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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Leserbriefe zu Peter Handkes Literaturnobelpreis.
Datum: 20. Oktober 2019 um 11:45 Uhr
Rubrik: einzelne Politiker/Personen der Zeitgeschichte, Kultur und Kulturpolitik, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich: Redaktion
Der Beitrag “Nobelpreis für Peter Handke: Die zweite Rache der Meinungsmacher” setzte sich mit der Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke, und dem teils sehr lauten Medienecho darauf, auseinander. Dies wiederum animierte zahlreiche NachDenkSeiten-Leser zu Kommentaren, die sich nachfolgend finden lassen.
Zusammengestellt von Moritz Müller.
1. Leserbrief
Hallo,
zu Ihrem heutigen Beitrag über die Reaktion der Medien zur Verleihung des Literatur-Nobelpreises an Peter Handtke möchte ich auf die Rede des heute mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten bosnischen Schriftstellers Sasa Stanisic hinweisen.
zdf.de/nachrichten/heute/breitseite-bei-buchpreis-dank-stanisic-greift-handke-an-100.html
Kann es sein, dass Letzterer praktischerweise als Preisträger ausgewählt wurde, weil man ihn so schön als “Gegenpol” zu Handtke präsentieren konnte? Ein Schelm, der Böses dabei denkt…
Gruß
Gertrude Fernekes
2. Leserbrief
Werter Herr Riegel!
Danke für diesen aufklärenden Beitrag. Als am Montag in der Tagesschau darüber berichtet wurde, das Sasa Stanisic den Deutschen Literaturpreis erhalten hat und im O-Ton explizit darauf hingewiesen wurde das Sanisic, Peter Handke für seine pro Serbische Haltung während der Jugoslawienkriege verurteile, da ist mir bei so klarer NATO-Propaganda und Verdrehung der Fakten fast schon die Hutschnur geplatzt. Mein erster Gedanke war, das wäre eigentlich ein Fall für Albrecht Müller und die Manipulation der Bürger durch unsere Leitmedien. Mir war zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst, dass Handke den Literatupreis bekommen hatte. Mit dem Wissen darum ist mir klar um was es sich bei der Preisverleihung für Sanisic handelte, eine typische Retourkutsche.
Mit frdl Grüßen Ralf Matthias, Hannover
3. Leserbrief
Zu Handke – und seinen wortreichen Kritiker Stanisic (die Häkchen muss ich mir ersparen, ich finde sie gerade mal nicht…)
——– Weitergeleitete Nachricht ——–
Betreff: Rezension bzw. Preisverleihung Stanisic v. Meueler
Datum: Wed, 16 Oct 2019 15:12:00 +0200
Von: Volker Wirth
An: nd-Leserbriefe [email protected]
Milosevic wurde “als Kriegsverbrecher der Prozess gemacht”? Eine interessante, finstere Formulierung! Einen Prozess gab es gegen ihn zwar. Aber die Strafe, die er am Ende erhielt bzw. erlitt, war “Todesstrafe durch Verweigerung einer dríngendst notwendigen medizinischen Behandlung”. Verurteilt wurde er nicht! Das Schlimme ist: ich bin überzeugt, dass das der Autor der Mehrfachrezension genau weiß. Aber eben nicht schreibt! Das heißt, den Leser belügen – wie es der Mainstream die ganze Zeit auch tut.
Und dann: Man sollte sich vielleicht erst einmal mit der bosnischen Geschichte beschäftigen, ehe man etwas schreibt von “einer serbischen Region”(wo Stanisic geboren worden sein soll) von Bosnien und Herzegowina – so etwas gab es nicht! Überall in BiH, sogar in der Hauptstadt der vorwiegend katholischen Herzegowina, Mostar, waren in den Städten während und nach der Jahrhunderte dauernden türkischen Fremdherrschaft die Muslime dominant, seitdem sich (nach der Eroberung durch die Osmanen) die gegenüber der orthodoxen Kirche ketzerischen “Bogumilen” dem Islam angeschlossen hatten. Auf dem Lande aber dominierte weiterhin die vorherige Religion, wohl auch weil die islamische Geistlichkeit dort nicht “missionierte” – folglich waren das dann also “Serben” bzw. soweit sie katholisch waren (in der Herzegowina) “Kroaten”. Letzere wollten dann den Anschluss an Kroatien, der ihnen verweigert wurde (und wird). Aber die “Serben” waren massiv für die Bewahrung Jugoslawiens! Und damit Feinde des (auf die Zerlegung Jugoslawiens orientierten) Westens! Folglich wurden sie von den islamistischen Jugendbanden, die für ein vorrrangig “muslimisches” souveränes Bosnien kämpften, angegriffen – und umgekehrt.
Da dies völlig einseitig dargestellt wurde, ging Handke dann auf die andere Seite der Barrikade. Und Stanisic kann ihm das nicht verzeihen. (Als geborener “Jugoslawe”! Dazu am Ende mehr!)
Da aus der jugoslawischen Volksarmee alle Nationalisten desertierten, war diese am Ende “serbisch dominiert”, also an der Seite der “Serben” Bosniens, logischerweise – aber sie kämpfte niemals oder jedenfalls sehr lange nicht für ein größeres Serbien. sondern für Jugoslawien! Als überall rings um Serbien dann mit westlicher auch militärischer Hilfe (Krajina! Ostslawonien!) die lokalen Nationalisten siegten, bzw. die Kleinstaaterei, mag sich da ein Wandel vollzogen haben, OK. Aber die Schuld an den Kriegen ausgerechnet bei Milosevic zu suchen, wie es die westliche “internationale Öffentlichkeit” ebenfalls tat und tut, ist komplett weltfremd. Oder heuchlerisch.
