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Titel: „Weißhelme“: Die offizielle Version des Syrien-Kriegs bricht vor unseren Augen zusammen – endlich

Datum: 1. August 2018 um 9:54 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Medienkritik, Militäreinsätze/Kriege
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Über Ursprung und Wirkung der „Weißhelme“ und ähnlich durchschaubarer Konstrukte der Medien-Kampagnen gegen den syrischen Staat kann es kaum noch Zweifel geben. Und so verhält es sich mit der medialen Verklärung des westlich initiierten Angriffskriegs gegen Syriens Regierung mutmaßlich so wie mit dem Feindbildaufbau gegen Russland: Auf weite Teile der Bevölkerung wirkt die auf Gefühlen beruhende Propaganda nicht mehr. Das Eingeständnis, Teil eines sich gerade auflösenden Propaganda-Coups gewesen zu sein, ist von den großen westlichen Medien dennoch nicht zu erwarten. Von Tobias Riegel.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Seit 2011 wurde von westlichen Politikern, Journalisten und Strategen ein in der Mediengeschichte beispielloses virtuelles Konstrukt geschaffen: Der syrische „Volksaufstand“ gegen Präsident Baschar al-Assad, hinter dem sich real ein brutaler Versuch des Regime-Changes aus geopolitischen Motiven verbirgt. Zentrale Akteure waren dabei zum einen mutmaßlich von westlichen Geheimdiensten kreierte und nur scheinbar unabhängige Organisationen wie die nun aufwendig evakuierten „Weißhelme“ oder die „Syrische Stelle für Menschenrechte“. Zum anderen wäre die aufwendige jahrelange Täuschung westlicher Bevölkerungen, auf die diese Propaganda zuerst abzielt, ohne die Mitwirkung von entweder naiven oder willfährigen Journalisten undenkbar.

Insofern ist den Bundestagsabgeordneten der Linkspartei Diether Dehm und Heike Hänsel in fast all jenen Punkten zuzustimmen, die sie kürzlich in ihren Reaktionen auf die „Rettung“ der mutmaßlichen als Sanitäter getarnten Propaganda-Aktivisten von den „Weißhelmen“ ins Feld geführt haben (hier, hier und hier). Dehm etwa fasste den Charakter der westlich geschaffenen Pseudo-NGOs in Syrien im folgenden Satz so knapp wie treffend zusammen: „Die ‚Weißhelme‘ und die ‚Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte‘ mit Büro in London gehören zu den neueren Kreationen imperialistischer Medienpropaganda.“

Schmerzhafte Enttarnung eines Propaganda-Coups

Die von Hänsel und Dehm nach der dubiosen „Rettung“ der „Weißhelme“ vorgebrachte Forderung, Menschen pauschal wegen einer Gruppenzugehörigkeit die Berufung auf das Asylrecht zu verweigern, mag teils missverständlich formuliert gewesen sein, wie auch die NachDenkSeiten thematisiert haben – über Ursprung, Motivation und Wirkung der „Weißhelme“ und ähnlich durchschaubarer Konstrukte kann es aber kaum noch Zweifel geben. Und so verhält es sich mit der Verklärung des westlich initiierten Angriffskriegs gegen Syriens Regierung mutmaßlich so wie mit dem Feindbild-Aufbau gegen Russland: Auf weite Teile der Bevölkerung wirkt die vor allem auf Gefühlen beruhende Syrien-Kampagne mutmaßlich nicht mehr – obwohl sie aus eben jenen Gründen der Abnutzung kontinuierlich in ihrer Intensität gesteigert wurde und wird.

Zurück bleiben jene Politiker, Journalisten und Strategen, denen die unhaltbare, selbst erzeugte Erzählung vor unser aller Augen aus der Hand gleitet und die eine ähnliche Enttarnung als Kollaborateure eines blutigen Umsturzversuchs fürchten müssen wie die „Weißhelme“. Doch nicht nur für diese aktiven Mittäter ist der aktuelle Prozess der Erkenntnis schmerzhaft, währenddem Jahrzehnte alte „Gewissheiten“ vom „guten Westen“, der die Bürger des Nahen Ostens vor „Diktaturen“ schützen will, öffentlich zusammenbrechen: Während sich Bürger mit Medienkompetenz bestätigt fühlen dürfen, ist eine solche tiefgreifende „Entzauberung“ des medial kreierten Weltbilds für viele andere Medienkonsumenten sicher nicht einfach zu verarbeiten.

Die großen Medien werden sich nicht gegenseitig belasten

Auch gibt es das Sprichwort vom angeschlagenen Boxer, der in seiner Verzweiflung zu letzten fatalen und unfairen Gegenschlägen ausholt: Man kann von Medien wie dem „Spiegel“, der „Süddeutschen Zeitung“, der „taz“ oder der „Bild-Zeitung“ (um nur die extremsten Ausprägungen der aktuellen transatlantischen Publikationen zu nennen) also noch infame Versuche der Selbst-Rechtfertigung erwarten. Die fragwürdige Episode um die Evakuierung angeblicher „Sanitäter“ in einer militärischen Kommando-Aktion spricht allerdings dafür, dass der Rückzug und die Schadens-Begrenzung in vollem Gange ist.

Man sollte allerdings realistisch bleiben: Die letzte Genugtuung wird den seit 2011 in Sachen Syrien hinters Licht geführten Bürgern verwehrt bleiben: Das Eingeständnis, Teil eines Propaganda-Coups gegen den syrischen Staat (und die westlichen Bevölkerungen) gewesen zu sein, ist von den großen westlichen Medien nicht zu erwarten – da sie ausnahmslos alle beteiligt waren. Es existiert kein großes westliches Medium, das das anti-syrische Propaganda-Modell zertrümmern könnte, ohne sich selber zu belasten.


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