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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 18. März 2009 um 9:28 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Kai Ruhsert
(KR/WL/AM)
Heute unter anderem zu diesen Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Brüssel – Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman hat seine Kritik an den europäischen Konjunkturprogrammen verschärft. Die Antwort Europas auf die Wirtschaftskrise sei “wirklich enttäuschend”, sagte Krugman bei einem Treffen mit EU-Industriekommissar Günter Verheugen in Brüssel. Die USA tun nicht genug, um die Krise zu bekämpfen, ergänzte Krugman, und Europa tue “weniger als die Hälfte dessen, was die USA tun. Das ist unzureichend”.
Verheugen wies die Kritik zurück. “Es ist noch ein bisschen zu früh, um zu beurteilen, ob die Konjunkturpakete wirken oder nicht”, sagte der EU-Industriekommissar. “Wir sind nicht sicher, ob es helfen würde, einfach mehr Geld in die Realwirtschaft zu pumpen – besonders, solange wir keine Gewissheit haben, dass der Bankensektor wieder richtig funktioniert.” Er erwarte deshalb “fürs erste” kein weiteres Konjunkturpaket, sagte Verheugen. (…)
Krugman sagte hingegen, nötig wären staatliche Ausgaben im Umfang von vier Prozent des BIP pro Jahr, und zwar “auf beiden Seiten des Atlantiks”. “In den USA sollten aufs Jahr betrachtet 600 Milliarden Dollar ausgegeben werden, in der EU rund 500 Milliarden Euro”, sagte der Wirtschaftsnobelpreisträger. Die EU-Staaten müssten demnach ihre Ausgaben, die sich selbst nach den Berechnungen der Kommission nur auf gut 400 Milliarden Euro pro Jahr belaufen, mehr als verdoppeln.
Quelle: SpiegelOnline
Anmerkung AM: An diesem kleinen Beispiel kann man sehen, welches Mittelmaß in Europa entscheidende Stellen besetzt. Angesichts einer dramatischen Entwicklung der realen Wirtschaft und angesichts der bedrückenden Folgen für alle, die Arbeit suchen, insbesondere auch für junge Leute, die von unserer verschlafenen Wirtschaftspolitik um ihre Berufschancen gebracht werden, erklärt der EU-Industriekommissar, er und die EU seien sich nicht sicher, ob es helfen würde, mehr Geld in die Realwirtschaft zu pumpen. Und dann behauptet er auch noch, er wolle warten, bis der Bankensektor wieder richtig funktioniert. Also erst muss das Casino wieder richtig eingerichtet sein, dann kann mehr für die Sicherung von Arbeitsplätzen getan werden.
Der Mann hat keine Ahnung davon, dass konjunkturpolitische Maßnahmen Zeit brauchen, bis sie wirken. Das war bisher schon der Fehler der herrschenden Gruppe in Brüssel und in Berlin. Steinbrück und Merkel haben auch gewartet, bis das Kind in den Brunnen gefallen war. Entsprechend ist das Konjunkturprogramm I und vor allem II angelegt. Es tritt zum Teil erst im Sommer und später in Kraft.
Bei dem geflossenen Geld an die Deutsche Bank und andere Institute handelt es sich unter anderem um Zahlungsströme von Kreditderivaten, einschließlich Credit Default Swaps (CDS). Technisch sind dies Swaps, ökonomisch sind es nichts anderes als Versicherungsleistungen. Die Deutsche Bank hat, wie andere Banken auch, ihr Anlagevermögen zum Teil mit diesen Produkten abgesichert. Durch Kreditderivate versichertes Vermögen galt als bombensicher. Bilanztechnisch wurde es anders behandelt als nicht abgesichertes Vermögen. Das Problem ist nur, dass die Versicherung selbst nichts wert ist, wenn die Versicherungsgesellschaft pleite ist. Der amerikanische Autor Nassim Taleb beschrieb die Logik dieser Produkte wie folgt: “Es ist so, als würde man eine Versicherung für die ,Titanic‘ kaufen von jemandem auf der ,Titanic‘.” Dass solche Produkte gekauft wurden, lag nicht nur daran, dass der Käufer die Absurdität dieser Produkte nicht verstand. Noch wichtiger war, dass sie die Möglichkeit boten, das risikogewichtete Kapital in der Bankbilanz zu frisieren. In dem Moment, wo die Versicherung fällig wird, kann sie nicht geleistet werden. Wir verstehen mittlerweile, warum sie doch geleistet wurde: Der amerikanische Steuerzahler hat die Zeche bezahlt.
