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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 14. November 2019 um 8:10 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
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Dazu: Deutsches Lithium-Unternehmen ruft Altmaier zu Hilfe
Für Elektroautos ist Lithium extrem wichtig – in Bolivien sollte ein deutsches Unternehmen erstmals Zugang zu dem Rohstoff bekommen. Doch das Projekt wurde gestoppt. Nun fordert der Firmenchef Unterstützung von der Politik.
… “Wir geben dieses Projekt nicht einfach auf”, sagte ACISA-Chef Wolfgang Schmutz dem SPIEGEL. “Jetzt werden Lösungen gesucht und gefunden. Dazu brauchen wir auch die Unterstützung der Politik.”
(…) Schmutz sagte, er werde die Bundesregierung und die Stuttgarter Landesregierung um Hilfe bitten. “Wir sind in eine schwierige Situation gekommen. Es ist wichtig, dass die Politiker, die uns damals unterstützt haben, jetzt nicht abtauchen, sondern für uns weiter eintreten.” Das sei auch in ihrem eigenen Interesse: “Elektromobilität und Energiewende sind Riesenthemen in der deutschen Wirtschaft. Der Rohstoff Lithium ist die existenzielle Grundlage dafür.”
Quelle: SPON
Anmerkung Marco Wenzel: Der Beitrag des „Spiegel“ ist vom 6. November. Die „Unterstützung der Politik“ hat ACISA ja nun bekommen. Natürlich war es nicht Altmeier, der den Putsch in Bolivien angezettelt hat. Und natürlich ist Lithium auch nur einer der Rohstoffe, auf den das internationale Kapital es in Bolivien abgesehen hat. Aber Lithium wird dabei auch eine Rolle gespielt haben.
Evo Morales hatte sich den Zorn der indigenen Bevölkerung, die bisher zu seinen treuesten Unterstützern gezählt hatte, durch den Vertrag mit Acisa zugezogen. Der Zorn wuchs, als sich herausstellte, dass ACISA sich nicht an die Abmachungen halten wollte und die Weiterverarbeitung des Rohstoffes außerhalb von Bolivien betreiben wollte. Damit wäre außer großen Umweltschäden für Bolivien nicht mehr viel vom Abbau übrig geblieben. Morales hat im letzten Augenblick die Reißleine gezogen. Zu spät, wie es scheint.
Ergänzende Anmerkung Jens Berger: Die externe Motivlage ist komplex und vielschichtig. Den USA kommt es sicher zudem gelegen, dass Bolivien auch der größte Erdgasproduzent Südamerikas ist. Die Fracking-Konzerne sind dringend auf neue Abnehmer angewiesen. Dabei geht es nicht um freie Lieferkapazitäten an sich, sondern vor allem um eine Stützung des Gaspreises, der durch den Fracking-Boom im Keller ist.
Durch den Preisverfall arbeiten viele Gasfelder der USA nur noch defizitär und diese Milliardenprojekte sind durch gehebelte Finanzinstrumente finanziert, die – wie einst die Subprime-Kredite – eine toxische Menge erreicht haben. Der große Befreiungsschlag wäre die Verhinderung von Nord Stream 2 gewesen; aber hier sieht es zur Zeit für die USA ja eher schlecht aus.
In diesem Kontext sollte man auch im Hinterkopf behalten, dass Trumps wichtigste Unterstützer und Finanziers Hedgefonds- und Öl-/Gasmilliardäre wie Paul Mercer Renaissance), John Paulson (Paulson & Co), Gary Cohn (Goldman Sachs), Kelcy Warren (Energy Transfer Partners), Carl Icahn (Icahn Enterprises), Stephen Feinberg (Cerberus) und Harold Hamm (Continental Resources) sind. Bislang hat er deren Wünsche (z.B. Keystone Pipeline, Iran-Sanktionen) stets pflichtgetreu erfüllt.
Marco Rubio und der Texaner Ted Cruz, die offenbar in besonderer Weise beim Putsch in Bolivien involviert waren (siehe dazu den Hintergrundartikel von Frederico Füllgraf) stehen übrigens ebenfalls ganz oben auf der Payroll von Big Oil und Big Gas.
Anmerkung Marco Wenzel: Lesen Sie dazu auch: Bolivien – Nach Staatsstreich, Exil von Evo Morales und Selbsternennung der neuen Präsidentin erhebt sich Widerstand gegen rechtsextremen Terror.
Anmerkung Marco Wenzel: Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag “Mit 70 Prozent Menschenwürde leben“.
