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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Die „Antisemiten“ von den NachDenkSeiten – Angriff der Amadeu Antonio Stiftung
Datum: 12. Dezember 2018 um 12:18 Uhr
Rubrik: Antisemitismus, Audio-Podcast, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Medienkritik
Verantwortlich: Redaktion
In einem Artikel rückt die Amadeu Antonio Stiftung (AAS) Redakteure der NachDenkSeiten in die Nähe von Antisemiten. Verschärft wird der Vorgang dadurch, dass die Stiftung solche Texte auch von öffentlichen Mitteln bezahlt. Fließen über die Förderung der AAS durch die Bundesregierung indirekt Steuergelder in Propaganda gegen alternative Medien? Von Redaktion.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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In dem Text „Antisemitismus von links – Die verkürzte ‚Neoliberalismuskritik der Nachdenkseiten‘“ rücken die Autoren Volker Koehnen und Tom Uhlig Redakteure der NachDenkSeiten in infamer, aber altbekannter Weise in die Nähe von Rechtsradikalen. Zudem wollen die Autoren den Exponenten des Finanzkapitalismus und der US-Kriege einen Schutzschirm umlegen, indem sie deren Kritiker als Antisemiten „brandmarken“.
Die Redaktion der NachDenkSeiten stellt sich geschlossen hinter die angegriffenen Kollegen und weist die Vorwürfe als konstruiert und bösartig zurück. Doch auch damit erfüllen die NachDenkSeiten laut Koehnen und Uhlig nur wieder rechte Klischees: „Das verbindet sie alle, von AfD, PEGIDA und Erika Steinbach bis hin zu ‚aufstehen‘ und den NachDenkSeiten: ihre auf den ersten Blick naive, in Wahrheit aber perfide Art, Antisemitismus auf die Person des Juden oder der Jüdin zu reduzieren.“
Laut Artikel werde von den NachDenkSeiten und der beschriebenen Querfront-Koalition geleugnet, „dass es auch einen Antisemitismus gibt, der ohne explizite Bezugnahme auf den Begriff ‚Jude‘ auskommt und sich stattdessen mit Anspielungen, Codewörtern und gängigen Bildern, die dort intuitiv und sofort verstanden werden, wo sie verstanden werden sollen, begnügt.“
Die angebliche Nutzung von (nicht direkt judenfeindlichen) „Anspielungen“ und „Codewörtern“ soll den Autoren einen Freibrief ausstellen, Andersdenkende mit einem der bösesten Vorwürfe überhaupt zu überziehen. Mit diesem weit gefassten Freibrief zur Diffamierung ausgestattet, versammelt der Text anschließend zahlreiche gängige Floskeln, mit denen aktuelle pseudolinke Akteure ihre Kritiker diffamieren wollen: Von der „verkürzten Kapitalismuskritik“ über die „antiamerikanischen Verschwörungstheorien“ bis eben zur (kodierten) Judenfeindlichkeit. Der Artikel bewegt sich auf einem höchst verzerrenden und verleumderischen Niveau, darum soll hier nicht detailliert darauf eingegangen werden: Der Text ist politisch und intellektuell nicht satisfaktionsfähig. Einige besonders schrille Zitate finden Sie weiter unten.
Mit Steuergeldern gegen die NachDenkSeiten?
Wer den Text in seiner ganzen umfangreichen Breite studieren möchte, kann dies hier tun. „Belltower News“, das Online-Medium, das den Artikel veröffentlicht hat, wird im Übrigen von der „Amadeu Antonio Stiftung“ (AAS) getragen. Die AAS wiederum wurde seit 2010 mit über drei Millionen Euro von der Bundesregierung unterstützt, wie diese laut Medien in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD angab. Bedeutet dies nicht, dass hier Geld der Steuerzahler indirekt in die Förderung von Kampagnen gegen alternative Medien fließt?
Wer nun den Fakt moniert, dass auf eine in Teilen fragwürdig formulierte Anfrage der AfD Bezug genommen wird, der sollte bedenken, dass die Antwort der Regierung vom Fragesteller nicht befleckt ist. Zudem ist der Vorgang ein weiteres Beispiel dafür, wie der AfD Raum gelassen wird, um sich zu produzieren.
„Linke“ stellen sich vor Regierung und Finanzwirtschaft
Die AAS „revanchiert“ sich für diese Regierungs-Förderung mutmaßlich in Form von einer systemerhaltenden und die Regierung „gegen Rechts“ verteidigenden Ausrichtung. Diese die ökonomischen Grundlagen des Rechtsrucks ignorierende Stoßrichtung wird aktuell von vielen anderen angeblich „linken“ Organisationen geteilt, wie die NachDenkSeiten kürzlich hier beschrieben haben.
