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Titel: Leserbriefe zu „USA im Niedergang“ und zur „angeblichen Destabilisierung des Westen“

Datum: 18. April 2019 um 12:28 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Leserbriefe
Verantwortlich:

Die beiden Beiträge “‘Die USA im Niedergang’ – ein Gerede, das verdeckt, dass das Imperium nach wie vor weltweit agiert und uns voll im Griff hat.” und “Die angebliche „Destabilisierung des Westens“ ist Doppeldenk in Reinkultur” regten einige NachDenkSeiten Leser zu weiterführenden Gedanken an, die nachfolgend zu lesen sind. Vielen Dank an Alle, die uns geschrieben haben. Zusammengestellt von Moritz Müller.

1. Leserbrief

Hallo Herr Müller!

den Inhalt Ihres Artikels teile ich eindeutig. Es zeigt die politischen Schwachstellen die z.B. auch die BRD hat.

Aber die politische Eliten auch der BRD sind Bestandteil dieses imperialistischen Systems. Sie können und wollen gar keine Änderung.
 
Was ich vermisse ist die Analyse des gesellschaftlichen Systems innerhalb der USA. Wie wird sich die USA nach Innen entwickel?

Die von Ihnen aufgeführten Fakten sind eventuell ein letztes Aufbäumen der Eliten um Stärke auch nach Innen zu zeigen.

Wie sieht das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen in den USA aus?

Tragen die Menschen dieses System noch?

Ich glaube auch die USA steht vor gewaltigen Herausforderungen. Wenn es da zu kritischen Entwicklungen kommt, ist die weltpolitische Stärke der USA nur noch eine Attrappe.
 
mfg
Hans-Jürgen Herzberg


2. Leserbrief

sehr geehrter herr müller,

ich stimme ihnen weitgehend zu. ich sehe uns hier auch als vasallenstaat bis hin zur bananenrepublik.

doch hier wie in den usa regt sich widerstand, nicht von den etablierten parteien und von der wirtschaft, solange sie einen guten absatzmarkt hat und weiter prima profite einfahren kann.

aber wie bei uns werden die armen ärmer und es droht nicht nur eine materielle verelendung. aufstehen ist hier wie dort angesagt.

die rolle chinas haben sie leider in ihrem artikel gar nicht beachtet.

vielleicht liege ich falsch, aber so wie das römische reich zusammenbrach

und jetzt das britische empire nur noch ein schattendasein führt, so glaube ich, daß die usa auch in 10-20 jahren ihre vorherrschaft verlieren wird.

mfg
reinhard wiecha


3. Leserbrief

Guten Tag Herr Müller,

genau das, was Sie beschreiben, sind Zeichen des Niedergangs: Demokratie und Menschenrechte spielen außenpolitisch keine Rolle – und innenpolitisch nur noch sehr eingeschränkt! Was zählt sind Konsum, Geldgier und Macht.

Transportiert bzw. verschleiert wird dies durch willfährige Medien, insbesondere im TV-Bereich, die, von wenigen Ausnahmen abgesehen, sich in einem kaum aushaltbaren, mit ständigen Werbeunterbrechungen zerrissenen, kulturellen und politischen Niedrigniveau präsentieren.

Erich Becker, 15.4.2019


4. Leserbrief

Albrecht Müller sei Dank für diese Erinnerung. Seine Liste sollte weitestmögliche Verbreitung finden! Allerdings, die Mär von den “USA im Niedergang” mag eine Wunschvorstellung sein, die vielleicht auch von dem offenkundig erratischen Verhalten des derzeitigen Präsidenten gefördert wird. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf einen, im “London Review of Books” erschienenen Aufsatz von Adam Tooze hinweisen. Er trägt den Titel “Is this the end of the American century?” Ich zitiere:

“The idea that Trump is a wrecker of the American-led world order rests on three claims. First, he is manifestly unfit for high office. That such a man can be elected president of the United States reveals a deep degeneration of American political culture and permanently damages the country’s credibility. Second, his capricious and crude pursuit of ‘America first’ has weakened America’s alliances and instigated a departure from globalisation based on free trade. Finally, he has triggered this crisis at a moment when China poses an unprecedented challenge to Western-led globalisation. Each of these claims is hard to deny, but do they in fact add up to a historically significant shift in the foundations of America’s global power?” (lrb.co.uk/v41/n07/adam-tooze/is-this-the-end-of-the-american-century)

Die Antwort, die er gibt, ist ein eindeutiges NEIN; zugegeben, etwas umständlicher begründet, als – für alle verständlich – Herr Müller dies tut.

Mit besten Grüssen
Hans-Georg Stork


5. Leserbrief

Lieber Genosse Müller,
 
Deine Aufstellung ist super. Ich werde sie gelegentlich verwenden, wenn es um den Einfluß der USA geht.
 
