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Titel: “Haben Sie da drüben alle Ihren Verstand verloren?” So Putins Kommentar zum angeblichen Einfluss Russlands auf das US-Wahlergebnis.
Datum: 6. Juni 2017 um 13:09 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Wahlen
Verantwortlich: Albrecht Müller
Die Tagesschau berichtete gestern über ein Interview des US-Fernsehsenders NBC News mit dem russischen Präsidenten. Dort hat Putin die oben zitierte Frage gestellt. Völlig berechtigt. Denn bei der Meinungsbildung über den angeblichen Einfluss Russlands auf die Wahl in den USA haben vermutlich 90 % der Bürgerinnen und Bürger des Westens den Verstand verloren. „Wie soll der Einfluss auf das Wahlergebnis denn gelaufen sein?“ – diese Frage habe ich in letzter Zeit des Öfteren in meinem Umfeld gestellt. Nahezu alle Befragten hielten den Einfluss für möglich bis wahrscheinlich. Keiner konnte mir erklären, wie das geschehen sein soll. Albrecht Müller.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Putin warf den Medien vor, eine “Sensation aus dem Nichts” geschaffen zu haben. Er hat lt. Tagesschau bekräftigt, Russland habe sich nicht in die US-Präsidentenwahl eingemischt. Über seine Beziehungen zu dem neuen US-Präsidenten werde eine „Menge Unsinn“ erzählt.
Das kann die Tagesschau-Redaktion so nicht im Raume stehen lassen. Sie ergänzt deshalb die Meldung zum NBC/Putin-Interview so:
„US-Geheimdienste sehen das anders
US-Geheimdienste gehen davon aus, dass Russland auf die Wahl im vergangenen Jahr Einfluss genommen hat, um der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zu schaden. Ein Sonderermittler des Justizministeriums untersucht die Vorwürfe, ebenso der US-Kongress in diversen Ausschüssen. Trump gibt an, keine Verbindungen nach Russland zu haben.
Im Zuge der Ermittlungen in der Russland-Affäre wird der frühere FBI-Direktor James Comey am kommenden Donnerstag im US-Senat aussagen. Der Geheimdienstausschuss der Kammer will wissen, welche Rolle er bei der Einschätzung des FBI gespielt hat, Russland habe sich in die US-Wahl eingemischt.“
Machen Sie selbst einen Test, fragen Sie in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis mal nach, wie die Einmischung aus deren Sicht ausgesehen haben soll und kann. Und zwar konkret.
Sie werden zunächst feststellen, dass die Mehrheit Ihrer Bekannten etwas davon gehört hat, dass es diesen Vorwurf gibt.
Sie werden durch Nachfrage feststellen, dass die Mehrheit Ihrer Bekannten glaubt, das könne stimmen.
Und Sie werden weiter feststellen, dass kaum jemand erklären kann, wie das gegangen sein soll. Die von mir Befragten nahmen an, irgendwelche Hacker oder russischen Stellen verfügten über die E-Mail-Adressen von vielen US-Amerikanerinnen und Amerikanern und hätten diese über E-Mails beeinflusst. – Sie wurden dann allerdings bei meiner Nachfrage, ob sie sich von E-Mails von fremden Absendern bei ihrer Wahlentscheidung beeinflussen lassen, unsicher.
Am Ende der Gespräche löste sich der Vorwurf oft in Luft auf. Aber nicht immer. Der Vorwurf sitzt bei manchen tief, weil die Geschichte insgesamt dem neuen Feindbild entspricht.
Zweifeln ist die erste Bürgerpflicht
Der Vorgang insgesamt muss uns beschäftigen, weil daran sichtbar wird, wie manipulierbar wir sind und wie notwendig es ist, den Grundsatz zu verankern, zunächst einmal nichts zu glauben und vor alles, was uns erzählt wird, in die Klammer zu ziehen: Zweifeln!
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