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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 13. Januar 2009 um 8:48 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Kai Ruhsert
(KR/AM)
Heute unter anderem zu diesen Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Kommentar AM: So sehr die Lernfähigkeit der bisher herrschenden Ökonomen zu begrüßen ist, ein teures Verfahren ist dieser Art von Willensbildung und Entscheidungsfindung schon. Damit soll gesagt sein, dass mit dieser Art von Wissenschaft noch kräftig aufgeräumt werden muss. Nochmals sollten wir uns die teuren und unmenschlichen, weil für viele Menschen existenzbedrohenden Lernprozesse dieser Pseudowissenschaftler nicht leisten.
Anmerkung AM: Nur zu Ihrer Information. – Eines Kommentars enthalten wir uns zu dieser Stunde. Es soll endlich etwas geschehen.
Wie seltsame Vorstellungen über die Wirkungsgeschwindigkeit eines Konjunkturprogramms in wichtigen Medien vorherrschen, können Sie an der folgenden Bilanz der Tagesthemen zum Konjunkturpaket I sehen. Da gibt es wirklich den Glauben, eine solche Entscheidung wirke innerhalb von eineinhalb Monaten. Angesichts dieser obskuren Vorstellungen muss man sogar dem wissenschaftlichen Interessenvertreter der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, der in einem Interview der Tagesthemen auftritt, Recht geben:
ARD Tagesthemen: Bilanz Konjunkturpaket I
Quelle: Tagesthemen
Anmerkung KR: Irland galt bis vor kurzem noch als leuchtendes Vorbild dafür, mit niedrigen Steuern Wachstum zu schaffen. 2004 schrieb Albrecht Müller dazu in „Die Reformlüge“:
Um uns so richtig Angst zu machen vor der weiteren Zukunft, wird auf die besondere ökonomische Entwicklung der »kleinen Tiger« in der Europäischen Union hingewiesen: auf Österreich, auf die Niederlande und besonders auf Irland. Sie hätten sich 1999 beim Bruttosozialprodukt je Einwohner vor die Bundesrepublik geschoben. Bewundert wird auch, dass Irland in den neunziger Jahren eine durchschnittliche reale Wachstumsrate von 6,5 Prozent erreicht habe, es liege mit seinem Pro-Kopf-Einkommen weit über dem europäischen Durchschnitt und habe Deutschland hinter sich gelassen.
Wer Irland kennt und weiß, was dort für die Menschen bleibt, der wundert sich. Zwar ist der Lebensstandard im Vergleich zu früher unverkennbar gestiegen, aber irgendetwas kann nicht stimmen an der Behauptung vom Überholvorgang (…)
17,6 Milliarden Euro des irischen Bruttoinlandsprodukts von insgesamt 114,5 Milliarden sind 2001 als Einkommen ins Ausland überwiesen worden. Den Iren blieben noch 96,8 Milliarden. Die arbeitenden Iren haben folglich vom statistischen Aufschwung des Pro-Kopf-Einkommens in ihrem Land sehr viel weniger gehabt als die Investoren von außerhalb. Die hohe Wachstumsrate ist das Ergebnis einer trickreichen Steuerpolitik, und sie sagt nicht sehr viel über den Wohlstand des irischen Volkes aus.
Es gibt mehrere Umstände, die zeigen, dass die angestrebte Energiewende der wesentliche Grund für den erbitterten Widerstand gegen dieses ambitionierte Politikprojekt war.
Quelle: Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV)
Und schließlich sollten wir uns wirklich fragen, ob es künftig sinnvoll ist, dass Pensionsfonds in Private-Equity-Fonds investieren. 40 Prozent des Kapitals der Private-Equity-Gesellschaften stammt von Pensionsfonds, von Unternehmen mit betrieblicher Altersversorgung oder Rentenversicherungen. In Deutschland kann man teilweise davon sprechen, dass man mit dem Geld, das man in Pensionsfonds anlegt, seine eigene Kündigung finanziert.”
Quelle: Frontal 21 [PDF – 50 KB]
Kommentar AM: Dieser wichtige Beitrag zeigt an einem Beispiel, am Wirken der Private-Equity-Gesellschaften, wie die hohen Renditen einiger so genannter Investoren zustandekamen und -kommen – durch Überschulden und Plündern intakter Unternehmen. Und dies alles haben unsere Bundesregierungen von Schröder bis Merkel bewundert und gefördert. Es war besonders das Programm der Herren Schröder, Clement und Eichel, die so genannte „Auflösung der Deutschland AG“ zu betreiben. Die Union blieb häufig im Hintergrund. Ihre Freunde gehören aber zu den eigentlichen Profiteuren.
