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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Die politische Linie der ARD wird von USA und NATO bestimmt. Der letzte Beleg: Anne Will von gestern. Diese Tendenz prägt auch die anderen Medien.
Datum: 16. April 2018 um 11:17 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Erosion der Demokratie, Medienkritik, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich: Albrecht Müller
Schon die Liste der Gäste zeigte eine eindeutige Tendenz dieser Sendung: Norbert Röttgen, Alexander Graf Lambsdorff, Golineh Atai, Wolfgang Ischinger und Jan van Aken. 4:1, und der eine, nämlich Jan van Aken von der Linkspartei, ist teilweise auch schon atlantisch eingenordet. Genauso einseitig die Besetzung des Presseclubs und die Diskussion dort. Nicht nur das. Wenn Sie regelmäßig bei der Tagesschau nachschauen, was ich mir angewöhnt habe, dann bekommen Sie genauso regelmäßig Berichte und Kommentare zu den Ereignissen in Salisbury, Syrien und Russland, die massiv gefärbt sind. Unter den Korrespondenten/innen in Moskau, in Brüssel, in Washington, London und Paris scheinen nur solche zu sein, die das atlantische Glaubensbekenntnis nachbeten. Albrecht Müller.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Hoffnungsvoll ist nur noch die Reaktion des Publikums. Die Kommentare sind mehrheitlich kritisch gegenüber diesen Sendern und Programmen. Das ist ein Lichtblick. Einige Lichtblicke kommen auch noch in den verwandten Medien vor, zum Beispiel bei Phoenix. Aber das sind Randerscheinungen.
Weil die ARD mit Tagesschau, Tagesthemen, Presseclub, Anne Will, Plasberg etc. auch die Tendenz in anderen Medien prägt und weil viele, vermutlich die Mehrheit unserer Mitmenschen, die Tagesschau und die Tagesthemen immer noch so ähnlich wie das Wort Gottes betrachten, jedenfalls als glaubwürdig, wirkt sich der verheerende Zustand der ARD insgesamt schlimm aus. Von einer freien demokratischen Willensbildung kann man in Deutschland schon lange nicht mehr sprechen. Es fehlt jede kritische Meinung, es fehlt der kreative Verstand. Und die Bereitschaft, Lügen zu verbreiten, ist offensichtlich weit verbreitet. Der Zweck, die Förderung und Stabilisierung der westlichen Ideologie, die man dann „Freiheit“ oder „unsere Lebensweise“ nennt, heiligt alle Mittel.
Es wäre ein spannendes Thema für unsere Medienprofessoren und für Doktoranden der Medienwissenschaft, der Frage nachzugehen, wie die vergleichsweise breite Vielfalt der ARD, die wir vor 40 oder 50 Jahren noch hatten, eingeschränkt worden ist. Wie sind die personellen Neubesetzungen gelaufen, wer hat da die Strippen gezogen? Waren das die Parteizentralen von CDU, CSU und FDP? Hat die zu beobachtende Neigung des SPD-Vorstandes, in die Mediengremien schon vor Jahrzehnten vor allem konservative, rechtsgewirkte Sozialdemokraten zu schicken, zu diesem Ergebnis mit massiver Schlagseite nach rechts beigetragen? Liebe Medienwissenschaftler, kümmert euch endlich mal um diese für unsere Demokratie äußerst wichtigen Fragen. Wie kam es zu dieser demokratiegefährdenden Änderung?
Ich will noch eine kleine Episode nachtragen: Am 10. Oktober 1981 fand im Bonner Hofgarten eine Friedensdemonstration mit rund 300.000 Leuten statt. Ich war damals Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt und hatte guten Kontakt zu den Machern der ARD in in der Bonner Redaktion, heute würde man sagen: im Hauptstadtstudio. Nach der Demonstration trafen wir uns mit angereisten Freunden in unserer Wohnung, mit dabei das Gesicht der ARD: Friedrich Nowottny, später Intendant des WDR. Nowottny war ein distanzierter, teilweise zynischer Journalist. Aber er wusste von der Bedeutung einer Friedensdemonstration und würdigte diese bei aller journalistischen Distanz. Heute unvorstellbar, heute sind alle westliche Tendenz-Journalisten. Die Ausnahmen kann man vermutlich an zwei Händen abzählen.
Wo bleiben angesichts dieser Entwicklung die Stimmen der ehemaligen Aufrechten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Es sind nicht alle tot. Die Rente ist sicher. Es ist höchste Zeit, dass sie sich zu Wort melden.
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