Es ist eigentlich zum heulen. Auf der anderen Seite zeigt aber Deine Aufstellung, daß die USA nun endlich keine Nylons und Kaugummies mehr verteilen können und unter dem Lammfell hervorkriechen müssen, wenn sie was erreichen wollen. Und das ist m.E. schon ein Zeichen ihres Niedergangs und befeuert Eure/unsere Aufklärungsarbeit. Auch Rom wurde nicht an einem Tag zerstört.
 
Nebenbei: Wie der gescheiterte Regime-Change in Syrien und zum Glück auch noch in Venezuela zeigen, gelingt den USA auch nicht mehr alles. Trotz aller Anstrengungen und Drohungen.
 
Erst am letzten Sonntag scheiterten die USA mit einem Drohnenanschlag in Frankfurt a.M. wie Du dem nachfolgenden Ausschnitt aus der heutigen Relotius-Presse entnehmen kannst.
 
Außer Hochdeutsch könne mir Badner alles – sogar Relotius-Presse:

Relotius-Presse-Dienst – Frankfurt a.M., 14.04.19

Drohnenangriff auf US-Kritiker um Haaresbreite gescheitert

Am 14. April scheiterte ein US-Drohnenangriff auf ein links-grün-versifftes Anwaltsbüro in Frankfurt-Sachsenhausen. Der dort residierende, in der Vergangenheit ob seiner berechtigten Kritik an der US- Politik beim Mainstream unangenehm aufgefallene Frankfurter Rechtsanwalt Friedrich K. ist damit nur knapp dem Tode entronnen. Eine 250 Kilo schwere US-Kampfdrohe war nur ca. 50 Meter vor seiner Kanzlei in den Main eingeschlagen. Im eigentlichen Zielgebiet hätte die Bombe neben der eigentlichen Ziel(un)person unzählige Menschenleben – insbesondere in der nahen Dreikönigskirche und dem Schifferkrankenhaus – gekostet, die dann als Kollateralschäden auszubuchen gewesen wären.

Die Zielperson hatte tags zuvor noch auf dem Parteitag der für ihren Linksdrall bekannten Frankfurter SPD mit dafür gesorgt, daß dort so systemverändernde Beschlüsse gefaßt wurden, wie Mietenstopp, Erhöhung des Mindestlohns, Abschaffung von Hartz IV und ein gerechtes Renten- und Krankenversicherungssystem. Alles Punkte, die dem neoliberalen Mainstream zurecht ein Dorn im Auge sind.

Wie unser mehrfach preisgekrönter Herausgeber Claas Relotius in Erfahrung bringen konnte, hatte die Drohne nur deshalb ihr Ziel verfehlt, weil in der US-amerikanischen Relaisstation, der Luftwaffenbasis Rammstein in der Pfalz, offensichtlich ein russischer Maulwurf tätig war, der die Drohne in den Main ablenkte, wo sofort ein großes Fischesterben einsetzte. Aus diesem Grund haben zwischenzeitlich die Oliv-Grünen Politikerinnen Harms und Beck weitere Sanktionen gegen den russischen Präsidenten Putin und Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping gefordert, weil auch dessen Staatskonzern Huawei im Verdacht steht, für die Sabotage-Software verantwortlich gewesen zu sein.

„Bomben in den Main umzulenken und in Kauf zu nehmen, daß unschuldige Fischlein sterben, geht garnicht“ so unter Krokodilstränen die sichtlich ergriffene Rebecca Harm. „Das wird ein politisches Nachspiel haben müssen“ ergänzte ihre Parteifreundin Marie-Louise Beck zornig.

Ein bißchen Spaß muß sein.
 
Mit freundlichen Grüßen
Fritz
AG  der  Sozialdemokraten
in der SPD Sachsenhausen


6. Leserbrief

Ergänzung:
 
Sehr geehrter Herr Müller,
sehr geehrter Herr Berger,
liebes Nachdenkseitenteam,
 
in Ergänzung Ihres Artikels möchte ich an die Errichtung des größten US-Militär-Krankenhauses außerhalb der USA in Ramstein erinnern. Allein die (aktuellen) Planungskosten verschlingen 150Mio. deutscher Steuergelder.
 
Bereits die offizielle Bezeichnung als “Krankenhaus” halte ich für irreführend. Nach meinem Verständnis handelt es sich bei diesem Projekt um ein Lazarett, in dem die für die “Freiheit des Wertewestens” zerschossenen und verstümmelten US-Soldaten wieder kriegsfähig gemacht werden sollen.
 
Es ist bezeichnend für den heutigen, deutschen Journalismus, dass einzig Herr Florain Warweg als RT-Redakteur während einer Bundespressekonferenz kritische Fragen stellt.
 
Ich vermisse die “kritischen Journalisten” von Springer, Bertelsmann & Co.
 
Herzliche Grüße 
Martin W.

Anmerkung Albrecht Müller: Dieser Leserbrief war Anlass für eine Ergänzung des Textes auf den NachDenkSeiten. Danke vielmals.


7. Leserbrief

Danke Herr Müller, ihr Artikel ein Augenöffner.
 
