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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise der Woche
Datum: 18. März 2017 um 8:00 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
Am Wochenende präsentieren wir Ihnen einen Überblick über die lohnenswertesten Beiträge, die wir im Laufe der vergangenen Woche in unseren Hinweisen des Tages für Sie gesammelt haben. Nehmen Sie sich ruhig auch die Zeit, unsere werktägliche Auswahl der Hinweise des Tages anzuschauen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (CW)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Ursprünglich hatten wir geplant, in unserer Wochenübersicht auch auf die lohnenswertesten redaktionellen Beiträge der NachDenkSeiten zu verweisen. Wir haben jedoch schnell festgestellt, dass eine dafür nötige Vorauswahl immer damit verbunden ist, Ihnen wichtige Beiträge vorzuenthalten. Daher möchten wir Ihnen raten, am Wochenende doch einfach die Zeit zu nutzen, um sich unsere Beiträge der letzten Wochen (noch einmal) anzuschauen. Vielleicht finden Sie dabei ja noch den einen oder anderen Artikel, den es sich zu lesen lohnt. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
dazu: Die niederländische Regierung verliert – die Linke auch! Rassismus und der Rechtsruck in den Niederlanden
Die niederländische Regierung ist abgewählt, so muss das Fazit der gestrigen Wahl lauten. Der Niedergang der niederländischen Sozialdemokratie war schon lange befürchtet wurden, dass sie mehr als 75 Prozent ihrer Sitze (-29 Sitze) verloren hat, ist dennoch überraschend, auch wenn es sich in den den Trend des Niedergangs europäischer sozialdemokratischer Parteien einreiht. Die niederländische PvdA hat ebenso wie ihre Schwesterparteien Pasok (Griechenland) 2012 und Labour (Irland) 2016 massiv an Zustimmung eingebüßt, nachdem sie sich an einer mitte-rechts Regierung beteiligt hat, die neoliberale Programme beschloss. Im Gegensatz zu Irland und Griechenland profitierte allerdings nicht die Linke, welche in Form der SP sogar einen Sitz verlor, sondern die linksliberalen Kräfte.
Quelle: Die Freiheitsliebe
dazu: Der IPPNW-Body Count im Bundestag
Am 26. Januar 2016 befasste sich der Bundestag in einer Plenardebatte mit der Großen Anfrage an die Bundesregierung zu den „Erfahrungen aus 14 Jahren Krieg gegen den Terror – eine Bilanz in Irak, Afghanistan, Pakistan“. Die Anfrage wurde durch die Fraktion der „Linken“ eingebracht. Den Anstoß dazu gab die 2015 international publizierte IPPNW-Metaanalyse: „Body Count – Opferzahlen nach zehn Jahren „Krieg gegen den Terror“. (…) Trotz weitaus längerer Redezeit konnten die Beiträge aus der Regierungskoalition nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Frage nach den Opferzahlen durch westliche Kriegseinsätze keine Bedeutung beigemessen wird – und zwar deshalb, weil die Bundesregierung in keiner Weise Interesse zeigt, die Konsequenzen der Militärinterventionen im Krieg gegen den Terror aktiv zu untersuchen und damit auch die Politik der militärischen Terrorbekämpfung in Regierungsentscheidung in Frage zu stellen. (…) In der voluminösen, aber inhaltlich dünnen schriftlichen Antwort der Bundesregierung heißt es: „Die Bundesregierung führt keine eigenen quantitativen Studien und Statistiken zu Opfern in Ländern, in denen die Bundeswehr militärisch beteiligt ist.“ In den Redebeiträgen gaben sich die Redner der Regierungskoalition zwar kritisch gegenüber Auslandseinsätzen der Bundeswehr – dies erscheint angesichts der konformen Entscheidungen der Regierungen seit dem Jugoslawienkrieg mit den tatsächlich wirksamen Kriegszielen unglaubwürdig. Die Kriegsziele der NATO – und damit auch der Bundeswehrbeteiligungen: Eindämmung Russlands und Chinas, Sicherung von NATO-Marionettenregimen in rohstoff- und opiumreichen Regionen, Sicherung des Dollar als Leitwährung und ungehinderter Zugriff für westliche Konzerne werden weiterhin verheimlicht.
