in Bagdad gelandet, und es heißt, so sagt es zumindest der irakische Premier, dass er einen Vorschlag aus dem Iran in der Tasche hatte, um die Lage zwischen Saudi-Arabien und Iran zu deeskalieren. […] Ob er in eine Falle geraten ist, weiß ich nicht. […] Ob diese Botschaft nie hätte ankommen sollen, […] das sind Verschwörungstheorien, das sind Vermutungen und dafür gibt es keine bestätigten Aussagen. Aber Fakt ist, er hatte eine ‘Message’ aus dem Iran dabei, die er dem Premier des Irak vorstellen wollte. So hat es der irakische Premier vor zwei Tagen in einer Pressekonferenz sehr vehement und sehr verärgert vertreten.”
Amiris Antwort [Min. 5] auf die Frage, wie sich Deutschland positionieren werde ist ebenfalls hörenswert. Es sei immer ihre These gewesen, dass Deutschland ein sicherheitspolitisches Interesse daran haben sollte, dass die Region stabil ist. Denn die Amerikaner, wenn sie für einen neuen Krieg in der Region sorgen, seien nicht betroffen von den Flüchtlingen, die dann hierher kämen und vielleicht für neue populistische Schübe sorgten. Uns in Europa betreffe eine Region, die sehr nah an uns dran ist. Deutschland müsse sich sehr klar und deutlich positionieren, das fehle sehr vielen. “Man spricht immer wieder davon, dass man versucht zu besänftigen, dass man aufs Schärfste verurteilt, aber natürlich sind da sehr viele auch frustriert und sagen, das sind im Grunde genommen nur leere Floskeln und reine Lippenbekenntnisse und […] Deutschland positioniert sich zu wenig für die Interessen, die wir eigentlich dort haben sollten.”
Auf die Frage, welche Rolle die EU in diesem Konflikt spielen sollte, antwortete Natalie Amiri: “Ich denke, dass die EU auf jeden Fall eine klarere Position beziehen müsste, allein schon deshalb, weil wir in Europa aufgrund unserer sicherheitspolitischen Lage auch schauen müssen, wie wir unsere sicherheitspolitischen Interessen vertreten. Im Moment ist es ja so, dass Amerika etwas sagt, etwas macht und ausführt, aber große Kritik kommt aus Europa nicht. Dadurch, dass sich der amerikanische “first man” geändert hat und meines Erachtens auch oft nicht sehr demokratische Methoden an den Tag legt, sollte sich auch Europa überlegen, ob Amerika unser engster Verbündeter ist, weil im Moment zieht uns Amerika in ein Schlamassel in dieser Region mit hinein. Ich denke, dass Europa durchaus in der Lage wäre, und mächtig genug, eine eigene Position zu beziehen.”
Zitat Kani Tuyala [transkribiert]: “Doch nicht nur die Angriffe auf die saudischen Aramco-Ölanlagen, sondern keine der vom Regierungssprecher erwähnten Angriffe, für die die Bundesregierung den Iran verantwotlich macht, sind bis heute aufgeklärt. Zudem hatte ein Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages am 2.8.2019 bestätigt, dass die Bundesregierung mit der Unterstützung der Festsetzung des iranischen Tankers Grace 1 selbst völkerrechtswidrig handelte.”