Was passiert jetzt? Der US-Kongress wird alle Hebel in Bewegung setzen, um Kompensationen für Zahlungsleistungen an ausländische Banken zu erreichen. Vielleicht wird der Kongress darauf bei künftigen Zahlungsströmen dringen oder das Geld von den Heimatstaaten der Banken direkt zurückfordern. Denn die CDS sind noch längst nicht abgelaufen, und die größten Pleiten könnten noch bevorstehen. Die 12 Mrd. $, die an die Deutsche Bank und die Société Générale bezahlt wurden, sind daher auch kein Grund aufzuatmen. Sie zeigen, wie stark diese Institute von den Rettungsdienstleistungen des amerikanischen Staats auch jetzt noch abhängen. Wenn es dem US-Kongress gelingen sollte, diese Zahlungen auszusetzen oder gar Geld zurückzufordern, dann wird es sehr unangenehm für die betroffenen Institute beziehungsweise deren Regierungen. – Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Zockerei mit diesen gefährlichen Finanzprodukten immer noch weitergehen darf. Man muss diese Instrumente möglichst schnell aus dem Markt herausregulieren, indem man eine Börsenpflicht einführt beziehungsweise den gesamten Markt der Versicherungsaufsicht unterstellt.
Quelle: FTD
Die deutschen Jugendlichen wurden auch nach ihrer Mitgliedschaft in einer rechtsextremen Gruppierung oder Kameradschaft befragt. Dabei trat ein alarmierendes Ergebnis zutage: Der Anteil der Jungen, die Mitglied einer rechtsextremen Gruppe oder Kameradschaft sind (4,9 Prozent) ist genauso hoch wie der Anteil, die sich in einer sozialen Organisation (etwa Rotes Kreuz oder Technisches Hilfswerk) oder in einer politischen Partei engagieren. Mädchen sind seltener Mitglieder rechtsextremer Organisationen; der Durchschnitt der rechtsextrem vernetzten Neuntklässler liegt bei 3,8 Prozent. In manchen Gebieten Ost- und Süddeutschlands liegt diese Quote jedoch deutlich höher.
Quelle: FAZ
Siehe dazu den Forschungsbericht: Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt
Quelle 1: Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen, Langfassung [PDF – 2,0 MB]
Zusammenfassung:
Quelle: Zusammenfassung des Forschungsberichts [PDF – 124 KB]
Der 65 Mrd. Euro schwere deutsche Krankenhausmarkt ist bisher noch stark zersplittert. Die vier größten privaten Betreiber, die in den vergangenen Jahren massiv durch Zukäufe gewachsen sind, haben immer noch deutlich weniger als zehn Prozent Marktanteil. Asklepios gehört mit einem Umsatz von zuletzt 2,3 Mrd. Euro neben Helios, Rhön-Klinikum und Sana zu den großen privaten Klinikkonzernen.
Quelle 1: Handelsblatt
Quelle 2: Handelsblatt Interview mit Bernard Broermann, Gründer des privaten Klinikbetreibers Asklepios
Anmerkung WL: Zu dem von Broermann im Interview so gelobten Zukauf der Landesbetriebskrankenhäuser in Hamburg ist folgendes zu ergänzen:
Im Oktober 2007 wollten 2000 Mitarbeiter wieder zu ihrem alten Arbeitgeber, der Stadt, zurück. Viele Mitarbeiter wollten die Zustände in den privatisierten Krankenhäusern, wo unter Rentabilitätsdruck immer weniger Zeit für die Patienten bleibt, nicht weiter hinnehmen.
Der CDU-Senat hatte den Landesbetrieb Krankenhäuser privatisiert, obwohl sich in einem Volksentscheid 77 Prozent aller Hamburger Wahlbürger gegen die Privatisierung ausgesprochen hatten.
2006 zahlte Hamburg einen Zuschuss von 18,3 Millionen Euro und 2005 zahlte die Stadt 19,5 Millionen Euro an Asklepios weil der Senat dem privaten Klinikbetreiber ein bestimmtes Nettoumlaufvermögen zusicherte.
Nicht zu bestreiten ist, dass die öffentlichen Kliniken nach jahrelanger Unterfinanzierung und fehlenden Investitionen finanziell in schwieriger Lage sind, obwohl mehr als 100.000 Arbeitsplätze schon abgebaut wurden. Die Budgets der Kliniken sind bei stark steigenden Kosten gedeckelt worden. Seit Jahren setzt die Politik die Krankenhäuser auf Diät, so dass inzwischen eine Finanzierungslücke von angeblich 6,7 Milliarden Euro entstanden ist, um dann als Lösung die privaten Investoren wie rettende Engel einfliegen zu lassen.