Anmerkung Marco Wenzel: Lesen Sie dazu auch: “Ein Jahr Protest der gelben Westen in Frankreich. Was nun?“
Dazu: Proteste nach Selbstverbrennung eines Studenten
Nachdem sich ein Student in Lyon selbst verbrannt hatte, fanden in ganz Frankreich Studierenden-Proteste gegen problematische finanzielle Verhältnisse statt. In seinem Abschiedsbrief erklärte der 22-Jährige seinen Selbstmord laut einer Vereinskameradin mit seiner prekären Lebenslage.
In Paris haben gestern Nacht mehrere Dutzend Studierende den Hof des Hochschulministeriums besetzt und Ministerin Frédérique Vidal zum Rücktritt aufgefordert – bis die Polizei die Gruppe auseinandertrieb. So endete der gestrige Aktionstag, bei dem Studierendenvereine im ganzen Land zu Kundgebungen aufgerufen hatten. Allen voran Solidaires étudiant-e-s – denn dort engagierte sich der Studierende, dessen Fall derzeit durch die Medien geht, für bessere Alltagsbedingungen im Hochschulbereich.
Der 22-Jährige, der sich in Lyon in Brand gesteckt hatte, lebte selbst in sehr prekären Verhältnissen. Seine Kommilitonen berichteten bei der Protestaktion auf dem Campus der Universität Paris Saint-Denis über seine Versuche, unter diesen Bedingungen sein Studium der Politikwissenschaft abzuschließen…
Quelle: Deutschlandfunk
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Verstehe ich das richtig, daß Rot-Rot-Grün in Berlin im Namen eines angeblichen Wettbewerbs auf einem Infrastruktur-Monopol (den Bahngleisen) in einem ÖPP-Modell privaten Bahnen Gewinne zuschustern will? Und daß die taz das Vorhaben zumindest halb gut findet? Wie kann das sein nach all den Privatisierungs- und ÖPP-Desastern der letzten Jahrzehnte, nicht nur bei der Bahn? Wieso glauben gerade die angeblich Linken an die Überlegenheit des Wettbewerbs dort, wo er nicht hingehört? Sind die Probleme (geheime Verträge; Privatisierung der Gewinne, Sozialisierung der Verluste; knallharte Lohnpolitik zulasten der Beschäftigten; usw. etc. pp.) nicht jetzt schon klar absehbar?
Anmerkung Marco Wenzel: Absolut lesenswert zum Verständnis wie das System funktioniert. Oder besser: nicht funktionieren kann, wenn man ethische Maßstäbe ansetzen und Qualität produzieren will
Anmerkung Marco Wenzel: Hier der Link zur Pressemitteilung des EuGH.
Anmerkung Marco WenzeL: Sinnlose Gewalt und Zerstörungswut in Hong Kong. Hong Kong sägt sich den privilegierten Ast gerade selber ab, auf dem es sitzt. Die Gastronomie und die Tourismusbranche liegen bereits am Boden. Die Studenten vom Festland fliehen aus der Stadt, sie kehren zurück nach China. Es kam am Rande der Ausschreitungen bereits zu ersten Schießereien und Messerattacken. Die ersten Toten sind bereits zu beklagen. Der Ruf Hong Kongs in der Welt ist dahin. Und weder die Stadtregierung noch die Demonstranten haben einen Plan, wie es weitergehen soll.
Nach einem Treffen von Carrie Lam mit Xi Jinping hat Lam die Forderungen der Demonstranten als „Wunschdenken“ bezeichnet und klargemacht, dass sie nicht nachgeben will. Derweil fordert Peking ein härteres Vorgehen gegen die Demonstranten. Und diese wiederum haben verlauten lassen, dass sie sich neue Strategien des Widerstandes überlegen werden. Auf einen außergewöhnlich heißen Sommer könnte demnach ein noch heißerer Winter folgen.
Hong Kong ist für Peking als internationaler Zwischenhandelsplatz längst nicht mehr so wichtig wie früher. Und je mehr sich die Konflikte verschärfen, desto mehr wird Peking seine Geschäfte von Hong Kong nach Shanghai, Peking oder Shenzhen verlagern. Bis China Hong Kong eines Tages gar nicht mehr braucht. Aber eines wird Peking auch aus strategischen Gründen nicht zulassen: dass Hong Kong durch eine Farbrevolution von China abgetrennt wird.
Das chinesische Neujahrsfest findet Mitte Februar statt und dauert etwa 2 Wochen. Für die Geschäfte sind diese Tage die umsatzstärksten im ganzen Jahr, vergleichbar mit dem Weihnachtsgeschäft in Deutschland. Viele ausländische (Luxus-) Boutiquen und Geschäfte warten diesen Termin noch ab. Spätestens nach Ende des chinesischen Neuen Jahres werden sie schließen, sollte sich die Lage bis dahin nicht beruhigt haben. Dann gehen in Hong Kong so langsam die Lichter aus. Peking wird das dann nur noch am Rande tangieren.
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