Wir Amerikakritiker hören es ja allzugern, dass die USA ein sterbendes Imperium sei, denn dann brauchen wir uns um das Problem ja nicht weiter zu kümmern. Tatsächlich sieht es aber mehr danach aus, dass mit dem Niedergangsgerede das Prinzip “Totgesagte leben länger” zur Wirkung gebracht wird.
 
MfG Andreas Süskow


8. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

mit Ihrem Zweifel am Niedergang der USA sind nicht allein.

Anbei eine Link der die aktuelle Situation der USA bzw. die neue Strategie beschreibt.

voltairenet.org/article205815.html

Mit freundlichen Grüßen
Jan Skalla


9. Leserbrief

“Die USA bestimmen unsere wirtschaftlichen Beziehungen und unsere wirtschaftspolitischen Entscheidungen in markanter Weise: Sie schreiben uns vor, jene Sanktionen, die sie zum Beispiel gegenüber Russland und dem Iran verhängen, zu befolgen.”

Liebe NDS-Redaktion,

bezeichnenderweise wollen die USA nicht, dass wir North Stream 2 verwirklichen und das EU-Parlament will das auch nicht. Wenn Herr Weber jetzt möglicherweise Herrn Juncker beerbt, bin ich mal gespannt, ob Deutschland dann North Stream 2 auch noch wollen will. Deutschland wäre dann allerdings aus dem Atomstrom ausgestiegen, aus der Kohle ausgestiegen und russisches Gas will Deutschland dann auch nicht mehr. Bliebe noch, klimafreundlich Kartoffeln anzupflanzen –  Morgenthau lässt grüßen!

VG Michael Wrazidlo


10. Leserbrief

Betr.: “Die USA im Niedergang”

Lieber Herr Müller,

vielen Dank für Ihren US-Artikel. Sie haben mit ihrer Aufzählung völlig Recht, man könnte sie noch ergänzen, aber das spricht nicht gegen die These vom Niedergang. Im Gegenteil: fast alles was Sie an Elementen der U.S.-Machtpolitik aufzählen sind Symptome von Veränderungen, die mit dem Niedergang zusammenhängen bzw. als dessen Folgen gesehen werden können. Ich nenne in Kürze nur einige Symptome:

De-Industrialisierung durch Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer und Verelendung ganzer Regionen;

die Infrastruktur des Landes ist verrottet – mit Ausnahme der militärischen;

Die Macht des Militärisch-industriell-medialen Komplexes, lenkt die Ressourcen des Landes in die Superrüstung und Überwachung, behindert die Entwicklung der zivilen Wirtschaft und Wissenschaft.

Die Reichtums- und Machteliten beherrschen die Politik und sind zugleich von der Bevölkerung abgesondert;

Rassismus und Gewalt breiten sich aus; in keinem Land sitzen absolut und im Verhältnis zur Bevölkerung mehr Menschen im Gefängnis, weit überrepräsentiert sind Afroamerikaner und Latinos.

Ein verselbständigter “Tiefenstaat” (“Deep State”) aus Geheimdiensten, Think Tanks, Militärisch-industriellem Komplex, Wallstreet und transnationalen amerikanischen Konzerne dominieren die jeweils gewählten Präsidenten;

als Resultat all dessen ist für einen großen Teil der einfachen Amerikaner die “Demokratie” unglaubwürdig geworden. Während die Mehrzahl der Senatoren vielfache Millionäre sind, die immer reicher werden, bewegen sich die Reallöhne der subaltern arbeitenden Bevölkerung auf dem Niveau der 1980er Jahre. Das politische System reagiert nicht einmal mehr taktisch auf die Bedürfnisse der Lohnabhängigen. Der Legitimationsverlust vor allem in der Arbeiterklasse ist enorm und die amerikanische Gesellschaft wird immer mehr durch Repression und Angst zusammengehalten.

Nicht nur der Staat ist sehr hoch verschuldet, auch die Bürger der “middle class”, so beginnen die meisten Hochschulabsolventen das Berufsleben bereits mit hohen Schulden, die sie zur Finanzierung ihres Studiums eingehen mussten.

Der Dollar als Weltwährung ist eine der entscheidenden ökonomischen Säulen des Imperiums. Diese ist geschwächt und das wird sich noch verschärfen, denn die sanktionierten Länder sehen sich gezwungen, aus dem Dollar zu flüchten, U.S.-Staatsanleihen abzustoßen, Währungsreserven in anderen Währungen zu halten, Öl in anderen Währungen zu verkaufen (z.B. Iran, Russland), eigene Zahlungssysteme alternativ zum U.S.-kontrollierten Swift-System aufzubauen.

die USA verlieren nun auch bei den Europäern ihre Anziehungskraft; die Mehrzahl der Weltbevölkerung sieht sie als Hauptgefahr für den Weltfrieden an;

Die “Strafzölle” auf Importe werden letztlich von den US-Konsumenten bezahlt, damit sinken die Reallöhne der einfachen Arbeiter und Angestellten noch weiter und die extreme soziale Ungleichheit und Polarisierung eskaliert …

evtl. dadurch steigende die Inflationsrate und fallender Wechselkurs des Dollar verteuert den Export und auch die US-Stützpunkte im Ausland …

Dieser Niedergang ist eine mittelfristige Tendenz. Aber die Geschichte zeigt: wenn ein Imperium schwächelt ist das ausgesprochen ambivalent und für die um den Frieden besorgte Welt nicht unbedingt eine gute Nachricht.

