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Titel: Trumps „America first“ ist ein kultureller Rückfall sondergleichen. Aber Merkel und Schäuble sind kaum besser.
Datum: 24. Januar 2017 um 15:45 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Audio-Podcast, Europapolitik, Rechte Gefahr
Verantwortlich: Albrecht Müller
Die USA leben auf Kosten anderer Völker und ihrer Ressourcen. Trump will das noch verschärfen. Um zu begreifen, welch ein Rückfall das ist, soll daran erinnert werden, dass ein Regierungschef in Deutschland einmal – 1969 – seine Arbeit mit dem Versprechen begann: „Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein“. Das hatte damals praktische Konsequenzen: Versöhnung und Verständigung mit dem Osten, Hilfe für die Länder des Südens – gemeinsam getragen vom Schweden Olof Palme und vom Deutschen Willy Brandt. Und jetzt? Merkel ist stolz auf die hohen Exportüberschüsse, die im Effekt nichts anderes sind als der gelungene Versuch, die deutschen Probleme auf dem Arbeitsmarkt durch Überschuss-Export von Gütern und damit durch den Export von Arbeitslosigkeit zu mildern und zu lösen. Albrecht Müller.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Auch für die deutsche Regierung gilt: Deutschland zuerst
Die Völker Europas ächzen unter dieser forcierten Konkurrenz. Die vermeintlichen Interessen Deutschlands werden ohne Rücksicht auf die gemeinsamen Bedürfnisse und auf den Zusammenhalt Europas betrieben. Der Zusammenhalt Europas wird nämlich auf Dauer nur gelingen, wenn alle Völker die Chance haben, ihren Lebensunterhalt in ihrem Land und im einigermaßen ausgeglichenen Dienstleistung-und Warenaustausch mit anderen Völkern zu verdienen.
Am Ende ist die jetzige Politik der Bundesregierung nicht einmal im Sinne Deutschlands. Sie zerstört die notwendige europäische Solidarität und Einigkeit. Es ist deshalb gar kein Wunder, dass es Europa so schlecht geht. Die Krise der Länder um uns herum ist nicht vom Himmel gefallen. Sie ist auch das Ergebnis von Merkels Politik und ihres bornierten Stolzes auf die Exportweltmeisterschaft. Schäubles Stolz auf die Schwarze Null und seine besserwisserische Art, anderen Völkern die von ihm praktizierte Austeritätspolitik und die Verscherbelung ihres Volksvermögens aufzuzwingen, setzt noch einen drauf.
Wen wundert’s, dass die Völker Europas nach Rattenfängern Ausschau halten und ihr Heil in den Versprechen der Rechtsradikalen suchen. Meine Regionalzeitung hat am 20. Januar davon berichtet, welche Wirkungen die Krise in Griechenland auf die dort lebenden Menschen hat.
Sie beeinträchtigt ihre seelische Gesundheit massiv. Im Artikel ist von einem Klima der Verzweiflung die Rede und davon, dass viele empfänglich sind für Heilsversprechen unseriöser Rattenfänger. In Frankreich, in Spanien, Italien, sogar in Österreich, in Deutschland und in Holland ist dieses Phänomen auch zu beobachten. Menschen, die im Niedriglohnsektor stecken, prekäre Arbeitsverhältnisse haben, von ihrem verdienten Geld nicht leben können oder arbeitslos sind, suchen die Rettung bei rechten und rechtsradikalen Rattenfängern.
Diese Entwicklung bis hin zum möglichen Auseinanderbrechen Europas hat direkt etwas damit zu tun, dass die deutsche Bundesregierung in engstirniger Weise egoistisch denkt und auf den Applaus eines Teils des heimischen Publikums schielt. Um die übliche Sprache zu gebrauchen, die mir nicht liegt: Der Stolz auf die Exportweltmeisterschaft und auf die Schwarze Null wie auch die bei Herrn Schäuble erkennbare Lust, andere Völker von oben herab zu maßregeln, sind der reine „Populismus“. Geist und Kultur dieses Populismus der Regierenden ist artverwandt mit jenem, den man den am vergangenen Wochenende in Koblenz versammelten rechtsradikalen Kräften Europas vorwarf. Sie machen gegen Fremde mobil und pochen in engstirniger Weise auf die Wahrnehmung der eigenen Interessen. Auch der herablassende Umgang der deutschen Bundesregierung mit den Südländern von Griechenland, Italien und Spanien bis Frankreich ist in seinem Grundfundament Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit.
America First gibt es schon lange. Das ist keine Erfindung des neuen Präsidenten der USA.
Die USA haben als führende Macht des Westens schon seit längerem nicht nur Carepakete geschickt und Völkerverständigung betrieben; sie haben massiv und wie kein anderes Land ihre eigenen Interessen durchzusetzen versucht. Ich will dafür stichwortartig ein paar Beispiele nennen:
Obama hat diese Möglichkeiten genutzt. Trump kann auf den gebahnten Pfaden weitermachen. Er kann die auf diesem Weg durchgesetzte Politik des America First auch forcieren.
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