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Titel: Nachtrag zum Beitrag „Heilung unerwünscht. Wie Pharmakonzerne ein Medikament verhindern“

Datum: 26. Oktober 2009 um 16:35 Uhr
Rubrik: Das kritische Tagebuch, Medien und Medienanalyse, PR
Verantwortlich:

Am 22. Oktober hatten wir auf den ARD Film und seine Wiederholung hingewiesen. Wir hatten den Beitrag herausgenommen, weil wir nach vielen Hinweisen den Verdacht hatten, einer PR-Aktion aufgesessen zu sein. Im Netz gibt es, was den intensiven Internetnutzern reiflich bekannt ist, eine heftige Diskussion um diesen Film, die darauf folgende Sendung „Hart aber Fair“ und einige andere Events und Verlautbarungen. Albrecht Müller

Einige unserer Leser wünschen, dass die ursprüngliche Beitrag auf den NachDenkSeiten wieder eingestellt wird. Diesem Wunsch kommen wir gerne nach. Siehe Anlage A.
In Anlage B. nennen wir eine kleine Auswahl von Links zum Thema und zitieren aus einer Mail.

Die Debatte um die angebliche Verhinderung der Salbe Regividerm ist sehr emotional geführt worden. Die Emotionen sind zu verstehen.
Wer unter der Hautkrankheit leidet, die die angeblich verhinderte Salbe lindern soll, klammert sich zu Recht an jede Hoffnung.
Wer kritisch beobachtet, wie sich PR in die private und demokratische Meinungsbildung einmischt und dies für eine große Gefahr hält, reagiert sensibel und verärgert, wenn sich dieses Unwesen auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen weiter breit macht.
Letzteres war der Hintergrund dafür, dass wir das Stück zunächst aus dem Netz genommen haben.

Anlage A.:

22.9.2009
Wie Pharmakonzerne ein Medikament verhindern …

Eine Sendung im Ersten vom 19. Oktober mit dem Titel „Heilung unerwünscht“ hat einen großes Echo und Empörung ausgelöst. Wir weisen … auf den Inhalt und die Wiederholungstermine für die Langfassung hin, außerdem auf eine Meldung von SpiegelOnline, wonach die besagte Neurodermitis-Creme jetzt doch auf den deutschen Markt kommt. Offensichtlich ein Erfolg der öffentlichen Kritik.

PHOENIX-Programmhinweis

Heilung unerwünscht – Wie Pharmakonzerne ein Medikament verhindern

Freitag, 23. Oktober 2009, 22.00 Uhr – Wiederholung Samstag, 24. Oktober 2009, 10.00 Uhr
 
Bonn (ots) – Die PHOENIX-Dokumentation erzählt die Geschichte eines Medikaments, von dem Wissenschaftler sagen, es sei ein “Juwel im Verborgenen”. Pharmamanager haben es hinter vorgehaltener Hand als “Aspirin für die Haut” bezeichnet. Aber das Arzneimittel ist in keiner Apotheke zu kaufen. Neurodermitis und Psoriasis haben sich wie Volkskrankheiten verbreitet. Allein in Deutschland leiden fünf Millionen Menschen unter den entzündlichen und juckenden Hautveränderungen. Längst könnte ihnen geholfen werden. Über 15 Jahre haben Erfinder und Patentinhaber mit Pharmaunternehmen über die Herstellung des Medikaments verhandelt, das für vielen Menschen eine bedeutend bessere Behandlung ihrer Leiden ermöglichen würde.Alle haben es abgelehnt. Mal hieß es, das Arzneimittel passe nicht in die Verkaufsstrategie, mal wurde mit der Marktreife eigener Entwicklungen argumentiert. Am Ende waren die Pharmahersteller zwar an den Patentrechten interessiert, nicht aber an der Herstellung der Creme, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen eine der wirkungsvollsten Medikamente gegen Neurodermitis und Psoriasis wäre. Und das ohne jegliche Nebenwirkungen.
 
Der Filmemacher hat verblüffende, manchmal erschreckende Fakten zur Produktpolitik in der Arzneimittelbranche recherchiert, mit dem Erfinder, Wissenschaftlern und Pharmamanagern über die Creme gesprochen. Der Film zeigt,  mit welchem Ergebnis die Creme in einer Studie in den USA an Kindern durchgeführt wurde und dokumentiert, wie sie unter Aufsicht eines Hautarztes bei einer Neurodermitis-Patientin gewirkt hat.
 
Film von Klaus Martens (WDR/PHOENIX, 2009)
 
Wiederholung am Samstag, 24. Oktober 2009, 10.00 Uhr
Es handelt sich um die 60-minütige Langversion der gleichnamigen Dokumentation, die am 19. Oktober 2009 im Ersten gesendet wurde.
 
