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Titel: SPIEGEL ohne Fortune – oder: Die pure Lust am Untergang

Datum: 7. März 2005 um 17:47 Uhr
Rubrik: Bundesregierung, Medienkritik
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Die Titelgeschichte des SPIEGELs vom 7.3.05 hat die Überschrift „Kanzler ohne Fortune“. Wieder einmal eine der üblichen Katastrophengeschichten. Geradezu genüsslich werden der Reihe nach negative Daten aufgelistet, etwa Nullwachstum, Absturz des Pro-Kopf-Einkommens, Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, Höchststand der Arbeitslosigkeit, hoher Anteil von Langzeitarbeitslosen, Abkoppelung Deutschlands von der Konjunkturentwicklung. Fazit: „Der mit großen Erwartungen gestartete SPD-Kanzler bekommt das zentrale Problem des Landes nicht in den Griff.“
Der Kanzler habe zwar den „bundesdeutschen Wohlfahrtsstaat umfassender reformiert als jeder seiner Vorgänger“, die ökonomische Wirkung der Reformen stünden aber „in keinem Verhältnis zum politischen Kraftaufwand“.

Jeder Leser, der den SPIEGEL nicht als bloße Wegwerfliteratur betrachtet, müsste sich fragen, wer, wenn nicht gerade dieses Blatt, hat eigentlich in den zurückliegenden Jahren als eines der meinungsprägenden Mainstream-Medien den Kanzler auf diesen neoliberalen Abwärtskurs (mit-)getrieben?
Merkt eigentlich die Wirtschaftsredaktion des SPIEGELs überhaupt nicht, dass nicht nur die Regierungspartei, sondern vor allem sie selbst „in Depression“ über die Erfolglosigkeit der von ihr selbst herbeigeschriebenen Reformkonzepte verfallen müsste? Statt sich zu einer Selbstkritik aufzuraffen, sucht der SPIEGEL nun nach einem Sündenbock und findet ihn im Kanzler. Blindwütig verbohrt in das selbst propagierte neoliberale Dogma, gibt es für den SPIEGEL nur noch das Rezept der Erhöhung der Dosis durch noch „umfassendere“ Reformen des Wohlfahrtsstaates.
Das kann man nach dem vom SPIEGEL nunmehr selbst konstatierten weitgehenden Scheitern des bisherigen „Reform“-kurses nur noch pure Lust am Untergang nennen.
Aber vielleicht ist dieser Zynismus ja das Marketing-Mittel, damit dem SPIEGEL die Leser nicht noch mehr davon laufen als die Wähler der SPD.

Der SPIEGEL bietet seine Titelgeschichte nicht online an. Einen Eindruck davon können Sie aus der Ankündigung einer XXP Fernsehsendung zu diesem Thema unter dem Titel: „Gerhard Schröder und das Arbeitsmarktdesaster“ gewinnen.


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