Quelle: IPPNW Blog
dazu: Drohnenmorde werden ausgeweitet
„Die neue amerikanische Regierung setzt offenbar auf eine Ausweitung gezielter Tötungen durch Drohnen. Vorgaben zum Schutz von Zivilisten sowie andere Regel sollen abgeschwächt oder abgeschafft werden. Außerdem hat Präsident Trump der CIA wieder das Recht gegeben, Terrorverdächtige zu töten“, meldet die FAZ.
Nach wie vor nehmen sich die Vereinigten Staaten das Recht heraus, auf der ganzen Welt Menschen zu töten, die sie als Terroristen verdächtigen. Der Tod Unschuldiger wird dabei in Kauf genommen. Offensichtlich stellt man sich in den USA nicht die Frage, was passiert, wenn die „Terroristen“ in den betroffenen Ländern ebenfalls in den Besitz von Drohnen kommen und die Fähigkeit entwickeln, mit diesen Drohnen „Terroristen“ in anderen Ländern zu töten. Zumindest aus der Sicht der Familien, die bei diesen Drohnenmorden unschuldige Angehörige verlieren, sitzen die eigentlichen Terroristen in den USA. Das Empörendste: Die Verbrecher-Organisation CIA, die schon so viel Unheil in der Welt angerichtet hat, soll wieder die Lizenz zum Töten bekommen. Auch Trump wird zur Marionette des militärisch-industriellen Komplexes der USA.
Quelle: Oskar Lafontaine via Facebook
und: Cash für die Airbase Ramstein: Millionen und mehr Personal für US-Flugplatz
Es ist ein gigantisches Projekt: Die USA planen, für rund 95 Millionen Euro den US-Flugplatz in Ramstein auszubauen. Außerdem soll der Standort personell verstärkt werden. […]
Ramstein profitiert von Personal und Angehörigen
Bürgermeister Hechler zeigte sich erfreut von den US-Plänen. Ramstein werde zwar nicht größer, aber auf der Liegenschaft werde es Zuwachs geben. „750 Dienstposten mehr, das heißt es könnte sein, dass mit Familienangehörigen bis zu 2.000 Menschen mehr hier leben. Die nutzen die Schulen, die kommen in die Kindergärten, gehen natürlich auch in die Geschäfte, nutzen das Gewerbe.“ Mit jedem Einwohner gewinne man zudem Schlüsselzuweisungen des Landes hinzu, sagte Hechler dem SWR.
Quelle: SWR
Mail einer NachDenkSeiten-Leserin an den SWR:
Betreff: US-Basis Ramstein Beitrag vom 14.03.2017
Welch ein einseitiger Beitrag. Wo sind die anderen Meinungen? Verdienen an Arbeitsplätzen, die unmittelbar von Kriegseinsätzen in anderen Ländern abhängen! Drohneneinsätze, die unschuldige Menschen treffen, und die Leute freuen sich über ihren Verdienst daran. Sind das die christlichen Werte des Abendlandes? Sollten sie weiterhin solch einseitige Berichterstattung zeigen, werde ich die Sendung nicht mehr ansehen!
Anmerkung Albrecht Müller: An dieser Meldung und der Kommentierung durch Bürgermeister und Medien wird sichtbar, wie Restauration aussieht. Noch in den achtziger und Anfang der Neunzigerjahre haben Abgeordnete und Bürgerinnen und Bürger gemeinsam für Konversion, also für den Ersatz militärischer Tätigkeit durch zivile Tätigkeit geworben und gekämpft. Jetzt decken Arbeitsplätze, vermehrte Schlüsselzuweisungen und die Umsätze der Geschäfte in der Region alles zu – auch Mord und Totschlag, der von Ramstein ausgeht.
dazu: Verteidigungshaushalt: Wohin mit den Milliarden?
Das Kabinett hat einen kräftig wachsenden Wehretat auf den Weg gebracht. Eigentlich ein Grund zur Freude für Verteidigungsministerin von der Leyen. Doch eine sinnvolle Verwendung für das Geld ist gar nicht so leicht zu finden.
