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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: ARD, ZDF etc. versagen in der neu aufgebrochenen Rentendebatte erneut – mit Polemik gegen die Gesetzliche Rente, mit dem Rückgriff auf den unseriösen Raffelhüschen als Sachverständigen usw.
Datum: 28. Juni 2017 um 17:52 Uhr
Rubrik: Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Lobbyorganisationen und interessengebundene Wissenschaft, Medienkritik, Rente, Riester-Rürup-Täuschung, Privatrente
Verantwortlich: Albrecht Müller
Am 26.6. wurde eine Bertelsmann-Studie zum Thema Altersarmut veröffentlicht. In ihren Berichten und Kommentaren sind die Tagesthemen, das Heute Journal, der Südwestfunk u.a.m wieder in ihre alte Rolle zurückgefallen. Sie engagieren sich wie vor 15 Jahren für die Interessen der Versicherungswirtschaft und nicht für die im Interesse der kommenden Rentnerinnen und Rentner notwendigen Lösungen der Probleme: nämlich für die Stärkung der Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rente – nach dem Vorbild Österreichs zum Beispiel, wo diese im Schnitt 800 € höher liegt als in Deutschland. Eine Leserin der NachDenkSeiten schrieb, die ARD sei eine „Verdummungsanstalt des öffentlichen Rechts“. Albrecht Müller.
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In der Tat kann man angesichts dieser neuerlichen Debatte nur mit Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen, dass ausgerechnet die zentrale ARD-Einrichtung in Hamburg, die Tagesschau, sich anmaßt, mit einer eigens gegründeten „Faktenfinder“-Einrichtung andere Medien kritisch zu begleiten. Allein schon die Debatte um die Rente und Demographie belegt die Manipulationsaktivitäten der ARD.
Im Folgenden wird versucht, den aktuellen Vorgang in den historischen Gesamtzusammenhang einzuordnen. Dazu skizziere ich die Einführung der staatlich geförderten Privatvorsorge, die dafür betriebene Erosion der Leistungsfähigkeit der Gesetzlichen Rente und die notwendige Propaganda zur Durchsetzung der Privatvorsorge, und dann einige Jahre später die Ratlosigkeit der Lobbyisten der Privatvorsorge, als sich die Riester-Rente als nutzloser teurer Missgriff erwies; und dann wird von ihrem am vergangenen Montag erkennbaren Neueinstieg in die Agitation für den falschen Weg zu berichten sein:
Die Kampagne für die Privatvorsorge habe ich in einer PowerPoint Dokumentation beschrieben. Siehe hier. Das Jahrzehnt zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2010 war angefüllt von dieser Agitation pro Privatvorsorge. Nicht nur die Bild-Zeitung, auch Öffentlich-rechtliche Sender haben sich mit viel Geld und viel personeller Kapazität an dieser Kampagne beteiligt. Diese damalige Kampagne zugunsten von Einzelinteressen ist ein Musterbeispiel dafür, dass öffentlich-rechtliche Medien wie auch die privaten Medien sich haben für private Interessen einspannen lassen und dafür auch Unwahrheiten verbreitet haben. Im konkreten Fall über die Haltbarkeit des Generationenvertrages. Dass dieser nicht mehr trage, war die zentrale Botschaft der Privatisierungs-Agitatoren.
Ein Teil der einschlägigen sogenannten Wissenschaft machte mit. Namentlich die Herren Raffelhüschen, Sinn, Rürup, Börsch-Supan, Miegel.
Es ist interessant zu beobachten, dass die etablierten Medien am allerwenigsten auf solche positiven Ausreißer ihrer eigenen Kolleginnen und Kollegen zurückgreifen. Die „Rentenangst“ wird von den Agitatoren der Privatvorsorge nicht oder selten zitiert.
Jetzt hätte man Einsicht, Nachdenken und Umorientierung erwarten können. Auch in der Sache, nicht nur in der Propaganda. Man hätte erwarten können, dass Politik, Medien und Wissenschaft zur Vernunft kommen und sich darauf verständigen könnten, so wie in Österreich zum Beispiel alle finanziellen und politischen Kapazitäten auf die Stärkung der Gesetzlichen Rente zu konzentrieren und damit auch ein für die meisten Menschen ausreichendes Rentenniveau zu erreichen. Das müsste bei etwa 53 % liegen. (Dazu siehe auch hier.
Offensichtlich haben sich CDU/CSU, vermutlich in der Person Schäuble, und SPD, repräsentiert durch die Sozialministerin Nahles, darauf verständigt, der Versicherungswirtschaft und den Banken aus der Patsche der Renditeschwäche zu helfen. Das lukrative Geschäftsfeld staatlich geförderte private Altersvorsorge soll ausgebaut werden. Und als Verkaufsargument soll helfen, dass die Gesetzliche Rente nicht besonders leistungsfähig bleibt.
Das von der SPD vorgelegte Rentenkonzept sieht ein Rentenniveau von 48 % vor, was keinesfalls zu einer auskömmlichen Altersvorsorge einer großen Anzahl von Menschen reichen wird; außerdem ist festgelegt worden, dass die Beitragssätze nicht über 22 % steigen dürfen. Das klingt wunderbar gut für die Arbeitnehmer, ist aber sozusagen hinterfotzig gemeint – verzeihen Sie den Ausdruck. Die Deckelung der Beitragssätze dient vor allem der Begrenzung der Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rente. Es soll Raum gelassen werden für die absurden Programme privat organisierter und staatlich geförderter Altersvorsorge. Bitte beachten Sie, dass ein Arbeitnehmer, der riestert, heute schon einen Beitragssatz von über 22 % erreicht. 4 % Riesterbeitrag plus aktueller Beitrag zur gesetzlichen Rente von 18,7 % macht 22,7%
Statt Rückkehr zur Vernunft haben wir in den letzten Monaten also die Rückkehr der Versicherungswirtschaft an die Schalthebel der Macht und der Entscheidungsbefugnis erlebt. Die SPD und die federführende Sozialministerin Nahles haben sich darauf konzentriert, die kommerzielle Altersvorsorge durch besondere Förderung der betrieblichen Altersvorsorge voranzutreiben.
Eine Vertreterin des SWR nutzt die traditionelle Angstmache mithilfe des demographischen Wandels. Noch nie etwas von der Veränderung der Produktivität gehört?:
„kurzerklärt
Wie sicher ist die Rente?
1995 finanzierten vier Arbeitnehmer einen Rentner. Heute sind es nur noch drei. Weil sich diese Entwicklung weiter fortsetzt, fragen sich viele junge Menschen: Wie sicher ist die Rente? Denn um das heutige Niveau zu halten, müsste der Staat massiv zuschießen.“
Von Sarah Walzer, SWR
Das war eine Auswahl der Reaktion unserer Haupt-Medien. Sie haben nicht begriffen, was die Stunde geschlagen hat. Sie hängen an ihrer eigenen alten Propaganda. FakeNews eben in Fortsetzung.
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