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Titel: Leserbriefe zum Artikel „Propaganda im Film: Die neue Welle antirussischer Meinungsmache“
Datum: 15. Juli 2019 um 10:15 Uhr
Rubrik: Kultur und Kulturpolitik, Leserbriefe, Medienkritik, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich: Redaktion
Der Artikel „Propaganda im Film: Die neue Welle antirussischer Meinungsmache“ hat einige unserer Leser zu Meinungsäußerungen, interessanten Ergänzungen und zur Sendung weiterführender Beobachtungen und Links angeregt, die wir hier dokumentieren. Zusammengestellt von Redaktion.
1.Leserbrief
Hallo und erst einmal vielen Dank für den ausgezeichneten Beitrag von Tobias Riegel. Da kann ich nur jedem Wort zustimmen, was die Kritik am Missbrauch des Films als Propagandamittel angeht. Da wird an Nazitraditionen angeknüpft.
Einige Worte aber zu den letzten Sätzen des Artikels:
„Es gibt sicherlich zahlreiche Beispiele für ähnlich verzerrende russische Propagandafilme. Denen ist das hiesige Publikum aber nicht annähernd in dem Maße ausgesetzt wie der US-Propaganda, die in westeuropäischen Kinos seit dem Zweiten Weltkrieg dominierend war, seit 1990 auch in vielen Teilen Osteuropas. Darum wird die russische Filmpropaganda – auch aus Unkenntnis konkreter Beispiele – hier nicht thematisiert.“
Offen gestanden habe ich nicht jeden russischen Film seit 1990 zu historischen Themen auf dem Radar, ich schliesse daher “ähnlich verzerrende russische Propagandafilme” nicht komplett aus. Aber: Ich kenne schon ein wenig die sowjetische Filmkunst mit Themen etwa des Zweiten Weltkriegs, wie “Im Morgengrauen ist es noch still”, und auch die monumentaleren Filme von Juri Oserow und ähnliche Werke.
Diese Filme, vor allem letztere, enthalten natürlich viel Propaganda und auch Schönfärberei und Verschweigen dunkler Punkte. Aber: In keinem dieser Filme, und auch nicht in den grösseren postsowjetischen Produktionen, die zum Teil die Zarenzeit romantisieren, gibt es die Entmenschlichung des “Feindes” in der Weise, wie sie für Hollywoodproduktionen und nun auch für die von Tobias kritisierten Machwerke typisch und gang und gäbe ist. Die russische Perspektive ist eher auf die Tragödie zentriert, auch in der Literatur.
Sicher gibt es in Russland auch flachen Mist, und da mag es auch solche Stereotype geben, vor allem aus der postsowjetischen Ära. Mir fällt aber beim besten Willen kein Beispiel ein.
Gruss, Erhard Sanio
2. Leserbrief
Hallo NDS,
leider ist das Beschriebene nicht alles. Noch viel wirkungsmächtiger, ist dass (sofern es überhaupt Meldungen aus Russland zu uns schaffen) diese durch die Bank weg nur negative Meldungen sind. Als da wären Berichte über
So wird in einer Tour ein Bild verfestigt, dass Russland bestenfalls ein ruinöser Mafiastaat ist, der nur durch brutale Härte eines Regimes zusammengehalten wird und im Gegensatz zu faktenfreien Filmen, läßt sich dagegen nur schwer objektiv argumentieren.
S.G.
3. Leserbrief
Hallo NDS,
Es hat sich nichts geändert.
Eine Stunde lang die Zusammenfassung der James-Bond-Filmhandlung lesen eröffnet Folgendes (ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn ich schaue den Quatsch schon lange nicht mehr):
01) 1962 James Bond jagt Dr. No; Bösewicht: deutsch-chinesisch
02) 1963 Liebesgrüße aus Moskau; Bösewicht: Russen, Deutsche (SPECTRE)
03) 1964 Goldfinger; Bösewichte: Deutsche, Lateinamerikaner
04) 1965 Feuerball; Bösewicht: Deutscher (SPECTRE)
05) 1967 Man lebt nur zweimal; Bösewichte: Deutscher (SPECTRE) und Chinesen
06) 1969 Im Geheimdienst Ihrer Majestät; Bösewicht: Deutscher (SPECTRE)
07) 1971 Diamantenfieber; Bösewicht: Deutscher (SPECTRE)
08) 1973 Leben und sterben lassen; Bösewichte/Ort: Karibik
09) 1974 Der Mann mit dem goldenen Colt; Bösewichte/Ort: Asiaten (Bangkok, Hongkong)
10) 1977 Der Spion, der mich liebte; Bösewicht: Deutscher
11) 1979 Moonraker – Streng geheim; Bösewicht/Ort: Franzose, Südamerika
12) 1981 In tödlicher Mission; Bösewichte: Albaner, Russen
13) 1983 Octopussy; Bösewichte: Russen, Afghanen
14) 1985 Im Angesicht des Todes; Bösewichte: Deutsche, Franzosen, Russen
15) 1987 Der Hauch des Todes; Bösewichte: Russen, Afghanen
16) 1989 Lizenz zum Töten; Bösewichte: Südamerikaner
17) 1995 GoldenEye; Bösewichte: Russen
18) 1997 Der Morgen stirbt nie; Bösewicht/Ort: Brite, Chinesen, Vietnam
19) 1999 Die Welt ist nicht genug; Bösewichte: Russen, Osteuropäer
20) 2002 Stirb an einem anderen Tag; Bösewichte: Nordkoreaner, Kubaner
21) 2006 Casino Royale; Bösewichte: “internationale Terroristen”, Serben, Osteuropäer
22) 2008 Ein Quantum Trost; Bösewichte: “internationale Terroristen” (s.o.), Südamerikaner
23) 2012 Skyfall; Bösewicht: “Cyberterroristen“, Südamerikaner (Spanier?)