Die Macht der USA über die transnationalen Wirtschaftsorganisationen (WTO, Weltbank, IMF), der Dollar als Weltgeld sowie ihre Möglichkeit, andere von Zugang zu ihren Märkten auszusperren ist noch groß genug, um jedem Land enormen Schaden zufügen zu können. Die extrem harten ökonomischen Schläge gegen Russland, China, Syrien und den Iran sind ohne den Hintergrund des militärischen Zerstörungspotentials und der propagandistischen Überlegenheit nicht vorstellbar. Hinter den wirtschaftlichen Sanktionen, die bereits – wie im Fall Irak oder nun in Syrien und Iran – ein Verbrechen sind, da sie bewusst Hunger und Tot verbreiten – steht die Kriegsdrohung. Und die ist leider sehr glaubwürdig. Die Herrschenden der USA haben nicht zum Selbstzweck seit Jahrzehnten eine extrem teure militärische Zerstörungsmaschine aufgebaut. Nun wird wirtschaftliche Schwäche durch Geheimdienstterror und militärische Stärke kompensiert.

“Niedergang” meint vor allem den allmählichen Verlust der Fähigkeit, die gesamte Welt zu beherrschen. Mit China wächst eine countervailing power heran, die tendenziell in die Lage kommt, den USA eines Tages Grenzen zu setzen. Sie wird – im Unterschied zu den USA – gelenkt durch einen funktions- und planungsfähigen Staatsapparat. Anders als der vorherige Rivale Sowjetunion kann China inzwischen potentiellen Verbündeten etwas bieten: einen riesigen und expandierenden Absatzmarkt, Beteiligungen an Produktionsstätten, international tätige Banken, Infrastrukturinvestitionen, technische Innovationen usw. China kommt sogar in die Rolle, militärischen Schutz anbieten zu können. Die wirtschaftlichen und militärischen Aggressionen der Amerikaner und der politische Druck auf ihre “Verbündeten” (Vasallen) haben primär den Zweck, das so lange wie möglich zu verhindern.

Viele Grüße und ein schönes Osterfest
Hagen Kühn

P.S.: Den Unterschied, den Sie wahrnehmen, wenn Sie meinen, vor 40 Jahren sei der U.S.-Einfluss geringer gewesen, erkläre ich mir folgendermaßen: Wir erleben im Verhältnis der USA zu Europa nach 1989 eine Phase des Übergangs von der Hegemonie zu offener Repression (In Lateinamerika kennen sie nichts anderes). “Hegemonie” basiert überwiegend auf Anziehungskraft und innerer Konformität der Machtunterlegenen und weniger auf Gewalt und offenem Zwang. Wenn die Kinder ihre Eltern bewundern und deren Wünsche antizipieren, dann wird das Taschengeld gezahlt und der Rohrstock bleibt im Schrank. Für die überwiegende Mehrheit der zur Autoritätshörigkeit erzogenen Nachkriegs-Westdeutschen waren die USA aufgrund ihrer Macht, ihres Reichtums und ihrer einmaligen Fähigkeit zur gewinnenden Selbstdarstellung ein Objekt größter Bewunderung. Man musste sie – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nicht zur Folgsamkeit zwingen. Seither hat sich die politische Macht der Amerikaner in Deutschland nicht erhöht, sondern wird nur offener und schonungsloser demonstriert. Ich war am Beitrittstag, dem 3. Oktober 1990 in den USA und sah abends im TV eine Talkshow dazu. Ein Teilnehmer sagte, es bestehe doch jetzt die Gefahr, dass die Deutschen sich verselbständigen würden. Ein Regierungsvertreter lächelte ihn an und sagte: “There is no cause for concern, we’ll stay in it and keep an eye on it”.


11. Leserbrief

Bezüglich “USA u. Niedergang”, welches sich auf die bisherige Wirtschaftsmacht Nr. 1 beziehen dürfte, fragt sich, ob dieser Niedergang nicht für alle kapitalistisch

wirtschaftenden  Staaten zutrifft?  Brandgefährlich, wenn die USA diesen wirtschaftlichen Niedergang mit Waffengewalt, sprich Krieg aufzuhalten versucht.

Wenn im momentan herrschenden System die USA “plötzlich” wirtschaftlich “niedergehen” würden, würden sie dann nicht die gesamte Welt systemimmanent mit niederreißen?  War das nicht das Bedrohliche an 2008? Wie herausfinden aus solchem Teufelskreis?

