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Titel: Ein Flugzeugträger für die Bundesmarine? Phantastisch, Frau Merkel!
Datum: 13. März 2019 um 11:39 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Aufrüstung
Verantwortlich: Jens Berger
Was können wir Deutschen besonders gut? Flughäfen und Schiffe bauen. Und was ist die Kreuzung aus BER und der Gorch Fock? Richtig, ein Flugzeugträger. Den Bau eines solchen schlägt allen Ernstes die frisch getaufte CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer in einer aktuellen Denkschrift zur Zukunft Europas vor. Prominente Unterstützung erhält die saarländische Flottenbaumeisterin von niemand geringerem als der Kanzlerin höchstselbst. Angela Merkel findet die Flugzeugträgeridee „richtig und gut“ und erklärt sich sogar bereit, „daran mitzuarbeiten“. Sollte der Kanzlerin gelingen, woran Kaiser und Führer gescheitert sind, dürfte uns Deutschen der Platz in der Sonne sicher sein. Eine Glosse von Jens Berger.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Wir wollten eine würdige Rente und faire Löhne und bekamen Flugtaxis und einen Flugzeugträger – so könnte dereinst die „Bilanz“ der Unionsregierung aussehen. Dass sich unsere Gottkanzlerin nicht mehr mit irdischen Themen wie der Pflegekatastrophe, den sozioökonomischen Malaisen ihrer undankbaren Untertanen oder gar mit profanen Kinderthemen wie Klimapolitik herumschlägt, ist ja hinlänglich bekannt. Zum Ende ihrer Amtszeit strebt Angela Merkel nach Höherem. Jetzt wird Politik für die Geschichtsbücher gemacht! Nur was soll in den Geschichtsbüchern stehen? Dass sie die EU auf dem Gewissen und Deutschlands Beziehungen zu Russland ruiniert hat? Dass sie stets nach der Pfeife der Autokonzerne und des alten Mannes im Weißen Haus getanzt hat? Da dies alles nicht so prickelnd ist, soll doch wenigstens ein Kriegsschiff nach ihr benannt werden, dessen Maße ihrer würdig sind. Und unter einem Flugzeugträger tut es die Kanzlerin nicht. Soll die Bundesmarine doch ihren nächsten Tonnenleger nach Gerhard Schröder benennen. Für die erste und beste Kanzlerin von Deutschland muss Größeres her!
Nun gut, der jüngste Flugzeugträger der USA, die USS Gerald R. Ford, kostete rund 18 Milliarden US$ – auf deutsche Verhältnisse übertragen entspräche dies inkl. des Stuttgart-21-Multiplikators und der Elbphilharmonierung wohl der gesamten Staatsverschuldung Griechenlands. Aber dies sollte die scheidende Kanzlerin uns doch wohl mindestens wert sein. Oder? Als problematisch könnte es sich jedoch erweisen, dass Deutschland eigentlich gar keinen Bedarf für einen Flugzeugträger hat. Derartige schwimmende Basen sind eigentlich Kernelemente einer Doktrin namens „globale Machtprojektion“ und haben nichts mit einer wie auch immer gearteten Verteidigung, sondern mit der Fähigkeit zu tun, weltweit seine Interessen offensiv mittels Gewalt durchzusetzen. Aber was wissen wir Sterblichen schon von dem strategischen Genie der Damen Kramp-Karrenbauer und Merkel, den beiden GRÖCAZ (größten CDU-Vorsitzenden aller Zeiten)?
Dabei ist die deutsche Flugzeugträgergeschichte nicht eben glorreich. In der Kaiserlichen Marine taten nur vier kleinere „Flugzeugmutterschiffe“ ihren Dienst, der vor allem darin bestand, sich mit russischen Seefliegern in der Ostsee zu bekämpfen. Die Pläne für den „Flugzeugdampfer I“, der dann gegen „Engeland“ fahren und uns den uns zustehenden Platz an der Sonne erkämpfen sollte, wurden im Oktober 1918 aufgegeben. Zwanzig Jahre später lief Hitlers einziger Flugzeugträger vom Stapel, kam jedoch über eine Zweckentfremdung als Holzlager und Wohnschiff auch nie hinaus. Noch nicht einmal in Hitlers Kriegsmaschinerie gab es eine sinnvolle Funktion für ein derartiges Ungetüm. Aber wahrscheinlich dachte der böhmische Gefreite einfach nicht groß genug und hätte sich von AKK und Merkel Nachhilfe in Sachen globale Machtprojektion abholen können. Der zweite globale robuste Verteidigungseinsatz wäre sicher anders ausgefallen.
Nun soll also eine Marine, die an der Reparatur eines Segelschiffes kläglich scheitert, mit einem Flugzeugträger Europa künftig weltweit vorwärtsverteidigen? Na, wenn das kein kühner Plan ist. Welche Idee die CDU-Granden wohl als nächstes aushecken? Flugtaxis und Flugzeugträger sind ja schwer zu toppen. Wie wäre es mit einer deutschen Mars-Mission? Oder sollte es besser gleich gen Alpha Centauri gehen? „Flugscheibe Oettinger an Oberpfaffenhofen – wir haben ein Problem“. Und was spräche eigentlich gegen einen 1.000 Meter hohen Merkel-Tower in der schönen Uckermark? Solange die Union sich nicht an ein unrealistisches Mammut-Projekt wie die Sanierung der Schlaglöcher auf der B192 macht, ist nur der Himmel die Grenze für kühne Pläne, die das Land wirklich weiterbringen. Auf dass – inkl. des Stuttgart-21-Multplikators und der Elbphilharmonierung – im Jahre 2139 die Enkelin von Philipp Amthor als deutsche Kanzlerin den Flugzeugträger „MS Angela Merkel“ taufen kann – natürlich von einem Flugtaxi aus.
Titelbild: gmeland/shutterstock.com
Montage: NachDenkSeiten
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