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Titel: Halford John Mackinder: „Der Schlüssel zur Weltherrschaft – die Heartland-Theorie“
Datum: 5. November 2019 um 16:20 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik
Verantwortlich: Redaktion
Willy Wimmer, der frühere CDU-Politiker und Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, ist beeindruckt von der Theorie eines britischen Geographen aus vergangenen Zeiten, der Heartland-Theorie von Mackinder. Wimmer hält die dahintersteckende imperiale Denkweise immer noch für aktuell und hat deshalb für die Veröffentlichung der Theorie des Briten gesorgt und selbst eine Einführung geschrieben. Albrecht Müller.
Inhalt
Umsturz in der angelsächsischen Welt – eine Einführung von Willy Wimmer
(Auszug aus dem Buch)
In Großbritannien war schon seit Jahren ein sicherheitspolitischer Umbruch angesagt, als der angesehene Wissenschaftler und Parlamentsabgeordnete Sir Halford Mackinder vor den Mitgliedern der Königlich Geographischen Gesellschaft am 25. Januar 1904 seinen Vortrag »The Geographical Pivot of History« hielt. Das britische Empire sah sich Anfang des letzten Jahrhunderts neuen strategischen Herausforderungen ausgesetzt. Das enorme, auch militärische Potential verschiedener Staaten musste nun berücksichtigt werden. Dieses zeichnete sich nicht zuletzt dort ab, wo fünfundachtzig Jahre zuvor der russisch-österreichische Gedanke der kollektiven europäischen Sicherheit aus Gründen des britischen Kriegsführungsinteresses im Wiener Kongress 1815 torpediert worden war: in Europa. Seither breitete sich Großbritannien geradezu ungehindert über den Globus aus.
Es war eine lange Zeit, die allerdings die neuen Rivalitäten zwischen Russland, Frankreich, Deutschland und den Vereinigten Staaten – tatsächlich oder eingebildet – überdeutlich aufzeigte. Es war eine Zeit des Ringens um die innere Vormachtstellung, nachdem in den Jahren zuvor die Dislozierung, also die Verteilung von Truppenteilen, der britischen Flotte, die vornehmliche Konzentration auf geradezu heimatliche Gewässer deutlich revolutionäre Konsequenzen hatte. Es ging um die neue Weltsicht und darum, welche militärische Einheit den größten Anteil am staatlichen Haushalt innerhalb der Streitkräfte für sich würde verbuchen können. Seit 1902 tagte wegen der durch die oben genannten rivalisierenden Staaten veränderten Weltlage mehrmals wöchentlich das C.I.D., das Committee of Imperial Defence, also das Komitee zur Verteidigung des Empires. Es waren Visionen und Erkenntnisse gefragt, als es nicht mehr galt, die weißen Flecken auf dem Globus in bekannte Gebiete zu transformieren.
In diese britische Gesamtlage stieß der Professor an der London School of Economics, Sir Halford Mackinder, als er unter angemessener Beachtung der globalen geographischen Gegebenheiten in seiner Rede das Konzept dafür lieferte, wie in einer erklärbaren Welt die Rolle des britischen Empires nicht nur überlebensfähig zu halten wäre, sondern sogar in einer dynamischen Funktion über die Zeitläufe hinweg zu sichern sei.
Der Text von Sir Halford Mackinder über die britische Weltsicht wurde vor nunmehr 115 Jahre verfasst. Lange genug, um in Vergessenheit zu geraten. Warum ist das bei seiner Theorie zum »Herzland« so ganz anders? Liegt es am Autor? Hängt es von dem für die englische Weltmacht so spektakulären Ort in der Königlich Geografischen Gesellschaft ab? Oder rührt die ungewöhnliche und geradezu dramatische Bedeutung dieses epochalen Textes von dem Umstand her, dass in der angelsächsischen Welt revolutionäre Prozesse gerade jetzt ablaufen. Es konnte keinen besseren Zeitpunkt für eine moderne Auseinandersetzung mit den Gedanken des langjährigen Präsidenten dieser berühmten britischen Institution geben: England ist kein Imperium mehr, die USA sind es, scheinen aber zu schwanken, nachdem sie Mackinders Staffelstab aufgenommen hatten, und es stellt sich die Frage, ob die aktuelle amerikanische Schwäche von britischer Seite in Gang gesetzt oder nur genutzt wird?
Halford John Mackinder, Willy Wimmer: „Der Schlüssel zur Weltherrschaft. Die Heartland-Theorie“, 80 Seiten, Westend Verlag, 4.11.2019. 12 Euro
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