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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 15. Oktober 2009 um 10:04 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Heute unter anderem zu folgenden Themen: Schonvermögen und Hinzuverdienst als Mogelpackung; Milliarden hungern und Banker streichen Milliarden ein; Schulden und noch mehr Geld für die Banken; Krise kommt bei Lebensversicherungen an; auf den Finanzmärkten wird geschummelt und die Bundesbank wird zum Gärtner; Müntefering findet Sündenbock; die „Gewerkschaftskanzlerin“ und noch ein Blick in die USA. (RS/WL)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen. Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Hartz-IV-Bezieher sollen nach dem Willen der künftigen Koalitionäre auch mehr hinzuverdienen dürfen. Bislang sind lediglich 100 Euro anrechnungsfrei. Was darüber hinaus geht, wird prozentual verrechnet: Bis 800 Euro brutto zu 20 Prozent, bis 1200 Euro (für Beschäftigte mit Kindern: 1500 Euro) mit 10 Prozent. Wer also zum Beispiel sein Arbeitslosengeld II mit einem Hinzuverdienst von 800 Euro aufbessert, darf davon bisher 240 Euro behalten. Dies soll mehr werden.
Quelle: Zeit Online
Anmerkung WL: So erfreulich die Erhöhung der Hinzuverdienstgrenze für die Betroffenen auch sein mag, ohne die Festsetzung eines von Mindestlöhnen bedeutet das letztlich die schleichende Einführung des Kombi-Lohnes, der reguläre Arbeitsverhältnisse verdrängt und die Arbeitgeber indirekt durch Lohnzuschüsse subventioniert.
Anmerkung unseres Lesers G.K.: Ein Blick in die Medien zeigt: Die Mini-Verbesserung bei Hartz IV wird dem Publikum als sozialpolitische Tat von Schwarz-gelb verkauft. Schwarz-gelb lässt sich von den Medien feiern.
Ob die Erhöhung des Schonvermögens im Falle der Arbeitslosigkeit (Hartz IV) den ehemals in Arbeit stehenden Gering- und Durchschnittsverdienern zu Gute kommt, ist zumindest kritisch zu hinterfragen. Die vom DIW publizierte Verteilung des Nettovermögens der Personen über 18 Jahren zeigt folgende Ergebnisse:
Quelle: FR
Es ist mehr als fraglich, ob sich innerhalb des Vermögensanteils in Höhe von 1,6 Prozent des gesamten Nettovermögens der unteren 50 Prozent der Bevölkerung namhafte Vermögen befinden, die nicht bereits bei den heutigen Freibeträgen zum Schonvermögen zählen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die bei mittleren Einkommen häufiger vorkommenden Riester-Verträge über den heute bereits existierenden Schonvermögens-Freibetrag hinaus komplett dem Schonvermögen zugerechnet werden können. Auch die bei mittleren Einkommen häufiger vorkommenden Lebensversicherungen lassen sich mit Hilfe eines kleinen Tricks dem Schonvermögen hinzurechnen.
Legt man für einen ledigen Hartz-IV-Empfänger eine Hartz-IV-Leistung (inkl. Miete und Heizung) in Höhe von 670 Euro pro Monat zu Grunde, dann würden bei zusätzichen Kosten in Höhe von 300 Millionen Euro pro Jahr lediglich ca. 37.000 Personen von der Erhöhung des Schonvermögens profitieren.
Die Erhöhung des Schonvermögens schlägt sich somit deutlich stärker zum Vorteil jener Hartz-IV-Empfänger nieder, die während ihres Arbeitslebens zu den Besser- und Spitzenverdienern zählten und somit über ein deutlich über dem Durchschnitt liegendes Vermögen verfügen. Das Thema “Erhöhung des Schonvermögens” bietet Schwarz-Gelb sowie vielen Medien die Gelegenheit, der Bevölkerung vorzugaukeln, hierbei handele es sich um eine sozialpolitische Großtat zu Gunsten der Klein- und Durchschnittsverdiener. Tatsächlich kommt diese Maßnahme jedoch v.a. der vermögenden Klientel zu Gute. Guido Westerwelle: “Wir lösen das ein, was wir vor der Wahl versprochen haben.”
