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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 29. November 2018 um 8:39 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
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Anmerkung Albrecht Müller: Die Autoren meinen und beschreiben, dass und wie Russland kritische Webseiten im Westen finanziert. Das zu recherchieren und zu beschreiben ist völlig legitim. Da wird sichtbar, dass Russland – wie auch mit den Medien RT deutsch und Sputnik – versucht, die Meinungsbildung im Westen zu beeinflussen. – Nicht legitim ist, dass die sogenannten Faktenfinder wichtige Fakten, die für das Gesamtbild wichtig sind, einfach weglassen. Wenn man wie die Faktenfinder in die Beurteilung nicht mit einbezieht, dass der Westen und insbesondere die USA, die NATO und die Atlantiker seit Jahrzehnten das Meinungsbild beeinflussen, dann lässt man einen wichtigen Teil der Wahrheit weg. Schon in den sechziger Jahren – in den fünfziger Jahren sowieso – konnte man beobachten, wie wichtige Medien wie die Springer-Presse zum Beispiel von westlichen Meinungsmachern geprägt sind. Heute gilt das für viele einflussreiche Medien – von den Öffentlich-rechtlichen Sendern über die Süddeutsche Zeitung bis zur FAZ. Das kann man wissen. Die Anstalt zum Beispiel hat auf der Basis der Untersuchungen von Uwe Krüger den Einfluss der Atlantiker belegt. Siehe hier.
dazu: Putins Geniestreich
Die sozialen Medien haben ein Putin-Problem: Im Ukrainekonflikt dürfte die russische Propaganda ein neues Niveau erreichen, dem Westen fehlt noch immer ein passendes Gegenmittel. […]
Wie russische Propaganda im Netz funktioniert, ist nichts weniger als genialisch. Meiner Einschätzung nach hat Putin, selbst ehemaliger Geheimdienstler, dabei vor allem das Zusammenspiel zwischen redaktionellen und sozialen Medien perfektioniert. Russische Staatspropaganda im Netz ist gewissermaßen zugleich “state of the art” und “art of the state”. Es ist dem Kreml damit gelungen, die Stärke liberaler Demokratien in eine Schwäche zu verwandeln: die offene Debatte nämlich. […]
Die Strategie dahinter ist ein klassischer Geheimdienstansatz: Die Schwächung der Gegner macht uns automatisch stärker – was übrigens auch westliche Geheimdienste aufs antidemokratischste verfolgt haben. Putins Trollfabriken – die durch Presserecherchen, Leaks und Whistleblower nachvollziehbar geworden sind – sind die Verkörperung der Informationskriegsführung im 21. Jahrhundert. Sie produzieren ständig Blogbeiträge, sind in sozialen Medien höchst aktiv und verlinken immer wieder staatliche Propagandamedien wie RT, ehemals Russia Today. So wird keine “Gegenöffentlichkeit” gesponnen, sondern eine Gegenrealität. […]
Die liberalen Demokratien samt der klassischen Medienlandschaft haben bisher kein gesellschaftlich wirksames Antidot gegen Putins digitale Manipulationsmaschinerie gefunden. Mit dem kommenden Ukrainekonflikt werden wir ein weiteres Meisterstück des Putin’schen Social-Media-Krieges serviert bekommen. Wahrscheinlich sogar hier in den Kommentaren. Danke, Putin.
Quelle: Sascha Lobo auf SPIEGEL Online
Anmerkung Jens Berger: Es gibt Texte, die sind so niveaulos und dämlich, dass es verschenkte Lebenszeit ist, sich mit ihnen zu beschäftigen. Dieser „Lobo“ gehört zweifelsohne dazu. Hat Sascha Lobo überhaupt noch die intellektuelle Fallhöhe, um sich ernsthaft mit ihm auseinanderzusetzen? Ich glaube nicht, daher möchte ich den Artikel auch lieber inhaltlich unkommentiert lassen. Er spricht so oder so für sich.
