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Titel: Leserbriefe zu: AfD-Wahlkämpfer der Woche: Jakob Augstein
Datum: 13. Juli 2018 um 9:05 Uhr
Rubrik: Innen- und Gesellschaftspolitik, Leserbriefe, Medienkritik, Sozialstaat
Verantwortlich: Redaktion
Der Artikel AfD-Wahlkämpfer der Woche: Jakob Augstein hat eine breit gefächerte Reaktion bei unserer Leserschaft hervorgerufen. Die Themen Migration und Sozialstaat bewegen die Menschen, und wie so oft ist es sehr interessant, wie viele verschiedene Meinungen es zum gleichen Thema gibt. Nachfolgend eine Auswahl der Leserbriefe. Wir danken einmal mehr Allen, die uns konstruktive und zum Nachdenken anregende Zeilen geschrieben haben! Zusammengestellt von Moritz Müller.
1. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
Vielen Dank für Ihren kritischen Bericht über den Artikel von Jakob Augstein. Ich muß sagen, ich war geschockt, als ich den Text in voller Länge gelesen habe. Ich habe immer viel von Augstein gehalten, er schreibt manchmal wirklich sehr gute Sachen. Hat er diesen Text vielleicht unter Drogen geschrieben? Wahrscheinlich nicht, denn dann wäre er besser ausgefallen.
Der Vergleich mit der Neuen Welt ist sowas von falsch, die Situation in Deutschland ist nicht annähernd die Gleiche, abgesehen davon, dass in Amerika erst einmal die „Alte Welt“ in Form der Natives so gut wie ausgerottet wurde.
Ich wünsche mir einen humanen Umgang mit Flüchtlingen und einen humanen Sozialstaat sowohl für Deutschland, als auch für Europa und auch die USA. Beides gegeneinander abzuwägen und auszuspielen ist schäbig, da kann ich nur auch Ihre Worte wiederholen.
Warum wählen Menschen, die eigentlich meiner Meinung sind, trotzdem die CDU oder die SPD? Warum ist ein Herr Müller als Entwicklungsminister in der CSU?
Das ganze Flüchtlingsproblem existiert nicht wirklich. Die Flüchtlinge haben ein Problem, nicht Deutschland. Wir könnten diese ganzen Probleme lösen wie alle anderen Probleme, wenn nur der Wille da wäre. Es ist immer die Empathie, die letztlich fehlt und die unseren Blick und unser Handlungsspektrum weiten würde.
Mit freundlichen Grüßen, Maria McCray
2. Leserbrief
Hallo Herr Berger!
Also ich finde Augsteins Artikel bei weitem nicht so negativ wie sie ihn darstellen, und ihn als Wahlhelfer der AfD zu betiteln, ist für mein Empfinden geschmacklos. Augstein hat nicht die absolute Weisheit für sich gepachtet, aber er schreibt einen Artikel, der zumindest nachdankenswert ist. Zum Kernpunkt seines Artikels “Kann man denn keine humane Asylpolitik betreiben und(!) gleichzeitig die sozialstaatlichen Standards beibehalten?” führen sie immerhin auch keine Lösung an. Zu Augsteins Kolumne gibt es zum jetzigen Zeitpunkt 351 Leser Kommentare – es besteht also Redebedarf. Ich werde mir jedenfalls Augsteins Artikel und die Kommentare kopieren und in meinem Ordner „Vox Populi“ speichern. Mal sehen wie die Situation in 10 Jahren aussieht.
Herzliche Grüße
L. Mager
Replik Jens Berger:
Lieber Herr Mager,
erst mal schönen Dank für Ihr Feedback. Aber zu dem, was Sie “Kernpunkt” habe ich im Artikel doch klar Stellung genommen. Zitat:
-> Kann man denn keine humane Asylpolitik betreiben und(!) gleichzeitig die sozialstaatlichen Standards beibehalten? Selbstverständlich kann man das.
Das ist doch recht eindeutig. Oder?
beste Grüße
Jens Berger
3. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger
Ich möchte noch etwas weiter gehen und auch den AfD Spitzenpolitiker Meuthen mit einbeziehen, der den Sozialstaat schleifen möchte und weiter eine Verbindung zu dem hier erschienen Artikel ziehen.
Ist Augstein vielleicht auch ein Wegbereiter????
Mit freundlichen Grüßen / Kind regards
Saludos cordiales
Capitán Tom Schilling
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
so sehr ich Ihre Beiträge oft schätze und Ihre Sicht teile, so hat es mir die Sprache verschlagen, als Sie den Herrn Broder als Rechtsextremen bezeichnet haben. Wie kommen Sie nur zu dieser Aussage? Ist die “Erklärung 2018” in Ihren Augen rechtsextrem?
Ihre Beiträge werde ich auch weiterhin lesen, doch bleibt ein “Geschmäckle” bei mir zurück, dass Sie sich mit diesem Beitrag auf dasselbe Niveau begeben haben wie der Herr Augstein.
