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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Anmerkungen und Daten zu “Solarsubventionen sprengen Prognosen”
Datum: 27. August 2009 um 10:03 Uhr
Rubrik: Das kritische Tagebuch, Energiepolitik
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
In jüngster Zeit häufen sich kritische Kommentare über die Subventionierung der Solarenergiegewinnung. Wir berichteten darüber am 24. August: „Solarsubventionen sprengen Prognosen“. Hierzu erreichten uns interessante Leserkommentare.
Vincent Nettelroth schreibt:
Gleich zu Anfang muss natürlich ein böse klingendes Worte eingebaut werden: “Solarschulden”.
Von wikipedia lernen wir: 2006 wurden in Deutschland ca. 560 Milliarden kWh verbraucht. Angenommen, das bliebe über die nächsten 20 Jahre konstant, dann würden 20 Milliarden Euro zusätzlich 20/(560*20 Jahre) Euro/(kWh/Jahr) = 0,001786 €/kWh extra kosten, also nicht mal 0,2 Cent mehr. (Lesehilfe KR: Die Zusatzkapazitäten sollen insgesamt 20 Mrd. € kosten und in 20 Jahren abbezahlt werden. Also eine Mrd. € je Jahr. Je Jahr werden 560 Mrd. kWh Strom verbraucht. Die Preiserhöhung beträgt somit 1 Mrd. € je 560 Mrd. kWh = 1/560 €/ kWh = 0,0018 €/kWh = 0,18 Cent/kWh.)
Es handelt sich also um sehr dämliche Propaganda mit dem uralten Versuch, die Einspeisevergütung als staatlich gezahlte Fördergelder darzustellen. Durch die Umlage auf den Strompreis aller Verbraucher wirkt sich die Summe von weniger als 20 Milliarden € (7 bis 11) jedoch nur marginal aus.
Bei der neu installierten Leistung handelt es sich wahrscheinlich um die Peakleistung der Solarmodule, also die maximale Leistung unter Testbedingungen. Diese Angabe dient zur Vergleichbarkeit der Module unterschiedlicher Hersteller, hat jedoch weniger mit der tatsächlich eingespeisten Leistung zu tun. Da die Sonne nachts nicht scheint und die Module morgens und abends aufgrund der flach stehenden Sonne weniger einfangen, wird die tatsächlich abgegebene, durchschnittliche Leistung der installierten Module ein gutes Stück unter den angegebenen 2 bis 3 Gigawatt in 2009 liegen. Die Angabe von 2-3 Gigawatt würde nämlich auch bedeuten, dass man durch die neu hinzukommende Solarleistung pro Jahr 2 bis 3 Atomkraftwerke abschalten könnte.
Wo genau diese Angaben herkommen, ist mir schleierhaft, es könnte sich auch um die neu hinzukommenden Produktionskapazitäten handeln. Von diesen produzierten Modulen werden allerdings auch (Exportweltmeister Deutschland) viele ins Ausland verkauft, gerne z.B. nach Spanien. Dass es in diesen Zeiten solche Zuwächse an Produktionskapazität in Deutschland gibt sollte einen doch eigentlich freuen!
Ohne die Vergütung, wie sie jetzt existiert, hätte es überhaupt keine neuen Arbeitsplätze bei den erneuerbaren Energien gegeben, weil die Investitionssicherheit nicht gegeben wäre. Auch werden die Gewinne in der Solarbranche meines Wissens nach nicht verjubelt, sondern es werden damit eben jene neuen Produktionskapazitäten aufgebaut, die erst zu der Senkung der Preise führen. Auf der einen Seite zu behaupten, die Gewinnspanne der Solarmodulproduzenten sei zu hoch, die sinkenden Preise würden nicht weitergegeben, daher müsse die Vergütung sinken, und im selben Atemzug die drohende Abwanderung der Arbeitsplätze nach Fernost aufgrund zu starker Konkurrenz an die Wand zu malen, ist doch widersprüchlich. Dass auch ausländische Produzenten von der deutschen Einspeisevergütung profitieren ist bekannt, würde sich bei einer verringerten Vergütung aber nicht ändern.
Der “Diskussionsbedarf”, ob die Vergütung wie geplant oder schneller sinken soll, war schon vor einem Jahr Thema. Soweit ich mich erinnere, ging es tatsächlich um die Frage, ob man die Hersteller zwingen sollte, die Preisreduktionen weiter zu geben, oder ob man dadurch die Investitionsfreudigkeit, in einem Bereich der ja laut Klimaschutzzielen eigentlich noch viel mehr gefördert werden müsste, abwürgt. So geschehen in Spanien, wo der Solarboom gründlich gestoppt wurde. Der Kommentar der Photon-Redakteurin könnte aus dieser Zeit stammen, man weiß es nicht. Das zusammenhanglose Zitat vom “Diskussionsbedarf” hat hier keinerlei Aussagekraft, wird jedoch implizit als Kritik aus den eigenen Reihen eingebaut. Was die Redakteurin tatsächlich meinte ist nicht von Interesse …
“Prima” ist auch der Hinweis, wen man wählen soll, um diese “unsäglich hohen Solarschulden” von weniger als 0,2 Cent (ca. 1% des jetzigen kWh-Preises von ca. 20 Cent) zu vermeiden: Schwarz-Gelb. Na super!
Und NachDenkSeiten-Leser Christian Ruhsert fügt hinzu:
Ein weiteres Argument sollte nicht außer Acht gelassen werden: Nur aufgrund der hohen Nachfrage wird diese Technik weiter entwickelt. So hat der Wirkungsgrad in den vergangenen Jahren stark zugenommen, was ohne Einspeisevergütung wohl nicht passiert wäre.
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