Ein Beweis: die Kämpfe zwischen militanten katholischen Herzegowinern und muslimischen “Bosniaken” in Mostar, der die berühmte Brücke von Mostar zum Opfer fiel. Durch “kroatischen” Beschuss! Damit hatten nun wirklich die “bösen” Serben nix zu tun!
Mostar, das ist vielleicht auch interessant für Herrn Meueler, hat heute zu je 34% eine katholisch und muslimische Bevölkerung, 19% sind Serben, aber 10% sind Jugoslawen – nämlich nach wie vor atheistische und z.T. auch aus gemischten Familien stammende Menschen, die sich zu keiner der drei Religionen bekennen wollen (s. Wikipedia: Mostar). Wie Stanisic eben auch! Er ist also in diesem Sinne ursprünglich Jugoslawe bzw. jugoslawischer Herkunft. Nicht bosnischer. Ob er persönlich das nun will oder nicht!
Fazit: Wikipedia nutzen kann nie verkehrt sein!
Freundliche Grüße
Volker Wirth
4. Leserbrief
Lieber Tobias Riegel, liebes Team der Nachdenkseiten,
manchmal ist es unerträglich zu erleben, dass viele Prominente wie Showstars, Filmschauspieler oder andere Künstler gedankenlos sich der vorgegebenen Mehrheitsmeinung ergeben und zu solchen Themen wie Klima- oder Flüchtlingsrettung meinen, etwas sagen zu müssen. Dabei bedenken diese Leute oft nicht die negativen Begleitumstände der Klimaschutzmaßnahmen bzw. die Ursachen der Flüchtlingsströme. So war es beachtlich, dass Peter Handke seine eigene Meinung zum Jugoslawienkrieg entwickelte und sich nicht dem Mainstream anschloss. Dabei sollte man auch sehen, dass er dies zu einer Zeit tat, als noch nicht so viele Menschen eine Gegenmeinung aus dem Internet holen konnten, da dies Ende der 90iger Jahre des letzten Jahrhunderts noch nicht so verbreitet war. Ich selbst hatte da noch meine Schwierigkeiten im Kollegen- und Bekanntenkreis, wenn ich auf die einseitige Stellungbeziehung in der Politik und einseitige Berichterstattung der Medien hinwies. Leichter war es dann schon später in der Ukrainekrise, wo man durch den” Appell der 60″ mit solch sympathischen Leuten wie Mario Adorf oder Reinhard Mey auf eine Meinungsmanipulation durch Medien und Politik hinwies. Auch die Satiresendung “die Anstalt” befasste sich damit. Wie sehr man gegen Prominente vorgeht, welche die westlichen Kriege anprangern, zeigt auch der Fall des Mannheimer Soulsängers Xavier Naidoo. Er wurde aufgrund seiner kritischen Äußerungen von der Liste für den Gesangswettbewerb gestrichen, was natürlich sehr viel über unsere freie Meinungsäußerung aussagt. Er fand dann allerdings Unterstützung durch den kompetenten Journalisten Jürgen Todenhöfer. Großen Beifall hingegen kriegen Prominente dann in der Regel, wenn sie entsprechend der vorgegebenen Meinung unschön über solche Leute wie Putin, Trump oder Erdogan herziehen, wie vor vor einiger Zeit dies leider auch Udo Lindenberg tat. Da lobe ich mir dann doch solche Leute wie Peter Handke oder Xavier Naidoo. Es müsste mehr davon geben.
Mit freundlichem Gruß
Harald Pfleger
5. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller, liebes Team der Nachdenkseiten,
Herr Riegel hatte vor zwei Tagen bereits einen ausführlichen und sehr interessanten Artikel zu Peter Handke geschrieben. Seitdem verfolge ich ein wenig die Berichterstattung zu diesem Thema. Am gleichen Tag erschien auch auf Spiegel online von Margarete Stokowski eine Kolumne, die sich vor allem mit dem (“schäbigen”) Menschen Peter Handke beschäftigt, der wohl alles verdient hat, aber sicher keinen Literaturnobelpreis. Ich sende Ihnen den Link zum Artikel: spiegel.de/kultur/gesellschaft/peter-handke-und-der-nobelpreis-perfide-muelltrennung-a-1291617.html
Die Autorin dieses Artikels liefert ein ganz wunderbares Beispiel für die Manipulationen, die Albrecht Müller nicht nur in seinem aktuellen Buch, sondern tagtäglich auf den Nachdenkseiten beschreibt. Man stürzt sich mit Begeisterung auf die menschlichen Fehltritte des Preisträgers und macht sich erst gar nicht die Mühe danach zu fragen, ob die damalige Parteinahme von Handke für Serbien nicht doch nachvollziehbar ist. Stattdessen werden die “Fake-News” des Westens als gegeben hingenommen, ist ja auch viel einfacher und bequemer.
Herzliche Grüße aus Landshut
Helmut Hafner
6. Leserbrief
Sehr geehrte Nachdenkseiten,
in Ihrem erforderlichen Artikel “Nobelpreis für Peter Handke: Die zweite Rache der Meinungsmacher” von Tobias Riegel, haben Sie erfreulicherweise das Meinungsspektrum erweitert und eine Gegenposition zur Betrachtungsgewohnheit des Mainstreams geboten.
Dafür herzlichen Dank.
Ich möchte Sie noch auf ein Video-Interview mit dem Journalisten Neil Clark hinweisen, der auf die damaligen Umstände im zerfallenden Jugoslawien aufmerksam macht und im besonderen auch das zum Scheitern verurteilte, ‘vergiftete’ Angebot vom Rambouille erwähnt.
Quelle: George Galloway – The Mother Of All Talkshows – Episode 17
youtube.com/watch?v=IjF8m6sICFs
Interview ab 1h:55min:37sec
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