Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 11. Juli 2017 um 8:19 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (JK/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung Albrecht Müller: Mal etwas einigermaßen Interessantes von Spiegel Online
Anmerkung JK: Ein sehr guter Kommentar von Heribert Prandtl. Vor der, durch die CDU/CSU und den konservativ-neoliberalen Medien (FAZ, Welt, Bild) angezettelten hysterischen Diskussion über “linke Gewalt” treten die massiven Grundrechtsverletzungen durch die Polizei völlig in den Hintergrund, wie etwa der gezielte und völlig unbegründete Polizeiangriff auf den “Welcome to Hell”-Demonstrationszug. Woran man auch erkennt, dass die Randale im Schanzenviertel einigen politischen Kräften wie gerufen kam.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Anmerkung JK: Ein äußerst erhellendes Interview. Das zeigt wie wichtig die Eskalation im Schanzenviertel war um den öffentlichen politischen Diskurs in eine bestimmte Richtung zu lenken und, dass die Initialzündung für die Randale die völlig unverhältnismäßige Auflösung der genehmigten „Welcome to Hell“ Demo war. Die Polizeistrategie in Hamburg scheint darauf ausgelegt gewesen zu sein durch Provokation die Situation eskalieren zulassen um den linken Protest zu desavouieren. Auch der Einsatz von agents provocateurs sollte dabei jedenfalls nicht völlig in das Reich der Phantasie verbannt werden. Die Frage ist, wer dafür die politische Verantwortung trägt?
dazu auch: Einfach eine völlig unkontrollierbare Konstellation”
Auch wenn er nach Ende des G20-Gipfels mit Rücktrittsforderungen rechne, die eigentliche Verantwortung für die Krawalle liege bei Bundeskanzlerin Angela Merkel und Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz, sagte Protestforscher Wolfgang Kraushaar im Dlf. G20 in einer solchen Hochburg der Autonomen abzuhalten, sei eine “sehr zweifelhafte politische Entscheidung”.
Barenberg: Und wenn Sie das so deutlich sagen, eine unkontrollierbare, absehbare Situation, was bedeutet das dann für die Politiker, für die Gerichte, für die Polizei, wenn es eben um solche Großveranstaltungen geht?
Kraushaar: Also ich glaube, dass die Politik wirklich in sich gehen muss. Ich denke auch, wenn diese Tage vorüber sind, dann wird es Rücktrittsforderungen geben gegenüber dem Hamburger Innensenator Grote, gegenüber dem Polizeichef Meyer, aber das sind natürlich gar nicht die entscheidenden Personen. Die haben ja versucht, etwas umzusetzen, was ihnen vorgelegt worden war, und ich glaube, die Verantwortung dafür liegt bei Bundeskanzlerin Angela Merkel, beim Ersten Bürgermeister Olaf Scholz, und diese Entscheidung ist von Anfang an mit so großen Risiken behaftet gewesen, dass man diese nicht in dieser Form hätte fällen sollen.
Nachher saßen sozusagen die Polizisten, die Sicherheit garantieren wollten, in der Falle, ebenso wie die Bewohner dieser Stadtteile, und dann hat sich sozusagen ein Muster abgespielt, nur sehr viel potenzierter als man das bereits in der Vergangenheit gekannt hat, und insofern wird es im Anschluss daran eines erheblichen Nachdenkens darüber bedürfen, ob man so etwas noch veranstalten kann. Ich will in diesem Zusammenhang auch den ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair erwähnen, der gesagt hat, grundsätzlich dürfe man G-Treffen, also Gipfeltreffen, ob sieben oder acht oder 20, nicht in Großstädten veranstalten, weil nämlich anschließend durch die Proteste und durch die Militanz bei den Protesten das Gesamtbild ruiniert werden würde, und ich befürchte, dass das auch diesmal der Fall ist.
