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Titel: Die Macht von Goldman Sachs, Morgan Stanley, DB und Co. brechen, um nicht weiter ausgeplündert zu werden (Finanzkrise XXVI)

Datum: 25. August 2009 um 17:24 Uhr
Rubrik: Banken, Börse, Spekulation, Finanzkrise, Privatisierung
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Angestoßen von unserem Beitrag über „Quangos“ hat Dr. Martin Weigele, Spezialist für Fragen der Telekom und der Privatisierung, recherchiert und über das Ergebnis seiner Recherchen einen Beitrag auf seinem Blog geschrieben: „A lot of “Quango”. War die Deutsche Telekom die Goldene Gans von Goldman Sachs?“.
Es lohnt sich, diesen Beitrag zu lesen, wenn man an einem konkreten Beispiel wie der Deutschen Telekom die vernichtende Rolle von Investmentbanken und einiger involvierten Personen erkennen will. In diesem Text wie auch vor allem in einem Artikel der New York Times vom 20.8.2002 wird durchschaubar, was für viele Zeitgenossen noch rätselhaft ist. Albrecht Müller

Es wird sichtbar,

  • wie die Finanzwirtschaft ihre traumhaften Renditen erwirtschaftet,
  • woher das Geld kam, wie die Finanzwirtschaft reale Unternehmen und Minderheitenaktionäre ausnimmt,
  • dass unentwegte Vermögenstransfers die Transportbänder des Plünderns sind,
  • wie Unternehmensleitungen durch Kauf und Verkauf Vermögen auf andere transferieren.

In dem Beitrag in der New York Times mit dem Titel “These Energy Round Trips Produce Cash For Wall St.” wird zunächst über die Rolle der Investmentbanken bei Käufen und Verkäufen von Unternehmen im Energiebereich berichtet. Wörtlich heißt es:

After making billions in fees for helping energy companies gobble up rivals and finance their projects when the energy business was booming, Wall Street investment banks are cashing in again. This time, they are helping many of the same companies, now desperate for cash, sell some of those same properties.

In Stichworten übersetzt: Nachdem die Wall Street zunächst beim Aufkauf einzelner Energieunternehmen durch andere geholfen und daran verdient hat, blüht jetzt das Geschäft in umgekehrter Richtung. Nun helfen die Wall Street-Macher den gleichen Gesellschaften, die nun dringend Barmittel brauchen, die gleichen Unternehmen wieder zu verkaufen.

Bei der Deutschen Telekom bahnte sich Ähnliches an. Sie hatte zunächst im Jahr 2000 bei Beratung durch Goldman Sachs Voicestream (heute T-Mobile USA) für insgesamt rund 40 Milliarden € und viel zu teuer gekauft und sich maßlos verschuldet. Die New York Times berichtete im Artikel vom 20. August 2002 dann, dass die Deutsche Telekom versuchte, VoiceStream wieder zu verkaufen:

Goldman Sachs was recently hired by the struggling Deutsche Telekom to advise it on a possible sale of VoiceStream, the United States wireless carrier. Goldman Sachs knows VoiceStream well, having been its financial adviser in 2000 when it was sold to Deutsche Telekom for $50 billion.
That deal made Deutsche Telekom one of the most highly indebted telephone companies in Europe. Its credit rating and stock fell — and eventually, so did the deal’s biggest proponent, Deutsche Telekom’s chief executive, Ron Sommer, who was ousted last month. Goldman Sachs collected $60 million in fees for helping to broker the original deal.
Goldman Sachs executives declined to comment on their dealings with Deutsche Telekom.

Goldman Sachs hat rund 60 Millionen $ an Gebühren und Provisionen beim Kauf von VoiceStream durch die Deutsche Telekom verdient und würde beim Verkauf einen ähnlichen Betrag, nämlich 5 % der Transaktionssumme, verdient haben. Diese Unternehmen haben damit vor allem ein Interesse an Transaktionen. Sie haben ein Interesse am Ausverkauf von Unternehmen. Darauf habe ich im einschlägigen Kapitel von „Machtwahn“ schon hingewiesen. In „Meinungsmache“ ist der Plünderung deutscher Unternehmen zur Fütterung des Casinobetriebs ein eigenes Kapitel, das Kapitel 18, gewidmet.

Entscheidend ist zu erkennen, dass die Investmentbanken an der Transaktion verdienen, dass sie deshalb unentwegt Zusammenschlüsse, den Aufkauf von Unternehmen und Verkauf, dass sie Börsengänge brauchen und in diese Richtung beraten und drängen und die entsprechende Öffentlichkeitsarbeit betreiben – nahezu unabhängig von der sachlichen Richtigkeit solcher Transaktionen. Wir haben dies alles hautnah erlebt bei dem Versuch, die Deutsche Bahn AG zum Teil zu privatisieren zu privatisieren. Sachliche Gründe gab es dafür nicht. Es gab aber den Einfluss der Finanzindustrie auf die Politik. Es gibt diesen bis heute. Auch die Deutsche Bahn wird nach der Wahl dem Casinobetrieb zugeführt werden, wenn Frau Merkel bei der Bundestagswahl weitermachen kann wie bisher.

Ihre Verbindung mit den Investmentbanken ist ausgesprochen eng. Darauf haben wir schon mehrmals hingewiesen: sie wird beraten vom Chef von Goldman Sachs Deutschland, sie hat den Berater von Goldman Sachs in Deutschland Otmar Issing zum Vorsitzenden einer Kommission gemacht, die Deutschlands Vorschläge für die Neuordnung der Finanzmärkte vorbereiten sollte, sie richtet dem Banker und Investmentbanker Josef Ackermann eine spezielle Geburtstagsfeier aus, sie ist politisch eng verbunden mit dem für die Privatisierung zuständigen Spitzenmann von Morgan Stanley in Deutschland, Dr. Dirk Notheis, usw..

Wer für Transaktionen wie den Kauf von VoiceStream durch die Deutsche Telekom zu bezahlen hat, ist im Beitrag von Martin Weigele anschaulich beschrieben: die Kleinaktionäre, der ursprüngliche Eigentümer, nämlich wir die früheren Eigentümer eines großen Unternehmens, der Deutschen Telekom und der Deutschen Post, die Arbeitnehmer, die mit Sparmaßnahmen bezahlen müssen, die Nutzer der Deutschen Telekom über schlechteren Service und/oder höhere Gebühren.

Der Druck der Investmentbanken auf ständige Transfers ist so groß, ihre Mittel für Öffentlichkeitsarbeit und Lobbyismus sind so riesig und ihr gesellschaftlicher Nutzen ist so klein, dass aus gesellschaftspolitischer Sicht die Tätigkeit solcher Banken untersagt gehört. Solange sie existieren, werden sie auf die Transaktionen drängen, an denen sie Milliarden verdienen. Nur wenn der Sinn dieser Transaktionen und damit auch die Tätigkeit dieser Investmentbanken grundsätzlich infrage gestellt wird, wird man das Übel loswerden können.

Das Thema wird von uns in den NachDenkSeiten angesprochen, weil wir eine öffentliche Debatte über den Sinn von Goldman Sachs und Co. brauchen. Dringend. Damit es auf den Finanzmärkten nicht immer so weitergeht – zu Gunsten einiger weniger und zulasten der Mehrheit.


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