Lesen Sie dazu als Beleg:
In Nordrhein-Westfalen ist das nicht anders. Nach Auskunft des Ministeriums für Arbeit und Soziales lehnten die Behörden höchstens ein Prozent der Anträge auf Arbeitslosengeld II ab, weil die Antragsteller zu viel Vermögen für ihre Altersversorgung gespart hatten. Die betroffenen Personen hatten in ihrem bisherigen Erwerbsleben kaum Gelegenheit, nennenswerte Summen zu sparen. Und nur die wenigsten besitzen Häuser oder Eigentumswohnungen, aus denen sie ausziehen müssten, bevor sie Leistungen erhalten.
Im Umkehrschluss deuten die Zahlen darauf hin, dass die Erhöhung des Schonvermögens durch Union und FDP zwar einigen Vorteile brächten, insgesamt davon jedoch nur eine kleine Gruppe profitieren würde. Deshalb kostete es die neue Bundesregierung möglicherweise auch nicht allzu viel, ihre soziales Versprechen umzusetzen.
Quelle: Der Westen
Die Wahlkampfbehauptung der FDP, ihre Steuervorschläge würden nur 35 Milliarden Euro an Mindereinnahmen bei der Einkommensteuer bringen, sei längst widerlegt. Das gewerkschaftsnahe Institut der Hans-Böckler-Stiftung IMK und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) haben für das FDP-Modell Steuerausfälle zwischen 60 und 80 Milliarden Euro berechnet.
Von einer Stufe zur anderen gäbe es Belastungssprünge. Vor allem aber würde die Einteilung der Menschen in Steuerklassen bedeuten, dass sich die Senkung des Spitzensteuersatzes nur für die Oberklasse auswirke, während sich beim linearen Tarif eine Abflachung bis nach unten ergäbe.
Die Kosten der Krise sollten aber diejenigen tragen, die beim Zocken auf den Finanzmärkten und in der Wirtschaft die hohen Profite einfahren. Deswegen fordert Attac einen gerechten, linear-progressiven Tarifverlauf ohne “Mittelstandsbauch” mit dem Eingangssteuersatz von 14 Prozent und einem Spitzensteuersatz von 53 Prozent, eine einmalige Vermögensabgabe für hohe und höchste Vermögen und ertragreiche Vermögen- und Erbschaftssteuern. Einen entsprechenden Vorschlag, Solidarische Einfachsteuer (SES), hat Attac mit den Gewerkschaften Verdi und IG-Metall schon vor Jahren ausgearbeitet, den Attac jetzt aktualisiert.
Quelle: Attac
Deutschland im internationalen Ranking im oberen Mittelfeld.
Laut der OECD-Studie lag Deutschland 2008 beim Kündigungsschutz im internationalen Vergleich auf Platz neun und damit im oberen Mittelfeld sowie deutlich über dem OECD-Durchschnitt.
Das häufigste Argument für eine Lockerung des Kündigungsschutzes ist, dass díe Unternehmen dann mehr Menschen einstellen würden. Für derartige positive Beschäftigungseffekte gibt es allerdings laut empirischen Untersuchungen keine Belege, berichtet das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.
Quelle: IG-Metall
Sollten diese Pläne umgesetzt werden, würden die Gesundheitsausgaben künftig stärker als bisher über Zusatzbeiträge finanziert, die allein die Arbeitnehmer tragen. Die Arbeitgeber würden im Gegenzug entlastet. Die Arbeitsgruppe sieht darin eine Stärkung der „regionalen Betriebsautonomie der Kassen“.