Besorgte Grüße
Ute Plass


12. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

mit Interesse habe ich Ihre Ausführungen zu der vermeintlich im Niedergang befindlichen Supermacht USA gelesen.
 
Allerdings teile ich ihre Analyse nicht ganz. Die von Ihnen geschilderten Symptome sind zweifellos zutreffend. Die USA üben ihre hegemoniale Rolle immer offener und aggressiver aus. Dennoch sehe ich eben darin gerade die Anzeichen von Einflussverfall. Einflussverfall insofern, da sie ihre Interessen eben fast nur noch mit brachialer Gewalt durchzusetzen vermögen, wo sie früher auf die bestimmt nicht ungeteilte aber immerhin weitgehende Kooperation ihrer Partner bauen konnten. Und dies auch mit einem gesellschaftlichen Konsens innerhalb der Partnerstaaten in Europa.

Am anschaulichsten wird dies anhand Ihrer eigenen Schlussfolgerung:

„Statt den Niedergang der USA zu behaupten, sollten wir eher darüber nachdenken, wie wir uns aus der Vormacht befreien. Wie schon bei früherer Gelegenheit, zum Beispiel im Oktober 2014 vermerkt, sollten wir offen von unserem Koloniestatus reden, statt diesen zu verschleiern. Die offene Diskussion darüber ist die Voraussetzung dafür, dass überhaupt erst die Diskussion darüber in Gang kommt, wie wir uns aus dieser gefährlichen Vormacht befreien können. Einfach ist das nicht, aber nötig.“

Falls ich mich irren sollte, korrigieren Sie mich bitte. Aber ich bezweifle, dass Sie diese Haltung in dieser pointierten Form schon vertreten haben, als Sie noch Mitarbeiter Willi Brandts waren. Ich denke eher, dies ist eine Haltung, die Sie erst in den letzten beiden Dekaden entwickelt haben. Ein Haltungswandel, wie ihn auch Willy Wimmer vollzogen zu haben scheint. Sie beide sind sozusagen Zeitzeugen, die an exponierter Stelle den Wandel in den deutsch- amerikanischen Beziehungen aus eigener Anschauung miterlebt haben.

Ich selbst habe mir nie eine Illusion über die USA gemacht. Meine Sozialisation in der DDR hat mir eine gesunde Portion Misstrauen in die Rolle der USA eingeimpft, die so in den alten Bundesländern erst durch negative Erfahrungen erworben werden musste.

Wenn die derzeitigen transatlantischen Eliten nur noch reine Befehlsempfänger Washingtons sind, so zeigt sich daran, dass die USA die Maske des guten Hegemons haben fallen lassen, weil sie eben auf Kooperation nicht mehr bauen können. Unsere transatlantisch geprägten Eliten sind nicht mehr in der Lage, eigene Interessen zu wahren und wirksam zu artikulieren. Mit der Folge, dass ihre Legitimation auch im eigenen Lande immer weiter schwindet , wenn sie ohne Widerstand den Forderungen der USA nachgeben. Insbesondere dann, wenn sie den Interessen der eigenen Bevölkerung zuwider laufen.

Am stärksten zeigt sich aber der Niedergang der USA daran, dass sie eben nicht mehr in der Lage sind, positiv gestaltend in der Welt zu agieren, wie sie es z.B. nach dem 2. Weltkrieg getan haben. Vielmehr hinterlassen sie dort, wo sie intervenieren, verbrannte Erde. Wo ihre Hegemonie nicht mehr wirkt, verminen sie das Territorium, um andere darin zu hindern, ihrerseits in das Machtvakuum hinein zu stoßen. Das ist das Gegenteil positiver Gestaltungsmacht. Das weckt Aversion und Widerstand. Also genau das Klima, dass notwendig ist, um einen Gesinnungswandel herbei zu führen. Man sollte sich allerdings keiner Illusion hingeben, was die Rücksichtslosigkeit angeht, mit der die USA auf Widersetzlichkeiten bereit sind zu reagieren. So unverhohlen die USA mittlerweile bereit sind, die militärische Option zu ziehen, sollte man für das Schlimmste gewappnet sein ( im Wortsinn). Nur wenn eine militärische Option für die USA zu einem unkalkulierbaren Risiko wird, kann man die Hoffnung hegen, sich erfolgreich aus dem Machtbereich der USA zu lösen. Dies aber bezweifle ich für heute und für die absehbare Zukunft.
 
Mit freundlichen Grüßen
C.E.


13. Leserbrief

Hallo,

zu dem Artikel: “Die USA im Niedergang” – ein Gerede, das verdeckt, dass das Imperium nach wie vor weltweit agiert und uns voll im Griff hat.

Ihr habt sicherlich Recht mit eurer Darstellung der aktuellen Situation.

Jedoch möchte ich euch davor warnen, die USA zu groß erscheinen zu lassen.

