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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Leserbriefe zu „Aber der Putin!“
Datum: 8. Dezember 2018 um 11:40 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Leserbriefe, Medienkritik, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich: Redaktion
Die Leserbriefe, die uns zum Artikel “Aber der Putin! Die übliche Leier, so auch am Sonntag wieder bei Anne Will.” erreichten, sind diesmal einstimmig positiv dem Artikel und der Position Russlands gegenüber. Bei den Lesern, die geschrieben haben, scheint noch keine Amnesie, kein Erinnerungsverlust, eingesetzt zu haben, was die Folgen von Säbelrasseln und realem Krieg betrifft. Vielen Dank an alle Leser! Zusammengestellt von Moritz Müller.
1. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ich DANKE Ihnen ausdrücklich für diesen vorzüglichen Artikel und habe ihn mit folgendem Anschreiben an ca. 15 Freunde in Deutschland, der Schweiz und Österreich gemailed:
„Liebe Freunde, bitte LEST – auch wenn`s „nur ausnahmsweise“ sein sollte – diesen Artikel!
Denn er ist bereits jetzt ein „Dokument der Zeitgeschichte“!
Und vergesst nie, dass dieser Grosse Russische Präsident uns, den Deutschen, trotz der furchtbaren Folgen des 2.Weltkrieges für Russland, die Freundschaft angeboten hat, die wir, die BRD, in Vasallen-typischem Gehorsam zurückgewiesen und mit Stützpunkten entlang der russischen Westgrenze beantwortet haben!
Dabei müsste sogar unseren egal ob bestochenen oder „nur“ saudummen Politikern klar sein, dass das Gebiet der BRD im Kriegsfall „Dank“ der US-Besatzer und deren Atomwaffenlager völlig zerstört und auf Jahrhunderte hinaus UNBEWOHNBAR würde!
Das ist meine dringende BITTE! Weil nur wer DAS weiss ermessen kann, wie FALSCH und TÖDLICH die Politik ist, die ausgerechnet eine des Russischen mächtige Kanzlerin zu verantworten hat, die in Kürze abtreten wird, weshalb auch ihr(e) Nachfolger(in) an ihrer/seiner Politik gegenüber Russland – im richtig verstandenen Interesse der Bevölkerung Deutschlands!! – gemessen werden muss!“
Soweit mein „Empfehlungsschreiben“ für Ihren vorzüglichen Artikel. Weiter so und hoffentlich mit noch mehr ERFOLG bei der Deutschen Wählerschaft!
Gruss
Rolf Schmid(85)
2. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller, liebes NDS-Team,
ich sehe alles genau wie Sie, das “Putin”-Bashing in unseren Medien hat teils groteske Züge angenommen. Wir rufen schon aus Spaß “Immer dieser Putin”, wenn uns das Toastbrot aus der Hand fällt. Im Ernst: Die Anne-Will-Sendung habe ich nicht gesehen. Aber ich verfolge fast täglich die Berichterstattung über Trump bei MSNBC, CNN und auch in diversen Talkshows (Stephen Colbert Late Night, Seth Meyer, Trevor Noah usw.). Die USA bzw. ihre Medien sind Lichtjahre von einem differenzierten Verhältnis zu Putin entfernt. Medien, die sich mit Recht gegen Trumps blödsinniges (und gefährliches) Gerede verwahren, die Medien seien “the enemy of the people”, nennen Putin “enemy”, also Feind der USA, wenn es um die “Mueller Probe” und um Trumps mögliche Abhängigkeit von Putin und Verwicklung in Geschäfte mit Russland geht. Das ist ein ganz klares Feindbild. Das Groteske ist, dass Trump-Kritiker offenbar glauben, Putin-Gegner sein zu müssen, weil Trump sich irgendwie als “Putin-Versteher” geriert hat. Das ist fast tragisch zu nennen! Der Gedanke, wie z.B. die Osterweiterung der NATO usw. auf Putin und die Russen wirken könnte, fällt den amerikanischen Medien nicht ein. Ich habe noch keinen der zahlreichen Kommentatoren (“Panels”) gehört, der die Möglichkeit, geschweige denn die Vorteile einer Verständigung mit Russland auch nur in Erwägung zieht. Da scheint gar nichts zu machen. Ich finde das beängstigend.
