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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 9. Januar 2009 um 9:23 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(MB/WL)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung AM: Unterstützenswert!! Angesichts der einbrechenden Auftragslage und des zu erwartenden noch größeren Drucks auf die Arbeitnehmer und ihre Löhne wäre es noch wichtiger, beim Mindestlohn weiter zu kommen.
Ein Schutzschirm für die Schwächsten
Der Abschwung trifft Leiharbeiter am härtesten. Beschäftigungspakte sind hier nicht möglich – aber die Politik kann auf andere Art helfen.
Die jüngste Entwicklung der Leiharbeit lässt sich mit der Formel “Wie gewonnen, so zerronnen” beschreiben. Nach der steilen Karriere, ausgelöst durch Deregulierungen im Zuge der Hartz-Gesetze, droht dieser Beschäftigungsform nun ein ebenso jäher Absturz. Der Einbruch der Nachfrage im produzierenden Gewerbe trifft Leiharbeiter mit voller Wucht. Konjunkturellen Abschwüngen sind sie wesentlich ungeschützter ausgesetzt als die Kernbelegschaften. Schonungslos legt die aufziehende Arbeitsmarktkrise bloß, welche besonderen Risiken Leiharbeiter tragen.
Quelle: Financial Times Deutschland
Der Bank fließen damit weitere zehn Milliarden Euro an Eigenkapital zu, um die Übernahme der Dresdner Bank aus den Händen der Allianz sowie daraus entstehende weitere Belastungen zu finanzieren. (…)
Bereits Ende des vergangenen Jahres hatte die Commerzbank aus dem knapp 500 Milliarden Euro schweren Rettungsfonds SoFFin 8,2 Milliarden Euro Eigenkapitalhilfe erhalten. Mit somit insgesamt 18,2 Milliarden Euro wolle sich das Geldinstitut gegen alle Risiken absichern, die durch die rund fünf Milliarden Euro teure Übernahme der Dresdner Bank drohen, hatte die “Financial Times Deutschland” vorab berichtet.
Quelle: ARD
Anmerkung WL: Man fragt sich als Steuerzahler, warum die Commerzbank die Dresdner von der Allianz „abkaufen“ will, dafür noch einen Preis an die Allianz bezahlen soll, und dafür erst noch einmal Milliarden an Kapital (als nicht nur Kreditbürgschaften) für die Dresdner vom Staat abverlangt. Sind die angeblich 1,45 Milliarden Euro, die die Allianz beisteuern soll, nicht viel zu niedrig?
Ist der Bund oder irgendwer sonst bereit zu erläutern, welche Konsequenzen es hätte, wenn diese Kapitalhilfe nicht gewährt würde?
Wenn der Bund schon mit 25 Prozent bei der Commerzbank werden soll, warum dann nur als „stille Einlage“, womit man in der Geschäftsführung nichts zu sagen hat?
Siehe dazu auch die Pflichtveröffentlichung:
Quelle: Commerzbank AG
Frankfurt am Main/Düsseldorf/Berlin – Die deutsche Finanzwirtschaft fordert Anpassungen beim Rettungsfonds für die Branche. Dringend nötig sei eine sogenannte Bad Bank, die faule Wertpapiere aus den Bankbilanzen übernehmen und bis zur Fälligkeit halten könnte, sagte der Vize-Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken, Hans-Joachim Massenberg.
Quelle: SpiegelOnline
Die Geschäftsbanken könnten per Gesetz zu einer verbindlichen Mindestwachstumsrate des Kreditgeschäftes und zu einer Zinsobergrenze verpflichtet werden, die sich am EZB-Leitzins orientiert. Dabei kann nach Branchen und Verwendungszweck unterschieden werden. In diese Richtung geht beispielsweise die Absichtserklärung des französischen Präsidenten, der die Kreditpolitik der Banken von einem Arbeitsstab überwachen lässt.
Auch die EZB selbst könnte direkt eingreifen und die Kreditversorgung derjenigen privaten Unternehmen sicherstellen, die von den Privatbanken nicht angemessen versorgt werden, entweder indem sie Schuldscheine der Unternehmen rediskontiert oder direkt Darlehen an sie vergibt – wie aktuell die US-Zentralbank.
Quelle: junge Welt
Anmerkung WL: Nicht teilen kann ich die Meinung von Peter Ehrlich, dass die Bundesregierung mit ihrer Politik die Konjunktur „gewaltig“ unterstütze. Und nicht teilen kann ich sein Verständnis für die angebliche Generationengerechtigkeit. Hauke Fürstenwerth schrieb uns dazu: „Mit den umfangreichen staatlichen Rettungsmaßnahmen werden die Schulden auf den Steuerzahler abgewälzt. Der Staat hat das Geld nicht, er muss es am Kapitalmarkt bei den Gewinnern der Finanzspekulation gegen Zahlung von Zinsen aufnehmen. Zins und Tilgung für die Rettungspakete müssen aus Steuereinnahmen bedient werden. Diese Zahlungen werden von der gegenwärtigen Generation von Steuerzahlern an die gegenwärtige Generation der Kreditgeber getätigt. Die Zahlenden werden ihre Verpflichtungen an ihre Kinder weitergeben, genauso wie die Zahlungsempfänger ihre dadurch steigenden Guthaben an ihre Kinder vererben werden. Die durch die Staatsverschuldung verursachte Umverteilung von unten nach oben findet hier und heute, innerhalb der jetzigen Generation statt.