Anmerkung unseres Lesers J.S.: Pünktlich zur Eskalation des NATO-Russland-Konflikts gießt Sascha Lobo Öl ins Feuer und stellt klar, wer der Böse ist: Putin, der Möchtegern-Zerstörer aller liberalen Demokratien. Weil die Faktenlage dünn ist, argumentiert Lobo mit den Sympathien, die Europas Rechte für Putin kundtun. Es geht also weitgehend um eine Kontaktschulddebatte, deren Kern neben tatsächlich bedenklichen Auswüchsen ganz einfach darin liegt: Autoritär denkende Charaktere lieben autoritäre Führergestalten. Kein Mensch bezweifelt, dass Russlands Geheimdienst nicht durch Nettigkeit gegenüber dem Westen besticht, aber Aktivitäten westlicher Geheimdienste deutet Herr Lobo nur in einem einzigen Satz an, um dann abschließend alle Forenschreiber, die nicht ins Lobosche Horn blasen und sich eine kritische, aber auch ausgewogene und dem Frieden verpflichtete Russlanddebatte wünschen, als “prorussische Wutbürger” und Marionetten im “Meisterstück des Putin’schen Social-Media-Krieges” abzukanzeln.
Solche Dokumente mit Originalgesprächen erlauben einen seltenen Einblick in den wirklichen Ablauf von Ereignissen. Häufig werden die wahren Absichten durch die öffentlichen Verlautbarungen, durch Ablenkungsmanöver und Geheimhaltung verschleiert und verfälscht.
Quelle: Infosperber
Anmerkung unseres Lesers U.D.: Grundsätzlich bekannt, aber die Details der Telefongespräche sind unglaublich. Es ist fast zum Verzweifeln an unserer „Demokratie“ mit ihren „westlichen Werten“.
Anmerkung Albrecht Müller: Ein interessanter Artikel. Er bestätigt mit den zitierten Dokumenten, was Naomi Klein in Schock-Strategie vor längerem schon beschrieben hat: der Westen, speziell die USA, hatten ihre Finger tief in den Innereien Russlands und damit großen Einfluss auf den damaligen Präsidenten Jelzin. Darüber wird noch einmal ausführlich zu schreiben sein. Denn die jetzige Krise zwischen der Ukraine und Russland hat auch damit zu tun, mit den vielen Zumutungen, die in den Dokumenten sichtbar werden, vor allem mit der NATO Osterweiterung. „Bis hierher und nicht weiter“– das wäre vermutlich die treffende Zusammenfassung dessen, was heute die Reaktion auf die vielen Zumutungen prägt.
Die Dokumente belegen, dass Jelzin seinen Nachfolger Putin vermutlich bewusst ausgesucht und gefördert hat und konkret auch dem US Präsidenten Clinton empfohlen hat. Immerhin. Aber Putin hat vermutlich die in den Dokumenten sichtbare Bettelei des russischen Präsidenten beim US Präsidenten angewidert und zu den Akten gelegt.
dazu: Die neue Tyrannei des Dollars
Unter Präsident Barack Obama wurden zielgerichtete ökonomische Sanktionen zu Amerikas Waffe erster Wahl. Donald Trump hat daraus eine Streubombe gemacht, die Staaten wie den Iran vernichten soll. Wie sollen die Europäer darauf reagieren?
Möglicherweise will Donald Trump keine Kriege im Mittleren Osten anfangen. Doch das bedeutet nicht, dass er sich von der Idee eines durch die USA herbeigeführten “Regime Change” im Iran verabschiedet hat. Seine Regierung favorisiert Sanktionen gegen das Land, die denselben Zweck verfolgen wie der Einmarsch der Bush-Regierung 2003 im Irak.
Seit dem Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit Iran im Mai sucht Trump nach Wegen, um den Druck auf das Regime dort zu erhöhen. Am 4. November traten die US-Sanktionen gegen die lebenswichtige Ölindustrie Irans in Kraft. Und die US-Regierung will sogar noch weiter gehen, indem sie Sekundärsanktionen gegen andere Länder verhängt, die das Ziel verfolgen, den Iran komplett aus der auf dem Dollar basierenden Weltwirtschaft auszuschließen.
