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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 24. April 2009 um 9:44 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(MB/WL)
Heute unter anderem zu folgenden Themen
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung Orlando Pascheit: Zwar prognostizieren die Wirtschaftsforschungsinstitute mit 6 Prozent einen stärkeren Wirtschaftseinbruch als der IWF, folgen aber nicht der Empfehlung des IWF oder auch der OECD, zusätzliche fiskalpolitische Maßnahmen zu treffen. Die Institute orientieren sich so regierungsnah wie selten. – Man möchte ja bei der Gemeinschaftsdiagnose 2011 wieder dabei sein. Die Kritik an der Abwrackprämie, geschenkt, sie ist eh gelaufen. Kritik wäre eher daran angebracht, dass die Politik viel zu spät auf die Krise reagiert hat. Das war aber auch nicht zu erwarten, haben doch unsere Topökonomen die Krise erst mit großer Verspätung realisiert. Mehr als seltsam wirkt die Aussage. “Im Großen und Ganzen sind viele der von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen gleichwohl positiv zu beurteilen, zumal die …. die Entlastungen bei Steuern und Sozialbeiträgen, nicht nur zu den aus konjunktureller Perspektive wünschenswerten Nachfrageimpulsen führen, sondern aufgrund der langfristig positiven Produktivitätseffekte und der Leistungsanreize zugleich das Wachstum fördern. Sie sind daher auch – wie vielfach empfohlen – mit den längerfristigen Zielen der Finanzpolitik kompatibel.” Hat doch bisher das Kieler Institut für Weltwirtschaft die Steuersenkungen als zu gering erachtet, um Wirkung zu zeigen, während sich Gustav Horn vom IMK generell skeptisch gegenüber Steuersenkungen geäußert hat. In Fußnote 71 der Gemeinschaftsdiagnose werden drei Studien aus den USA herangezogen, um die These von der konjunkturpolitischen Wirksamkeit von Steuersenkungen zu erhärten. Dieses Spiel kann man mit zu anderen Schlüssen kommenden US-Studien und Analysen des Internationalen Währungsfonds endlos fortsetzen. Tatsache ist, dass die verteilungspolitischen Wirkung der Steuersenkungen im deutschen Konjunkturpaket wie folgt aussieht: Bezieher von Jahreseinkommen bis zu 10000 Euro erhalten 0,15 Milliarden Euro, während Bezieher von Jahreseinkommen oberhalb von 53000 Euro auf 1,45 Milliarden kommen. Die Nachfragewirksamkeit dieser Maßnahme bleibt also bei denjenigen, die wahrscheinlich eher ihr Geld ausgeben dürften, gering, während die Sparquote der Besserverdienenden steigen dürfte. – Positiv überraschend die Bejahung der Verstaatlichung einzelner Banken, wie auch der Hinweis auf das britische Modell der Bankensanierung.
Halten Sie es nicht für möglich, dass die Solidarität in der Krise eine Renaissance erfährt?
Dörre: Wir erleben doch schon seit Jahren eine Entsolidarisierung mit der so genannten Unterschicht. Man erinnere sich an die Debatte der vergangenen Jahre: Stets hieß es, die Hilfeempfänger lebten auf Kosten der hart arbeitenden Bürger. Das war die gleiche Logik, mit der man den Abbau vieler sozialstaatlicher Absicherungen und die Flexibilisierungen am Arbeitsmarkt begründet hat.
Diese flexibleren Regeln sollten ursprünglich mehr Jobs schaffen.
Dörre: Ja, aber was hat es gebracht? Vor allem eine Zunahme von prekären Jobs, die nun im Abschwung als erstes wieder wegfallen. Mittlerweile arbeiten 22 Prozent aller Beschäftigten im Niedriglohnsektor. Im Aufschwung sollte dieser ein Sprungbrett in eine bessere Beschäftigung sein. Jetzt, in der Krise, ist es die Vorlage zum Absturz. Dahinter steckt aber noch eine weitere Logik, eine Art, den Kapitalismus zu denken, die gescheitert ist.
Wie lautet die?
Dörre: Es ist eine Logik, die keinen Widerspruch duldet. Wir müssen das tun, weil die Zeiten der Globalisierung es erfordern, war eine solche Formel. Dahinter steckt auch ein Konkurrenzdenken, ein System, das die Gesellschaft stets in Sieger und Verlierer teilt. In der das gesamte Leben nach Renditen ausgerichtet wird. Das werden die Menschen zunehmend nicht mehr hinnehmen. Überhaupt macht mir die Tatsache, dass die Kritik zunehmen wird, Hoffnung.