Ein Schwerpunkt der Arbeit der NachDenkSeiten liegt in der Analyse von eher im Hintergrund wirkenden politischen Faktoren. Neben der Abschirmung von Finanzwirtschaft und US-Armee gegen Kritik mittels der Antisemitismus-Taktik haben die Autoren ein weiteres besonderes Anliegen: die Skandalisierung eben dieser Schilderungen von Interessengruppen, die jenseits der Demokratie-Fassade Politik durchsetzen.
Diese Theorien zu verdeckter Einflussnahme und Manipulation werden von Kohnen und Uhlig als verschwörerischer „Wahn“ bezeichnet. Entgegen ihrer Behauptung sind diese Theorien nicht neu, also kein Zeichen einer Zeit, in der “das gesellschaftliche Ganze empirisch in seine Teile gesprengt ist“. Wer nicht naiv oder korrupt ist, der hat auch schon vor 20 Jahren vermutet, dass es noch andere Machtfaktoren neben den gewählten Volksvertretern gibt.
So lange, wie es diesen wohl begründeten und oft bewiesenen Verdacht der Einflussnahme gibt, so lange gibt es auch die Strategie, die Überbringer der Nachricht zu diffamieren: Da man gegen viele Thesen alternativer Medien – etwa jener vom Egoismus vieler im Banken-Sektor Beschäftigter – nicht argumentieren kann, werden die Medien und ihre Redakteure selber Ziel von Diffamierungen, das mussten bereits andere Medien neben den NachDenkSeiten erfahren.
Antisemitismus-Keule nutzt sich ab
Für diesen Zweck eignet sich die Antisemitismus-Keule, dieser radikale und schwerwiegende Vorwurf, nach wie vor gut – auch wenn sie sich wegen inflationären Gebrauchs stark abgenutzt hat.
Immer wieder erstaunlich ist aber die hoch motivierte und geradezu giftige Verteidigung der US-Kriege und des Finanz-Sektors durch eine pseudolinke und sozialstaatsfeindliche Subkultur, der die Autoren mutmaßlich zuzurechnen sind. Dabei wird nicht nur die Kritik an konkreten Einzelpersonen und die allgemeine an „der Wall Street“ in die Nazi-Ecke gerückt. Auch werden nach und nach so viele Vokabeln mit einem Bann belegt, bis man sich über die Verbrechen der Akteure des Finanzmarktes nicht mehr unterhalten kann, ohne in Minen zu treten.
Beliebt ist auch der Vorwurf, „alles“ würde den USA in die Schuhe geschoben. Das „Argument“ erklingt oft als Antwort auf sehr konkrete Vorwürfe, etwa zu Kriegsverbrechen im Irak oder in Syrien. In einer unredlichen Pauschalisierung wird so dem Gegenüber immer wieder eine nicht vorhandene Pauschalisierung unterstellt.
Die Argumentation ist zudem inkonsistent: Während für Israels Armee, für das US-Establishment oder für prominente Banker ein medialer Täterschutz gefordert wird, ist gegenüber Konkurrenten des US-Systems wie Russland jede sprachliche Verrohung erlaubt. Dieses Argument würde von den Autoren mutmaßlich umgehend als „Whataboutism“ abgelehnt: Mit diesem Modewort für Heuchler sollen politische Vergleiche verhindert werden.
Die NachDenkSeiten und die „schwarze Aufklärung“
Um sich von dem abzuheben, was heute „verkürzt“, „rechtsoffen“ und „antisemitisch anschlussfähig“ genannt wird, pflegen die Autoren zudem eine gezwirbelte und gestelzte Sprache, die vor allem durch zur Schau gestellte Pseudo-Intellektualität auffällt. Die Kritik wiederum an dieser sich in der Sprache spiegelnden unbegründeten Arroganz wird als „Wissenschafts-Feindschaft“ diffamiert. So werden auch die NachDenkSeiten indirekt in die Tradition einer „schwarzen Aufklärung“ gerückt, „die mit Irrationalität, Okkultismus, Fratzenhaftigkeit“ der Aufklärung „helles Licht verdunkelte“.
Die Autoren fahren schwerste Verleumdungs-Geschütze auf: Die NachDenkSeiten würden in einer „neoliberalismuskritisch antisemitischen Linie“ argumentieren, die Redaktion würde „vornehmlich in antisemitischen Bildern“ denken, die NachDenkSeiten hätten sich „zu einer Plattform von Verschwörungstheorien, Antiamerikanismus, Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus gewandelt“.
Wer diesen Nonsens liest, merkt schnell: Redakteuren der NachDenkSeiten Antisemitismus zu unterstellen, ist so abwegig, als würde man Uhlig und Koehnen politischen Scharfsinn bescheinigen.
Titelbild: Kondratuk Aleksei/shutterstock, Screenshots belltower.news, Montage: NachDenkSeiten
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=47801