Das könnte bei der Bevölkerung zur Resignation führen. Wenn der Mensch denkt, er hätte eh keine Chance, wird er anfangen, den großen Bruder zu lieben.

Tatsächlich sehe ich sehr viel Sinn darin, vom Niedergang der USA zu reden, denn dieses könnte dazu führen (Selbsterfüllende Prophezeiung).

Man darf die Hoffnung nicht aufgeben, sondern sollte sie am Leben halten.

So sehe ich momentan eine Hoffnung darin, die chinesische Wirtschaft zu stärken. Nicht weil die etwas besseres wären, sondern um ein starkes Gegengewicht zu haben; damit man nicht von nur einem einzigen abhängig ist, sondern um unterschiedliche Interessen gegeneinander auszuspielen („Deren Produkte sind aber viel billiger“ — „Deren Produkte sind aber hochwertiger“)

Eine weitere Möglichkeit wäre darin, mehr auf Unabhängigkeit zu achten.

Bei Software zum Beispiel sollte man auf Freie Software bestehen.

Bei Freier Software geht es nicht um den Preis, sondern um Freiheit. Bei Freier Software muss der Quelltext unter einer freien Lizenz verfügbar sein. Wenn man mit dem ursprünglichen Hersteller nicht mehr zufrieden ist, kann und darf man eine eigene Version herausbringen. Darum geht es.

Die Freie Software Bewegung sieht sich selbst als politische Bewegung.

gnu.org/philosophy/free-sw

Bei Hardware gestaltet sich dei Lage da schon schwieriger. Aber, was viele nicht wissen, von den CPU-Herstellern hat meines Wissens nach nur noch Intel eigene Fabriken. Selbst AMD nicht mehr. Alle anderen geben das eh in Auftragsfertigung.

Das Problem sind hier aber auch die Lizenzen. Die Firma ARM Limited generiert ihre Einnahmen wohl (fast?) ausschließlich durch den Verkauf von Lizenzen.

Hier ist die Plattform RISC-V eine hoffnungsvolle Entwicklung. Diese veröffentlichen eine CPU-Befehlssatzarchitektur, welche lizenzkostenfrei genutzt werden darf. Natürlich muss man für die Hardware am Ende bezahlen, und natürlich besteht ein Computer nicht nur aus einer CPU, aber das senkt die Einstiegshürden für neue Hersteller.

riscv.org

(Für die MIPS-Architektur ist auch angekündigt, dass diese frei gegeben werden soll. Aber da muss man nochmal die Details abwarten. Ich persönlich vermute, dass die bloß Angst haben, in der Bedeutunglosigkeit zu verschwinden.)

(Bei einigen alten Architekturen sind die Patente mittlwerweile ausgelaufen. Aber alte Architekturen sind halt nicht auf dem Stand der Technik.)

Ironischerweise stammen Freie Software und RISC-V beide aus Amerika.

Aber nicht alle Amerikaner sind Imperialisten; Nur die Regierung und einige Großkonzerne sind so drauf.

AKFoerster


Leserbriefe zu “Die angebliche „Destabilisierung des Westens“ ist Doppeldenk in Reinkultur

14. Leserbrief

Ich gratuliere Herrn Berger zu diesem Artikel. Er hat das kollektive Irresein (bzw. die kollektive Böswilligkeit) grosser Teile unseres politischen Personals und seiner Wertewesten-Medien in Bezug auf Russland auf den Punkt gebracht. Difficile est satiram non scribere. Doch es ist ihm gelungen, der Lachhaftigkeit der These von der “Destabilisierung” zum Trotz. Weiter so!

Hans-Georg Stork


15. Leserbrief

Lieber Jens Berger,

ich mache es kurz: Vielen Dank für die Zusammenfassung zu “Russland” – ein Lichtblick im Meer der Lücken, Halbwahrheiten … für alle gesellschaftspolitisch Interessierte, Engagierte und Hinterfragende.

Viele Grüße

Ingrid Kruppa


16. Leserbrief

Guten Tag,

Ihre Diagnose trifft zu. Das diagnostizierte Alternativlosigkeitsnarrativ oder Monolithensyndrom, hinter allem russische Wühlarbeit und Putins Perfidie zu entdecken, hat einen bekannten, selten erwähnten Vorgänger. Der Künstler Florian Havemann, Sohn des Chemikers, Kommunisten und DDR-Kritikers Robert Havemann, nannte ihn in einem im Vorjahr fertiggestellten Film von Annekatrin Hendel. Über die dominierenden Funktionäre der DDR sagte er im Film “Familie Brasch” punktgenau: “Sie konnten sich ja nicht vorstellen, dass es in ihrem Land Widersprüche gibt, die, wenn man sie wahrnimmt, einen zu einer kritischen Haltung bis zu einer oppositionellen Haltung gegenüber der DDR bringt. Die dachten immer, es sind die äußeren Einflüsse. Die fragten immer: Sartre gelesen, Westfernsehen, Westradio – nur durch so was konnten sie sich das erklären.”