Gestärkt werden sollen nach den Vorstellungen der Unionsfraktion auch die privaten Krankenkassen. „Es muss klargestellt werden, dass gesetzliche Krankenkassen selbstständig nur Kostenerstattungs- und Selbstbehalttarife anbieten dürfen“, schreiben die Unionspolitiker. „Alle darüber hinausgehenden Zusatzangebote, wie Tarife für Chefarztbehandlung oder Ein-Bett-Zimmer, sind klassische Aufgabe der privaten Krankenzusatzversicherung.“
Quelle: Die Welt Online
Laut dem Bericht leidet statistisch jeder sechste Mensch auf der Welt unter Hunger und Unterernährung, das sind insgesamt 100 Millionen Menschen mehr als im Jahr 2008. Die meisten unterernährten und hungernden Menschen leben in Entwicklungsländern, die Mehrheit von ihnen (642 Millionen) in Asien und in der Pazifik-Region. 15 Millionen betroffene Menschen leben in den Industriestaaten.
Quelle: FAZ
Anmerkung WL: Und der amerikanische Steuerzahler darf zur Rettung der Banken mit dreistelligen Milliardenbeträgen gerade stehen.
Anmerkung eines NDS-Lesers: Wahrsager werden neidisch! Wie kommt man auf solche Zeiträume, wo wir noch nicht einmal 2010 haben?
Das ist aber ganz schlecht, denn:
Anmerkung RS: Dann werden die Sozialausgaben wohl weiter gekürzt werden „müssen“ und die indirekten Steuern erhöht.
Dazu hat SPIEGEL-ONLINE schon eine Liste möglicher Maßnahmen aus der Mottenkiste geholt:
Anmerkung RS: Und welche Maßnahmen könnten das wohl sein? Vermögenssteuer? Erhöhung der Erbschaftssteuer? Eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes? Nein, nein, natürlich nicht, denn diese würden die falschen treffen, die „Leistungsträger“ nämlich. Hier die Empfehlungen von Spiegel-Online:
Wolfgang Bosbach macht – ganz auf der Linie von Thilo Sarrazin – einen weiteren Vorschlag:
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf diese „Beschäftigungsmöglichkeit“ für Arbeitslose kommt:
Anmerkung WL: Dass die Finanzkrise bei den privaten Lebensversicherungen ankommt, darüber hat die Bild-Zeitung natürliche keinen Aufmacher gemacht
Anmerkung WL: Wieder einmal sind die Brandstifter als Feuerwehrleute am Werk.
Anmerkung: Interessant auch die Spekulationen über die Zukunft des Finanzstaatssekretärs Asmussen.
Der Dokumentarfilm “Albtraum Atommüll” macht sich in Frankreich, Russland, den USA und Deutschland auf die Suche nach der Wahrheit über den Atommüll. Dabei geht es nicht zuletzt auch um Fragen nach der Informationspolitik zu diesem Thema, es geht um die verschiedenen Akteure und Interessengruppen und darum, inwieweit man überhaupt von einem “demokratischen Umgang” mit dem Thema Atomkraft sprechen kann.
Quelle: ARTE (Achtung der Beitrag ist nach den neuen Zensurbestimmungen des jüngsten Rundfunkänderungsstaatsvertrages nur 7 Tage im Netz abrufbar.)
Er verteidigte zugleich seinen autoritären Führungsstil. “Im Regierungshandeln kann man nicht durch eine Art Parteibefragung klären, was man jetzt machen darf oder nicht, ja oder nein” sagte Müntefering.
Müntefering appellierte an seine Partei, sich offensiv zu den vergangenen elf Regierungsjahren zu bekennen. “Dieses Stück ist in der Geschichte der SPD ein stolzes Stück und ein gutes Stück”, sagte der SPD-Chef. Es sei ihm ganz wichtig, “dass wir uns nicht genieren müssen für das, was wir getan haben”. Das werde der Partei auch wieder die Kraft geben für den Weg nach vorne. Dies sei der entscheidende Punkt für die SPD. “Wir sind kleiner geworden, aber wir sind nicht hilflos. Wir wissen, was richtig ist”, sagte Müntefering.
Quelle: Die Zeit
Anmerkung WL: Nach Welt, Bild, Spiegel nun auch die Zeit als Plattform zur Verteidigung des Agenda-Kurses.
