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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 20. Januar 2009 um 8:50 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Kai Ruhsert
(KR/AM)
Heute unter anderem zu diesen Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung Orlando Pascheit: In der Diskussion um die Frage, welche Länder geeignet wären, an einer Europäischen Währungsunion teilzunehmen, wurde seinerzeit von einer Minderheit die Auffassung vertreten, dass dies nur für Länder günstig sei, die über eine ähnlich hohe Produktivität verfügten und auf exogene Schocks ähnlich reagieren würden. Bekanntlich wurde auf politischer Ebene diese Art von realwirtschaftlichen Kriterien ignoriert und auf die sog. Maastrichtkriterien gesetzt.
Heute haben wir die Situation, dass eine Gruppe von Ländern, nicht zuletzt wegen der Lohndumpingpolitik Deutschlands, in ihrer Wettbewerbsfähigkeit stark zurückgefallen sind und ihren Produktivitätsrückstand innerhalb einer Währungsunion z.B. nicht mehr über das Instrument des Wechselkurses auffangen zu können. Hinzukommt, dass die Eurozone, wie der Rest der Welt, vom Schock einer aufziehenden Weltwirtschaftskrise getroffen werden. Dieser Schock trifft die Euroländer unterschiedlich stark. In der Folge wechseln die Risiken (und damit auch die spekulativen Kräfte) innerhalb einer Währungsunion von den Devisen- auf die Wertpapiermärkte. Gegenwärtig reagieren die Märkte auf diesen Sachverhalt mit einer Ausweitung der Zinsdifferenz (Spread) etwa zu deutschen Staatspapieren. Ganz im Hintergrund wirkt hierbei die no-bail out Klausel‘ (Art. 104b EGV), d.h. kein anderes Land bzw. die Eurozone insgesamt würde im Falle eines Staatsbankrotts diesen Ländern zu Hilfe eilen. Die Sonntagsveranstaltung Währungsunion ist vorbei. Es rächt sich, dass sich einige Länder voreilig, bei einer kaum ausgeprägten europäischen Solidarität, einer durch die WU intensivierten Strategie des ‚survival of the fittest‘ unterworfen haben.
What I suspect is that policy makers — possibly without realizing it — are gearing up to attempt a bait-and-switch: a policy that looks like the cleanup of the savings and loans, but in practice amounts to making huge gifts to bank shareholders at taxpayer expense, disguised as “fair value” purchases of toxic assets.
Why go through these contortions? The answer seems to be that Washington remains deathly afraid of the N-word — nationalization. The truth is that Gothamgroup and its sister institutions are already wards of the state, utterly dependent on taxpayer support; but nobody wants to recognize that fact and implement the obvious solution: an explicit, though temporary, government takeover.
Quelle: Krugmans Blog
Anmerkung KR: Das ist durchaus auch für die deutsche „Bad bank“-Diskussion von Relevanz.
Anmerkung KR: Dass niemand die Krise habe kommen sehen, stimmt nicht.
Im übrigen stehen öffentlichen Verbindlichkeiten immer entsprechende Forderungen gegenüber. Diese Bundeswertpapiere werden mit den Schulden vererbt. Die Zinsen zahlen die zukünftigen Steuerzahler an die künftigen Wertpapierbesitzer. Diese Umverteilung berührt die Frage der Gerechtigkeit innerhalb der Generationen. Aber das ist für die FDP offenbar kein Thema. Von Mario Müller.
Quelle: FR
Doch der Boom geht nach Auffassung der Gewerkschaft Nahrung–Genuss–Gaststätten (NGG) vielfach auf Kosten der Mitarbeiter. „Nach außen wird eine Glitzerfassade aufgebaut, aber in den Betrieben sind die Bedingungen oft zum Kotzen“, sagt Gewerkschafts-Sekretär Sebastian Riesner. Er schätzt, dass in weniger als 20 Prozent der Gaststätten und maximal der Hälfte aller Hotels nach Recht und Gesetz gearbeitet wird. Vielfach würden Mitarbeiter zu Schwarzarbeit genötigt, unter Tarif bezahlt und in „Schnupperwochen“ ohne Lohn beschäftigt. Sie müssten willkürlich festgelegte Arbeitszeiten und zu wenig Urlaub akzeptieren sowie regelmäßig Mehrarbeit leisten, die nicht honoriert werde. „Eines der Hauptübel vor allem in der Gastronomie ist die Schwarzarbeit“, sagt Riesner. Egal ob Club, Kneipe oder Nobelrestaurant – die Beschäftigten erhielten oft Verträge mit sehr geringem Lohn. Riesner: „Den Rest gibt’s nach BAT, das heißt bei uns Bar Auf Tatze.“ Doch von der Methode „brutto gleich netto“ profitiere nur der Arbeitgeber, der Steuern und Abgaben spare. Der Beschäftigte stelle irgendwann fest, dass er nur wenig Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegegeld sowie ein kleine Rente erhält.