Wird die Staatsverschuldung weiter gesteigert, so wird dieses Problem in verschärfter Form an die nächste Generation weitergegeben. Die Frage, wer für die Staatsschulden aufkommen muss, wird allein durch die aktuellen Steuergesetze beantwortet.
Die Außenhandelsbilanz schloss im November 2008 mit einem Überschuss von 9,7 Milliarden Euro ab. Im November 2007 hatte der Saldo in der Außenhandelsbilanz 19,4 Milliarden Euro betragen. Kalender- und saisonbereinigt lag im November 2008 der Außenhandelsbilanzüberschuss bei 10,7 Milliarden Euro.
Quelle: destatis
Anmerkung WL: Glaubt man wirklich, dass man diese Einbrüche, durch eine „Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit“ ausgleichen könnte? Gibt es wirklich noch eine Alternative zur Stärkung der Binnennachfrage um einen Absturz zu verhindern?
Anmerkung Martin Betzwieser: Bislang habe die BA für 2009 Ausgaben von 300 Millionen Euro für Kurzarbeit eingeplant. “Das wird ganz sicher nicht reichen”, glaubt Weise. Wenn sich die Entwicklung auf diese Weise fortsetze, könne die BA eine Milliarde Euro dafür benötigen.
Und was ist, so möchte man Scholz fragen, mit einer „gesetzlichen Garantie“, dass die Belastungen der Arbeitslosen nicht erhöht werden. Es ist in der Geschichte der Sozialdemokratie wohl noch nicht auf vorgekommen, dass ein (sozialdemokratischer) „Arbeitsminister“ Garantien zugunsten der Wirtschaft und auf zulasten des inzwischen ganz konkreten Risikos der Arbeitslosigkeit für Arbeitnehmer gesetzlich garantieren will. Das hatten noch nicht einmal die Union und die FDP gefordert. Und diese Forderung ist auch unsinnig, selbst wenn es der SPD gelingen sollte, die Defizite der Bundesagentur mit Steuergeldern auszugleichen. Scholz folgt blind dem Arbeitgeber-Mythos der angeblich zu hohen „Lohnnebenkosten“.
Die Bundesregierung hält an ihrer in der Bundestagsdrucksache 16/10988 (Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage, Bundestagsdrucksache 16/10740) getroffenen Aussage fest, dass bei Riester-Verträgen immer ein positives Sparergebnis sichergestellt ist, denn zu Beginn der Auszahlungsphase muss mindestens die Summe der Beiträge (Eigenbeiträge und Zulagen) zur Verfügung stehen. Bei geförderten Verträgen ist die Summe der Beiträge stets größer als die Summe der Eigenbeiträge (…)
Das Sparergebnis im Sinne der Antwort auf die Frage 11 beruht auf der Gegenüberstellung von (nominalen) Beitragssummen. Eine Inflationsentwicklung ist nicht Bestandteil dieser Betrachtung (…)
Die Besteuerung ist nicht Bestandteil dieser Betrachtung.
Quelle: Deutscher Bundestag [PDF – 56 KB]
Anmerkung WL: Diese (knappe) Antwort der Bundesregierung sollten Sie lesen. Sie ist nichts sagend und weicht allen Antworten auf die konkreten Fragen aus.
Anmerkung Martin Betzwieser: Dieses Problem gibt es auch im Bereich Orthopädie; letztes Jahr wurde darüber berichtet. Und warum sollte es in anderen Bereichen nicht anders sein…
Es verbindet Investitionen in Infrastruktur, Energieeinsparung sowie die Förderung kleinerer und mittlerer Unternehmen mit einem breiten Qualifizierungsprogramm, das sich vor allem auf die bisher vom Bildungssystem benachteiligten Gruppen unserer Gesellschaft konzentriert.
Quelle: Friedrich-Ebert-Stiftung [PDF – 120 KB]
Anmerkung: Wir teilen zwar nicht die Auffassung der Autoren, dass die Finanzkrise allein ursächlich für die Rezession ist. Ein Konjunkturabschwung war schon lange vorher erkennbar. Auch sind wir nicht der Meinung, dass die „Politik die Gefahr erkannt“ habe und der „Schutzschirm für Arbeitsplätze“ ein Erfolg versprechendes und ausreichendes Konzept war. Diese Annahme hat sich schon damit widerlegt, dass die Bundesregierung nun schon selbst nachzubessern versucht. Aber: Für Interessierte ein anregender Diskussionsbeitrag.
