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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Leserbriefe zum INF, zur historischen Tagesschau und zum aktuellen Film über Dick Cheney
Datum: 2. März 2019 um 11:45 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Leserbriefe, Medien und Medienanalyse, Militäreinsätze/Kriege
Verantwortlich: Redaktion
Zu diesen Themen, die die NachDenkSeiten in der letzten Woche beschrieben haben, “Früher war nicht alles besser … die Tagesschau aber schon” und “Dick Cheney: Revolutionär für die Superreichen” gab es zahlreiche Zuschriften, die wir hier zum großen Teil wiedergeben. In vielen der Beiträge geht es um internationale Beziehungen und wie manche Länder Druck auf andere ausüben, mit mehr oder weniger legitimen Methoden. Vielen Dank an die Leser und Schreiber! Zusammengestellt von Moritz Müller.
1. Leserbrief zum INF
Liebe Nachdenkseiten-Macher
anbei: counterpunch.org – It’s Not Just Trump and the Republicans
Es stimmt nicht. dass nur Trump die nukleare Weltuntergangsuhr weiter bis vor Mitternacht gebracht hat. Präsident Obama hat den Minutenzeiger der Uhr im Jahr 2014 mehr als Trump vorangebracht. Und bereitete die Bühne für eine Beendigung der INF vor – mit seinem irreführenden und unglaublich kostspieligen Programm zur “Sanierung und Aufrüstung” des US-Atomarsenals. Friedensnobelpreisträger Obamas 10-jährigem, 1,3-Billionen-Dollar-Programm brachte das Land zwei volle Jahre vor Trumps Wahl in die völlig falsche Richtung. Statt die US-Atomvorräte zu verkleinern führt das neue US-Nuklearprogramm zu einer Politik, die den Einsatz von Atomwaffen “denkbar” macht.
Bisher ist der einzige Propaganda-Trumpf der deutschen Transatlantik-Vasallen die Personalsierung der verheerenden U.S.-Politik auf den Präsidenten Trump. Es wird damit signalisiert, dass wenn erst wieder die Guten Democrats in Washington regieren, dann wird die Welt wieder in Ordnung sein. Es gibt auch klarsehende Amerikaner, die wissen, dass das nicht so sein wird und dass wir von den europäischen Regierungen eine grundsätzliche Änderung der Außenpolitik gegenüber den USA verlangen müssen.
Viele Grüße
Hagen Kühn
Leserbriefe zu “Früher war nicht alles besser … die Tagesschau aber schon“
2. Leserbrief
Herr Berger
Sie schreiben…Machen wir doch einmal die Probe aufs Exempel…. und führen dazu die Tagesschau vom 10.Oktober 1981 an.
Natürlich war auch früher nicht alles besser. Aber es gab auch zwei unterschiedliche Weltsysteme die sich im kalten Krieg gegenüberstanden. Und aus der Sicht westdeutschenr Journalisten muss diese Zeit, insbesondere für die heutigen investigativen Journalisten besser gewesen sein. Doch ob das so wie sie es bechreiben wirklich war, wage ich zu bezweifeln.
Ich kann mich sehr gut an die politisch ideologische Auseinandersetzung in der BRD und im Verhältnis zur DDR erinnern. Es gab den ernsthaften Versuch objektiver Berichterstattung nach meinem Verständnis auf beiden Seiten nicht. Es gab nur Propaganda, als Schaufenster zum Nachbarn der ihr Gegner war! In dem Zusammenhang würde ich sehr für eine wirklich objektive Auseinadersetzung mit dem schwarzen Kanal der DDR und den Ereignissen in der BRD selbst plädieren. Man muß Herrn von Schnitzler nicht mögen, aber man sollte sich mit der Argumentation selbst auseinandersetzen die er geführt hat. Es könnte sein das so mancher Bürger in diesem Land sich dann vielleicht doch die Augen reibt, da Zusammhänge aufgezeigt werden die in keinem Geschichtsbuch der BRD stehen. Nein, ich will euch den schwarzen Kanal nicht auf drängeln. Aber eine objektive Berichterstattung gab es nicht. Sie wurde nur den Besonderheiten der sich gegenüberstehenden Systeme angepasst. Und die gibt es heute nicht mehr. Das Kapital marschiert ungebremst und überall auch in Russland. Warum sollte ein durch und durch verdorbenes System nun gerade wo es Alleinherrscher auf dieser Welt ist objektiver sein als zu Zeiten als sich zwei Systemegegenüberstanden?
Mit freundlichen Grüssen J. Karsten
3. Leserbrief
Liebes Team der geschätzten Nachdenkseiten,
die Tagesschau-Ausgabe von 1981 ist wirklich bemerkenswert, in mehrfacher Hinsicht. Wir sehen, dass es damals innenpolitisch noch große Unterschiede gab, obwohl weniger Parteien in den Parlamenten vertreten waren. Wir sehen weiterhin, dass auch damals schon die Keule des “Antiamerikanismus” geschwungen wurde, wenn es darum ging, den Mehrheitswillen des Volkes zu diffamieren.