Reaktion auf TV-Bericht
Verschmähte Neurodermitis-Creme kommt auf deutschen Markt

Seit Jahren weigern sich Medikamentenhersteller, eine wirksame Salbe gegen Neurodermitis und Schuppenflechte zu vermarkten – jetzt hat eine TV-Dokumentation dieses Pharma-Versagen angeprangert. Mit durchschlagenden Folgen: Schon in wenigen Wochen kommt die Creme in deutsche Apotheken.

Anlage B:
Eine kleine Auswahl von Links zum Thema:

  1. Heilung unerwünscht / ARD 19.10.2009
  2. Testfall Schweinegrippe Hart aber fair/Sendung vom: 21.10.09 | 21:45 Uhr (In dieser Sendung ging es im weiteren Verlauf auch um die Hautsalbe.)
  3. Rosarot ist die Hoffnung
  4. Das Wundersalbenmassaker
    Nach einer Woche, in der der ARD eine Dokumentation … um die Ohren geflogen ist, lohnt es sich, noch einmal zu nachzuschlagen, was die „Süddeutsche Zeitung” am Anfang jener Woche, am Tag der Ausstrahlung, über diesen Film geschrieben hatte.
    Quelle: www.stefan-niggemeier.de
  5. Zum Schluss die Stimme einer Leserin, die den Vorgang in einem milderen Licht sieht als viele andere. Ich teile ihre Wertung nicht. Aber Widerspruch muss man aushalten:

    23.10.2009
    Hallo alle zusammen,

    ich finde es schade, dass ihr euch von diesem Beitrag verabschiedet habt.

    Gestern hatte ich den Beitrag kurz angelesen und mir den Sendetermin bei Phönix gemerkt. Am Abend wollte ich dann genauer nachlesen aber euer Artikel war stillgelegt.

    Nun habe ich mir also erst mal die Kurzfassung über ARD angesehen, dann Hart aber Fair und jetzt noch die Langfassung als Wiederholung. Zwischendurch war ich dann noch im Netz auf Suche nach Infos und Meinungen.

    Sicher kann man ganz schnell auf die Idee von perfekter Vermarktung bei der zeitgleichen Vermischung von Reportage, Buchankündigung und Medikament jetzt doch kaufbar kommen.
    Hier jetzt meine ganz persönlichen Überlegungen:

    Die Reportage fand ich sehr glaubhaft. Es wurde nie von Heilung gesprochen sondern von Linderung. Bei Plasberg noch einmal deutlich vom Autor gesagt. Und warum gibt eine Bank wie Sal Oppenheim so hohe Kredite und ist so Postenverbunden, wenn da nichts dran ist? Der Erfinder (zu dem Zeitpunkt noch Patenteinhaber) hat sich gegen einen Ausverkauf gesperrt und wollte die Creme gern auf dem Markt und für die Patienten sehen und nicht in der Schublade der Pharmaindustrie. Klar dass da Sal Oppenheim sauer war und ihn rausschmiss. Der Erfinder war einfach zu bockig und hat an ein Ideal geglaubt, was man sich nicht leisten darf … Schließlich regiert Geld die Welt.

    Bei Plasberg scheint keiner der Kommentargeber die Reportage gesehen zu haben es gab nur die üblichen Sprüche mit ja nicht zu Wort kommen lassen gegenüber dem Filmautor. Kenne ich gut, wenn es gerade nicht in die Meinungs- oder Profitmaschine passt. Lese ja lange genug die NDS.

    Was spricht dagegen, dass der Filmemacher seine Recherchen auch in einem Buch anbietet? Schließlich läßt sich in einer Reportage nicht alles an Fakten so gestalten, dass es für den Sendungszeitrahmem passt. Sonst hätte es vielleicht ein Kinofilm werden können. Und es stört mich überhaupt nicht, einen Hinweis auf die Möglichkeit der Vertiefung der Fakten zu erhalten, indem auf das Buch hingewiesen wird. Schließlich muss das ja nicht die einzige Informationsquelle bleiben.

    Was vor allem spricht dagegen, sich die gerade anfangende öffentliche Hinterfragung (angezettelt durch die Reportage) zu Nutze zu machen und endlich nach Jahren doch diese Creme gegen alle Widerstände wenigstens im kleinen Rahmen auf den Markt zu bringen? Das wäre mal ein Sieg der Gegenöffentlichkeit mit einem voraussichtlich sehr praktischen Nutzen für die Patienten. Klar ist dass schlau, aber wer was erfindet ist in der Regel auch nicht dumm.

    Und schließlich hat die ganze Geschichte über die Jahre hinweg auch eine Menge Lehrgeld gekostet. Aus Fehlern sollte man lernen. Hier hat scheinbar jemand sehr gut gelernt für seine Ideale.

    Solange ich nichts Gegenteiliges an Informationen fachlicher Natur herausfinde, muss ich also einen meiner Eingangssätze noch mal wiederholen. Die Reportage fand ich sehr glaubhaft.

    Herzliche Grüße
    I. Sch., Leipzig


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