24) 2015 Spectre; Bösewicht: Deutscher (SPECTRE), Südamerikaner
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Bichler
4. Leserbrief
Hallo NDS Team,
ergänzend zu Ihrem Beitrag möchte ich noch erwähnen, dass es auf YouTube eine Doku gibt mit dem Namen Operation Hollywood die auf Arte lief.
Die befasst sich u.a. damit wie das Pentagon Einfluss auf Kriegsfilme nimmt.
Viele Grüße
A.B.
5. Leserbrief
Sehr geehrte Redaktion,
obwohl ich mir kaum noch neuere Filme oder Serien ansehe ist mir auch schon aufgefallen das die Russen Mafia ziemlich oft in Filmen vorkommt.
Das ist auch aus dramaturgischen Gründen ziemlich öde, wenn immer die selben die Bösen sind. In Western waren es immer die Indianer (auch Rot, siehe auch Geschichte umschreiben), dann die Russen, dann die Araber, jetzt wieder die Russen, aber um Dramaturgie geht es ja bei Propaganda ja auch nicht.
Früher stand immer nur ein Russe vor der Tür (siehe auch Volker Pispers), jetzt sind es schon die Russen!
Schlecht war auch die norwegische Serie „Elven“, am Anfang sieht es so aus als wenn das norwegische Militär Schuld am Tod von mehreren Menschen ist, aber am Ende sind es dann doch die Russen mit Hilfe eines norwegischen Verräters.
Wahrscheinlich gibt bald ein Remake von „The Russians are Coming, The Russians are coming“ von 1966, auch mit einem U-Boot.
Alan Arkin made his film debut as a Soviet submarine commander who runs aground off the coast of a rustic New England island that thinks it’s being invaded. The large ensemble cast recalls It’s a Mad Mad etc. World (also written by William Rose), but the story is more nuanced and satirical under the direction of Norman Jewison, operating here in Preston Sturges mode. An obvious influence on Spielberg’s 1941.
Der Film nimmt die Panik der Amis auf die Schippe. Den kann man ja so umschreiben das die Russen richtig schlecht dastehen.
Von dem schlimmen „Red Dawn“ (1984) gibt es ja auch ein Remake (2012).
Macht weiter so.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Haack
6. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Riegel,
vielen Dank für Ihren informativen Artikel. Es ist skandalös, in welcher Weise auf allen möglichen Kanälen ein „Feind“ wo nicht dämonisiert, dann verächtlich gemacht wird, und der für gekonnte Propaganda einschlägig bekannte Minister hätte an diesen Russenfilmen vermutlich seine helle Freude gehabt. Allerdings kommt es mir so vor, als würden all diese gewaltigen Anstrengungen ihr Ziel doch nicht so recht erreichen: Den brutalen, aggressiven, menschenverachtenden und dabei meist sturzbetrunkenen grunddummen Russen, den in mal sanfteren, mal stärkeren Dosen die sog. „Mainstreammedien“ verabreichen, will die Öffentlichkeit doch in viel geringerem Maße akzeptieren als vielen Journalisten und Experten lieb ist. Oder sehe ich das zu positiv? Natürlich: auch in meinem Bekanntenkreis gibt es einige, die der festen Überzeugung zu sein scheinen, dass die Menschheit am Bewohnen des Paradises einzig und allein Putin und seine finsteren Kombattanten hindern, aber ich kenne auch eine Reihe von Menschen, die sich als eines der Fenster sachlicher Betrachtung der Wirklichkeit regelmäßig RT Deutschs bedienen, und ich kenne viele, bei denen die Dauerwerbesendung gegen Russland Langeweile, Verdruss und Ärger hervorruft. Kein schlechtes Zeichen, wie ich finde.
Michael Weichenhan
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