«Er hat die Partei verlassen, dann verraten und anschliessend ganz gezielt gegen uns organisiert», sagte Franz Müntefering der Wochenzeitung «Die Zeit». «Lafontaine hat die linke Mitte in Deutschland beschädigt, aus niederen persönlichen Motiven», sagte er weiter. Die PDS hätte nach seiner Ansicht nie eine Chance gehabt, auch in den Westländern aufzutrumpfen, wenn der ehemalige SPD-Vorsitzende Lafontaine das nicht organisiert hätte. «Da ist viel an Wählerschaft abgezogen, was wir nicht mit vergleichbar populistischen Antworten hätten halten können», sagte Müntefering.
Wenn man später einmal über die Dimension dieser Jahre spreche, werde sich Lafontaine besonders viel sagen lassen müssen. «Deshalb finde ich die Geschwindigkeit mancher, ihm nun Signale zu senden, dass man miteinander könnte, armselig», so Müntefering.
Quelle: Baseler Zeitung
Anmerkung WL: Es ist so einfach, die eigenen Sünden auf den Sündenbock Lafontaine abzuladen. Der Realität kommt man damit allerdings nicht näher. Die Partei Die Linke wurde im Juni 2007gegründet. Da war Schröder schon längst abgewählt und die SPD hatte schon seit 1998 und verstärkt nach der Agenda 2003 eine Landtagswahl nach der anderen verloren.
Anmerkung WL: So wichtig Mitbestimmung und Kündigungsschutz sind, aber haben die Arbeitnehmer nicht auch viele andere gravierende Probleme. Die anwesenden Gewerkschafter gehen Merkel offenbar auf den Leim.
Es kann nicht sein, dass mit ersparten Steuergeldern Marktforschung, Marketing und Vertrieb der Bertelsmann AG und deren Tochterunternehmen finanziert werden. Deshalb ist ihr die Gemeinnützigkeit abzuerkennen.
Da das Stiftungsrecht in Nordrhein-Westfalen und die Stiftungsaufsicht durch den Regierungspräsidenten den Bertelsmännern nicht passte, wurde es auf die Initiative der Bertelsmann Stiftung hin reformiert.
Gemeinsam mit dem Maecenata Institut hat die Bertelsmann Stiftung deshalb bereits 1999 eine Expertenkommission ins Leben gerufen, die nach Prüfsteinen für ein zukünftiges Stiftungs- und Gemeinnützigkeitsrecht suchte. Deren Arbeit wird dokumentiert in der Loseblattsammlung mit Ergänzungslieferungen: “Expertenkommission zur Reform des Stiftungs- und Gemeinnützigkeitsrechts”, Herausgeber: Bertelsmann Stiftung, Maecenata Institut für Dritter-Sektor-Forschung (1999, 48 DM, Bestell-Fax: 05241 / 81 95 31).
Zwischenzeitlich ist das nordrheinwestfälische Stiftungsrecht im Jahre 2005 (Bertelsmann sitzt in Gütersloh) nach den Vorstellungen der Bertelsmänner reformiert (entbürokratisiert wie die Bertelsmänner in ihrem “Neusprech” sagen würden), d.h. die Aufsicht der Stiftungen wurde weitgehend entschärft!
Die Stiftungsaufsicht durch die Regierungspräsidien ist damit faktisch abgeschafft!