Im Oktober 2006 habe ich nachgefragt, was ist mit externen Mitarbeitern bei der Bundesregierung. Damals hat man mir gesagt: Erstens, es gibt keine. Zweitens, wenn es welche geben sollte, werden die von der Bundesregierung bezahlt. Beides ist nachgewiesenermaßen falsch. Dann hat man zugegeben zunächst 30, dann 100 Mitarbeiter bei der Bundesregierung. Jetzt sind wir bei aufsummiert ungefähr 300. Hier wird das Parlament nur auf Raten informiert und zunächst falsch. Das ist ein ziemlicher Skandal. Und wir müssen dieses Thema jetzt endgültig aufarbeiten.
Dass der Staat für die Erledigung von Gesetzes- und Kontrollaufgaben hundertfach auf externe Mitarbeiter zurückgreift, die von Privatunternehmen weiterbezahlt werden, hält der Bundesrechnungshof für mehr als bedenklich.
Zitat aus dem Bericht:
Diese Abhängigkeit lässt befürchten, dass Interessenkonflikte oder zumindest in der Außenwahrnehmung der ‘böse Schein’ fehlender Neutralität entstehen.
Quelle: WDR-monitor
Anmerkung: Für NDS-Leser nicht neu, aber trotzdem immer wieder lesenswert
Anmerkung Martin Betzwieser: Im Tagesspiegel natürlich kaum ein Wort darüber, wer oder was die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist. Zur Erinnerung:
Finanziert wird ihre Arbeit durch die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie. Die INSM verfügt über einen Jahresetat von rund 8,32 Mio. Euro jährlich, nach Abzug von Steuern. Wissenschaftlich begleitet wird die INSM vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW).
Quelle 3: Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
Anmerkung Martin Betzwieser: Die Kirche als arbeitsrechtsfreier Raum
Siehe kritisch auch der Marburger Bund:
Die Schlussfolgerungen der heute vorgelegten Studie sind Gesundheitspolitik auf Stammtischniveau, ohne die Konsequenzen zu bedenken“, sagte der Vorsitzende des MB, Rudolf Henke.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt
Anmerkung WL: Nach dem ARD Deutschlandtrend droht der Linken ein Scheitern an der 5%-Klausel, sie hatte allerdings auch bei der letzten Wahl auch nur 5,1%.
In Hessen hat sich die Partei erst vor etwa anderthalb Jahren gegründet und setzt sich aus sehr verschiedenen Strömungen zusammen. Es wäre geradezu unverständlich, wenn es keine Konflikte gäbe. Pit Metz beschreibt im Interview in der Frankfurter Rundschau, er habe sich persönlich nicht geachtet gefühlt, seine politischen Optionen habe er nicht durchsetzen können – seinen Austritt kann ich insofern nachvollziehen. Den Zeitpunkt, direkt vor der Wahl, finde ich allerdings unglücklich. Merkwürdig ist weiterhin, wie die Presse auf diesen Konflikt eingeht: Pit Metz kommt aus der DKP und ist bekennender Kommunist. Nun müsste die Frankfurter Rundschau ja eigentlich schreiben: Aus der Partei Die Linke treten jetzt die Kommunisten aus – das tut sie aber nicht! Die Medien biegen sich alles so zurecht, wie sie es brauchen, um negativ über Die Linke vor der Wahl zu berichten. In Nordhessen sind zwar Mitglieder ausgetreten, aber zugleich auch viele eingetreten. Der Zeitpunkt, mit Pauken und Trompeten vor der Wahl auszutreten, zeigt, dass es keine politische Richtungsentscheidung ist. Ein politisch denkender Mensch würde eine solche Auseinandersetzung nach der Wahl führen. Es geht wohl um persönliche Belange, Karriereinteressen oder ähnliches.
Quelle: Junge Welt
Anmerkung WL: Nach dem jüngsten ARD-Deutschlandtrend kommt die CDU in der Wählerstimmung auf 42,0% das sind 5,2% mehr als bei der Wahl im letzten Jahr, aber immer noch 7% weniger als bei der Wahl zuvor. Die SPD kommt danach auf 24,0% das sind fast 13% weniger als bei der letzten Wahl. Interessent ist, dass Koch mit 48% für einen Amtsinhaber ziemlich schlecht abschneidet und der völlig unbekannt Schäfer-Gümpel mit 36% überraschend stark. 68 Prozent meinen die hessische SPD sei nicht mehr glaubwürdig. Aber 67 % meinen dass wirklich überzeugende Alternativen nicht zur Wahl stünden.
Aus der Sicht der beiden Richtergewerkschaften, die von einem schwerwiegenden Abbau der Bürgerrechte reden, bedeutet die Abschaffung der Untersuchungsrichter eine verstärkte Einflussnahme der politischen Exekutive. Denn die Anklagekammer ist direkt dem Justizministerium unterstellt. Aus Kreisen der parlamentarischen Opposition wird die Befürchtung laut, gerade im Falle von Ermittlungen bei politischen Affären oder Skandalen könne dieser Verlust der Unabhängigkeit des Untersuchungsverfahrens schwerwiegende Folgen für die Demokratie haben.
Quelle: NZZ
Anmerkung WL: Berlusconisierung Frankreichs.
Da schaut er, der Kauter
Quelle: weissgarnix
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