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Titel: Der große Plan. Denglers neunter Fall – rezensiert von Sabine Schiffer
Datum: 18. März 2018 um 11:45 Uhr
Rubrik: Euro und Eurokrise, Rezensionen
Verantwortlich: Redaktion
Beim Beginn der Lektüre des neuen Dengler-Krimis von Wolfgang Schorlau habe ich mich dabei ertappt, im falschen Frame unterwegs zu sein: ich hatte Ronald Zehrfeld als Privatermittler Dengler vor Augen mitsamt der im Film völlig anders konzipierten Olga. Also, neu laden, alte Figuren, und schon war man wieder mittendrin. Eine Rezension von Sabine Schiffer.
Es fängt ja immer so harmlos an – mit einer Entführung zum Beispiel, diesmal der überaus ehrgeizigen Mitarbeiterin des Auswärtigen Amtes, die sich bei der Troika in Griechenland einbringt: Anna Hartmann – Tochter eines Deutschen und einer Griechin, Ziehkind des gestrengen Großvaters mit seiner gnadenlosen Europavision unter deutscher Führung und einer für sie großartigen Zukunft als eine führende politische Figur in diesem Europa der Zukunft oder Gegenwart.
Natürlich kennt man die Figuren und Settings in Denglers Stuttgart und auch bekannte dramaturgische Verläufe bedrohen gleich am Anfang die Glaubwürdigkeit. Aber dann gelingt es dem Autor dennoch wieder, die Ermittlungen – auch die laienhaften des Kreises um Dengler – spannend und glaubwürdig zu vermitteln. Es geht um das Motiv der Entführung. Und auf vielen Umwegen und nach einigen Toten, deren Spuren damit verloren sind, werden in akribischer Kleinstarbeit Fakten rund um die Griechenlandkrise und die sog. Rettungsschirme gesammelt und aufbereitet, sowie einiges Wissen über das globale Finanzsystem und sein Gebaren zusammengetragen.
Wer nicht das Deutschlandfunk-Feature „Das TINA-Syndrom“ oder die TV-Dokumentation von Harald Schumann über die Machenschaften der Troika kennt, wird hier einige Überraschungen erleben – vor allem im Abgleich mit dem Medienbild, das um die Krise herum konstruiert wurde. Allein dies lohnt die Lektüre, aber natürlich ist man an der spannenden Auflösung und der Befreiung der Geisel Anna Hartmann interessiert. Diese gelingt. Aber dann nimmt der Kriminalroman nochmal eine brisante Wendung und beleuchtet einen Teil der Geschichte, der einen Blickwinkel ausleuchtet, der schon wieder in Vergessenheit zu geraten droht. Dass sich Schorlau beim Zusammenführen und Erklären der Erzählstränge einer Stiftung bedient, macht es einfacher verständlich, aber erliegt auch ein bisschen der Versuchung, hinter dem real ablaufenden „großen Plan“, der nicht der von Anna Hartmann ist, den einen Drahtzieher auszumachen, den es in dieser Form greifbar aber niemals geben wird.
Es ist Schorlau erneut gelungen, Fakten und Fiktionen so zu verstricken, dass ein spannend und schnell lesbarer Krimi vorliegt, der weit in die Realität weist. Darum Lesebefehl!
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