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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 10. Februar 2017 um 8:54 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
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dazu: Die 253 Milliarden, die Merkel und Draghi verbinden
Deutschland hat zum dritten Mal in Folge einen Exportrekord erwirtschaftet. Das dürfte prominente Kritiker wie Trump auf den Plan rufen. EZB-Chef Draghi wird nicht dazugehören. Aus gutem Grund. Öffentlich ist Angela Merkel noch nie ein böses Wort über Mario Draghi über die Lippen gekommen. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) wiederum hat die Bundeskanzlerin auf großer Bühne noch nie kritisiert. Daran wird sich auch heute nichts ändern, wenn beide am Nachmittag in Berlin zu einem ihrer regelmäßigen Treffen zusammenkommen.
Im Gegenteil: Gerade weil die Zwänge so groß sind – Griechenland-Krise, Wahlkampf in Europa und ein durch die neue Trump-Administration angefachter, wachsender Protektionismus in Amerika –, dürften die Kanzlerin und der Euro-Hüter diesmal vor allem die Gemeinsamkeiten betonen.
Zumal beide angesichts des wachsenden Drucks noch mehr aufeinander angewiesen sind als bisher schon: Draghi, weil er die stillschweigende Unterstützung der Kanzlerin für seine gewagte ultralockere Geldpolitik braucht. Und Merkel, weil sie einen weiteren Kritiker am deutschen Exportmodell derzeit besonders wenig gebrauchen kann.
Dabei hätte der EZB-Chef heute ganz besonders leicht die Möglichkeit, einen Punkt zu machen: Immerhin hat der deutsche Export, das zeigen die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes, 2016 das dritte Rekordjahr in Folge verzeichnet. Die Exportstärke der deutschen Wirtschaft wird von Handelspartnern, Ökonomen und Institutionen wie beispielsweise dem Internationalen Währungsfonds (IWF) seit Jahren kritisiert. Sie werfen Deutschland vor, zu viel aus- und zu wenig einzuführen, zulasten der eigenen Handelspartner – und empfehlen als Lösung mehr Konsum, mehr Investitionen, höhere Löhne.
Quelle: Welt Online
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Der exorbitante Leistungsbilanzüberschuss wird ausführlich diskutiert, die große Kritik von überall her (IWF, EU-Kommission, USA…) lang und breit dargelegt (mit einem unnötigen Schlenker über die lockere Geldpolitik der EZB, das Ergebnis des deutschen Exportirrsinns), die IWF-Empfehlungen “mehr Konsum, mehr Investitionen, höhere Löhne” erwähnt, die Lösung ist also offensichtlich – und am Ende geht es um Probleme der armen Merkel, das alles in der Öffentlichkeit verkaufen zu müssen. Irre.
dazu auch: Rekorde mit Risiken
Mit gemischten Gefühlen reagieren Wirtschaftskreise auf die neuen Exportrekorde der deutschen Industrie. Deutsche Unternehmen haben ihre Ausfuhren im Jahr 2016 auf ein Allzeithoch von 1,208 Billionen Euro gesteigert. Zudem haben sie ein Leistungsbilanzplus von 266 Milliarden Euro erzielt; auch dies ist mehr als je zuvor. Doch sind Risiken unübersehbar. So sind die Ausfuhren in Länder außerhalb der EU zurückgegangen, obwohl die bedeutendsten Zukunftsmärkte nach dem übereinstimmenden Urteil von Experten jenseits des europäischen Kontinents liegen. Die deutsche Exportindustrie ist wieder stärker als zuletzt von der EU abhängig, die tief in der Krise steckt. Der Austritt Großbritanniens aus der EU droht den Export in das Land, das in den vergangenen Jahren zum drittgrößten Absatzmarkt der Bundesrepublik geworden ist, zu schwächen. Nach dem politisch bedingten Einbruch des Russlandgeschäfts droht nun die neue US-Administration auch die deutsche Ausfuhr in die Vereinigten Staaten, Deutschlands Absatzmarkt Nummer eins, zu bremsen oder sogar zu reduzieren. Der Maschinenbau, eine Schlüsselbranche der deutschen Industrie, vermeldet bereits empfindliche Auftragsrückgänge im Vergleich zum Vorjahr – und versucht sich durch Wachstum in der EU und auf dem Inlandsmarkt zu behaupten, da Aufträge aus Drittstaaten ausbleiben.
Quelle: German Foreign Policy
Anmerkung unseres Lesers S.S.: […] Interessant ist auch, dass der Entwurf auch ein Beitrag zur Umsetzung des aktuellen Koalitionsvertrags von 2013 sei, „Polizisten und andere Einsatzkräfte stärker bei gewalttätigen Übergriffen zu schützen.“ Das Thema steht also schon länger auf der Agenda und ist keineswegs eine Reaktion auf die zur Begründung herangezogenen im Jahr 2014 und 2015 (oberflächlich betrachtet) gestiegenen Fallzahlen. Hierzu äußerst sehenswert das Interview mit Rita Steffes-enn im ZDF heute journal.
dazu: Pro Asyl kritisiert Abschiebepläne von Bund und Ländern
Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl kritisiert die Pläne von Bund und Ländern für schnellere Abschiebungen aus Deutschland. »Das ist deswegen problematisch, weil beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Eilverfahren unter Missachtung von Standards durchgeführt werden«, sagte der Geschäftsführer Günter Burkhardt in Berlin.
Bei einem Spitzentreffen wollen Bund und Länder am Donnerstag in Berlin einen 16-Punkte-Plan beraten. Er sieht unter anderem Bundesausreisezentren für Asylsuchende vor, die voraussichtlich keinen Anspruch auf Schutz in Deutschland bekommen. Auch sollen die Anreize für eine »freiwillige« Rückkehr gestärkt werden. Betroffene sollen umso mehr Geld bekommen, je früher sie sich dafür entscheiden.
Pro Asyl kritisierte, bei Ablehnung von Asylanträgen gebe es bereits heute viele Fehlentscheidungen. Burkhardt warnte vor Rückkehrprogrammen mit Syrien, Afghanistan, Eritrea oder Irak. Für Flüchtlinge aus diesen Ländern gebe es eine hohe Schutzwürdigkeit. Auch eine Vermischung von Bundes- und Länderkompetenzen bei Abschiebungen sei problematisch.
Quelle: Neues Deutschland
Anmerkung Christian Reimann: Und dennoch genießt insbesondere Frau Merkel den Ruf, eine gegenüber Flüchtlingen freundliche bzw. wohlwollende Kanzlerin zu sein. Dabei tritt ihre Bundesregierung nicht erst mit diesen zumindest in Erwägung gezogenen Maßnahmen deutlich auf die Bremse und möchte offenbar – entsprechend der traditionellen Position der Unionsparteien und auch mittels weiterer Aushöhlung des Asylrechts – Zuwanderung begrenzen.
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