Am meisten beschäftigt mich aber folgende Erkenntnis: Damals gab es keine Bundeswehreinsätze im Ausland. Solche wurden noch nicht einmal diskutiert. Heute haben wir eine ganz andere Ausgangslage – und weit mehr Grund, um den Frieden zu fürchten als damals. Ein Teil der Leute, die damals noch auf der (aus meiner Sicht) richtigen Seite standen (Jutta Ditfurth & Co), stehen heute auf der falschen und argumentieren exakt so, wie es damals die aus ihrer Sicht Gegenseite tat. Sie diffamieren heute jeden Ansatz einer neuen Friedensbewegung als “Querfront”, “rechts”, “antiamerikanisch” und gar “antisemitisch”. Was ist eigentlich zwischendurch passiert? Begann das mit dem unsäglichen Krieg gegen Jugoslawien vor demnächst genau 20 Jahren? Da muss im Vorfeld ja schon etwas geschehen sein, also in der Zeit zwischen 1981 und 1999.
Aufschlussreich in der historischen Tagesschau-Ausgabe sind auch die Aussagen des damaligen US-Vizepräsidenten Bush. Die Rhetorik des Imperiums in Sachen “alle Terroristen – mit Ausnahme von uns” hat sich im Gegensatz zu ehemaligen Linken in Deutschland überhaupt nicht geändert. Dieser Bush, der Senior des späteren Kriegers “gegen den Terror”, war übrigens Präsident in der Zeit, als (in meiner Erinnerung) die Zurückhaltung der Bundeswehr in Sachen Kriegseinsätze, auch und gerade im Ausland, aufgeweicht wurde. Damals, rund um den Krieg gegen den Irak und kurz nach der “Wiedervereinigung”, wurden die Stimmen lauter und lauter, die uns eintrichterten, die “alten Zeiten” seien vorbei. Damals verweigerte ich nachträglich den Wehrdienst, den ich Anfang der 80er bereits abgeleistet hatte, weil ich genau das kommen sah, was dann tatsächlich kommen sollte. Das Ende der (zumindest bis dahin gefühlten) reinen Verteidigungsarmee und der Beginn der Beteiligung an völkerrechtswidrigen Kriegen.
Die Optik der Tagesschau war damals ehrlicher: schlicht, zurückhaltend, mit Konzentration auf die Inhalte. Heute wird mehr auf die Optik gegeben als auf den Inhalt – Letzterer soll ja subtil in die Hirne der Zuschauer eindringen, sie sollen sich nicht darauf konzentrieren, weil sie sonst merken würden, dass nur heiße Propagandaluft verbreitet wird.
Das Wetter, das allerdings war vor fast 40 Jahren auch nicht besser als heute. Immerhin.
Herzlichst
Max L.
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
ich habe soeben ihren Artikel über die frühere und jetzige Berichterstattung der Tagesschau gelesen.
Und dann habe ich mir das Video angeschaut und das hat mich jetzt wirklich erschüttert.
Was soll ich sagen? Das sie wieder einmal Recht haben? Das reicht fast nicht mehr.
Ich bin erschrocken, wirklich erschrocken, wie der Sprecher diese Nachrichten verlas. Man merkt dieser Person keinerlei Parteinahme oder persönliche Meinung an. Er informiert nur, positionslos, wenn man das so sagen darf.
Vielen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, das mal zu vergleichen.
Wie immer bleibe ich bei einer Frage stehen: kann man das heute nicht mehr oder will man das heute nicht mehr?
Und wie immer überlasse ich jedem selbst die Antwort.
Aber ach, wie bequem, wenn man gar nicht anders kann, weil ….. (hier können jetzt all die schönen und vielen Argumente eingesetzt werden, die in Masse vorhanden sind). Und wenn wir doch alle gar nicht anders können, dann sind wir nämlich auch nicht Schuld, an dem, was das dann nach sich zieht: von Fehlinformation, bis zu daraus sich ergebenden Aktionen. Wie schön, wir sind dann alle unschuldig, weil wir doch die Opfer waren, und nicht die Täter. Ist doch immer wieder erhebend, wie man sich so aus jeglicher Verantwortung stehlen kann UND noch dazu in seiner Komfortzone hocken bleiben darf. Kurz gesagt: wir bauen diesen Bockmist und müssen dafür nicht mal gerade stehen, sondern dürfen am Schluss sogar noch sagen: wir konnten nicht anders, wir sind also die Opfer.
Lieber Herr Berger und Nachdenkseiten – Danke, für diesen Beitrag. Der ist augenöffnend.
