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Titel: Meinungsmache ist bei weitem wichtiger für politische Entscheidungen als Sacherwägungen
Datum: 27. Mai 2010 um 16:48 Uhr
Rubrik: Denkfehler Wirtschaftsdebatte, Schulden - Sparen, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich: Albrecht Müller
Diese Erfahrung wird uns heute jeden Tag bestätigt. Meinungsmache überlagert inzwischen die an der Sache orientierte Abwägung um Welten. Dass Sparen der europäischen Staaten die richtige Therapie sei, dass Konsolidierung der Haushalte die Konjunktur beflügele, dass wir eine Schuldenkrise haben, dass es entscheidend sei, das Vertrauen der Finanzmärkte zu gewinnen, dass die Gängelung der politischen Gestaltungsräume durch so etwas wie eine Schuldenbremse sinnvoll sei, dass eine Inflation drohe, …. das wird unentwegt in die Köpfe gehämmert. Albrecht Müller
Ein Musterbeispiel für diese Agitation findet sich wieder einmal bei SpiegelOnline von heute, 27. Mai 2010, 06:21 Uhr:
„Europa auf Sparkurs – Ökonomen beschwören die Euro-Auferstehung“
Im Einführungstext heißt es:
„Europa spart: Als Reaktion auf das Schuldendesaster haben sich die meisten Regierungen harte Sanierungsprogramme verordnet. Experten applaudieren, sie sehen den Euro wieder im Aufwind – und warnen vor einer neuen Krise in den USA.“
Der gesamte Text ist bar jeglichen ökonomischen Sachverstands. Es wird auch nicht andeutungsweise gesehen, dass der beklatschte europaweite Sparkurs in eine verheerende Deflation münden kann. Die Schreiber orientieren sich an Vorurteilen und Klischees. Und sie berufen sich wie üblich auf Experten. Diese entpuppen sich dann als Volkswirte bei Banken und als der Chefökonom des Deutschen Industrieinstituts. Und dann wird auch noch der Starökonom Berlusconi gleich mehrmals lobenswert in die Geschichte eingebaut. „Der Staat muss weniger kosten, darum geht es im Kern.“ So Berlusconi. Das ist die fortgesetzt betriebene Verarmung des Staates. Jetzt dank Silvio Berlusconi, wie es im letzten Satz heißt.
Vom Ergebnis dieser Dauerpropaganda hatte SpiegelOnline schon gestern in einem Artikel über eine Umfrage der einschlägig bekannten Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) berichtet. Dort heißt es:
„Euro-Krise – Deutsche fürchten gigantische Staatsverschuldung
Die Sorge um die Stabilität des Euro verunsichert die Deutschen: Einer neuen Erhebung zufolge fürchten immer mehr Bürger, dass die Politiker die Staatsschulden nicht mehr bewältigen können. Die Angst vor einer Inflation ist stark gestiegen, die Kauflaune gesunken.“
Das ist alles unfassbar. Ich kann nur noch einmal raten, auch mit diesen beiden Nachweisen perfekter Agitation und sachlicher Leere an Spiegel- und Spiegel Online Leser heranzugehen und die Glaubwürdigkeit dieses Mediums nachhaltig zu erschüttern. Spiegelleser sollten langsam lernen, dass sie auch nur eine Bild-Zeitung lesen, mit einen minimal angehobene Niveau.
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