Beste Grüße
Rolf Klein
3. Leserbrief
Jeder Vergleich hinkt – und doch: Was hätten wohl die dortigen USA-Militärs gemacht, wenn mexikanische Schiffe nach dem Anschluss von Texas 1845 an die “Union” versucht hätten, sich die Einfahrt in den (texanischen) Hafen von Corpus Christi nördlich der Mündung des nunmehrigen Grenzflusses Rio Grande del Norte zu erzwingen?
Aber es geht ja auch “nur” darum, dass die NATO und ihr Hegemon, die USA, anderen Ländern solche “Regeln” aufzwingen wollen, die für sie selbst “selbstverständlich” nicht gelten sollen – und umgekehrt.
Siehe Kosovo!
Wenn die NATO-Flotten die Durchfahrt durch die Straße von Kertsch erzwingen wollten wie dereinst (1948) die westlichen Militärs die freie Passage nach West-Berlin, wäre das vielleicht ein “casus belli”, doch genau das wollen wohl einige “Falken” in der NATO!…
Alles Gute – weiter so!
Volker Wirth, Berlin
4. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
ich kann Ihnen eigentlich gar nicht sagen, wie sehr Sie mir aus dem Herzen sprechen, was besonders für den im Betreff angesprochenen Beitrag gilt. Ich möchte deshalb aus meiner Sicht als im Osten Aufgewachsener ein paar Ansichten beitragen. Was die Hetzjagd auf Putin betrifft gibt es eine recht einfache Erklärung. Natürlich ist der Mann die personifizierte Angst, denn er hat den schon fast erwürgten Riesen Rußland zu neuem Leben erweckt und ihm wieder Kraft eingeflößt. Ja, so sehe ich das und Sie haben recht, wir können von Glück sagen, daß wir es mit einem Mann wie Putin zu tun haben. Der Herr seiner Sinne ist, der im Gegensatz zu manchem westlichen Politiker weiß, was er sagt, der intelligent ist und der die Deutschen bestens kennt und weiß, was man von ihnen zu halten hat. Und stellen wir uns nur mal vor, er hätte die Sezession der Krim nicht so rasch und entschlossen bewerkstelligt. Denn es ist nicht auszudenken was geschehen wäre, wenn Sewastopol in die Hände der US-Streitkräfte gefallen wäre. Das hätte zwar womöglich auch das Ende von Putin, ganz sicher aber das Ende des Friedens in Europa bedeutet. Denn die russischen Hardliner hätten einen solchen Verlust nicht verwunden! Und noch was zur schwindenden Sympathie für das deutsche Volk in Rußland. Zunächst erlaube ich mir den Hinweis, daß da wohl noch einiges Kapital aus der sowjetischen/DDR- Zeit vorhanden war. Denn das deutsch-sowjetische Verhältnis kenne ich noch aus eigener Anschauung und das war nicht nur von oben verordnet! Das gab es wirklich. Aber daß bei der herrschenden Politik und Medienrhetorik dieses Kapital aufgebraucht wird darf nun wirklich nicht wundern. So werden wie bisher die Völker weiter gegeneinander aufgehetzt zum Wohle des großen Kapitals.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Keller
5. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
Ihre Frage zum Schluss, warum jetzige Politiker denn nicht so fähig ,verantwortlich, und vorausschauend sein können , wie die Schmidts und Brandts etc waren, klingt eher wie ein verzweifelter Hilferuf nach dem Motto: “Herrschaft, schaltets endlich mal euer Hirn und den Hausverstand ein und schaut genau hin “.
Ich bin jetzt auch nicht der Überflieger was Kultur, Allgemeinbildung etc betrifft, habe einen mittleren Schulabschluss, Gesellen und Meisterbrief im Metallhandwerk.
Nur was ich im engsten Bekanntenkreis und auch sonstig beobachten kann, stimmt mich nicht sehr optimistisch.
Den Leuten ist das Vertrauen in die eigene Beobachtungsgabe abhandengekommen. Einhergehend fehlt dann natürlich die Fähigkeit, entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen.
Es ist schwer, differenziert zu diskutieren, bzw sich auseinanderzusetzen.
Ausnahmen gibts natürlich, leider viel zu wenige.
Desweiteren ist es nicht populär, “Aussenseiterstandpunkte” einzunehmen. Man bzw Frau , legen sich heutzutage lieber nicht fest, alles ist WischiWaschi.
Warum sich eigene Gedanken machen, dafür gibts ja die Medien.
Und jetzt zum Eigentlichen, nach dem langen Anlauf:
Die Regierung, bzw Politiker, sind ja nunmal der Querschnitt der momentan vorhandenen geistigen und sozialen Qualität.
