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Titel: Manager meist ohne Chance zum Nachdenken. Helfen Sie.

Datum: 24. März 2010 um 15:17 Uhr
Rubrik: Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Aufbau Gegenöffentlichkeit, Strategien der Meinungsmache
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Ein NachDenkSeiten-Freund und Wirtschaftsprüfer, mit dem ich seit einer Begegnung bei einer Buchlesung Gedanken austausche, berichtete jetzt über seine Erfahrungen als neu etablierter Manager in einem Großkonzern. Die Chancen zur kritischen Betrachtung des Geschehens haben bei ihm drastisch abgenommen. Er regt bei NachDenkSeiten-Lesern an, diesen Kreis von Menschen nicht außen vor zu lassen und gezielt anzusprechen. Es folgt seine Mail in leicht gekürzter Fassung. Albrecht Müller.

„Seit der Jahreswende habe ich einen neuen Job in einem internationalen Konzern. Ich arbeite auf Managementebene. Nach rund vier Monaten kann ich Ihnen sagen, dass ich schon seit Wochen nicht mehr dazu komme, die NDS täglich zu lesen, geschweige denn, mich intensiver damit auseinander zu setzen. Ich stehe von morgens bis abends unter Strom, lese und schreibe bereits beim Frühstück E-Mails. Teilweise steige ich nach zwei Stunden aus dem Flugzeug aus und habe bis zu zwanzig neue Mails, die gelesen und bearbeitet werden müssen. Was ich damit sagen möchte: ich bin noch nicht mal auf Top-Managementebene und komme kaum noch dazu, Nachrichten auch kritisch zu lesen und zu hinterfragen. Das bedeutet für mich, dass diejenigen wie die NDS und andere kritische Geister kaum die Chance bekommen, auch mal Personen zu erreichen und zum Nachdenken bzw. Umdenken zu bewegen, die auf einer gewissen Ebene auch Entscheidungen treffen können.
Geht man nun davon aus, dass die meisten Führungskräfte nicht wie ich auch mal Phasen hatten, in denen sie sich sehr intensiv mit kritischer Meinungsbildung beschäftigen konnten, muss man feststellen, dass die meisten Führungskräfte der perfekten Meinungsmache unserer Medien wie Springer und Bertelsmann erlegen sind.
Ich halte dies für eine ziemlich traurige und bedenkliche Feststellung, weiß aber noch nicht, welchen Schluss ich daraus ziehen soll. Vielleicht sollte man die Leser der NDS einmal dazu anregen, die Führungskräfte, die sie kennen und die sie für empfänglich halten, auch mal mit kritischen Informationen zu versorgen. Vielleicht könnten sich daraus Kontakte entwickeln, bei denen Führungskräfte bewusst in gewissen Abständen mal zur Teilnahme an NDS-Gesprächskreisen eingeladen werden und ein offeneres Ohr für die Mitte unserer Gesellschaft bekommen.
Herzliche Grüße“

Ergänzung AM: Meine aktuellen Erfahrungen mit Führungskräften bestätigen den Eindruck unseres NachDenkSeiten-Freundes. Sie sind in einer Mühle, die ihnen Kraft und Zeit zum kritischen Hinterfragen nimmt. Bei vielen ist Unbehagen damit gepaart. Das könnte der Anknüpfungspunkt sein.
Überlegen Sie bitte, ob es in Ihrem Umfeld Betroffene gibt. Danke.


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