Quelle: Tagesschau
und: von der Leyen zahlt Millionen für Unternehmensberater
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will die Rüstungseinkäufe im Ministerium mit Hilfe einer Millioneninvestition für effizienter machen. Wie die Zeitschrift „Spiegel“ berichtet, hat der Haushaltsausschuss des Bundestags am vergangenen Mittwoch den ersten Teil eines 100 Millionen Euro umfassenden Budgets freigegeben, mit dem externe Berater finanziert werden sollen.
Mit dem „bisher größten Etat eines Bundesministeriums für Experten von außen“ wollten von der Leyen und Staatssekretärin Katrin Suder, die früher selbst Partnerin beim Beratungsunternehmen McKinsey war, Großvorhaben wie den Kauf von Kriegsschiffen oder Kampfjets von Externen statt von eigenen Beamten abwickeln lassen, schreibt der „Spiegel“.
Nach einer internen Vorlage für die Haushaltsleitung sollen sich allein die Jahreskosten für nur einen Experten des Beratungsunternehmens Ernst & Young demnach auf 185.402 Euro belaufen.
Für einen Mitarbeiter von KPMG kalkuliere das Ministerium für „200 Arbeitstage mit je 8,2 Stunden“ pro Jahr sogar 239.071 Euro ein, zuzüglich Reisekosten. Ein hauseigener Rüstungsfachmann koste das Ministerium demnach maximal nur rund 111.000 Euro.
Wie der „Spiegel“ schreibt, rechtfertige von der Leyen das Vorhaben damit, dass im Ministerium und im zuständigen Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr rund 1400 Stellen gar nicht besetzt seien.
Quelle: Frankfurter Allgemeine
dazu: Arm trotz Arbeit – das ist das Problem
Zu sagen, den Menschen in Deutschland gehe es heute so gut wie noch nie, sei oberflächlich und undifferenziert, meint Christoph Butterwegge. Denn auch hier gebe es inzwischen viele „Working Poor“ – weil jeder vierte Job im Niedriglohnsektor sei.
13 Millionen Menschen gelten dem Paritätischen Wohlfahrtsverband zufolge hierzulande als arm. Gleichzeitig erlebt Deutschland derzeit mit 43,5 Millionen einen Beschäftigungshöchststand. Wie geht das zusammen? Die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse sage nichts über deren Qualität aus, meint der Armutsforscher Christoph Butterwegge. Fast ein Viertel der Beschäftigten sei im Niedriglohnsektor tätig und das bedeute ein Leben am Rande der Armut.
„Heute haben wir das Problem von Multijobbern“, sagte Butterwegge im Deutschlandradio Kultur. „Da haben Menschen gleich mehrere Beschäftigungsverhältnisse. Morgens tragen sie Zeitungen aus. Mittags arbeiten sie im Schnellrestaurant und abends fahren sie vielleicht noch Pizzen rum und können kaum über die Runden kommen.“
Diese „Working Poor“ machten einen Großteil des Armutsproblems in Deutschland aus. „Also eine Situation, dass Millionen von Menschen arm sind, obwohl sie arbeiten, manchmal sogar Vollzeit und nicht in Leiharbeit oder in Teilzeit oder in Mini- oder Midi-Jobs“, so der Armutsforscher. „Wenn eine solche Situation besteht, dann muss man zur Kenntnis nehmen, dass die Arbeit alleine nicht reicht.“
Quelle: Deutschlandradio Kultur
Anmerkung JK: Steuervermeidung und Steuerhinterziehung fügen allen Volkswirtschaften der EU immensen Schaden zu. Schätzungen zufolge verliert Deutschland jährlich rund 100 Milliarden Euro an Steuereinnahmen durch Steuerhinterziehung. All dies ist politisch gewollt oder wird mindestens politisch geduldet, wie obiger Bericht belegt, wie die skandalöse Privilegierung millionenschwerer Firmenerben in Deutschland belegt.