Und da der Trend , was Herzensbildung, soziale Kompetenz und sonstige mentale Fähigkeiten, eindeutig nach unten geht, ist ihr frommer Wunsch nach Einsicht, Kommunikation und Verständigung zwar nachvollziehbar, leider wahrscheinlich unrealistisch.
Ich möchte Ihnen ein grosses Kompliment aussprechen, wie Sie trotz der “verkehrten Welt”, immer noch an das grundlegend Gute im Menschen ,speziell der Politiker, appellieren, obwohl alles dagegen spricht.
Mit allerbesten Grüssen
Horst Weindl
6. Leserbrief
Sehr geehrter lieber Herr Müller,
liebe NachDenkSeiten!
Mit dem heutigen Artikel zum antirussischen Konfrontationskurs haben Sie mir wieder einmal mit jedem Wort aus der Seele gesprochen.
Leider muß man wohl pessimistisch sein, was die Wandlungsbereitschaft oder -fähigkeit der bundesdeutschen Propagandamaschine angeht.
Und auch der offiziellen Politik ist nur eine weitere Abkühlung des Verhältnisses zuzutrauen. Frau Kramp-Karrenbauer (als Saarländerin vollkommen unbeleckt von den Erfahrungen der zentral-europäischen, der preußisch-russischen Geschichte – und unbeleckt vom Rechtsgrundsatz der Verhältnismäßigkeit) hat am Sonntag auf die Bemerkung zu „Wandel durch Annäherung“ mehrfach eingeworfen: „Nein! Es war der Doppelbeschluß!“
Die heutigen Verantwortlichen – Sie fragen, ob sie „so klug sind“ wie zu Zeiten Brandts, Bahrs etc.? – in Politik, Wirtschaft, Journalismus usw. sind nicht wie Sie aufgewachsen in der für Ost und West schwierigen Situation der Nachkriegszeit und des Kalten Krieges. Sie kennen nur eine einzige Ideologie: Den extremen Neoliberalismus und Antisozialismus. Und sie halten diese Ideologie auch noch für erfolgreich. Wer auf diesem Weg nicht beizeiten Spur zeigt (ob in juristischen Fakultäten oder Partei-Ortsverbänden), kommt ja gar nicht erst in die entsprechenden Zirkel. (Ein krasses Beispiel ist der Bundestags-Abgeordnete meines Wahlkreises Ph. Amthor, für dessen Auftritte man sich regelmäßig noch ärger fremdschämen muß als für RTL 2.) Wenn die CDU unter einer ihrer designierten Führungen an der Macht bleibt, kann dieses Land sich – trotz Klimawandels – warm anziehen, und zwar in jeglicher Hinsicht. Und Alternativen jenseits von Ultrarechts sind – anders als 1929 (da gab es zumindest noch eine KPD) – nicht in Sicht. In Frankreich trauen die Menschen sich (seit jeher) Protest und Demokratie. In Deutschland wurde dieses Selbstvertrauen 1918-20 zusammengeschossen; in Ostdeutschland erstickt in 30 Jahren Entwürdigung, Demütigung und Aufbau von längst überwunden geglaubten Klassengegensätzen bis in jede Nachbarschaft hinein.
Ich bin in der DDR aufgewachsen. An zwei Tage erinnre ich mich, als der Direktor in alle Klassenzimmer kam und jeweils eine Nachricht verbreitete. Für uns Kinder waren das Schockmomente, weil wir intuitiv spürten, daß das Risiko des totalen – nämlich nuklearen – Krieges durch beide Ereignisse sich spürbar erhöht hatte. Das eine war der Tod Breshnews – das andere war (damit im Zusammenhang) die Fort- bzw. Umsetzung des NATO-Doppelbeschlusses zur Stationierung von Atomraketen wenige hundert Kilometer weg in Westdeutschland.
Als Christen haben wir später gelernt, daß „Entfeindung“ der einzige Weg zum Frieden ist. Wer – ob in Kiew, Washington oder den Hamburger und Kölner Redaktionsstuben – keine Entfeindung will, hat wahrscheinlich auch am Frieden wenig Interesse (dafür sicher an anderen Dingen wie dem Ausbau der eigenen geostrategischen Position oder wirtschaftlichen Vorteilen).