Quelle 1: Tagesspiegel
Quelle 2: Tagesspiegel
Erstens haben Journalisten nicht erfasst, welche Bedeutung die fehlende Regulierung außerbörslicher Derivate hatte, die im hohen Kreditwachstum nach der Internetblase den Großteil des Geschäftspartnerrisikos ausmachten. Zweitens haben Journalisten, mit wenigen Ausnahmen, die Risiken der impliziten Staatsgarantien für die Hypothekenbesicherer Fannie Mae und Freddie Mac nicht begriffen.
Drittens verstanden die Journalisten nicht, wie bedeutsam die Zunahme der außerbilanziellen Finanzgeschäfte der Banken war sowie welcher Zusammenhang zu den prozyklischen Basel-II-Bestimmungen und zum Gesamtkonzept der Verschuldung bestand. Viertens dauerte es zu lange, bis den Wirtschaftsjournalisten klar wurde, dass der Bankencrash schwerwiegende Folgen für die Realwirtschaft haben würde. Dasselbe gilt für Regulierer und Ökonomen. Zu lange haben zu viele Experten Finanzsektor und Realwirtschaft wie Paralleluniversen behandelt.
Quelle: FTD
Anmerkung WL: Ein mattes und eher abwiegelndes „Schuldbekenntnis“ des Chefredakteurs der Financial Times Deutschland.
Warum konnte eigentlich unser kleines Blog NachDenkSeiten schon seit Jahren vor dem Deregulierungswahn und von den Verflechtungen zwischen der Finanzwirtschaft und der Politik warnen? Albrecht Müller hat in einem Vortrag im Mai 2007 „Die Dominanz der Finanzwirtschaft. Oder: Kapitaltransferunternehmer versus Wertschöpfungsunternehmer“ geklagt . Wir haben schon im August 2007über „Die Blase – das Werk von Kriminellen, kriminellen Vereinigungen und Hehlern“ . Wir haben in zahllosen Beiträgen zur Privatisierung der Rente oder bei den PPP-Projekten schon vor 5 Jahren darauf hingewiesen, sie sehr sich die Politik in den Fängen der Finanzwirtschaft befindet. Wir haben die Förderung der Hedge-Fonds und des Derivathandels in Deutschland kritisiert als sie 2005 in die Koalitionsvereinbarung aufgenommen wurde.
Warum war das den großen Wirtschaftsredaktionen nicht möglich.
Dazu auch:
Gesetz gegen Steuerflucht: Steinbrücks Spätzünder
Stefan Welzk kommentiert das neue Gesetz gegen Steuerflucht; Darf man diesem Retter trauen?
Quelle: WDR 5 Politikum vom 23.04.09 Audiodatei ab Minute 3.00
Das ist nett und sieht besser aus als Nichtstun. Aber sinnvoll sind diese Vorschläge deswegen noch lange nicht – es sind Nebelkerzen der Hoffnung, mehr nicht.
Quelle: FTD
Anmerkung WL: Die Kritik von Maike Rademaker an den Gewerkschaften finde ich allerdings ziemlich ungerecht, was bleibt ihnen den anderes übrig, als ein Maximum an Absicherung zu fordern? Sind etwa die Gewerkschaften für die Wirtschafts- und Finanzpolitik zuständig? Haben Sie nicht schon seit längerem einen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik gefordert?
Die Bundesbürger würden auf die sinkenden Privatrenten nur mangelhaft reagieren. “In kaum einem anderen Industrieland sind Verbraucher in Finanzdingen so schlecht ausgebildet wie in Deutschland”, sagt der Verbraucherschützer. Wer sich im Alter auf den Staat verlasse, sei ohnehin “verraten und verkauft”. Das gelte nicht nur für die Rente sondern auch für andere Risiken wie Invalidität oder Pflege.
Quelle: Frankfurter Rundschau
Passend dazu:
Monsanto darf Verbot von Gen-Mais nicht kippen!
Der Gentechnik-Konzern Monsanto hat Klage gegen das Verbot des Gen-Mais MON810 eingereicht, das Landwirtschaftsministerin Aigner Mitte April erlassen hat. Per Eilentscheid will er die Aussaat von Gen-Mais doch noch durchdrücken. Aigner hat mit dem Verbot die berechtigten Sorgen der Bürger/innen ernst genommen und die Risiken von MON810 auf wissenschaftlicher Grundlage richtig eingeschätzt. Monsanto muss endlich respektieren, dass wir in einer Demokratie leben: Wir wollen keine Gen-Saat auf unseren Feldern.
Fordern Sie von Monsanto, seine Klage gegen das Verbot des Gen-Mais zurückzuziehen!.