Anmerkung Carsten Weikamp: Lesen Sie dazu auch Jens Bergers Beitrag Italien führt eine Pauschalsteuer für Superreiche ein – eine neue Runde im Rattenrennen um die niedrigsten Steuersätze ist eröffnet
Anmerkung André Tautenhahn: Was zunächst wie ein kritischer Beitrag zur Riester-Rente aussieht, ist in Wirklichkeit ein Plädoyer für die private Altersvorsorge. Man müsse halt nur Mängel in der Kommunikation abstellen, schmissige Namen für Beipackzettel erfinden und somit wieder Lust auf den Inhalt erzeugen, meint der Autor. Nur: Die Kompliziertheit der privaten Altersvorsorge ist doch gewollt. Sie ist nötig, um zu verschleiern, wer wirklich an ihr verdient.
dazu: Norbert Blüm: „Die Rente ist den Finanzhaien ausgeliefert worden“
Unser Rentensystem ist in den vergangenen Jahren systematisch ramponiert worden. Je mehr es dem Kapitalmarkt ausgeliefert wird, desto größer sind die Risiken für die Menschen. Ich verteidige nach wie vor das alte, umlagefinanzierte Rentensystem. Es ist das sicherste, was wir bieten können. Es hat in den vergangenen hundert Jahren zwei Weltkriege überstanden, eine Inflation und auch die Währungsreform. Von der Privatversicherung lässt sich das nicht behaupten. Deren vergangene hundert Jahre waren hundert Jahre gebrochener Versprechungen. […]
Die Riester-Rente hat das Rentenniveau abgesenkt. Das bekommen jetzt vor allem die Schwächeren zu spüren, die sich keine Riester-Rente leisten können. Sie zahlen inzwischen für die Stärkeren. Auf solch eine schräge Idee ist selbst Bismarck nicht gekommen.
Schwache zahlen für Starke? Das müssen Sie erklären.
Blüm: Der Verkaufschef eines Unternehmens schließt eine Riester-Rente ab. Er kann sich das finanziell leisten. Die Verkäuferin des gleichen Unternehmens ist dazu aber kaum in der Lage, weil sie ihren geringen Verdienst komplett zum Leben braucht. Deshalb sinkt ihre Rente. Denn der vierprozentige Beitrag zur Riester-Rente geht in die allgemeine Rentenberechnung ein. Er senkt so das Rentenniveau. Und zwar auch für diejenigen, die gar keine Riester-Rente bekommen. […]
Bei älteren Menschen hingegen hat der Ruf der Riester-Rente inzwischen massiv gelitten.
Blüm: Das wundert mich nicht. Denn sie sehen mittlerweile: Die lange verschwiegenen Verwaltungskosten der Privatversicherung machen ihnen einen Strich durch die schönen privaten Rentenversprechungen. Sie sind deutlich höher als die der staatlichen Rentenversicherung. Bei letzterer fließen gerade einmal 1,5 Prozent der Einnahmen in die Verwaltung. Bei den Privatversicherungen sind es 25 bis 30 Prozent. Diese Unternehmen brauchen halt Geld für ihre Drückerkolonnen, für ihre Werbung und für die Dividenden ihrer Aktionäre. Die Riester-Rente garantiert deshalb auch nicht die Auszahlung aller eingezahlten Beiträge, sondern nur den Sparbeitrag, also die eingezahlten Beiträge abzüglich der Verwaltungskosten.
Quelle: Aachener Nachrichten
dazu: Kein Dank für die Steuerzahler
Die Folgen der Energiewende haben bei Eon zum höchsten Verlust in der Firmengeschichte geführt. Wenigstens wird nun Klartext geredet. Die Lieblingsvokabeln der Eon-Vorstände waren bemerkenswert: Vom „Befreiungsschlag“ war bei der Bilanzvorstellung am Dienstag oft die Rede, von „Lasten der Vergangenheit“, derer man sich nun mit Sonderabschreibungen entledigt. Und auch von einem „Schlussstrich“. „Danke, liebe Steuerzahler“, hätte Firmenchef Johannes Teyssen fairerweise hinzufügen müssen. Denn diese Perspektiven für den Konzern eröffnete erst der Beschluss der Bundesregierung, die Atomkonzerne aus der Haftung für ihren Strahlenmüll zu entlassen. Das Gesetz ist verabschiedet, der dazugehörige Vertrag mit den Konzernen unterschriftsreif.