Mit freundlichen Grüßen, Martina Fouqué
Replik Jens Berger:
Liebe Frau Fouqué,
Ich gebe zu, Broder lässt sich nur schwer in Worte fassen. Aber wie soll man denn bitte jemanden titulieren, der Israelkritiker als „alternatives, friedensbewegtes, rotes Pack“ bezeichnet und auch sonst keine Gelegenheit auslässt, gegen die ihm so verhassten „Gutmenschen“ zu hetzen? Früher habe ich ihn stets als „Rechtspopulisten“ tituliert, aber ich finde, dieser Begriff hat sich irgendwie überlebt und ist vor allem durch den inflationären Missbrauch des „Populismusbegriffs“ heute nicht mehr brauchbar. Was soll man nehmen? Rechtaußen? Rechtsextrem? Reaktionär? Sie haben die Wahl.
beste Grüße
Jens Berger
5. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
ich bin ebenso wie Sie erschrocken über den Augstein-Kommentar. Nun sind Kommentare zwar keine sachlichen Stellungnahmen. Sie sollten aber auf Fakten und Vernunft basieren. Davon ist bei Augstein nichts mehr zu erkennen. Bei Sätzen wie „Weil sich die Einwanderung nicht mit dem bisherigen Sozialstaat verträgt, entscheiden wir uns für die Einwanderung und für einen anderen Sozialstaat“ von einem vermeintlich Linken läuft es einem kalt den Rücken herunter. Ein solcher Satz würde ohne Zweifel auch in das Manipulationsarsenal jedes hundertprozentigen Sozialstaatsgegners passen (warten wir einmal die nächste scharfe Rezession ab, dann dürften solche Aussagen auch von ganz anderen Herren und Damen zu hören sein …)
Auch die Einlassung Augsteins zu einem „Schmelztiegel Deutschland, in dem Menschen aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika gemeinsam eine neue Nation erschaffen“, ist allein schon deshalb nicht überzeugend, weil er selbst sich erst vor kurzem in der Auseinandersetzung mit Thea Dorn überhaupt gegen die „Nation“ als Staatsfundament wandte (Zitat Augstein: „Warum sollen [wir uns] noch mit dem Nationenbegriff herumschlagen?“, Quelle: freitag.de). Oder will Augstein uns sagen, dass jede andere Nation besser ist als die deutsche? Sind denn etwa deutsche Rechts- und Sozialstaatlichkeit, Erinnerungskultur, technische Innovationskraft, Organisationssinn und Rationalität nach Augsteins Auffassung so schlecht …?
Unzutreffend ist Augsteins Meinung zum „Schmelztiegel“ auch deshalb, weil es diesen nicht gibt, insbesondere auch nicht in Amerika. Einwanderer integrieren bzw. assimilieren sich in die amerikanische Kultur unter Geltung der amerikanischen Verfassung [oder sie versagen dabei], sie erschaffen aber keine „dritte“ Kultur, es sei denn, man hält den Konsum von Hip-Hop und Enchiladas in den USA für den Ausdruck einer gänzlich neuen Kultur …
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Militzer
6. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
ich kann Ihre Meinung zum Artikel von Augstein nachvollziehen, teile Ihre Meinung aber nur bedingt.
Augstein spricht von einem anderen Sozialstaat, Sie davon, dass er den Sozialstaat schleifen wolle.
Das ist nicht dasselbe.
Ich möchte diesen Sozialstaat in der jetzigen Form erhalten wissen, sehe aber durchaus Potenzial, Geld zu sparen.
In einem Fernsehbericht des NDR über eine Nachtschicht in einer Hamburger Notaufnahme kam eine überlastete Mitarbeiterin zu Wort. Sie meinte,
die Notaufnahme sei aus zwei Gründen jenseits der Grenze des Zumutbaren:
Das Problem der Notaufnahme ist ein Ähnliches wie das der Flüchtlingsaufnahme.
Es reicht nicht, gute Reden zu halten. Maßnahmen erfordern Geld und Aktivität.
Wenn die Notaufnahme berechtigt wäre, die angefallenen Kosten zu unterscheiden nach berechtigt oder unberechtigt und die Krankenkassen unberechtigte Kosten von den Verursachern einfordern könnten, dann stünde dort mehr Geld zur Verfügung, beispielsweise um Flüchtlinge zu unterstützen.
Dies wäre kein Umbau des Sozialsystems, wie Sie Augsteins Forderung verstanden haben. Aber es wäre ein Umbau, der in meinem Sinne wäre.
Bei der Inanspruchnahme von Feuerwehren haben wir das beispielsweise. Unberechtigtes Anfordern einer Feuerwehr ist kostenpflichtig.
Fazit: Ich möchte Augsteins Beitrag nicht verteufeln, sondern als Anregung zum Konkretisieren im positiven Sinne verstehen.
Und Sie könnten in Ihren Beiträgen unterstützend statt ablehnend reagieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ernst Friesecke, Scheeßel
Replik Jens Berger:
Lieber Herr Friesecke,
„leider“ bleibt Augstein in seinem Aufsatz in der Tat sehr vage. Etwas deutlicher wird er in einem Videogespräch mit seinem Kollegen Fleischhauer (leider im SPIEGEL+ Bereich), in dem er nachschiebt, dass “man sich nichts vormachen solle”, es „ginge natürlich um einen Abbau der Standards“. Unseren Sozialstaat nennt er in diesem Video übrigens „Luxusaltenheim Deutschland, in dem betreutes Wohnen für alle gilt“ – das „wird dann [also nach der Öffnung der Grenzen für Alle] natürlich nicht mehr funktionieren”, so Augstein. Aber „dieses Luxusaltenheim Deutschland muss ohnehin bald die Pforten schließen, da niemand da ist, der es bezahlt“, so der Multimillionär. Sie werden verstehen, dass ich angesichts solcher Sätze wirklich nicht glauben kann, dass ich Augstein so sehr missverstanden haben soll.
Beste Grüße
Jens Berger
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