In keinem vergleichbaren Land werden so viele und so große Krankenhäuser an private Investoren verkauft wie in Deutschland.
Die weitere Privatisierung von Krankenhäusern bedeutet eine weitere „Industrialisierung“ des Arztberufes. Fresenius/Helios wiesen bis zu 15 Prozent Gewinn aus. 2007 erzielten die großen privaten Klinikketten 7 Milliarden Euro Gewinn.
Siehe dazu auch nochmals: Bertelsmann: „Unser Gesundheitswesen braucht Qualitätstransparenz“
Nach langem Streit sollen die 2100 Kliniken in diesem Jahr rund drei Milliarden zusätzlich erhalten. Nach Auffassung der Krankenhausverbände, der Ärzte und Schwestern wird diese Erhöhung als viel zu niedrig erachtet, weil sie die Kostensteigerungen (selbst der Tarifsteigerungen) bei weitem nicht ausgleiche. Hinzu kommt, dass die Länder ihren Verpflichtungen zur Förderung der Krankenhausinvestitionen nicht nachkommen.
Der Weg vieler Kliniken in die roten Zahlen oder in die Privatisierung ist also vorprogrammiert.
Ergänzende Anmerkung AM: Man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass die hier avisierte neue Privatisierungswelle im Krankenhausbereich wie viel anderes Unheil die Folge der systematischen Verarmung der öffentlichen Hände darstellt und dass diese Tendenz mit Einrichtungen wie der Schuldenbremse für die Zukunft noch verstärkt wird.
Dass der Honorarstreit im Wahljahr 2009 kulminiert, ist einerseits folgerichtig, andererseits eine Ironie. Ironie deshalb, weil gerade Ärzte vor der Wahl mit dem Geldgeschenk befriedet werden sollten. Folgerichtig sind die Proteste deshalb, weil es durch die von der großen Koalition betriebene Zentralisierung der Gesundheitsreform einen Adressaten für Geldwünsche gibt: die Gesundheitsministerin. Ulla Schmidt (SPD) hat sich schon von den Protesten der Krankenhausbeschäftigten weichkochen lassen und Zusatzmilliarden für die Krankenhäuser besorgt. Deshalb versuchen die Kassenärzte das auch. In der bayerischen Regierung haben sie nun im Protest einen Verbündeten gefunden. Ministerpräsident Seehofer, dessen Partei die Gesundheitsreform mitverhandelt und -beschlossen hat, so wie die Staatsregierung sie im Bundesrat mitgetragen hat, hatte zwar noch im Herbst erklärt, die Zusatzgelder für die Ärzte würden „Wunder wirken“.
Inzwischen will er die Reform mit seinem Gesundheitsminister Söder (CSU) wieder rückabwickeln. Ein entsprechender Antrag in Bundesrat fand aber selbst bei den CDU-geführten Ländern keine Unterstützung. Auch bei den Ärzten nicht, die auf keinen Fall zu den alten Zeiten von Seehofer/Lahnstein zurückwollen.
Söder hat inzwischen, bei der FDP um Unterstützung werbend und deren Wählerklientel umgarnend, ein neues Modell auf den Tisch gelegt: Abschaffung der Kassenärztlichen Vereinigungen, Umstellung der ärztlichen Bezahlung auf eine Gebührenordnung. Mancher Arzt jubelt – in der Erwartung, er könne künftig jeden Kassenpatienten abrechnen wie einen Privatpatienten. Und auch das gehört letztlich zu den unerwarteten Ergebnissen – Risiken und Nebenwirkungen – dieser Gesundheitsreform: dass die CSU gegen CDU und SPD einen Gesundheitswahlkampf betreibt.
Quelle: FAZ
Anmerkung WL: Vielleicht haben Sie es ja selbst schon erlebt, nahezu jeder, der in letzter Zeit mit einem Arzt über die Honorare gesprochen hat, hört Klagen über kräftige Einbußen und über die Kassenärztlichen Vereinigungen als Verhandlungspartner gegenüber den Kassen. Als Beitragszahler fragt man sich, wo denn die Honoraranhebung von annähernd 3 Milliarden Euro eigentlich geblieben ist. Die Sachlage ist kompliziert und verwirrend. Auch die Ärzte selbst können offenbar die Situation nicht mehr überblicken – jedenfalls sind die Auskünfte widersprüchlich.