Quelle: taz
dazu: TruLies, Fake News und der überaus heldenhafte Kampf von Heiko Maas für die Wahrheit der Regierenden
Um zu verstehen, worum es beim transatlantischen Kampf gegen „Fake News“ geht, hilft es, bei einflussreichsten Quellen nachzulesen, etwa beim World Economic Forum, dem Club der größten international tätigen Unternehmen, überwiegend aus den USA. Ihre Rezepte werden genauso auch bei uns angewandt, mit der gerade gestarteten „TruLies“-Kampagne zur Verteidigung der Bundesregierung und der EU-Kommission gegen „populistische“ Kritik und von unserem Justizminister mit seinem geplanten Fake-News-Zensurgesetz.
Das World Economic Forum (WEF) ist nach Eigenangaben „entschlossen, den Zustand der Welt zu verbessern“, und „ist die Internationale Organisation für Öffentlich-Private-Partnerschaft“. Sein Tun erschöpft sich bei weitem nicht darin, jährliche Milliardärstelldichein in Davos zu veranstalten. Nein, der Zustand der Welt für die Reichen und Mächtigen wird auch durch den Kampf gegen Fake News verbessert. Wie das geht, legt Aleksander Dardeli auf der „Agenda“-Website des WEF unter dem Titel „Can we control fake news?“ dar.
Quelle: Norbert Häring
Anmerkung Paul Schreyer: Norbert Häring bringt es auf den Punkt: „Der Kampf gegen Fake News und falsche Meinungen ist ein Kampf für die Wahrheit der Regierenden.“
und: Juristen halten Maas‘ Gesetz gegen „Fake News und Hate Speech“ für verfassungs- und europarechtswidrig
Der Meinung, dass der Entwurf „gleich mehreren Gründen offensichtlich verfassungswidrig“ ist, ist auch der Telekommunikations- und Medienrechtsexperte Dr. Simon Assion. (…) Er hält bereits den „Ansatz“ des Gesetzentwurfs für „verfehlt“, weil „ungenaue und interpretationsoffene“ Ausdrücke wie „Hate Speech“ und „Fake News“ als „politische Kampfbegriffe“ seiner Ansicht nach „kein tauglicher Ansatz für Regulierung“ sein können. „Wer den Begriff ‚Hate Speech‘ gebraucht, so Assion, „der zeigt, dass es ihm weniger um den Schutz der persönlichen Ehre der Betroffenen geht, sondern mehr um die Eindämmung ganz bestimmter Meinungen und Äußerungen.“ Demokratie lebt ihm zufolge aber „davon, dass die Bürger den Staat kontrollieren und steuern, nicht umgekehrt.“ Und sie „funktioniert nur, wenn sich Bürger unbefangen untereinander austauschen können und die Institutionen, die diesen demokratischen Austausch unterstützen – die Medien – dabei nicht behindert werden.“
Quelle: Telepolis
Anmerkung Paul Schreyer: Die Bewegung „Pulse of Europe“, von der im Artikel die Rede ist, und die seit kurzem jeden Sonntag in vielen Städten Demonstrationen veranstaltet, erscheint als ein weiteres Symptom für die Sprachlosigkeit zwischen den Lagern. Ich war am vergangenen Sonntag auf der Durchreise zufällig selbst Zeuge einer dieser Demonstrationen am Bahnhof von Hannover. Einige hundert freundliche und sympathisch wirkende Menschen schwenkten EU-Fahnen und wollten offenkundig „Gutes tun“ angesichts von Trump, Brexit etc. Nur – welcher AfD-Wähler wird sich durch das freundliche Schwenken von Fahnen und pauschale Absichtserklärungen argumentativ überzeugen lassen? Wo ist der ernsthafte Dialog mit der Gegenseite, wo das Bewusstsein für diejenigen gesellschaftlichen Probleme, welche Trump oder der AfD die Wähler zutreiben? Es scheint – leider – alles sehr oberflächlich und naiv.
Anmerkung Carsten Weikamp: Lesen Sie dazu die Leserreaktionen auf Albrecht Müllers Versuch der Einordnung der Bewegung: Erhellende Lesermails zu Pulse of Europe: ein ziemlich übles PR-Machwerk.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=37452