E. Richter
Leserbriefe zu “Dick Cheney: Revolutionär für die Superreichen“
5. Leserbrief
Scheinbar bleibt in diesem Film der heikelste Punkt der dunklen Machenschaften dieses amerikanischen Vizepräsidenten unerwähnt.
Am 11. September 2001 (Tag der Attentate) stand in einem als ‘top secret’ eingestuften Manöver des NORAD (North American Aerospace Defense Command) die Scheinattacke ziviler Flugzeuge auf exponierte Ziele der USA (u.a. Pentagon, World Trade Center, White House) auf dem Programm. Nach Auskunft von Whistleblowern wurden auf den Kontrollschirmen bis zu 28 außerplanmäßige Flugzeuge (teils real, teils virtuell) angezeigt, was eine heillose Verwirrung in der der Flugabwehr stiftete und Gegenmaßnahmen erschwerte. Überdies wurde der sofortige routinemäßige Einsatz von Abfangjägern gegen diese Flugzeuge von der Manöver-Leitung unterbunden (das strenge militärische Prozedere sieht vor, dass ein Linien-Flugzeug, das vom Kurs abweicht und auf Funkkontakt nicht reagiert, ohne Vorwarnung abgeschossen wird). Obwohl eine Stewardess das Fluglinienbüro um 8 h 19 über die Entführung der Boeing 767 informiert hatte, wurden erst um 8 h 45 zwei F 15 ohne Zielangaben losgeschickt – in Richtung Atlantik. Als die Boeing eine Minute später in den Nord Turm des World Trade Center einschlug, hielten viele hohe Militärs die Darstellung zunächst für Teil des Manövers und für einen virtuelle Film, der fälschlicherweise in die TV-Sender gelangt sei.
Einige Monate zuvor hatte die Regierung Bush jr. in einem Sondererlass bewirkt, dass das Oberkommando über dieses Top-Secret-Manöver an dem wahrscheinlich denkwürdigsten Tag in der amerikanischen Geschichte keinem Armee-General übertragen war, sondern – absolut einmalig – einem Politiker und Zivilisten: Vizepräsident Dick Cheney.
Der USA Patriot act, der die Bürgerrechte massiv einschränkte, lag bereits in der Schublade und wurde 14 Tage später vom Kongress im Zuge des unbefristeten Kriegs gegen Terror verabschiedet.
„Pseudonym“
Sehr geehrter Herr Müller,
hier noch weitere Links zum Thema:
Mit freundlichem Gruß
6. Leserbrief
Liebe Nachdenk-Müllers,
erstmal vielen Dank für den Hinweis auf den Film über Dick Cheney – zumindest vergesse ich ihn nicht, wenn ich nach Deutschland komme.
Meinerseits ein kurzer Hinweis: die Cheney-Story ist eng mit der Story um Valery Plame (und ihrem Mann, ex-Botschafter Joseph Wilson) verbunden.
Valery wurde als CIA-Agentin aufgedeckt, da sie – zusammen mit ihrem Mann – nachgewiesen hatte, dass es im Irak bei Saddam Hussein keine Massenvernichtungswaffen gab.
Dick Cheney hat aber diese Information unterdrückt, da er den Krieg wollte, was mir auch deutsche “Kreise” damals bestätigten (Kurzfassung).
Später hat Valery Plame darüber ein Buch geschrieben, dem ein Film folgte, Titel “Fair Game”.
Extrem lesens- bzw. sehenswert, da auf Fakten beruhend, auch wenn einige Schlüsselszenen vom CIA zensiert wurden – vor allem der Beweis, dass kein “Yellow Cake” aus dem Niger in den Irak geliefert wurde, und die Frachtpapiere eine Fälschung waren – was bis heute geheim bleibt – also nur als “Gerücht” zitierbar.
Ggf. könnten Sie Ihre Leser (bzw. auch Herrn Riegel) darauf aufmerksam machen, da sich diese Stories (erschreckend) ergänzen. Vielleicht hatte Herr Riegel auch Kontakt mit den Wilsons, was ebenso logisch wäre, wie diskret zu halten.
Dass dies alles kein “Fake” ist, zeigt aber auch ein TV-Interview nach dem Erscheinen des Films mit Wolf Blitzer/CNN, in dem Joseph Wilson zur besten Sendezeit in die Kameras wiederholte, er halte Dick Cheney für den größten Verräter in der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten. Blitzers Reaktion: “Ambassador, if you say so here in front of the cameras at CNN about a US Vice-President, I guess you must know a lot more….”, worauf Wilson höflich nickte.
Bis auf Cheney selbst kenne ich alle oben genannten persönlich. Mein Kommentar: das Wort “Deep State” ist doch eine arg diplomatische Untertreibung.
Damit beste Grüße aus Bangkok und einen schönen Sonntag,
H. Rudolf
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