Der Beitrag in der FAZ scheint mir recht faktenreich und informativ zu sein.
Siehe dazu auch:
Wie die Kassenärztlichen Vereinigungen die Situation der Ärzte schlecht rechnen
Quelle: SWR Report
Der historischen Wahrheit zuliebe erinnert uns ein Leser daran, „dass die VdK-Präsidentin zwischen 1998 und 2002 als Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung und maßgeblich an der Aushöhlung der Gesetzlichen Rentenversicherung durch die Einführung einer kapitalgedeckten privaten Altersvorsorge – besser bekannt als Riesterrente – beteiligt war. Mit dem als “Rentenreform 2001” bezeichneten Altersvermögensgesetz (man beachte die Semantik) feierte Walter Riester im Bundesarbeitsblatt (Nr. 11/2001) die “durchgreifende Modernisierung der Alterssicherung”, das von den “Fünf Weisen” als ein “wichtiger und richtiger Schritt” in Richtung auf ein zukunftsfähiges Rentensystem gewertet worden sei. Einer der “Fünf” war damals übrigens bereits der sattsam bekannte “B. Rürup”.
Wenn Frau Mascher heute die Abschaffung der “mit dem größten Programm zum Aufbau von Altersvermögen in der Geschichte der Bundesrepublik” (W. Riester) eingeführten Kürzungsfaktoren fordert, sollte man ihr die Frage stellen, warum sie nicht bereits im Jahre 2001, als das Gesetz gegen alle Vernunft durch den Bundestag gepeitscht wurde, ihre Stimme erhob und auf die verheerenden Auswirkungen dieses politischen Handelns aufmerksam gemacht hat.“
Zwar zahlen die Familienkassen die 100 Euro gemeinsam mit dem Kindergeld an die erziehenden Mütter oder Väter aus. Aber der frühere Partner hat das Recht, in dem einem Monat seine Unterhaltszahlung um 50 Euro zu mindern. Anders als der Name suggeriert, ist die Sonderzahlung somit wohl eher ein Eltern- als ein Kinderbonus.
Quelle: Berliner Morgenpost
Anmerkung WL: Wenn man sich wie Familienministerin von der Leyen vor allem um die Kinder und Familien bemüht, die bereits auf der Sonnenseite stehen, dann passiert es halt, dass gerade diejenigen, die es am nötigsten hätten, im Schatten zurückbleiben.
Siehe dazu auch:
Kritik am Stil der Familienministerin wächst
Quelle: Tagesspiegel
Anmerkung AM: Jetzt beten wir dafür, dass Bert Rürup nicht seinen Ansprechpartner verliert.
Indirekt würden solche Zahlungen an Parteien die gesetzlich gedeckelte Summe von 133 Millionen Euro ausweiten, die für staatliche Zuwendung vorgesehen ist. Däke ruft die Politiker deshalb dazu auf, solche Spenden nicht anzunehmen. Doch viele Politiker halten sie für legal: Nach dem Parteiengesetz sind Parteispenden nur den Unternehmen verboten, die zu mehr als 25 Prozent dem Bund, den Ländern oder den Kommunen gehören. Unter den Banken, die bislang vom Rettungsfonds profitieren, trifft dies nur auf die Commerzbank zu, an welcher der Bund nun mit etwas mehr als einem Viertel der Aktien beteiligt ist. Die anderen Banken dürften also spenden. Allerdings dachte wohl im Jahr 2002, als dies im Gesetz verankert wurde, noch niemand daran, dass ein Wirtschaftszweig einmal so umfangreich unterstützt werden müsste.
Quelle: Frankfurter Allgemeine
Glaubt man den Lobbyisten der Energiekonzerne, dann ist der Stein der Weisen gefunden. Man braucht das Klimagas CO2 nur in den Kraftwerken abtrennen und dann im Untergrund oder am Boden der Ozeane einlagern, und schon sind alle Energie- und Klimaprobleme gelöst.
Bei den Umweltverbänden wird der Referentenentwurf äußerst kritisch gesehen. Mit heißer Nadel sei er gestrickt und keine Regeln für die finanzielle Belastung der öffentlichen Haushalte vorgesehen, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe. “Ein überstürzt erarbeitetes CCS-Gesetz nützt allein denjenigen, die weiterhin auf überkommene Energieversorgungsstrukturen mit unflexiblen Großkraftwerken setzen”, heißt es in ihrer Stellungnahme.