Die einzige Hoffnung für die Zivilisation in Europa (insbesondere nach einem absehbaren Zusammenbruch der derzeitigen maroden Wirtschafts- und Finanzstrukturen, die nach 2007 ff. in keiner Weise reformiert oder modernisiert wurden, nicht einmal im neoliberalen Sinne einer Marktbereinigung) liegt m.E. nicht bei uns, sondern in Rußland: In der Besonnenheit der dortigen Führung, in der Konsolidierung der dortigen wirtschaftlichen, politischen, kulturellen, militärischen usw. Verhältnisse und in der verläßlichen Wahrnehmung einer, wie ich sagen möchte, unaufdringlichen strategischen Fürsorge für die wahren Interessen Europas, wenn dieses sie ein weiteres Mal in der Geschichte zu vergessen und zu verleugnen droht.
Mit herzlichen Grüßen
und den besten Wünschen für die Adventszeit,
Ihr Matthias Jehsert
7. Leserbrief
Liebe NDS-Redaktion,
Syrien, Libyen, Libanon, Grenada, Vietnam, Laos, Kambodscha, Nicaragua, Afghanistan, Irak, Kuba, Dominikanische Republik, Bolivien, El Salvador, Venezuela – die USA sind ein Land, dass sich permanent in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einmischt oder Krieg führt. Sie erklären andere zu einer Gefahr für die Sicherheit und halten sich selbst für ein auserwähltes Volk mit Welterlösungsauftrag. Die USA sind bislang auch die einzige Nation, die bewiesen hat, dass sie skrupellos genug ist Atomwaffen einzusetzen.
Ami Go Home! – kann man da nur sagen. Möchte man jedenfalls meinen…
Doch Deutschland ist treuer Vasall dieser habituell friedensunfähigen Imperialmacht. Die deutsche Politik vertraut weiterhin blind ihrer fragwürdigen Schutzmacht. Sie hören Putin nicht zu, der zwei wesentliche Dinge gesagt hat: 1. Er wird keine kriegerischen Handlungen auf russischem Boden dulden. 2. Die Angreifer werden so schnell sterben, dass sie nicht mal mehr um Vergebung bitten können. Das lässt den Schluss zu, dass er sich nicht mit konventionellen Scharmützeln aufhalten wird. Das nächste Schlachtfeld wird Europa sein und die USA sind bereit dieses Opfer zu erbringen. In Deutschland bleibt kein Stein mehr auf dem anderen, wenn wir weiterhin wie die Lemminge dem neuen König Ubu (Trump) hinterher laufen.
LG Michael Wrazidlo
8. Leserbrief
Hallo Herr Müller,
gestern abend hatte ich zufälligerweise eine zu Ihrem Artikel passende, intensive Diskussion zu Russland.
Meine Gesprächspartner waren russlandkritisch bis -feindlich eingestellt. Sie argumentierten mit der Annexion der Krim, die natürlich völkerrechtswidrig und völlig inakzeptabel wäre. Einer hatte mir das Buch von Timothy Snyder “Der Weg in die Unfreiheit” empfohlen, bzw. möchte es mir ausleihen. Ich hatte im Internet eine Leseprobe des Buches überflogen und wies ihn darauf hin, dass bereits in der Einleitung von einer “Invasion” Russlands in der Ukraine die Rede ist und dass diese Wortwahl für mich sehr propagandistisch klänge und mich skeptisch bzgl. des Buches mache. Er entgegnete, dass bei 10.000 Toten in der Ostukraine wohl von einem Krieg zu sprechen sei, und dass hier russische Soldaten beteiligt seien. Und auch das Referendum auf der Krim wäre nur mittels massiver militärischer Präsenz Russlands durchgesetzt worden. Da könne man wohl schon von einer Invasion sprechen.
Auch die anderen üblichen Argumente gegen Russland, Skripal, Abschuss Passagiermaschine, Beeinflussung der US-Wahlen wurden angeführt. Auf meine üblichen Gegenargumente, wie dir völlig unplausible Tathergangsbeschreibung im Fall Skripal, die unklare Beweislage bzgl. des Flugzeugabschusses, die strittige Völkerrechtsinterpretation bzgl. Krim (Sezession vs Annexion) und der vorausgegangene, massgeblich durch die USA unterstützte, verfassungswidrige Putsch der Janukowitsch-Regierung, und das angesichts hunderter Millionen Dollar schwerer US-Wahlwerbung verschwindend geringe Volumen möglicher russischer Einflussnahme wurde nicht eingegangen. Ich wies darauf hin, dass die Berichterstattung der großen Medien doch offensichtlich darauf abziele, Russland als Feind darzustellen und Kriegshetze zu betreiben. Dies wurde nicht gesehen. Stattdessen wurde betont, dass Russland ja wohl keine Demokratie sei.