Anmerkung unseres Lesers H. V.: Wären in der Sendung am 8. Januar nicht interessante Gäste gewesen, wie Michael Lüders, Gregor Gysi, Margot Käßmann und der Politikwissenschaftler Andrew Denison, der Direktor der “Transatlantic Networks”, wäre es schade um die späte Abendzeit gewesen, und ich hätte mir den Lanz nicht angetan. Lüders hat unaufgeregt, sachlich ohne Bewertung viele Fakten im Nahost-Konflikt aufgezählt. Auch die Tatsache, dass der iranische General in Friedensmission unter irakischer Vermittlung in Richtung Saudi-Arabien unterwegs war und die Amerikaner Soleimani ermordeten, weil sie keinen Frieden in der Region wollen, sondern einen kaufkräftigen Kunden ihrer Waffen brauchen. (Die Saudis beziehen etwa 10% der amerikanischen Rüstung). Michael Lüders hat auch aus Sicht der Iraner deren Taktik erklärt, ohne dabei einseitig die iranischen Missetaten auszublenden oder gut zu heißen. Auch Gysi wusste einige interessante Fakten beizusteuern und benannte die amerikanische Kündigung des Atomvertrages als Trumps größten Fehler. Er verlangt wie Lüders von der Bundesregierung und EU, endlich der Trump-Politik die rote Karte zu zeigen. Denison, der zwar immer wieder betonte, kein Freund von Trump zu sein, verteidigte aber den Mord als nötig und richtig. Kopfschütteln in der Runde und dem Publikum außer bei Lanz, der dem Transatlantiker seine Thesen ungestört und unwidersprochen vortragen ließ. Bei Lüders ist er ständig mit mehreren Zwischenfragen dazwischen gegrätscht, damit dessen Argumentation nicht schlüssig am Stück war und möglichst nicht verstanden wird. Kompliment an Lüders, der aber beharrlich seinem roten Faden folgte. Also inhaltlich eine interessante Sendung und mal wieder ein Lehrstück, wie Lanz einseitig die Talkrunde lenkt.
Ergänzende Anmerkung CG: Das “Dazwischengrätschen” ist generell empörend und man vermisst nicht nur in dieser Sendung leider seit Jahren eine Gesprächskultur mit mehr Anstand. Doch selbst wenn man Lanz Sicht oft nicht teilt, sollte man ergänzen, dass er kritisch nachfragt, sicher auch oft absichtlich den Gegenpart einnimmt und kontrovers nachbohrt mit dem Wunsch einer vermeintlichen Ausgewogenheit, das ist Teil des Journalismus. Zu kritisieren ist auch, dass die Redaktion bei den eingeblendeten Bildern einer “highly likely”-Argumentation folgt, da die eingeblendeten Vorfälle bis heute weitestgehend nicht aufgeklärt sind. Erwähnen sollte man jedoch ebenfalls die im deutschen Fernsehen derzeit recht ungewöhnliche Konstellation der Gäste (meist ist es umgekehrt): drei gegen Kriegstreiberei engagierte Menschen, die auf Diplomatie setzen und ein erklärter Transatlantiker, der offensichtlich aus alter imperialer Sicht “Wohlstands- und Freiheitssicherung” durch Interventionismus und “Demokratisierung” durch Regime Changes zu rechtfertigen sucht – wobei der Freiheitsbegriff hier natürlich zwiespältig erscheint. Die “Argumentation” von Herrn Denison ist inhaltlich scharf zu kritisieren und ist gleichzeitig entlarvend hohl. Er greift in der Erklärung der Nahostkonflikte tatsächlich auf Abraham zurück, ignoriert das Völkerreicht und das UNO-Gewaltverbot, beruft sich quasi auf das Recht des Stärkeren, beklagt deutsche “moralische Überheblichkeit”, rechtfertigt sogar die zwei Atombomben auf Japan 1945, betreibt Feinbildaufbau durch Schwarz-Weiß-Denken und Dämonisierung der gegnerischen sogenannten “Regime” und bezeichnet politische Gegner als Gangster, mit denen man doch nicht verhandeln könne. Dennoch, Herr Denison dürfte sich in dieser Konstellation vermutlich in die Enge getrieben gefühlt haben, natürlich mit umgekehrten Vorzeichen, aber vielleicht doch ähnlich wie Sahra Wagenknecht, die oftmals in TV-Runden als einzige für Wandel durch Annäherung, Aussöhnung mit Russland und Sozialstaatsaufbau Position bezieht, jedoch stets mit weniger Rückendeckung seitens der jeweiligen Moderatoren zu rechnen hat. Neben einem Truppenabzug, Beendigung der Sanktionen und der Kündigung der Nutzung von Ramstein als Relaisstation, wäre die Rückkehr zur Achtung des Völkerrechts auf allen Seiten dringend geboten. Der Weg zurück an den Verhandlungstisch mit wirklichen Angeboten wird die einzige Lösung zur Deeskalation sein. Und wie Jens Berger am Mittwoch schrieb, wird zu überlegen sein, ob die UNO ihren Hauptsitz nicht nach Genf verlegen sollte…
Anmerkung CG: Leukefeld spricht richtigerweise von “Ermordung”.