Quelle: Gegenblende
Anmerkung unseres Lesers H.S.: Wie kann das behauptet werden, wenn 40% die Rüstungsausgaben beibehalten und 14% sie senken wollen und damit 54% keine höheren Rüstungsausgaben wollen?!
dazu: Zweithöchste Erwerbstätigenquote – aber viele sind arm trotz Arbeit
„Die Bundesrepublik hat die zweithöchste Erwerbstätigenquote in der EU, lautet die vermeintliche Erfolgsmeldung. Schaut man genauer hin, bröckelt die Fassade: Jeder fünfte Erwerbstätige in Deutschland ist prekär beschäftigt und arbeitet im Niedriglohnbereich“, kommentiert Susanne Ferschl, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, die heute vom Statistischen Bundesamt vorgestellte Sonderauswertung der EU-Arbeitskräfteerhebung von Eurostat. Ferschl weiter:
„Die Agenda-Reformen haben Anfang der 2000er Jahre den Arbeitsmarkt großflächig dereguliert, aber nicht mehr Arbeit geschaffen. Durch Mini- und Midijobs sowie unfreiwillige Teilzeitarbeit wurde das vorhandene Arbeitsvolumen lediglich auf mehr Köpfe verteilt und die Beschäftigten unter Lohndruck gesetzt. Wer nicht mitspielt, wird im Hartz-IV-System sanktioniert. Das Ergebnis dieses ‚Förderns und Forderns‘ ist, dass viele Menschen arm trotz Arbeit sind. Wir brauchen endlich eine Abkehr von der unsäglichen Agenda-Politik und ihren verheerenden Auswirkungen.
Deswegen setzt sich DIE LINKE für einen Mindestlohn von mindestens zwölf Euro, eine Streichung der Ausnahmen sowie die Ausweitung der Kontrollen ein. Darüber hinaus wollen wir, dass Beschäftigte von der ersten Arbeitsstunde an in den Schutz der Sozialversicherung einbezogen werden. Sachgrundlose Befristungen und Leiharbeit wollen wir eindämmen und langfristig ganz abschaffen. Stattdessen wollen wir gute Arbeit für alle.“
Quelle: DIE LINKE. im Bundestag
dazu auch: Vom Verwalten des Prekären
Der Minijob gehört ersetzt, der Freibetrag drastisch gesenkt – denn Arbeit muss sich wieder lohnen […]
Man hätte eigentlich schon längst politisch ansetzen müssen. Freilich nicht so, wie man das jetzt offenbar auf der Agenda hat, indem man die prekären Strukturen so anpasst, dass damit die Beibehaltung von Arbeitskraft gewährleistet ist, die flexibel und ohne unternehmerische Verantwortung aufgesaugt werden kann. Mit der Etablierung des Mindestlohnes zeichnete sich ab, dass der Minijob rein rechnerisch an Grenzen stoße. In der Praxis war mit weiteren Schlichen zu rechnen. Sukzessiv hätte man diese geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse in »kleine sozialversicherungspflichtige Stellen« überführen müssen.
Jetzt steht man vor der Entscheidung: Entweder man toleriert die krummen Touren zur Umgehung des Mindestlohnes in diesem Sektor, indem man nicht zu genau hinschaut – also, indem man weitermacht wie bisher. Oder aber man baut den prekären Sektor aus, erhöht den Freibetrag und etabliert somit jene, die in diesem Feld arbeiten, dauerhaft in einem prekären Zustand ohne erfüllte Ansprüche und Zugang zur Krankenversicherung. Den Teufelskreis prekärer Beschäftigung durchbricht man nicht, indem man die prekären Vorgaben erweitert und sich innerhalb der prekären Logik bewegt. Man muss ihn durchbrechen.
