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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Unsere Hauptmedien sind in einem jämmerlichen Zustand. Sie manipulieren schamlos. Aber sie glauben, sie seien die Speerspitze der Aufklärung. Wie geht das?
Datum: 15. Dezember 2016 um 12:35 Uhr
Rubrik: Medienkritik, Militäreinsätze/Kriege, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich: Albrecht Müller
Gerne würden wir ja wissen, was in Aleppo und in ganz Syrien und in Mossul im Irak und auch im Jemen wirklich los ist. Aber unsere großen Medien lassen uns im Stich und haben sich zu einer großen Formation der Indoktrination verschworen. Deutschlandfunk, ARD-Tagesthemen, ZDF-heute journal, Spiegel online usw. – sie alle informieren und kommentieren total einseitig. Sie bedienen sich zweifelhafter Quellen und lassen weg, was nicht in das zu vermittelnde Bild passt. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die totale Manipulation möglich ist, in diesen Tagen liefern uns die genannten Medien und ein Rattenschwanz von regionalen Zeitungen und kommerziellen Sendern stündlich den Beweis. Albrecht Müller.
In einem ersten Teil (A.) wird am Beispiel einiger Medienprodukte gezeigt, wie einseitig wir über die Vorgänge im Nahen und mittleren Osten unterrichtet werden.
In einem zweiten Teil (B.) versuche ich zu ergründen, mit welchen Methoden es unseren wichtigsten Medien im Zusammenspiel mit den maßgeblichen Politikern gelingt, sich trotz ihres Versagens als großartig und unfehlbar darzustellen.
Teil A: Einige Beispiele zur Indoktrination mithilfe des Themas Aleppo. Oder: der Verlust jeder journalistischen Distanz und Redlichkeit
Das Folgende sind Beispiele dafür, was uns vorgestern (13. Dezember) und gestern von unseren Medien vorgesetzt wurde. Man kann das nicht alles lesen, anschauen und anhören, aber machen Sie mal ein paar Stichproben:
Umkämpfte Stadt in Syrien Letzte Botschaften aus Aleppo
Die Rebellen stehen laut Beobachtern in Aleppo kurz vor der Niederlage: Journalisten und Zivilisten veröffentlichen Videos aus dem Krisengebiet – es sind Hilferufe an die Welt. mehr… [ Video | Forum ]
Albrecht Müller: Es wird nur die eine Seite zitiert und nur in ihrem Sinne kommentiert. So werden die Weißhelme als neutrale Hilfsorganisation dargestellt und nicht als vom Westen inspirierte und finanzierte Organisation. Sie wurde von einem britischen Geheimdienstler in der Türkei gegründet.
Weiter mit Spiegel Online vom 13.12.2016 mit lauter Äußerungen von angeblichen Bewohnern Ost-Aleppos. Kein Wort davon, dass Teile dieser Stimmen von Geheimdiensten und PR Agenturen arrangiert sein können. Der Missbrauch des Elends vieler Menschen in Aleppo und anderen Teilen des Nahen und mittleren Ostens für die westliche Propaganda ist grauenhaft:
Zouhir al-Shimale aus Aleppo”Die Toten liegen in den Straßen”
Einige Menschen fliehen – aber nicht alle. Warum? Zouhir al-Shimale berichtet von den letzten Kämpfen um Ost-Aleppo. mehr… [ Video ]
Lina Shamy aus Aleppo”Rettet Aleppo, rettet die Menschlichkeit”
twitter.com/Linashamy
Lina Shamy berichtet vom Leid der zehntausenden Zivilisten im Osten Aleppos. Sie sagt: “Jede Bombe ist ein neues Massaker”. mehr… [ Video ]
Video aus Aleppo”Unsere Kinder werden abgeschlachtet”
twitter.com/sakirkhader