Anmerkung unseres Lesers U. B. [betrifft Min. 12:57]: In der Mittagssendung des Studio 9 des DLF Kultur von heute hatte Moderator Korbinian Frenzel den konservativen Journalisten Nikolaus Blome (bis Herbst 2019 stellv. Bild-Chefredakteur) zu Gast. Frenzel vertritt ansonsten typische (neo)liberale Standpunkte und regt mich regelmäßig auf. Aber heute hat er mal Punkte bei mir gemacht. Er nannte nämlich die Tötung des iranischen Generals Soleimani durch das US-Miltär „Mord“. Nikolaus Blome hat natürlich sofort protestiert. Aber wie dem auch sei: Ich fand es bemerkenswert, dass ein Journalist des DLF Kultur diesen Terrorakt tatsächlich als Mord bezeichnete.
Veteran Speaks At “No War On Iran” Rally Los Angeles
Quelle: The Jimmy Dore Show, 06.01.2020
Anmerkung CG: Die Demonstranten skandieren: “No justice, no peace, US out of Middle East!”. Jimmy Dore: “We should be impeaching the Military–industrial complex. […] All wars are bullshit!”.
Aufnahmen aus dem französischen Rouen zeigen Ausmaß von Polizeigewalt
Grève du 9 janvier : un homme blessé à Rouen
Quelle 1: RT Deutsch
Quelle 2: France 3 Normandie, 09.01.2020
Lesen Sie hierzu auch auf den NachDenkSeiten von Marco Wenzel “Die Rentenreform in Frankreich“.
Lesen Sie hierzu auch auf den NachDenkSeiten von Ulrich Heyden “Normandie-Treffen in Paris: Ein neuer Versuch für den Frieden in der Ost-Ukraine“.
Lesen Sie hierzu auch auf den NachDenkSeiten von Moritz Müller “Assange-Mahnwachen nötiger denn je!“
Jimmy Dore: “Hey everybody, breaking news, the supposed leader of the Democratic Party won’t vote Republican… Wow headline, isn’t that kind of amazing? […] He has to say that but the part he’s leaving out is after we do everything humanly possible to stop Bernie Sanders if he overcomes all that shit, that we do to him, then I will have absolutely no choice but to support him publicly against Donald Trump. That’s what that should say.”
Anmerkung CG: Man sehe und staune, ab Minute 8:15, die Figur Katja Kreml kann offenbar auch anders, zur Abwechslung mal kein Putin=Diktator-Bashing. Satirischer O-Ton: “Wenn die Deutschen so unzufrieden sind mit der Nato, […] vielleicht sollte Deutschland ein Militärbündnis mit Russland schließen?” Die ausgewählten Passanten freuen sich auch mehr über die Sonne als über den Nato-Geburtstag. Einer sagt “Krieg ist sch***e”, Nato bringt D. nichts.
Anmerkung CG: Die heute-show machte das anders als extra 3. Darf es noch etwas Säbelgerassel sein? Die heute-show verkauft die NATO “historisch gesehen [als] eine Erfolgsgeschichte” und hofft, dass “die Russen uns nicht bei Regen angreifen” wegen der schlechten Flugzeuge. Aber Satire darf bekanntlich (fast) alles. Hier eine Liste der illegalen Kriege der Nato-Länder seit 1945, Quelle: SIPER
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=57588