Quelle: Heppenheimer Hiob
Anmerkung André Tautenhahn: Die Argumentation hinsichtlich der gesunkenen Arbeitslosenzahlen wird schon hinterfragt und ist auch beantwortet. Nachvollziehen lässt sich beispielsweise, dass die Arbeitslosenzahlen bis 2006 weiter stiegen, trotz der Arbeitsmarktreformen, die angeblich alles zum Besseren gewendet haben sollen. Für Entspannung auf dem Arbeitsmarkt sorgte aber eine vorübergehende Lockerung der Sparpolitik Eichels nach dem Regierungswechsel 2005 und die parallel anziehende weltweite Konjunktur. Vor allem aber verbesserte Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit permanent auf Kosten anderer durch Lohnzurückhaltung und die Schaffung eines riesigen Niedriglohnsektors. Deutschland exportiert dadurch bis heute Arbeitslosigkeit in seine Nachbarländer.
dazu: Europäische Arbeitslosenversicherung – Die große Illusionsshow des Olaf Scholz
Fabio De Masi hält die Vorschläge von Bundesfinanzminister Olaf Scholz für eine Europäische Arbeitslosenversicherung für eine “große Illusionsshow”. Die Antworten der Bundesregierung (PDF) auf seine Kleine Anfrage belegen das.
Quelle: DIE LINKE. im Bundestag
Anmerkung André Tautenhahn: Eine Umkehrung des Irrweges ist mittlerweile eingeleitet, nicht so in Deutschland. Hier haben Union und SPD im Koalitionsvertrag vereinbart: „Wir halten am Drei-Säulen-Modell fest und wollen in diesem Rahmen die private Altersvorsorge weiterentwickeln und gerechter gestalten. Es ist ein Dialogprozess mit der Versicherungswirtschaft anzustoßen mit dem Ziel einer zügigen Entwicklung eines attraktiven standardisierten Riester-Produkts.“
dazu: Widerstand im Bundesrat gegen Digitalpakt Schule: “Etliche Länder haben höchste Bedenken”
In einigen Kultusministerien regt sich Protest gegen die Änderung des Grundgesetzes, auf die sich die Parteien im Bundestag geeinigt haben. Sie drohen, den Digitalpakt Schule im Bundesrat scheitern zu lassen. Vor wenigen Tagen erst klopften sich Bildungspolitiker sämtlicher Parteien gegenseitig auf die Schultern: Die Koalition hatte sich mit FDP und Grünen unter großem Getöse auf die Änderung des umstrittenen Grundgesetzartikels 104c geeinigt – und damit auf eine Lockerung des Kooperationsverbots von Bund und Ländern. […]
Galt die Zustimmung der Länderkammer vergangene Woche noch als recht sicher, formiert sich nun veritabler Protest. Insbesondere die konservativ geführten Kultusministerien stehen dem Vorhaben offenbar skeptisch gegenüber. Grund für den Ärger: Dem “Änderungsantrag der Arbeitsgruppen Haushalt” zufolge einigten sich die Bundestagsfraktionen nicht bloß auf die breit kommunizierte Neuformulierung des Paragraphen 104c. Im Kleingedruckten finden sich vielmehr noch weitere Anpassungen. So soll demnach auch Artikel 104b zum Teil neu gefasst werden – und das stößt bei einigen Länderministern auf Protest.
Quelle: Spiegel Online
Anmerkung JK: Wieder einmal eine schöne Reportage über den wichtigsten deutschen Lobbyisten der globalen Finanzindustrie. Interessant, dass Black Rock entsprechende Anteile unter anderem auch am größten deutschen Immobilienkonzern, der Vonovia, hält. Die Praktiken der Vonovia sind inzwischen hinlänglich bekannt. Diese scheinen den Aufsichtsratsvorsitzenden des deutschen Ablegers des weltweit größten Vermögensverwalters aber nicht zu stören. Besonders bezeichnend auch Merz’ Engagement beim Verkauf der maroden Westdeutsche Landesbank. Aus der Reportage: “Merz rechnet jeden Tag ab, selbst samstags und sonntags, 396 Tage ohne Pause mal 5.000 Euro. Merz kassiert vom Steuerzahler fast zwei Millionen Euro – für erfolglose Arbeit.” Andererseits wäre ein Bundeskanzler Merz die Vollendung der “marktkonformen Demokratie”, dann sollte niemand mehr daran zweifeln, dass die Demokratie in Deutschland inzwischen eine Farce ist.
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