“Wo seid ihr? Rettet uns!” Ein Mann fleht inmitten der Trümmer von Aleppo um Hilfe. Verbreitet hat die bedrückende Szene ein niederländischer Journalist. mehr… [ Video ]
Lehrer aus Aleppo”Wir wollten nichts anderes als Freiheit”
twitter.com/Mr_Alhamdo
Ein Lehrer aus Aleppo erzählt von Frieden und enttäuschter Hoffnung. Schüsse sind im Hintergrund zu hören. Dann sagt er: “Ich hoffe, dass ihr euch an uns erinnert.” mehr… [ Video ]
Hama in SyrienHilfsorganisation berichtet von Giftgasangriff auf Zivilisten
In der syrischen Provinz Hama sind laut einer Hilfsorganisation Zivilisten mit Giftgas attackiert worden. 93 Menschen seien gestorben, 300 verletzt. mehr… [ Video ]
Newsblog über den Fall Aleppos – Viele Kinder laut Unicef in Gebäude eingeschlossen
Die letzten Rebellenviertel in Ost-Aleppo werden vom Assad-Regime brutal zurückerobert. Die Hilfsorganisation Unicef meldet nun, dass sich mehr als 100 Kinder in einem Gebäude befinden, das beschossen wird. mehr… [ Video ]
Change.org schaltet sich mit einer Petition in die Meinungsbildung ein: Entscheidungsträger/innen
Führende der Welt: Handeln Sie jetzt und retten Sie unsere Leben in Aleppo!
Themen:
Moderation: Caren Miosga
Albrecht Müller: Die einseitige Indoktrination beginnt schon mit dem ersten Satz. Der lautete:
„Sie fliehen aus Ost-Aleppo. Tausende verlassen ihre Stadt, denn dort hat nun Assads Armee die Kontrolle übernommen.“
Da fehlt jeder differenzierende Ton. Sind die Menschen wegen Assads Armee geflohen oder weil es dort nichts mehr zu essen gibt. Und vermutlich auch keine Wohnungen mehr. Frau Miosga von den Tagesthemen hätte genausogut sagen können:
„Jetzt können Tausende das zerstörte Ost-Aleppo verlassen, nachdem dort die syrische Armee die Kontrolle übernommen hat.“
Warum nicht, warum indoktrinieren unsere öffentlich-rechtlichen Medien, das Heute journal genauso wie die Tagesthemen, ihre Zuschauer? Warum bringen sie nicht Nachrichten aus anderen Quellen? Nicht aus russischen, nicht aus syrischen, nur von den sogenannten Rebellen.
So zeichnet zum Beispiel der Bericht der kanadischen Journalistin Bartlett ein anderes Bild von der Entwicklung in Aleppo; sie legt die Quellen der westlichen Medien offen. Siehe hier:
„Die unabhängige kanadische Journalistin und Menschenrechtlerin Eva Bartlett, die mehrmals Syrien besuchte, hat die westlichen Medien und ihre Quellen, auf die sie sich bei der Berichterstattung über die Lage im Syrien berufen, scharf kritisiert.“
Wenn man so etwas in Deutschland sehen will, dann muss man in der Regel auf russische Medien zurückgreifen. Deshalb ist die Polemik gegen die von Moskau finanzierten Medien unangebracht. Sie wäre angebracht, wenn unsere deutschen Medien ihrer Aufgabe zur umfassenden Berichterstattung gerecht würden.
Hier ist ein anderer Bericht aus einem russischen Medium, von RT Deutsch:
Nahost – Aleppo fast vollständig befreit: Aussagen der Einwohner bringen US-Außenamt in Erklärungsnot vom 14.12.2016 • 17:30 Uhr
Fazit: Unter den gegebenen Umständen müssen wir sogar froh sein, dass Russland über seine Medien im Westen – wie RT Deutsch oder Sputnik – ergänzende Informationen und Kommentierungen liefert. Das schmeckt den Offiziellen in der Politik und bei den Medien nicht. Warum nicht? Traut man uns nicht zu, differenziert und kritisch zu lesen und zu hören? Oder will man ungestört am Aufbau des Feindbildes Russland arbeiten?