Unseren heutigen Russlandphobisten geht’s ebenso: nachdem der Kapitalismus erstens mit Recht gegen das andere System gewonnen hat und es dazu keine Alternative gibt, können kritische Positionen nur durch den äußeren Feind produziert werden. Und dieser heißt eben schon traditionsgemäß Russland. Das hat man schließlich schon mehr als ein Jahrhundert eingeübt. Was nicht ausschließt, dass er plötzlich auch mal anders heißen könnte.

Freundliche Grüße
Karl Wimmler, Graz


17. Leserbrief

“Aber – Ironie beiseite – die eigentliche Frage ist doch eher: Glaubt irgendwer tatsächlich diesen Unsinn?”
 
Die eigentliche Frage scheint mir eher: Wer hat den Mut, diesem Unsinn öffentlich zu widersprechen und die Ursachen zu benennen?
 
Viele Grüße
Stefan Eichardt


18. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

Danke für Ihren Beitrag, auch wenn der point of no return bei den transatlantischen Medien längst überschritten ist. 

Der „Russe“ ist nun mal schuld am Untergang des Westens, komme was da wolle. Nur ein Beispiel: die aktuelle Werbekampagne der deutschen Sparkassen auf diversen Kanälen im deutschen TV. Da kommt (zumindest kam) gegen Ende des Spots eine Szene mit Familie Mustermann und seinem teuer erstandenen Vehikel. Gerade ist es noch ganz, doch dann kommt der große Crash und die Karre liegt platt auf dem Boden. Auf dem Dach eine Rakete mit den großen Buchstaben CPPP. Hieß das nicht richtig CCCP, damals bei den bösen „commies“? 

Es ist noch nicht lange her, da hätte ich so etwas als lächerlich, als Lappalie abgetan. Diese Zeiten sind vorbei. Bis hin zu den sonntäglichen Anzeigenblättchen erscheint mir alles durchwoben mit dieser „Denke“. Erst wenn wohl das letzte Hirn stromlinienförmig eingeordnet sein wird, werden sie wohl zufrieden sein. Aber bestimmt auch merken sie dann irgendwann, dass ihr Sermon darob nicht wahrer geworden ist.

Es sieht auch danach aus, dass die beauftragten think tanks sich längst keine allzu großen Gedanken machen. Wo jemand von ihnen zusammen gefaltet werden muß, wird nur noch in die niederste Schublade gegriffen. Beispiel: Assange! Was da die letzten Tage in den einschlägigen Online-Gazetten zu finden war – der Narzisst, seine arme Katze bspw. und sein Kinderstubendefizite – gehts noch primitiver? Überhaupt, diese Online-Nachrichtenkanäle – die spons, ntv.e, t-online etc. Gnädig und palliativ wird das „Publikum“ auf Abszissen-Niveau gedimmt, wohl wissend dass die Mäusekino-Gäste sowieso nur die Inhaltsliste reinziehen, wenn überhaupt. Zum Nachdenken bleibt da keine Zeit, WhatsApp wartet.

Tut mir leid, mußte es einfach mal wieder los werden.

Schöne Woche dann doch noch
Michael Kohle


19. Leserbrief

Wie gefährlich ist rechte Desinformation im Netz? NDS 15-04-2018 Hinweise des tages

Hallo Herr Berger, zu dem obigen Thema gebe ich Ihnen zu hundert Prozent recht!
 
Mich drückt der Schuh Russland betreffend in einer anderen Frage.

Ich denke wir müssen auch hier klare Kante zeigen.
 
Viele Menschen aus dem Osten kennen Russlan als die Sowjetunion. Ich denke das viel das auch so verinnerlicht haben. Ich weise in meinen Diskussionen egal, immer darauf hin, das die Sowjetunion nicht vergleichbar ist mit dem heutigen Russland.

Viele  Menschen aus dem Westen haben Russland als ewigen Feind der ” Demokratie” schon in der Schule eingeimpft bekommen. Ich sage als WOSSI, beides Sichten sind grundlegend falsch.
 
Die Dsikussionen zu diesem Thema sind in etwa entweder dafür, weil Russland ein Friedensstaat ist (OST) oder dagegen weil Russland die Menschenrechte mißachtet (WEST). Beide Fragen denke ich gehen am inhaltlichen  was Russland betrifft  vorbei. Sie sind wie das in diesen Landen so üblich ist eine teilweise ” Wahrheit”. Aber für mich ist jede halbe Wahrheit kein Wahrheit sondern die Vertuschung der Wahrheit. Die Sowjetunion  war wie die anderen “soz.” Staaten dem Wesen nach ein Friedensstaat. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Die “soz. Staaten” waren  für mich dem Wesen nach sozialfeudale Systeme. Die Gründe dafür sehe ich in der “soz. Oktoberrevolution” .  Aber das ist jetzt alles zweitrangig.
 