Quelle: Deutschlandfunk
Unterschiedlicher könnte der Blick auf die Krawalle von Hamburg nicht sein. In der Nacht zum 7. Juli haben sich Anhänger des sogenannten Schwarzen Blocks eine Straßenschlacht mit der Polizei geliefert. Kurz vor dem offiziellen Beginn des G-20-Gipfels. Am Morgen danach schreibt die linke Zeitschrift Junge Welt von einer “Orgie staatlicher Gewalt”. Der Beitrag ist bei Facebook besonders bei Anhängern der Linken beliebt. Genauso wie das Foto eines knutschenden Pärchens. Sie trägt grüne Haare und Nietenweste. Auf seinem Arm steht: “Eat the Rich”. Beide sind klatschnass vom Wasserwerfer. Demo-Romantik, der die CSU ein recht martialisches Bild von Polizisten in Kampfmontur entgegensetzt: Dunkle Uniform, Handschuhe, Helm mit Visier. Dazu der Kommentar: “Für Recht und Ordnung. Gegen linke Gewalt.” Das gefällt auch Anhängern der AfD. Die Fronten sind rund um den G-20-Gipfel eindeutig, Linke stehen Konservativen und Rechten gegenüber. Auch in den sozialen Netzwerken.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Anmerkung Jens Berger: Spannend zu lesen. Auch wir von den NachDenkSeiten werden uns in nächster Zeit noch ausgiebig mit den Phänomenen „Echokammer“ und „Filterblase“ beschäftigen.
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Mit anderen Worten (wie auch in der Studie selber betont), die Löhne steigen weiterhin EU-weit und auch in Deutschland viel zu langsam. Alleine die Zusammenstellung hier im Artikel von (relativen) Lohnsteigerungen und (absoluten) Kosten der Arbeitsstunden ist ein einziges Ärgernis, weil die absoluten Kosten relativ zur Produktivität keine Aussagekraft haben. (Im Originalartikel wird positiv darauf abgestellt, daß Deutschland immerhin einen Platz im Lohnranking gut gemacht hat.) Sehr richtig ist auch der Hinweis, daß die Minilohnzuwächse im Kriechgang lange nicht genügen, um den hohen Lohnrückstand seit dem Jahr 2000 wettzumachen. Dennoch ist auch die IMK-Studie selber ein Ärgernis, wenn beschwichtigend darauf hingewiesen wird, daß die Lohnzuwächse “noch längst keine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit oder die Preisstabilität dar[stellen]”. Inhaltlich schlicht falsch, weil die Preisstabilität, also die Zielinflationsrate der EZB von 2 Prozent pro Jahr, weiterhin weit unterschritten wird; und es gibt keine “Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit”, sondern die viel zu hohe deutsche Wettbewerbsfähigkeit *ist die Gefahr*. Daß das IMK weiterhin einen Schmusekurs fährt, anstatt endlich offensiv den Abbau der deutsche Über-Wettbewerbsfähigkeit zu fordern, liegt wahrscheinlich an Vorgaben des DBG, entwertet die Studie aber erheblich.
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Das “Panel deutscher Ökonomen” ist gegen die auch nur teilweise Rückabwicklung der Agenda 2010, die FAZ auch: Informationsgehalt Null. Aber es zeigt sich, wie sehr sich Schulz selber matt gesetzt hat, indem er nur kosmetische Änderungen fordert und beim ersten Hauch von Gegenwind umfällt.
Anmerkung JK: Ein erschütterndes Bild der deutschen „Wirtschaftswissenschaften“. Diese sind weiter gefangen in blindem, neoliberalen Dogmatismus.
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Hält das Handelsblatt seine Leser wirklich für so blöd??? “Trotzdem hatten Versicherte, die 2016 erstmals Rente bekamen, […] mehr Geld [als ein Neurenter im Jahr 2000]. In Zahlen: Die Rente ist durchschnittlich von 943 Euro auf 1013 Euro pro Monat gestiegen.” Das sind 7,5 Prozent mehr bzw. eine durchschnittliche Steigerung von satten 0,45 Prozent pro Jahr. Kaum meßbar und weit unter der Steigerung nach der goldenen Lohnregel (Zielinflation plus Produktivitätszuwachs = 3 Prozent pro Jahr), sogar weit unter der durchschnittlichen Inflationsrate, d. h. jedes Jahr ein satter Kaufkraftverlust. Was an dem von 53 auf 48 Prozent gesunkenen Rentenniveau sowieso sofort erkennbar wird. Aber “Für die Rentner geht es aufwärts”, obwohl es permanent abwärts geht. Genau so und genau mit derselben Lügerei ist die DDR zugrunde gegangen. Und dann beschwert man sich über angebliche Alternative Fakten und beschwört den angeblichen Qualitätsjournalismus.
Anmerkung JK: Der Beitrag beleuchtet einen interessanten Aspekt. Man kann sich nicht erinnern, dass jemals eine Pegida-Demo von der Polizei aufgelöst wurde.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=39122