Ein leicht durchschaubares und abstoßendes Ablenkungsmanöver
Es ist die immer gleiche dreiste Diskrepanz zwischen Taten und Worten. Die russische Regierung sage das Eine und tue das Andere, kommentiert Gesine Dornblüth. Sie werfe Bomben und zünde zugleich Nebelkerzen. Und westliche Politiker, Diplomaten und auch Medien griffen diese in einer verantwortungslosen Wirklichkeitsflucht dankbar auf.
Von Gesine Dornblüth
Anmerkung Albrecht Müller: Falls Sie Zeit haben, den Kommentar anzuhören: Er ist ein Musterbeispiel für die Härte der Indoktrination.
So geht das im Deutschlandfunk tagein tagaus. Oft mit mehreren Berichten und Kommentaren hintereinander und mit der gleichen Tendenz.
Ich stelle mit Erschrecken fest, dass diese Indoktrination wirkt, auch wenn sie ausgesprochen primitiv angelegt ist. Offenbar sind viele Menschen schon so abgestumpft und so vorgeprägt oder einfach nur müde, dass sie jede weitere antirussische Botschaft willig aufnehmen. Mit Ausnahmen natürlich. Aber man sollte sich keine Illusionen machen.
Die bittere Erkenntnis: Mit diesen Medien kann man auch in den Krieg ziehen, jedenfalls den nächsten Krieg durch permanenten Aufbau der Konfrontation vorbereiten. In diesen Tagen ist mir klargeworden, wie das feindselige Hochschaukeln hierzulande vor dem Ersten Weltkrieg und dann vor dem Zweiten Weltkrieg möglich und betrieben wurde. – Von den Tugenden und der friedlichen Grundeinstellung der Entspannungspolitik der sechziger und siebziger Jahre finden wir keine Spur mehr: Sich in die Lage des Anderen versetzen, Vertrauen bilden, ein Volk der guten Nachbarn sein wollen, verständigen, versöhnen – Gedanken und Wertorientierungen aus einer anderen Welt.
Teil B – Wie schaffen es unsere Medien, sich als Qualitätsmedien darzustellen, obwohl sie total versagen? Ein Einordnungs- und Erklärungsversuch.
In einigermaßen guten Zeiten unserer Demokratie gab es unter den Medien eine beachtliche Breite von gegensätzlichen Meinungen und Grundeinstellungen – der Spiegel unterschied sich wesentlich von der Bild-Zeitung, die Süddeutsche Zeitung wesentlich von der Rheinischen Post, das ZDF Magazin wesentlich von Panorama und von Monitor, die TAZ wesentlich von der FAZ, CDU/CSU wesentlich von der SPD und umgekehrt, die Grünen wesentlich von der FDP usw.
Heute sind die Medien gerade bei der Auseinandersetzung mit Russland und bei Konflikten wie in Syrien eng beieinander. Beispielhaft der Spiegel und die Bild-Zeitung, auch bei der personellen Besetzung austauschbar. Typisch war auch der Auftritt von Sonja Mikisch. Siehe hier. Die einmal als links geltende Journalistin reitet die Attacke gegen die alternativen Medien. Die wirklich kritischen Journalistinnen und Journalisten gibt es nicht mehr, jedenfalls haben sie keine Sendeplätze und keine wichtigen Funktionen in den Printmedien.
Eine einseitige Berichterstattung und Kommentierung der Geschehnisse im Nahen und Mittleren Osten läuft also keine Gefahr mehr, von wichtigen Stimmen in der eigenen Gruppe konterkariert zu werden. Das gilt für Medien wie für Politik und vor allem für den zusammenspielenden Pulk.
„Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten – wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten – dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit.“
So ist es und das macht unseren Alltag aus. Die im Teil A. dokumentierten Medienprodukte spiegeln diese Wirklichkeit wieder. Orwell ist einer unserer wichtigsten Autoren.