Quelle: Campact
So schrieb der Focus im November 2008:
Für Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen kommt der Vorstoß höchst ungelegen. Sie hatte kürzlich eine Gesetzgebungsinitiative angekündigt, um Provider zur Sperre von Webseiten mit kinderpornographischen Inhalten für deutsche Kunden zu verpflichten. Dass das gleiche Mittel auch zum Schutz des staatlichen Lotterie-Monopols genutzt werden könnte, würde der Initiative die Glaubwürdigkeit nehmen.
Die wirklichen Hintergründe für die Intervention von Frau von der Leyen werden klar, wenn man sich mit ihrem familiären Umfeld näher beschäftigt. So ist ein Bruder von Frau von der Leyen, Herr Hans-Holger Albrecht Vorstandsvorsitzender der Firma MTG (Modern Times Group), eines schwedischen Medienunternehmens, das im Free-TV und Pay-TV Geschäft in Nord- und Osteuropa tätig ist. Unter der Ägide von Herrn Albrecht ist dieses Unternehmen schon einmal über seine Tochter Viasat in Konflikt mit der amerikanischen Börsenaufsicht geraten und hat sich durch eine Zahlung von 700.000$ von einer SEC Ermittlung aufgrund von zurückdatierten Optionen frei gekauft. In den letzten Jahren ist das Unternehmen nach diversen Umstrukturierungen verstärkt in einem neuen Bereich tätig geworden, dem Online-Glücksspiel. MTG erwarb Beteiligungen unter anderem an Bet24.com, einem maltesischen Online-Glücksspielanbieter, der seine Seriösität auf seiner Webseite mit Hinweis auf MTG als Mehrheitseigner unterstreicht, Schon 1997 hatte MTG gemeinsam mit mit Cherryföretagen und Pontus Lindwall das Joint Venture Net Entertainment gegründet, das Software für Online-Casinos entwickelt, deren Lizenzgebühren sich nach den Einnahmen der sie einsetzenden Casinos richten. Herr Albrecht und MTG haben also ein Interesse an möglichst vielen Online-Glücksspielern, egal woher sie stammen, solange sie das Geld in Online-Casinos lassen, die indirekt zu MTG gehören oder die Software von Net Entertainment einsetzen. Es ist also für Herrn Albrecht und MTG von Interesse, dass auch den Spielern aus Deutschland weiterhin ein ungehinderter Zugang zu den Online-Casinos an denen MTG beteiligt ist, möglich ist, auch wenn solche Angebote hierzulande nicht zulässig sind und die juristische Seite der Nutzung solcher Angebote schon einige Anwälte und Gerichte beschäftigt hat.
Quelle: Boocompany
Intendant Markus Schächter erklärte:
Wir hatten zwölf erfolgreiche Jahre miteinander“, äußerte aber auch „Verständnis dafür, dass Johannes Kerner jetzt nach neuen Horizonten strebt.
„Es gab schon länger Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung. Und die sind nun so ausgegangen, die Überraschung darüber war jetzt nicht riesig. Natürlich ist der Wechsel von Herrn Kerner ein Verlust für uns“
sagte der ZDF-Pressesprecher Alexander Stock zu WELT ONLINE.
Über die Gründe des Wechsel will Stock nichts sagen:
Nur soviel: Wir sind uns über die Konditionen nicht einig geworden.
In der Branche wird vermutet, dass der Privatsender “Sat. 1” Johannes B. Kerner mit einer extrem langen Laufzeit im Vertrag gelockt hat. Auch die Verquickung von Kerner als Moderator und Produzent seiner ZDF-Talkshow könnte eine Rolle gespielt haben.
Quelle: Welt
Anmerkung H.F: Endlich verliert das ZDF seine allabendliche Programmverflachung: Kerner geht dahin, wo er hingehört- zu Sat 1.
Sarah Nagel stellt in ihrer IMI-Studie “Hochschulen forschen für den Krieg” diese Aspekte der Militarisierung von Forschung und Lehre dar und geht auch auf Versuche von Angestellten und Studierenden ein, sich dagegen zu wehren. Die Studie enthält auch eine Liste aller Universitäten, von denen bekannt ist, dass sie u.a. Rüstungsforschung betreiben.
Quelle: Informationsstelle Militarisierung e.V. [PDF – 224KB]
Angie, das 7. Gebot und die Leiharbeit
Was hat Leiharbeit mit Angela Merkel zu tun und was mit dem siebten Gebot? Wer sind die Täter, wer die Opfer? Ein etwas ungewöhnlicher Aufklärungsfilm.
Quelle: Mindestlohn [Video]
Münte auf NDR2 zur Bad Bank
Quelle: NDR [Audio]
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