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Titel: In den Redaktionen großer Medien muss es Politkommissare geben. Machen Sie uns bitte darauf aufmerksam, wenn Ihnen solches begegnet.

Datum: 7. November 2017 um 15:03 Uhr
Rubrik: Manipulation des Monats, Medienkritik, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich:

Propaganda, auch Manipulationen, sind dann erfolgreich, wenn die Botschaften permanent wiederholt werden. Diese Methode ist allgemein bekannt. Eine weniger auffällige Methode besteht darin, die Botschaft im Nebensatz oder in einer Nebengeschichte quasi beiläufig unterzubringen. Massiv geschieht das mit den Berichten über die Paradise Papers. Der weitere Aufbau des Feindbilds Russland geschieht in Nebensätzen und Nebengeschichten. Die NDS haben darauf hingewiesen, siehe hier und hier. Selbst eine interessante Geschichte, die mit dem Milliardär Engelhorn beginnt, endet in den letzten 9 von 60 Minuten beim Kreml, und das auch noch mit an den Haaren herbeigezogenen Belegen. Nachtrag siehe am Ende. Albrecht Müller.

Heute Mittag im Deutschlandfunk bekamen die Russen beiläufig ihr Fett ab, als der Sender über die Oktoberrevolution berichtete und dann die angebliche Unterstützung der AfD durch Russland im Nebensatz unterbrachte. So geschieht das ständig – im Deutschlandfunk (ganz besonders viel), im Ersten und im Zweiten Deutschen Fernsehen und bei den Kommerziellen und den Printmedien sowieso.

Es kann sein, dass das Personal, also die Redakteure und Moderatoren, nach ihrer Bereitschaft zum neuen Feindbildaufbau ausgewählt werden. Aber diese Vermutung erklärt das Phänomen nicht. Christoph Lütgert, einer der journalistischen Akteure in dem Bericht über Engelhorn und dann über die Russen, ist ein ganz alter Hase und vermutlich nicht wegen einer vorhandenen Neigung zum Russland-Bashing engagiert worden. Es muss da im Hintergrund der Redaktionen körperlich oder geistig vorhandene Kommissare geben – so ähnlich wie in den schlimmsten Zeiten der Sowjetunion und der DDR, nur viel cleverer, weil unauffälliger gemacht.

Wenn Sie ähnliches beobachten und uns den Link auf die entsprechende Sendung und eine möglichst genaue Zeitangabe, oder das Printmedium nennen und zitieren, dann veröffentlichen wir gelegentlich Listen über das Wirken der Politkommissare.

Nachtrag 16:20 Uhr:

Die Politkommissare in den Medien arbeiten nicht nur gegen den Feind draußen, sie arbeiten auch für ihre Freunde im Innern, sie helfen, das Versagen bei uns zu verdecken und zu verklären. Ein wunderbares Beispiel dafür ist das Interview mit dem ehemaligen Finanzminister Schäuble in dem oben verlinkten Video – hier wiederholt. Da wird Schäuble von Christoph Lütgert ab Minute 50:52-51:37 darauf aufmerksam gemacht, dass in Europa, zum Beispiel – wie kurz zuvor gezeigt – in Holland, einzelne Länder ihren europäischen Partnern Gewinne der Unternehmen und damit Steuern „absaugen“.

Das ist eine ausgesprochen harmlose Bemerkung und schon gar keine echte Frage an einen Bundesfinanzminister, der dieses Amt acht Jahre (!) innehatte und schon vorher viele Jahre am Kabinettstisch saß. Und dann lässt der Interviewer des NDR ihn ohne Widerspruch sagen, er und die Bundesregierung hätten beständig und konsequent an der Reduzierung dieser Steuervermeidungs- und Hinterziehungsmöglichkeiten gearbeitet. Aber es sei wie mit der Hydra.

Da hat der Politikkommissar offensichtlich verfügt, die Bundesregierung und vor allem die Konservativen um Schäuble und Merkel sollten geschont werden. Das gilt de facto auch für den berühmtesten aller Organisatoren der Möglichkeit von Steuerhinterziehungen: für den EU-Kommissionspräsidenten und früheren Ministerpräsidenten und Finanzminister von Luxemburg Juncker.


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