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Titel: Deutsche Medien versinken weiter im Kampagnenjournalismus. Das ZDF glänzt durch grob einseitige Auswahl seiner Interviewpartner.

Datum: 9. Dezember 2019 um 16:55 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Medienkritik, Strategien der Meinungsmache
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Das Neueste dazu gestern im ZDF: In Berlin Direkt und im ZDF-Heutejournal gibt es einseitige Polemik gegen die heute stattfindenden Verhandlungen im sogenannten Normandie-Format über die Entwicklung in der Ost-Ukraine. Und das Übliche: immer gegen Russland. Offenbar gibt‘s beim ZDF eine Liste von Interviewpartnern, die den Atlantikern und ihrer Lobby nahestehen und auf die entsprechenden Fragen die erwarteten Antworten geben. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Berlin direkt wartete am 8. Dezember mit folgenden Themen auf: 1.) Was will die SPD? 2.) Neue SPD-Chefs rechnen mit GroKo-Fortbestand, 3.) Union von SPD zunehmend genervt, 4.) Mord an Georgier und die diplomatischen Folgen.

In dieser Darstellung der diplomatischen Folgen werden außer einer kurzen Stellungnahme des russischen Außenministers nur Zeugen zitiert, die die Konfrontation mit Russland fördern: ab Minute 15:50 der als Scharfmacher bekannte Ralf Fücks, früher einmal Vorsitzender der Heinrich-Böll-Stiftung und jetzt mit Marieluise Beck Betreiber des eigenen Portals Zentrum Liberale Moderne, dann Alexander Graf Lambsdorff von der FDP, bekannt als Atlantiker, und dann noch der ukrainische Botschafter in Berlin. Das ist keine differenzierte Vorbereitung auf die Meinungsbildung zu den heute in Paris laufenden Verhandlungen.

Im Heute Journal vom 8.12.2019 ging es dann genauso weiter. Da wurde zunächst eine Demonstration auf dem Maidan gezeigt. Dort wurde dagegen protestiert, dass in Paris die Interessen der Ukraine verraten werden könnten. Das ZDF hat uns nicht darüber aufgeklärt, welche Gruppen zu dieser Demonstration aufgerufen haben und welche Rolle dabei der Rechte Sektor in der Ukraine gespielt hat.

Dann gab es noch ein Interview mit der Vertreterin des von uns Steuerzahlern bezahlten Thinktanks „Stiftung Wissenschaft und Politik“ (SWP) in Berlin. Die interviewte Frau Sabine Fischer behauptete, die Ukraine habe im bisherigen Versuch eines Friedensprozesses Zugeständnisse gemacht, Russland und die Rebellen in der Ostukraine nicht. Siehe hier.

Diese beiden Medienereignisse sind nicht weltbewegend, aber sie zeigen die Methode, mit einer einseitigen Auswahl der zitierten Personen Stimmung und Meinung zu machen.

Übrigens galt das für das ZDF auch beim Thema SPD-Parteitag. Und es galt für andere Medien. Ganz schlimm ist der „Spiegel“ dieser Woche. Sein Titel gilt der SPD: „Ausgebrannt. Wer braucht es bitte noch?“ Die einzelnen Teile sind erkennbar und wegen des Redaktionsabschlusses am Freitag vergangener Woche vermutlich gerade mal in Kenntnis der Ereignisse des ersten Tages geschrieben. Die Titelgeschichte ist obendrein mehrheitlich von einem Spiegel-Reporter mit dem Namen Ulrich Fichtner geschrieben worden. Das ist der einmal zum Chefredakteur ausersehene Journalist. Auf diese Position musste er aber verzichten, weil ihm vor allem das Spiegel-Engagement des durch gezielte und mehrfache Fälschungen bekannt gewordenen Claas-Hendrik Relotius zu verdanken ist. Dazu siehe zum Beispiel hier.


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