Interessant fand ich die Reaktion auf meinen Hinweis auf die 2001er Rede von Putin vor dem Bundestag. Hier wurde durchaus anerkannt, dass dies eine ausgestreckte Hand war, aber der Westen eben diese Chance verpasst habe und jetzt sei die Situation halt anders und man müsse reagieren.
Unter dem Strich bleibt bei mir der klare Eindruck, dass die anti-russische Berichterstattung zumindest bei meinen Gesprächspartnern, die ich dem grün-bürgerlichen Milieu zuordnen würde, gut wirkt.
Schlussendlich stellte ich die für mich entscheidende Frage: Was wollt Ihr als Russland-Kritiker eigentlich erreichen? Was ist Euer Ziel? Darauf ausweichende Antworten, was für mich stellvertretend ist für die gesamte medial-politische Anti-Russland-Front. Keine klare Aussage zum gewünschten Zustand.
Ich meinte dazu nur, dass ich Frieden wolle. Eine friedliche Koexistenz der Völker, die stets um fairen Interessenausgleich bemüht ist und in der der Wille zur Kooperation und nicht der zur Konfrontation an erster Stelle steht.
Diesem Wunsch steht jedoch jeglicher Feindbildaufbau entgegen, der neben Russland auch China als Ziel zu entdecken scheint. Denn unsere Diskussion begann mit dem Hinweis auf die im ZDF ausgestrahlte Dokumentation “Unantastbar” zum Thema Menschenrechte von u.a. Klaus Kleber, aus der wohl klar hervorging, dass wir uns bzgl. China “warm anziehen müssen”. Und der Diskutant, der die Sendung gesehen hatte, meinte, dass China durchaus imperial vorginge, dass in China bald alle Menschen überwacht würden und dies Investitionen in China erschweren würde, da auch die Firmen überwacht würden. Kurzum, es scheint dem Transatlantiker Kleber wohl gut gelungen zu sein unterschwellig auf eine drohende “gelbe Gefahr” hinzuweisen oder zumindest bei manchem Zuseher diesen Eindruck zu erwecken.
Ich erwiderte, dass es die guten Regierungen für mich nicht gäbe, weder im Westen noch in Russland oder China, dass unser Exportnationalismus genauso egoistisch wäre, wie die Politik anderer Länder (“nein das wäre schon ein bißchen was anderes”) und dass ich diese Heuchelei und moralische Überhöhung unserer Lebensweise und unseres Systems wirklich schrecklich finden würde, bzw. auch für einen Grund für den Unfrieden in der Welt halte.
Schlussendlich bleibt bei mir der Eindruck, dass die Meinungsmacher Angst schüren und auf dieser Basis die Militarisierung als notwendige Maßnahme verkaufen. Angst ist in diesem Fall aber ein schlechter Ratgeber, der zu Fehleinschätzungen, unkontrollierten Handlungen und Eskalationen führt, an deren Ende die nukleare Katastrophe steht. Das will auch nicht der größte Russland-Feind, aber er spielt leider, ob bewusst oder unbewusst, mit diesem alles vernichtenden Feuer.
Vielen Dank für Ihre Arbeit.
Mit freundlichen Grüßen
Alexandar Allinger
9. Leserbrief
Guten Tag Herr Müller,
normalerweise kucke ich Anne Will nicht mehr, weil mir – auf gut Deutsch – das arrogante und dummdreiste Gelaber der Dame schon seit geraumer Zeit auf den Wecker geht.
Nach dem Tatort vergangenen Sonntag habe ich mir Anne Will mal wieder angetan. Da hatte ich ja gleich die richtige Sendung erwischt! Der Giftzwerg Christoph von Marschall war mit seinen Scharfmacher-Kommentaren in der Tat unterirdisch. Und auch die ‘harmlose’ Frau Karrenbauer zeigte durchaus eindeutige Schlagrichtung.
Haben Sie Herrn Marschall genau beobachtet? Haben Sie das dummdreiste Grinsen bemerkt, wenn z.B. Herr Bartsch oder Herr Münkler deeskalierende Kommentare von sich gaben? Ich dachte bei mir, der Kerl weiß doch ganz genau, welchen Stuß er herausplappert, der hetzt voll bewußt. Es ist unglaublich.