Dieser Beitrag ist auch wichtig im Kontext meines Hinweises auf die seltsame Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank im Beitrag zur Finanzkrise Teil II, Ziffer 2.
Anmerkung R.S.: Welch eine Überraschung! Erst unterzeichnet das Gericht “zufällig” einen Tag zu spät den Durchsuchungsbeschluss, dann wird die Staatsanwältin weggemobbt, dann zeichnet sich eine milde Strafe ab. Natürlich haben wir alle volles Vertrauen in den Rechtsstaat.
Siehe dazu auch:
Madoff muss nicht in U-Haft
Der mutmaßliche Milliarden-Betrüger Bernard L. Madoff muss weiterhin nicht Untersuchungshaft, obwohl er offenbar versucht hat, Uhren und Schmuck im Wert von einer Million Dollar beiseitezuschaffen. Ein New Yorker Richter habe am Montag die Forderung der Staatsanwaltschaft abgelehnt, Madoff ins Gefängnis zu bringen, wie die “New York Times” berichtete.
Quelle: FR
Anmerkung Orlando Pascheit: Eine seltsame Welt ….
Anmerkung Orlando Pascheit: Also ein “ausgesprochen niedriges Niveau von Arbeitslosigkeit”! Es scheint Frank-Jürgen Weise wie einigen Bankern zu gehen, die im Umgang mit hohen Zahlen den Kontakt zur Realität verloren haben. Ich erinnere mich noch an Zeiten, in denen 1 Million Arbeitslose mit Recht als Skandal empfunden wurde – erst recht heute mit 3 Millionen, wobei dies nur die registrierten Arbeitslosen sind. Und hinter der ausgewiesenen Zahl an Beschäftigten verbirgt sich eine wachsende Zahl von Menschen, die für das Existenzminimum schuften. Dafür hat die Politik Rahmenbedingungen geschaffen. Überhaupt ist da viel Trickserei bei einem “Chef einer großen Behörde”, der nicht “politisch argumentieren” möchte. Da seien seit 2000 zwei Millionen verloren gegangene sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze fast wieder aufgebaut worden. Der älteste statistische Trick der Welt: Man wähle vor allem ein passendes Bezugsjahr. In Wirklichkeit liegt der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse an der Gesamtbeschäftigung deutlich unter dem Niveau der 90er Jahre. Und so häufen sich die Ungereimtheiten. Wes Geistes Kind Frank-Jürgen Weise ist, wird dann bei einer etwas seltsamen Beschwörung der globalen Wirtschaft mit ihrem Verlagerungszwang deutlich. Die Unternehmen verlagern, “weil wir als Kunden nicht bereit sind, viel Geld” für bestimmte Produkte auszugeben. Lassen wir einmal das Markterschließungsmotiv außen vor, so ist das klassische Motiv für Verlagerungen (offshoring) die Senkung der Kosten – um nicht zuletzt die Renditeerwartungen von Aktionären z.B. von Nokia zu erfüllen. Oder waren wir nicht mehr bereit, die in Deutschland gefertigten Handys von Nokia zu bezahlen? Natürlich beunruhigt Herrn Weise sehr, wenn einer “nicht mal genügend Geld über seine Arbeit bekommt, sondern staatliche Leistungen braucht, um seine Existenz zu sichern”. Aber genau mit der Rhetorik von der “globalen Wirtschaft”- “nicht ein diabolischer Wille”- wurde und wird in Deutschland Lohnmäßigung bis hin zum nicht mehr existenzsichernden Niedriglohn durchgesetzt. Das Verrückte an Weises Argumentation ist noch dazu, dass wir, die Normalverbraucher, mit unserem “Geiz ist geil” diese Globalisierung vorangetrieben haben. Dabei steht “Geiz ist geil” am Ende einer verantwortungslosen Wirtschafts- und mutlosen Lohnpolitik.
Zur Ermunterung und Nachahmung: Wieder ein kleiner Erfolg beim Kampf gegen die Privatisierung.
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