Quelle: Telepolis
Stefan Reinecke rezensiert in der TAZ:
Steinmeier, der Mann aus dem Hintergrund, soll eine Geschichte, einen Geruch, ein Antlitz bekommen. Dazu taugt “Mein Deutschland” allerdings nur bedingt. Es ist ein amphibisches Buch: ein Viertel lesenswerte Biografie, drei Viertel schwergängige Politprosa. Steinmeier verteidigt die Agenda 2010 energisch, ohne der Debatte Neues hinzuzufügen. Für die Zukunft schwebt ihm eine Art renovierte Deutschland AG vor, mit enger Kooperation von Unternehmen und Gewerkschaften und “geduldigem”, langfristig orientiertem Kapital (…)
Was fehlt, ist jeder Anflug von Selbstkritik. Man erfährt zwar allerlei Details aus der niedersächsischen Landespolitik der 90er-Jahre – aber nichts über Murat Kurnaz. Auch der von der Krise beflügelte sanfte Linksschwenk würde eher einleuchten, wenn sich auf 244 Seiten wenigstens ein kritischer Halbsatz über die Zulassung von Hedgefonds unter Rot-Grün oder die beschleunigte Spaltung in Arm und Reich in der rot-grünen Ära fände.
Quelle: TAZ
Anmerkung WL: Ist es nun eine Unterstützung des rechten SPD-Flügels, dass gerade Bertelsmann diesen „Ladenhüter“ verlegt? Oder hat die SPD so viele Geschenkbücher für Reklamezwecke vorbestellt, dass daraus noch ein lohnendes Geschäft wird?
Jedenfalls ist es ziemlich bezeichnend, dass Steinmeier offenbar keinerlei Berührungsängste gegenüber Bertelsmann hat. Vermutlich stimmt er mit der politischen Linie der Bertelsmann Stiftung völlig überein.
In der von uns beobachteten Zeit bis zur neunten Klasse konnte die Gesamtschule soziale Unterschiede durchaus reduzieren. Es hatte nur keinen dauerhaften Einfluss.
Quelle: FR
Statt „Provinzialismus und Wettbewerbsföderalismus“, die auf dem Rücken von Schülern, Eltern und Lehrkräften ausgetragen würden, sei gesamtstaatliches Handeln bei der Bedarfs- und Angebotsplanung nötig. Außerdem müssten alleLänder junge Menschen für den Lehrerberuf werben. Damit der Beruf attraktiver werde, seien bessere Rahmenbedingungen wie kleinere Klassen und eine deutlich bessere Bezahlung erforderlich.
Quelle 1: GEW
Quelle 2: GEW-Jahresbericht 2007 zum Lehrerarbeitsmarkt [PDF – 131 KB]
Anmerkung von Margarethe Gorges: Dann halten sich die pädophilen Priester und die Priester, die Kinder mit ihrer „Haushälterin“ haben, wenigstens an ein Gebot – keine Kondome zu nutzen; ganz im Sinne des Heiligen Vaters.
Sorry, es ist unerträglich!
Meine Kusine Sr. Edgitha Gorges ist Dominikanerin und Ärztin in Ghana und kämpft dort Tag für Tag gegen AIDS, woran hunderttausende Kinder sterben. Wütend und hilflos machen diese Worte des Papstes. Ein “spirituelles Erwachen” und “Freundschaft für die Leidenden”…, wenn Sie im Sterben liegen ja, das leisten die Ärztinnen und Schwestern dort, ABER sie müssten nicht sterben, wenn die Kirche VORHER helfen würde – und dazu gehören KONDOME!
Mir wird einfach nur schlecht, wenn ich von solch‘ unfassbarem Realitätsverlust lesen muss!
Auf dem Subkontinent sind die Medien zu 80 bis 90 Prozent in Händen mächtiger Familien und Wirtschaftsgruppen. Einige Medienkonzerne konnten ihre marktbeherrschende Stellung im Schutze von Militärdiktaturen auf- und ausbauen. Die einstigen Propagandisten autoritärer Macht erteilen nun Lektionen in Demokratie. Jeder Versuch, die Medien zu demokratisieren, stößt auf ihren Widerstand.
Öffentliche Lizenzen werden von medialen Großgrundbesitzern wie ewiges feudales Erbrecht verstanden, Lizenzentzug als Attentat gegen die Pressefreiheit denunziert.
Quelle 1: DLF
Quelle 2: mp3-Datei zum Nachhören
Anmerkung AM: Hochinteressant.
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Stuttmann – Konjunkturforscher bei der Arbeit
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