Insofern vielen Dank für Ihren Kommentar, vor allen Dingen für die vielen Punkte, die sie aus der Vergangenheit bezüglich des Verhältnisses zu Rußland zusammenfassen. Wir haben nur die Möglichkeit der breiten Aufklärung, um dem offensichtlichen Wahnsinn entgegenzuwirken. Ich hoffe, daß die Mehrheit der Deutschen die Hetze durchschaut und sie sich nicht zu eigen macht.
Die Russen, die ich kenne, finden es übrigens gut, daß Vladimir Putin Profil zeigt. Ich auch.
Mit besten Grüssen,
Thomas Bürklin
10. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre “Richtigstellung”. In diesem Kontext möchte ich Sie auf zwei bemerkenswerte Vorgänge aufmerksam machen.
Ein gewisser Wilhelm Freiherr Marschall von Bieberstein (1890-1935), Flieger, war Teilnehmer des Hitler-Putsches 1923 in München, dann bis 1931 Führer der badischen SA und badischer NSDAP-Landtagsabgeordneter.
Aus dem alten Adelsgeschlecht stammt auch der 1959 geborene Christoph Freiherr von Marschall, Korrespondent des Tagesspiegel, unter dessen Fittiche jetzt in Washington eine gewisse Juliane Schäuble, Tochter des uns wohlbekannten Herrn Schäuble, als Nachfolge-Korrespondentin in die Atlantik-Netzwerke eingeführt wird. Ein anderer v.Marschall ist seit 2013 CDU-MdB für Freiburg. Man sieht, die Herrschaften sind bestens untereinander vernetzt. Mit Merz kommt nun noch der Atlantik-Vorsitzende hinzu, kein Wunder, dass “sisch” Schäuble für ihn stark macht!
Alles wird ergänzt vom Beitrag Norbert Härings am Donnerstag in den NDS, unter Pkt.2 zu den hetzerischen Auslassungen eines Stephen Blank “Russia’s Provocations in the Sea of AZOW: What Should Be Done?”, erschienen am 26.11.2018 auf dem BlogUkrainealert des Atlantik Councel! Eine konzertierte Aktion!
Mit besten Grüßen
Reinhold Lang
Karlsruhe
11. Leserbrief
Das Beste zum Thema Russland und Putin.
Ich kann diesen Text nur dringendst zur Lektüre empfehlen ! Diese Entwicklung ist in höchstem Maße besorgniserregend.
Papa und Hans-Ulrich
Nachtrag Albrecht Müller: Mich freut das Echo auf meinen Artikel sehr, nicht weil Zustimmung immer und jedem Menschen gut tut. Es freut mich, weil ich ansonsten das gleiche erlebe wie der Autor des Leserbriefs Nummer 8, Alexandar Allinger. Ich erlebe wie er, dass Menschen aus dem grün-bürgerlichen Bereich, viele sogar mit dem Hintergrund Friedensbewegung, heute in das Lager jener abgewandert sind, die am neuen Feindbild-Aufbau mitarbeiten. Diese sehr ähnliche Erfahrung war der eigentliche Anlass dafür, den Text „Aber der Putin!“ zu schreiben.
Wir haben es hier mit einer groß angelegten Strategie der Meinungsmache zu tun. Sie arbeitet in den erwähnten Kreisen mit der Sowohl-als-auch-Manipulation: ‚Ja, wir sind für Frieden auch mit Russland! Aber der Putin.‘ Dieser Vorbehalt ist dann die Einfallstür für mehr: für die Zustimmung zur Aufrüstung, für die Zustimmung zu Sanktionen und für die Zustimmung zu weiteren Schritten der Einbeziehung zum Beispiel der Ukraine in das westliche Lager einschließlich NATO und EU.
Zur Strategie gehören auch ein paar andere Elemente. Da ist einmal der wiederkehrende Hinweis auf die angebliche Maulwurftätigkeit russischer Medien. Jetzt gerade wieder in Brüssel artikuliert und verbunden mit einem Programm gegen diese sogenannten Fake News. Dazu gehört dann auch noch eine andere scharfmachende Behauptung: Putin finanziere die AfD, Russland und Putin finanzierten alle rechten Parteien Europas. – Diese Parolen sind offenbar strategisch ausgedacht und werden breit gestreut. Achten Sie bitte mal drauf. Zum Beispiel wurde die Behauptung von der Finanzierung der rechten Parteien vom hochangesehenen Alfred Grosser gelegentlich einer Podiumsdiskussion im nach ihm benannten Gymnasium Bad Bergzaberns erzählt. Ohne Beleg. Das war nur noch zum Staunen.
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