Quelle: Glocalist
Zu Obamas Ideen, an denen sich der heftigste Streit entzündet hat, gehört vor allem die public option. Das ist eine Art staatlicher Mindestkrankenversicherung, die all jene auffangen soll, die sich eine reguläre Krankenversicherung nicht leisten können. Die Mehrheit der über 46 Millionen US-Bürger ohne Absicherung soll damit in das Gesundheitssystem integriert werden. Zugleich will der Präsident einen Versicherungszwang einführen. Wer keine Police hat oder als Unternehmen keine Police für die Mitarbeiter anbietet, soll künftig eine Strafe zahlen. Die Krise des Gesundheitssystems kann man als Krise der mittelständischen Unternehmen bezeichnen. Von 46 Millionen Amerikanern ohne Krankenversicherung, denen Obama mit seiner public option helfen will, arbeiten mehr als die Hälfte Voll- oder Teilzeit – aber bei einem Unternehmen, das ihnen keinen Schutz im Krankheitsfall anbieten kann. Mehr als 90 Prozent der Mitarbeiter bei den Großunternehmen sind abgesichert – bei Kleinunternehmen ist es nur ein Viertel. Die Kleinen und die Selbstständigen gehören denn auch zu den heftigsten Kritikern von Obamas Ideen. “Die Reform ist für uns das brennendste Thema überhaupt”, sagt Michael Elmendorf, New Yorker Chef des NFIB, eines Interessenverbands kleiner Unternehmer. Seine Mitgliedsfirmen fürchten, dass ihre Belastung weiter steigt. Käme es zu den geplanten Strafzahlungen für Arbeitgeber, seien eine Million Jobs gefährdet, warnte der NFIB in Washington bereits.
Die Zahl der Firmen, die eine Police ganz oder teilweise tragen, nimmt seit Jahren ab.
Dennoch genießt nach wie vor die Mehrheit der Erwerbstätigen in den USA den Schutz durch den Arbeitgeber. Sie sorgt sich jetzt allerdings, dass sie für die Kosten der Reform zur Kasse gebeten wird, entweder über höhere Steuern oder über neue Abgaben. Viele Versicherte fürchten auch, dass die Unternehmen die Reform nutzen könnten, um sich ihrer Verpflichtung zu entledigen. Diese zahlen die Prämien und müssen den Versicherer wählen, somit auch die Mitarbeiter an- und abmelden. Eine public option könnte ihnen ermöglichen, so die Angst vieler Arbeitnehmer, sie in ein öffentliches Programm abzuschieben, das nur einen Basisschutz verspricht. … Wenn Bob 65 Jahre alt wird, sind er und Rebecca wieder rundum versorgt – über die staatliche Gesundheitsversicherung Medicare. Finanziert wird sie über Steuern und Beiträge. Arbeitnehmer und Arbeitgeber zahlen je zur Hälfte einen Beitrag von rund drei Prozent des Lohns oder Gehalts. Wer nachweisen kann, dass er zehn Jahre einbezahlt hat, darf – gegebenenfalls mit Ehepartner – die öffentliche Kasse nutzen. Derzeit sind mehr als 43 Millionen Amerikaner über Medicare versichert. Die Kosten beliefen sich 2008 auf rund 450 Milliarden Dollar – das sind 3,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Ändert sich nichts, wird der Anteil Prognosen zufolge 2080 über elf Prozent betragen. Seit der Einführung von Medicare 1965 haben sich die Kosten alle vier Jahre nahezu verdoppelt. Die Reformer wittern viel Sparpotenzial: Peter Orszag, Obamas wichtigster Kostenkontrolleur, hält Einschnitte von bis zu 30 Prozent für möglich, ohne die Qualität der Versorgung zu beeinträchtigen. Viele Rentner und ältere Arbeitnehmer bezweifeln das. Sie fürchten, dass die Unversicherten – oder gar illegale Einwanderer – auf ihre Kosten ins System geholt und medizinisch versorgt werden sollen. In Umfragen sind 60 Prozent der 18- bis 34-Jährigen für die Reform, aber nur 38 Prozent der über 65-Jährigen. Dabei wissen selbst Reformgegner wie der Firmenvertreter Michael Elmendorf, dass “die immer weiter eskalierenden Kosten für die medizinische Versorgung in diesem Land das eigentliche Problem sind”.
Quelle: Die Zeit
Dazu:
Obamas Gesundheitsreform nimmt wichtige Hürde
US-Präsident Obama ist der Verwirklichung seines ehrgeizigsten Reformprojekts einen großen Schritt nähergekommen: Der Senat bewilligte einen Gesetzentwurf.
Quelle: Die Zeit
Und noch was:
Lafontaine als Mülleimer
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