Das Russland von heute basiert auf den Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus, wie übrigens auch das offensichtlich in die Brüche gehende Imperium USA, oder die aufstrebende Macht China . Obwohl diese eine sogenannte kommunistische Führung hat.
 
Das Problem das ich sehe ist, heute zeigt sich die russische Aussen-Politik  von einer seiner besten Seiten, die auf Frieden basieren soll. Es bleibt Russland auch garnichts weiter übrig als genauso zu handeln.

Denn was der Westen für Umziengelungsstrategien von Russland und China ausgibt  läßt nur einen Schluss zu. Der Westen will den totalen Krieg. Und Russland und China müssen dementsprechend reagieren. Das aber hat nichts mit Frieden oder Friedenspolitik sonder einfach nur mit militärischer Totrüstung für einemilitärische  Konfrontation zu tun.

Die einseitige völlig unverständliche Kündigung des INF Vertages beweist dies nachdrücklich.
 
Wer die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus nur ein wenig verstanden hat, weiß woher der aggressive Charakter dieses Systems kommt. Wieso erkennen viele Menschen nicht, das dies auch in Russland  nicht anders in Erscheinung treten kann. Dieser Artikel Russland Reichtum-… ist doch ein klarer Bewies für den Charakter auch der russischen Form von Kapitalismus.
 
Mir geht es hier nicht um die positiven und oder  negativen  Seiten Russland, mir geht es ausschließlich um die Systemfrage.
 
Wieso können viel Menschen nicht verstehen, das dieses System in seinen Grundpfeilern überall gleich reaktionär, menschenverachtend und aggressiv ist? Egal welcher Glaube oder welche Ideologie dort auf der Grundlage des Kapitals verfolgt wird? Wieso gibt es keine wirkliche Auseinandersetzung in den MSM über die Situation in dem jeweiligen Land? Weil es nicht gewollt ist, muss ich daraus schließen. Gegen Russland  wird grundsätzlich nur gehetzt.
 
Die Menschen sollen, nicht arbeitstechnisch gesehen, aber politisch ideologisch dumm gehalten werden. Das ist in DE wie in den USA oder Russland überall das selbe. Ich stelle das auch bei RT fest. Aber RT ist weitaus offener als unser MSM. Wieso sind es gerade die Alternativen Medien, die an den Festen des Kapitals rütteln in dem sie Aufkärung betreiben? Ich denke wir sollten die Diskussion grundsätzlich versachlichen egal ob das DE oder Russland betrifft. Nur, wer nicht hören will, muss fühlen. Wer die Kriegstrommeln der Nato und der USA negiert muss damit leben, irgenwann betroffen zu sein! Was tun wir unseren Kindern und Kindeskindern an?
 
Mit freundlichen Grüßen
J. Karsten


20. Leserbrief

Hallo NDS und Herr Berger,

“So langsam fühlt man sich, als sei man in einer orwellschen Dystopie aufgewacht, in der Neusprech und Doppeldenk die Regie übernommen haben.

Krieg ist Frieden! Freiheit ist Sklaverei! Unwissenheit ist Stärke!

Kritik ist Destabilisierung!”, schrieben Sie.

Ich fühle mich exakt so, seit ich angefangen habe mich mehr mit Themenkomplexen wie dem ÖRR, Griechenland und Ukraine auseinanderzusetzen – und eigentlich noch viel länger. Kurz nachgedacht, was für dieses Gefühl ursächlich war und es mit der Zeit bis zur Gewißheit verstärkt hat, fällt mir schnell ein: der 11. September 2001, die Bewertung dieses Ereignisses durch Jochen Scholz und andere, die darauf gründenden Angriffskriege, Stratfors/George Friedmans eindeutige Einlassungen, General Clarke und seine Rede über den 7-Länder-Plan (um 2010); und einiges mehr, was das Zeug zum hochexplosiven Stoff mit Zielgruppenrelevanz hätte – und von den Qualitätsmedien schlicht nicht einmal im Ansatz angerührt wird. “Qualitätsmedien” wäre übrigens mein Vorschlag zum “Unwort des Jahres”.

Daß diese Elefantenherde seit mindestens zwanzig Jahren im Porzellanladen steht und das auch darf, läßt für mich keinen anderen Schluß zu als diesen (denn die dafür nötige Blöd- und Blindheit schließe ich aus): Kein einziges großes Medium des öffentlich-rechtlichen Sektors ist noch unabhängig und damit erst glaubwürdig, wenn es um etwas anderes geht als Fußball und Wetter. Die politischen Redaktionen sind vollständig der außenpolitischen Linie der amerikanischen Regierung verpflichtet. Und die 27.000 PR-Berater des Pentagon, die bei AP sitzen, machen einen guten Job, und haben sicherlich Kollegen in den anderen Agenturen.

Vorschlag: Schreiben Sie doch bitte einmal etwas über Thomson-Reuters – diese lustige Chimäre aus Presseagentur und Finanzberatung, die überall nur “Reuters” genannt wird (werden soll).

Grüße
Johannes Bichler


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