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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 8. September 2017 um 8:36 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
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dazu: Buchtipp: Die große Rentenlüge – Warum eine gute und bezahlbare Alterssicherung für alle möglich ist
Der Titel wirkt reißerisch, aber der Inhalt trägt ihn zumindest der Richtung nach – wobei das Buch selbst deutlich macht, dass es nicht die eine große Lüge gibt, sondern ein ganzes Geflecht von Lügen, mit denen interessierte Kreise aus Wirtschaft, „Wissenschaft“, Politik und Medien die gesetzliche Rente schlecht machen und für Alternativen werben, an denen die private Finanzwirtschaft verdient.
Da gibt es das „Märchen von den guten Betriebsrenten‘“, das überzeugend entzaubert wird, unter anderem weil die staatliche Förderung so gestaltet ist, dass sie die gesetzliche Rente weiter schwächt. Ganz abseits vom politischen Hickhack der Argumente liefern Holger Balodis und Dagmar Hühne darüber hinaus auch wertvolle Klarstellungen und Erläuterungen zu dehnbaren Begriffen wie Rentenniveau, die für alle nützlich sein dürften, die nicht schon von Berufs wegen die verwirrenden Regeln und Begrifflichkeiten der Rente beherrschen. Die Autoren skizzieren prägnant ihre Vorstellungen von einem funktionstüchtigen Rentensystem zum Wohle der (Mehrheit der Bürger) und stellen das dem deutschen weit überlegene österreichische System vor, das ihnen in vielem als Vorbild dient.
Quelle: Norbert Häring
dazu: EZB bremst bei der Zinswende: Draghi gegen die deutsche Angst
Er wird doch wohl nicht… doch, er wird: EZB-Chef Mario Draghi verschiebt die Zinswende ein weiteres Mal – und bringt viele Deutsche damit noch mehr gegen sich auf. Welche Argumente hat der Notenbanker?
An Aufforderungen mangelte es nicht: “Zinswende – jetzt!” titelte die Wirtschaftszeitung “Handelsblatt” am Donnerstag – unterstützt von den Großwesiren der deutschen Finanzwelt. Ob Deutsche-Bank-Chef John Cryan, Bundesbank-Präsident Jens Weidmann oder dessen Vorgänger Axel Weber: Sie alle hatten in den vergangenen Tagen mit fast schon verzweifelten Appellen versucht, die Europäische Zentralbank (EZB) und deren Chef Mario Draghi zum Umlenken zu bringen.
Selbst die Richter des Bundesverfassungsgerichts hatten kürzlich einen Warnschuss abgegeben – und “gewichtige Gründe” für den Verdacht angeführt, die EZB betreibe mit ihren umstrittenen Anleihekäufen unerlaubte Staatsfinanzierung. All das im Sinne der deutschen Sparer, die endlich wieder Zinsen auf ihre Altersvorsorge haben wollen. […]
Was spricht für die Wende, wie die Deutschen sie fordern?
Die Wirtschaft brummt: Das sehen sogar die Volkswirte der EZB so. Sie haben ihre Prognose für das Wachstum in der Eurozone für dieses Jahr auf 2,2 Prozent nach oben korrigiert. Damit wäre die Wirtschaft so stark wie zuletzt vor zehn Jahren, unmittelbar vor der Finanzkrise. Die Geldpolitik ist heute aber sogar viel lockerer als während der Krise. Wenn die EZB nicht bald umschwenkt, fürchten die Kritiker, könnte die Wirtschaft in Staaten wie Deutschland sogar überhitzen. Der Arbeitsmarkt ist hierzulande ohnehin schon fast leergefegt. […]
Die Löhne wachsen nur schwach: Das vielleicht gewichtigste Argument gegen eine baldige Zinswende ist der vergleichsweise langsame Anstieg der Löhne. Bei einer so gut laufenden Wirtschaft wie derzeit in großen Teilen der Eurozone müssten nach ökonomischer Theorie eigentlich längst auch die Löhne kräftig anziehen – gerade in Deutschland, wo qualifizierte Arbeitskräfte schon knapp werden. Doch der Anstieg bleibt äußerst verhalten. Warum das so ist, können auch Experten nicht richtig erklären. Für Draghi jedenfalls ist es ein Grund, beim Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik auf die Bremse zu treten.
Quelle: Spiegel Online
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Der SPIEGEL unterschreitet in seiner sturen Orthodoxie sogar das niedrige volkswirtschaftliche Niveau der FAZ. Draghi hat genau ein sehr gutes Argument: er macht seinen Job, so gut er kann, und versucht die definierte Preisstabilität und die Inflationsrate von knapp zwei Prozent zu erreichen. Aber dann muss man so einen bodenlosen Schwachsinn lesen, dass Zinsen für die Altersvorsorge notwendig wären (und nicht gute Löhne und gute Umlagerenten), dass “der Arbeitsmarkt [in Deutschland] schon fast leergefegt wäre” (gemeint ist sicher der Arbeitsmarkt für qualifizierte Wirtschaftsjournalisten – kleiner Scherz am Rande) und “Bei einer so gut laufenden Wirtschaft […] müssten […] eigentlich […] auch die Löhne kräftig anziehen – gerade in Deutschland, wo qualifizierte Arbeitskräfte [fehlen]. Warum das [nicht passiert], können auch Experten nicht richtig erklären.” – sicher dieselben “Experten”, die seit Jahrzehnten “Strukturreformen” und die Zerstörung des Sozialstaats fordern und bei 10 Prozent Arbeitslosigkeit “fast Vollbeschäftigung” sehen. Nicht Draghis Agieren, sondern dass diese Propaganda auch noch von vielen geglaubt wird, das lässt einen wirklich verzweifeln.