Quelle: Berliner Zeitung
Die Deutsche Bundesbank sieht keine Anzeichen für eine Kreditklemme hierzulande. In einer Untersuchung in ihrem am Montag vorgestellten Monatsbericht für Januar kommt sie zwar zum Schluss, dass es “gewisse Hinweise auf angebotsseitige restriktive Effekte auf die Kreditentwicklung gebe”. Eine allgemeine Kreditverknappung sei aber nicht festzstellen: “Eine Verschärfung der Kreditstandards in konjunkturellen Schwächephasen stellt keine untypische Reaktion des Angebotsverhaltens dar”, schreiben die Bundesbank-Experten. …
Quelle: FTD
Zwischen diesen Steuerparadiesen herrscht ein verbissener Wettbewerb, in dem sich Jersey bislang gut behaupten kann. Bis 2007 wurden die Gewinne ausländischer Unternehmen schon ungewöhnlich gering besteuert. Als dann die Isle of Man als größte regionale Konkurrentin von Jersey die Besteuerung ausländischer Gesellschaften ganz abschaffte, zog Jersey sofort nach. Heute zahlen die multinationalen Konzerne keinen Cent mehr. Inzwischen lockt die Insel mit weiteren Erleichterungen speziell Hedgefonds an. Seit dem 1. Januar 2008 kann jeder, der mindestens eine Million Dollar mitbringt, mittels einer maßgeschneiderten Mantelgesellschaft auf den Risikomärkten spekulieren. Dafür ist weder eine Genehmigung nötig, noch wird die neue Gesellschaft in irgendeiner Weise kontrolliert.
“Es stimmt”, erklärt Geoff Cook, Generaldirektor von Jersey Finance Limited, “dass bei uns die Reichen weniger Steuern zahlen als die Armen. Aber das rührt von einer kulturellen Differenz. Bei Ihnen denken die Leute, dass die Reichen nur wegen ihrer Steuern wichtig sind. Hier haben sie andere Möglichkeiten, sich in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen, zum Beispiel, indem sie wohltätige Dinge tun.” Mit großem Eifer erläutert der Marketingchef von Jersey das Steuersystem der Insel: Alle zahlen 20 Prozent, außer die ganz Reichen. Für die gilt ein Staffelrabatt, der sich mit der Größe des Vermögens erhöht: “Die Reichsten zahlen 20 Prozent auf die erste halbe Million, und dann schrittweise immer weniger.” Das heißt, dass sie für einen Teil ihrer Anlagen gar nichts mehr zahlen. Um noch mehr Milliardäre auf dieses Fleckchen Erde zu locken, hat sich die Regierung von Jersey eine neue Steuerklasse einfallen lassen. Die “1 (k) 1” ermöglicht es den liebsten Bürgern des Landes, ihren Steuersatz direkt mit den Finanzbehörden auszuhandeln. Mit den meisten einigt man sich auf 0 Prozent. Die zahlen dafür eine Jahrespauschale von 100 000 Pfund (116 000 Euro). Außerdem müssen sie sich “verpflichten, ihrem Aufnahmeland etwas Gutes zu tun, indem sie für gemeinnützige Zwecke spenden”, erläutert Geoff Cook mit sichtlichem Stolz.
Quelle: Le Monde Diplomatique
Fortis auf Jersey
Nach der Pleite des Finanzkonzerns Fortis Anfang Oktober bleibt von dem belgisch-niederländischen Unternehmen nicht nur die flüchtige Erinnerung an einen Banken- und Versicherungsriesen, den die Finanzkrise kalt erwischt hat: Fortis hinterlässt seinen neuen Eignern auch eine stattliche Zahl von Filialen in diversen Steuerparadiesen. Das Center for Research on Multinational Corporations listet sage und schreibe 300 Unternehmen an den besten Offshore-Finanzplätzen der Welt auf.(1) Einige machen keinen Hehl aus ihrer Verbindung zum Mutterkonzern, so etwa Fortis Intertrust (Britische Jungferninseln), Fortis Investment Management (Kaiman-Inseln), Fortis Commercial Finance (Luxemburg), Fortis Private Wealth Management (Niederländische Antillen) und Fortis Foreign Fund Service (Schweiz). Bei den meisten ist die Verbindung allerdings nicht so offenkundig. Die Liste der Filialen mit exotischen Adressen ist zehn Seiten lang. Auf ihr stehen unter anderem Jeb Ltd. (Liberia), Comanche Ltd. (Bahamas), Jasmette Valley Inc. (Liechtenstein), Swilken Holdings (Panama).
Ein solches Finanzimperium ist an sich nichts Besonderes. “In den letzten zehn Jahren haben alle großen Banken ein unübersichtliches Filialnetzwerk in den Steuerparadiesen aufgebaut. Damit können sie einen Teil ihrer Geschäfte verschleiern, Kontrollen umgehen und viele Aktiva verstecken”, schreibt die schottische Zeitung Sunday Herald.(2) Geht es hier nur um Lappalien, oder weshalb haben sich die Behörden bislang nicht mit diesen Firmenkonstruktionen beschäftigt?
Quelle: Le Monde-Diplom.
Anmerkung AM: Das lassen wir alles innerhalb der EU zu.
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