Die Grundhaltung, wir die Medien und auch die amtierende Politik, personifiziert vor allem durch Frau Merkel, wissen, wo es langzugehen hat, beherrscht die Szene. In vielen Feldern des politischen Lebens zeichnet sich diese Grundhaltung ab: die Journalistinnen und Journalisten wissen einvernehmlich mit der herrschenden Politik und anders als das fehlgeleitete Volk, dass das Renteneintrittsalter zumindest bei 67, wenn nicht sogar besser bei 70 Jahren liegen sollte; sie wussten anders als die normalen Beitragszahler und Rentner, dass der demographische Wandel zur Privatvorsorge zwingt und diese unsere Rettung sei; sie wissen, dass die Agenda 2010 uns gut getan hat; sie wissen, dass es uns allen gut geht; und dass die Einkommens-und Vermögensverteilung immer kritischer und ungerechter wird, das haben sie erst entdeckt, als sie über einen dicken Bestseller (Piketty) nicht mehr hinweg stolpern konnten. Und dass Teile des Volkes immer noch keinen Krieg wollen und nicht einsehen können, wie wichtig militärische Interventionen sind, das zeigt aus der Sicht unserer meinungsführenden Medien und Politiker, wie unwissend das Volk ist.
In diesem Zusammenhang ist die Rolle des Unworts „Lügenpresse“ (2014) und des Wortes des Jahres „Postfaktisch“ (2016) interessant und bedeutsam.
Der Vorwurf von Pegida, die Medien seien eine „Lügenpresse“, wurde von den führenden Medien und der Politik meisterhaft umgedeutet in eine Reinwaschung par excellence. Indem das Wort „Lügenpresse“ zum Unwort erklärt wurde, wurde einer breiteren Öffentlichkeit sogleich vermittelt, dass die Mehrheit der Medien mit Lügen nichts zu tun habe.
Zu behaupten, die Medien würden nur lügen, wäre unangebracht, aber sie betreiben das Geschäft der Verbreitung von Unwahrheiten über weite Strecken und meisterhaft. Dafür stehen die vielen Kampagnen der Meinungsbeeinflussung, die von großen Interessen über die Medien betrieben worden sind. Beispielhaft nenne ich wiederum die Kampagne zum demographischen Wandel mit dem Ziel der Umorientierung der Altersvorsorge auf Privatvorsorge. Oder die Agitation für Privatisierung öffentlicher Einrichtungen und Unternehmen. Oder die Bewunderung für die Austeritätspolitik des deutschen Bundesfinanzministers und seiner Kanzlerin. Oder die unkritische Begleitung der Agenda 2010 und ihre nachträgliche Rechtfertigung. Oder die zustimmende Begleitung des Jugoslawien Krieges 1999. Oder eben das Verschweigen der illegalen Kriege des Westens und der USA vom Iran 1953 bis Syrien 2016.
Unsere Medien sind in vielfältiger Weise in Lügen verstrickt. aber sie können heute mithilfe des Einsatzes der Methode Haltet den Dieb das Charakteristikum Lüge an anderen festmachen – an jenem Volk, das sich über Pegida und andere Protestaktionen zu Wort gemeldet hat.
Das Wort des Jahres „postfaktisch“ ergänzt diese Möglichkeit. Da wird heute von den Medien und der Politik so getan, und übrigens natürlich auch von jenen sogenannten Wissenschaftlern, die das Wort des Jahres ausgesucht haben, als sei die Missachtung von Fakten etwas Neues und am Volk fest zu machen. Ich könnte nun an den gleichen Beispielen wie etwa der Demographie und der Altersvorsorge erläutern, wie ausgeprägt die Missachtung von Fakten in den herrschenden Kreisen von Medien und Politik seit Jahrzehnten ist. NachDenkSeiten Leserinnen und Leser können selbst viele Beispiele dafür bei sich abrufen.
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