dazu auch: Leistungsbilanz: Deutschland verteidigt umstrittenen Überschussrekord
US-Präsident Trump kritisiert ihn ebenso wie die EU-Kommission: Dennoch wird Deutschlands Exportüberschuss laut einer Ifo-Prognose erneut höher ausfallen als in jedem anderen Land der Welt – China inklusive.
Quelle: Spiegel Online
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Deutschland fährt eine explizite Niedriglohn- und Sozialdumpingstrategie und beschwert sich gleichzeitig, dass die Zinsen so niedrig sind.
und: Forscher warnen vor Überhitzung der deutschen Wirtschaft
Die Konjunkturforscher vom Institut für Weltwirtschaft rechnen in diesem Jahr mit starkem Wachstum. Was erst einmal positiv klingt, kann auch zu Risiken führen: „Die deutsche Wirtschaft steigert ihre Leistung schneller, als ihr guttut“, warnen die Forscher.
Quelle: FAZ
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Sicher, die Anleihekäufe der EZB und das niedrige Zinsniveau führen zu steigenden Vermögenspreisen und bestimmt auch zu Fehlallokationen von überzähligem Geld. Ansonsten kann man nur noch den Kopf schütteln, wo angebliche Ökonomen bei gerade mal 2 Prozent Wirtschaftswachstum nicht nur den gewohnten “Boom” sehen, sondern gar eine Überhitzung, zumal gleichzeitig Massenarbeitslosigkeit herrscht (mindestens 4 Millionen Arbeitslosen) und die Lohnsteigerungen mit vielleicht 2 Prozent gerade so eben die Zielinflationsrate der EZB erreichen. Ist die deutsche Volkswirtschaft in den Jahren von 1960 bis 1980, bei Wachstumsraten bis 4 oder 5 Prozent und nahe Vollbeschäftigung, vor “Überhitzung” geschmolzen? Die Warnung vor Überhitzung ist lächerlich.
Anmerkung Christian Reimann: Wenn Politiker in der gesetzlichen Krankenkasse oder alle zusammen in einer Bürgerversicherung wären, wäre eine Lösung sicher schon längst gefunden.
dazu: Merkel ist keine Klimakanzlerin
„Die Klimaschutzpolitik der Bundeskanzlerin zerplatzt wie eine Seifenblase. Im Wahljahr stößt Deutschland fast genauso viel Klimagase in die Luft wie 2009; das nationale Klimaschutzziel wird krachend verfehlt. Statt endlich ein Klimaschutzgesetz zu verabschieden, stellt sich Angela Merkel weiter schützend vor betrügerische Automobilkonzerne, verhindert in Brüssel starke CO2-Grenzwerte für Autos und sägt den Ausbau der sauberen Windenergie ab“, erklärt Eva Bulling-Schröter, klima- und energiepolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, mit Blick auf eine aktuelle Studie zum deutlichen Verfehlen des deutschen Klimaschutzziels 2020. Bulling-Schröter weiter:
„Das Ziel der Bundesregierung, die Treibhausgasemissionen in Deutschland gegenüber 1990 bis 2020 um 40 Prozent zu senken, wird ohne echte Maßnahmen in Industrie, Energiegewinnung, Bauwirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft um bis zu zehn Prozent verfehlt. Entgegen ihres Sauberfrau-Images geht der Kampf gegen den Klimawandel in Deutschland mit der ehemaligen Umweltministerin Merkel seit Jahren bestenfalls im Schneckentempo vorwärts. Für die Erfüllung des Pariser Klimaabkommens ist der klimapolitische Schlaftablettenkurs nicht ausreichend.
Gerade der Ausbau der Erneuerbaren Energien kann große CO2-Minderungen erzielen. Mit der letzten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes hat die Große Koalition das Ausbautempo jedoch massiv gedrosselt, erste Windkraftunternehmen haben bereits die Verlagerung ins Ausland und den Abbau hunderter Arbeitsplätze angekündigt. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs auf der Schiene stottert, derweil bleiben Steuerprivilegien von Flugverkehr und Dieselautos unangetastet. Auch die energetische Gebäudesanierung bleibt ein schlafender Riese. Klimaschutz braucht Gesetze, denn allein mit Willenserklärungen und Marktglauben wird der Klimawandel nicht aufgehalten. DIE LINKE fordert deshalb ein Kohleausstiegsgesetz und verbindliche Klimaschutzziele per Gesetz.“
Quelle: Die Linke. im Bundestag
Anmerkung Christian Reimann: Russland ist mit der NATO-Truppenverlegung unzufrieden und fühlt sich offenbar bedroht. Durch wen fühlen sich eigentlich die NATO-Mitgliedsstaaten bedroht?
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